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Digitalisierung und Kundenerlebnis im Fokus

Eindrücke von der PGA Show 2019

Jedes Jahr im Januar blickt die Golfwelt nach Orlando, Florida. Die PGA Merchandise Show, die sich selbst als jährliches „MAJOR of Golf Business“ bezeichnet, öffnet ihre Tore und Fachbesucher aus aller Welt strömen nach Florida. Auch in diesem Jahr lockte die Show wieder zahlreiche Aussteller und Besucher. Ein wichtiger Erfolgsfaktor dürfte dabei der Termin sein, ermöglicht er doch gerade den Pro-Shop-Betreibern und sonstigen Verkaufsstellen, rechtzeitig neue Produkte und Angebote kennenzulernen und zu ordern. Mehr als 40.000 Besucher aus 89 Ländern fanden dieses Jahr den Weg in das Orange County Convention Center, darunter auch mehrere tausend PGA-Professionals. Diesen Besuchermengen standen erneut über 1.000 Aussteller – darunter 200 Newcomer – gegenüber. Das Messeangebot erstreckte sich auf rund 16 Kilometer Hallengänge – wer hier von Stand zu Stand pendelte, konnte am Ende eines Messetages auf eine absolvierte Strecke zurückblicken, die mehrerer 18-Löcher-Runden würdig gewesen wäre. Kein Wunder, dass auch nach Show-Ende die Fortsetzung an „Loch 19“ in den zahlreichen Bars und Restaurants rund um das Ausstellungsgelände ein fester Bestandteil der Show und des Networkings sind. Die sehr gute Resonanz auf die alljährliche Show zeigt sich auch in einer neuen strategischen Partnerschaft. Die National Golf Course Owners Association, die PGA of America und PGA Golf Exhibitions haben eine langfristige strategische Allianz beschlossen, ab 2020 wird die jährliche Golf Business Conference gemeinsam mit der PGA Merchandise Show in Orlando abgehalten.

 

Indikator der Golfszene

Auch in diesem Jahr bot die Ausstellung wieder ein breites Sortiment an Golf­ausrüstung, aber auch an klassischen B2B-Produkten wie Pro-Shop-Einrichtungen und insbesondere Software-Angeboten für Golfanlagen. Erstmals seit seiner Abkopplung von adidas war TaylorMade nicht mehr auf der PGA Show vertreten. Da auch PXG traditionell nicht teilnimmt, waren schon zwei große Schlägerhersteller nicht mehr präsent. Interessant jedoch, dass dies offenbar kaum Auswirkungen auf die Anzahl der Besucher hat – ein klares Indiz, dass der Verkauf von Golfschlägern in den USA eine andere Bedeutung im Gesamtkonzept der Golfanlagen hat als in Deutschland. Vor allem US-amerikanische Clubs konzentrieren sich im lokalen Geschäft viel mehr auf Bekleidung und Accessoires wie Bälle und Handschuhe. Dennoch wurde gerade bei den Golfschlägern die Marktentwicklung hin zum Konzert der Big Player dieses Jahr noch deutlicher. Dominierende Marken wie Callaway oder Titleist waren optisch nochmals präsenter. Die aus deutscher Sicht durchaus interessante Frage, ob Callaway auch seine jüngste deutsche Beteiligung Jack Wolfskin mit auf die Show nehmen würde, ließ sich zumindest 2019 mit einem klaren Nein beantworten. Auch sonst gab es unter den Ausstellern einige Verschiebungen: Einige Anbieter waren mit kleineren Ständen als im Vorjahr vertreten, andere haben ihre Präsenz ausgebaut. Interessant: Einige Newcomer, die noch in den vergangenen Jahren mit großen Auftritten vor Ort waren, waren gar nicht mehr vertreten – die PGA Show ist eben auch ein Branchenbild und Abbild veränderter Strukturen und Zielsetzungen. Auch einige kleinere Stände im Softwarebereich blieben letztlich unbesetzt – offensichtlich haben einige kleinere Anbieter die Zeit zwischen Standbuchung und Messe nicht überlebt.

Wirkliche Neuheiten nicht zu entdecken

Wie jedes Jahr gab es auch 2019 wieder allerlei neue und teils kuriose Produkte zu bewundern – und in nahezu jedem zweiten Gang wurde man von Ausstellern angesprochen, die mit kleinen elektrischen Geräten geradezu Wunderheilungen von Schmerzen versprachen. Dennoch: der „Big Bang“ unter den Produkten war nicht zu entdecken, auch in der Golfindustrie gilt aktuell eher das Motto „Evolution statt Revolution“. Dennoch waren zwei Trends unverkennbar: Die Digitalisierung erreicht die Golfszene immer mehr, etliche Aussteller präsentierten Konzepte über die klassische Clubmanagement-Software und Startzeiten-Buchung hinaus. Der zweite Trend: Es geht immer mehr um das Kunden­erlebnis. Dieser Trend, den die großen Golfanlagen-Managementfirmen wie Troon und Billy Casper vor Jahren eingeleitet haben, setzt sich immer mehr in der Fläche durch. Und das Mobiltelefon ist dabei ein wichtiges Instrument, um über neue Tools das Kundenerlebnis zu steigern.

 

Ganzjähriges Golferlebnis dank Simulatoren

Ein wichtiger Baustein im Rahmen von Kundenerlebnis und Kundenbindung sind Simulatoren. Nie war das Angebot hier größer und präsenter. Aussteller berichteten, dass gerade Golfanlagen aus dem Norden der USA sich immer mehr mit der Installation von Simulatoren beschäftigen würden, um ihren Mitgliedern und Gästen ein ganzjähriges Golferlebnis bieten zu können. Zwei heftige Schneestürme, die während der PGA Show den Norden der USA heimsuchten, schienen dies nochmals extra betonen zu wollen. Auch Mitteleuropa gehört weiterhin zu den Klimaregionen, in denen zahlreiche Anlagen im Winter ihren Spielbetrieb einschränken oder gar einstellen müssen – denn auch wenn Golf-Deutschland in den letzten drei Jahren eher milde Winter hatte, haben der späte Wintereinbruch 2018 und der Winter 2018/19 gezeigt, dass ein Ganzjahres-Spielbetrieb noch lange kein flächendeckender Regelzustand ist. Der golfmanager hat daher mit mehreren Anbietern von Simulatoren und Range-­Konzepten gesprochen und stellt diese nachfolgend in kurzen Portraits, gemeinsam mit weiteren interessanten Produkten aus Orlando, vor.

 

Die PGA Show ist auch eine ausgezeichnete Plattform, um neue Zusammenarbeiten zu verkünden. Aus deutscher Sicht dabei interessant: Die Tourbrassie GmbH um PGA-Pro Oliver Neumann ist für sein Runden-Analysetool Bebrassie eine Kooperation mit V1 Sports eingegangen und hat das Produkt an das Unternehmen lizensiert. V1 Sports vertreibt das Tool ab sofort unter dem Namen V1 Game weltweit exklusiv. Neumann erhofft sich davon vor allem Zugang zum asiatischen und US-amerikanischen Markt, da V1 Sports mit seinem Golf-Videoanalysetool bereits weltweit mehr als 1,6 Millionen Nutzer hat. Zielgruppe sind dabei nicht nur Consumer, sondern auch Golflehrer. Le Golf National, Austragungsort des letztjährigen Ryder Cups, hat sich hingegen von der deutschen Softwareschmiede Albatross getrennt und arbeitet nun mit Chronogolf zusammen.

 

Vergleichbares in ­Europa weiterhin nicht in Sicht

Die PGA Show war auch 2019 wieder „der“ Branchentreff – vor allem für den US-amerikanischen Markt, aber auch für das interna­tionale Golf-Business. Auch wenn der US-amerikanische Markt weiterhin der weltgrößte Golfspot ist: Man fragt sich, warum es auf europäischer Ebene nicht gelingt, ein vergleichbares Event zu etablieren. Der Versuch, die Golf Europe wiederzubeleben, wurde bereits nach wenigen Versuchen erneut aufgegeben. Dabei wäre gerade eine Kombination aus Ordermesse und Tagung (für Golflehrer, Anlagenbetreiber und mehr) sicherlich auch hier ein lohnenswerter Ansatz – denn die Kombination ist nicht nur zeiteffizient, sondern bietet durch die hohe Anzahl an Teilnehmern auch andere finanzielle Rahmenbedingungen und somit leichteren Zugang zu internationalen Top-Referenten. Natürlich sollte man dabei nicht übersehen, dass der US-Markt im Unterschied zum europäischen Markt auf einer gemeinsamen Sprache aufbauen kann. Da aber die Herausforderungen in Euro­pa letztlich vielfach identisch sind, sollte man auch diese Hürde mit ein wenig Willen überwinden können.

 

Unter anderem waren folgende Unternehmen auf der PGA Merchandise Show vertreten. Für nähere Informationen klicken Sie bitte auf den Namen des jeweiligen Unternehmens:

 

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 01/2019

Während der PGA Show 2019 trafen sich Wilson Golf President Tim Clarke und golfmanager-Autor Michael Althoff zu einem Gespräch, in dessen Rahmen Clarke seine Sicht auf aktuelle Herausforderungen und die Marktstrategien von Wilson Golf innerhalb eines sehr wettbewerbsintensiven Golfmarkts erläuterte.

 

Lesen Sie das Interview mit Tim Clarke, President von Wilson Golf, HIER ...

 

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