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Im Gespräch mit Lee Strutt

Director of Agronomy Cabot Cape Breton

? Wie unterscheidet sich die Platzpflege an einem so abgeschiedenen Standort von den Plätzen, für die Sie zuvor verantwortlich waren?

! Aufgrund unserer Abgeschiedenheit sind einige unserer Lieferanten oft vier bis fünf Stunden entfernt. Die eigentliche Herausforderung besteht jedoch in der Personalbeschaffung. In einem städtischen Gebiet gibt es oft eine große Anzahl von Bewerbern, auf die man zurückgreifen kann. Wir haben ein Grundgerüst an lokalen Mitarbeitern, aber nicht genug, um ein komplettes Saisonteam zu bilden. Bei der täglichen Arbeit spielt die Abgeschiedenheit keine Rolle – aber außerhalb der Arbeit wird es etwas schwieriger, da wir nicht die gleichen Annehmlichkeiten haben wie größere Städte.

 

? Wirkt sich dies auf die durchschnittliche Beschäftigungsdauer aus?

! Die meisten Saisonarbeitskräfte in der Agronomie bleiben etwa ein bis zwei Saisons. Unsere Winter von Januar bis März können kalt und schneereich sein, was die Arbeit einschränkt. Das ist leider nicht lang genug, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln, wie es in einem 12-monatigen Betrieb üblich ist. Aber das ist nicht ungewöhnlich für saisonal geführte Unternehmen und ist in den meisten unserer Abteilungen üblich.

 

? Inwieweit hilft es Ihnen, dass Sie ein Resort und nicht nur ein lokaler Golfplatz sind?

! Bei einem Golfplatz mit Mitgliedschaft lernt man die Mitglieder kennen und entwickelt sich zu einer kleinen Gemeinschaft aus Mitgliedern und Mitarbeitern. Jeder, der hierher kommt, will eine tolle Zeit verbringen und schöne Erinnerungen schaffen. Das schafft eine sehr positive Atmosphäre zwischen Personal und Gästen.

 

? Welche betrieblichen Herausforderungen ergeben sich aus der starken Saisonabhängigkeit und der Schließung des Platzes? Kann die Platzpflege über den Winter komplett stillgelegt werden?

! Während unserer Schließungszeiten haben die Plätze die Möglichkeit, sich zu erholen und wir können grundlegende Belüftungsarbeiten, Reparaturen und Projekte durchführen. Von Januar bis März ist es normal, dass kalte Temperaturen und Schnee herrschen, und in Verbindung mit unserer Herbstpflege kann sich der Platz gut von den Spielen der Saison erholen.

 

? Wie gehen Sie mit der Saisonalität beim Personal um?

! Wir haben ein ziemlich großes Team von etwa 50 Mitarbeitern in der Platzpflege (einschließlich Werkstatt und Landschaftsbau), wenn wir voll in Betrieb sind. Im Winter schrumpfen wir auf etwa ein Dutzend Mitarbeiter. Wir haben einheimische Mitarbeiter, die wir als saisonale Rückkehrer bezeichnen, d.h. sie kommen in der neuen Saison wieder zu uns zurück. Mit dem Rest versuchen wir, einen internationaleren Fokus auf verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu legen.  

 

? Gibt es irgendwelche Kooperationen mit anderen Cabot-Standorten?

! Noch nicht! Wir sind sehr schnell gewachsen und ich habe eine fantastische Beziehung zu meinem Kollegen Damon Di Giorgio von Cabot Saint Lucia. Das Gleiche gilt für meine Kollegen Steve Blake von Cabot Citrus Farms, Brad Allen von Cabot Revelstoke und James Hutchison von Cabot Highlands. Insbesondere mit unserem europäischen Standort diskutieren wir derzeit darüber, wie wir den Visumsprozess unterstützen können, um einige unserer Mitarbeiter für ein paar Wochen oder Monate an andere Standorte zu schicken. Wir hoffen, dass unser Multi-Standort-Angebot zu einer stärkeren Mitarbeiterbindung führen und zusätzliche Karrierewege ermöglichen wird. Platzpflege ist immer mit dem lokalen Klima verbunden, so dass wir an jedem unserer Standorte sehr unterschiedliche Pflege-Strategien anwenden. Obwohl wir alle Teil der Cabot-Familie sind, arbeitet jeder Standort sehr unabhängig. Jedes Anwesen hat seinen eigenen Charakter.

 

? Wie unterscheidet sich die Platzpflege von anderen Plätzen, beispielsweise in Bezug auf Rasen, Düngemittel und andere Faktoren, die mit dem lokalen Klima zusammenhängen?

! Wir haben auf beiden 18-Löcher-Plätzen ausschließlich Fescue. Die Leute sind oft erstaunt, dass sie vom Grün bis zum langen, tiefen Rough auf demselben Rasen spielen. Unser 9-Löcher-Platz „The Nest“ hat Bent-Grüns, die sehr unterschiedlich sind und den Gästen ein ganz anderes, spaßorientiertes Erlebnis bieten. Die Düngemittel sind denen in Europa sehr ähnlich, und wir haben immer noch eine Reihe von Fungiziden zur Verfügung, die es in Europa nicht gibt. Unser CEO Ben Cowan-Dewar legt großen Wert auf Nachhaltigkeit, und so haben wir das Glück, dass unser Fescue eine sehr starke und widerstandsfähige Pflanze ist. Wir tun unser Bestes, um die Pflanzen gesund zu halten, zum Beispiel durch die Zugabe von Mineralien, so dass wir wirklich keine Fungizide benötigen.  

 

? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Platzpflege und Golf?

! Unser Geschäftsmodell als Resort ist ganz anders als das eines lokalen Clubs. Die Menge an Golf, die während der Saison gespielt wird, ist unglaublich. Wir haben eine sehr enge Beziehung zwischen der Platzpflege und dem Golfbetrieb. Wir sind beide voneinander abhängig, um unseren Kunden das erwartete Erlebnis zu bieten. Dies erreichen wir durch ständige Kommunikation, vor allem, wenn das Wetter schwierig wird. Unser Platz muss jeden Tag so vorbereitet sein, als ob ein wichtiges Club-Turnier stattfinden würde!

 

? Bei meinem Besuch ist mir aufgefallen, dass das Pflegeteam die Vorbereitung des Platzes bereits vor der ersten Abschlagzeit abgeschlossen hatte. Ist das Ihr Standard?

! Ja, im September fangen wir um 5:30 Uhr an und arbeiten etwa 1,5 Stunden in der Dunkelheit. Alle Fahrzeuge sind beleuchtet, alle Mitarbeiter haben Stirnlampen. Es ist ein wichtiger Teil unserer Strategie, dass unsere Gäste auf dem Platz nicht von Platzmitarbeitern gestört werden. Wir wollen niemanden enttäuschen, wenn er auf einem der Plätze spielt, die auf seiner Bucket List stehen!

 

? Wie integriert Cabot Cape Breton die Nachhaltigkeit in seine Strategie?

! Letztes Jahr haben wir unsere Audubon-Zertifizierung erneuert. Außerdem hoffen wir, bald auch von der Golf Environmental Organization (GEO) zertifiziert zu werden. In der Praxis versuchen wir sicherzustellen, dass wir unsere Düngemittel und Chemikalien nur gemäß unserer Nachhaltigkeitsstrategie einsetzen. Außerdem kompostieren wir unser gemähtes langes Gras. Bei den Projekten konzentrieren wir uns jedes Jahr auf eine andere Herausforderung, beispielsweise unsere Dünen, Vogel- und Fledermauskästen usw. Wir versuchen, alles so natürlich wie möglich zu halten und unsere Auswirkungen so weit wie möglich zu minimieren. Als Greenkeeper sind wir Hüter des Landes und es ist unsere Verantwortung, das Beste daraus zu machen!

 

? Wie kann die Platzpflege zum Kundenerlebnis beitragen?

! Für mich muss sie Hand in Hand mit dem Golfbetrieb und der Erfahrung der Menschen gehen. Es gibt immer noch viele Dinge, die wir für unsere Gäste verbessern können. Wir denken zum Beispiel über Mähroboter für die Range nach, damit unsere Gäste diese früher als jetzt nutzen können. Wir überlegen auch, einen Teil unserer Mäherflotte durch elektrische Geräte zu ersetzen, um eine leisere und sauberere Umgebung zu schaffen. Dies hilft uns, eine angenehme Atmosphäre in der Anlage zu erhalten und Störungen für unsere Gäste zu vermeiden. Wir fragen uns immer: „Wie können wir das tun, was wir tun müssen, ohne das Kundenerlebnis negativ zu beeinflussen?“ Der Fokus auf das Kundenerlebnis ist hier ein großer Unterschied zwischen Nordamerika und Europa. Im Golfgeschäft geht es um Menschen, und Cabot Cape Breton hat die absolut besten Mitarbeiter, die ich je kennengelernt habe – sie alle kennen ihren Job und sorgen dafür, dass unsere Kunden das erwartete Erlebnis haben.

 

? Immer mehr Golfplätze setzen Mähroboter und KI-basierte Werkzeuge ein. Sind sie notwendig und was könnte die Zukunft bringen?

! Ich habe bereits erwähnt, dass wir unter dem Gesichtspunkt des Kundenerlebnisses Mähroboter einsetzen werden. Alle unsere Sprüher sind mit GPS ausgestattet, was uns hilft, unsere Anwendungen auf ein Minimum zu beschränken und Zeit zu sparen. Mähroboter sparen Zeit, welche uns in bestimmten Jahreszeiten fehlt. Was die Bewässerung angeht: Wasser wird ein immer wichtigeres Gut; wir müssen unseren Einfluss von dem anderer Branchen abgrenzen. Unsere Botschaft muss lauten: „Es gibt keine Wasserverschwendung“. Was die künstliche Intelligenz anbelangt, bin ich recht skeptisch in Bezug auf die Platzpflege. Ein erfahrener Agronom kann immer noch dafür sorgen, dass ein Golfplatz auf die bestmögliche Weise angelegt wird. Wir sollten die Bedeutung der menschlichen Interaktion nicht unterschätzen, auch nicht in der Pflege. Was auch immer wir anwenden: Es muss die Erfahrung unserer Kunden verbessern.

 

? Vielen Dank für diese fantastischen Einblicke!

 

Das Gespräch führte unser Autor Michael Althoff.

 

Stand: golfmanager 05/2023

 

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