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Wachstumsmarkt Golfresorts

Bei Golfresorts vom Ausland lernen

Gerade in Regionen mit starker Ausrichtung auf Gastspieler ist die Kombination aus Golfanlage und Unterkunft ein wichtiger Bestandteil des Angebots. In Deutschland ist das Angebot in dieser Kategorie jedoch eher überschaubar. Der Verbund „Hotels auf dem Golfplatz“ listet für Deutschland insgesamt 18 Partnerhotels. Auffällig ist, dass besonders auf High Yield ausgerichtete Anlagen wie das Schlosshotel Fleesensee, der Oeschberghof oder das Spa & GolfResort Weimarer Land dem Verbund nicht angehören. Analysiert man die Webseiten vieler Golfanlagen, sieht man rasch, dass zahlreiche Golfanlagen in ganz Deutschland mangels eigener Übernachtungskapazitäten Partnerschaften mit Hotels im Umfeld eingegangen sind – mal eher getrieben vom Wunsch der Golfanlage, ein Komplett­angebot samt Übernachtung anbieten zu können, mal eher vom Wunsch des Beherbergungsbetriebs her kommend, der für seine Aktivgäste auch ein Golfangebot im Portfolio zu haben. Häufig nutzen Anlagen, welche Übernachtungskapazitäten anbieten, den Begriff Resort. In der Hotellerie gelten als Resorts üblicherweise touristisch ausgerichtete Beherbergungsbetriebe, die ein über die reine Übernachtung hinaus gehendes Angebot bieten. Golf ist damit nur ein optionaler Bestandteil, deutlich häufiger trifft man beispielsweise auf Resorts mit eigenem Spa. Allerdings ist der Begriff „Resort“ nicht geschützt und kann daher vielfältig verwendet werden. Dennoch sollte man aus Kundensicht berücksichtigen, dass diese mit dem Resort-Begriff auch bestimmte Serviceprozesse erwarten – und genau dadurch unterscheiden sich Resorts oftmals von getrennt arbeitenden Golfanlagen mit Übernachtungspartner.

 

Nur wenige Golfresorts in Deutschland

Aus Kundensicht heben sich Resorts vor allem dadurch ab, dass sie nicht nur mehrere unterschiedliche Leistungen anbieten, sondern diese Leistungen möglichst bei jeder Stelle im Resort gebucht und insbesondere zentral abgerechnet werden können. So zahlt der Resortgast beispielsweise das Greenfee nicht separat auf der Golfanlage und die Massage an der Spa-Rezeption, sondern kann alles zentral über die Zimmerrechnung begleichen – so, wie man es seit langem von Bar und Restaurant im Hotel kennt. Selbst der Einkauf im Pro-Shop wird bei einem echten Resort auf Wunsch über die zentrale Zimmerrechnung abgewickelt, und die eingekaufte Ware auf Wunsch aufs Zimmer gebracht.

 

Eine Analyse des deutschen Golfmarkts zeigt jedoch, dass nur rund 5% aller deutschen Golfanlagen über eigene Beherbergungskapazitäten verfügen – der Rest kooperiert mit Partnern vor Ort oder hat, was ebenfalls häufig vorkommt, gar kein eigenes Angebot. Das ist umso erstaunlicher, als auch in Deutschland zahlreiche Anlagen in attraktiven Ferienregionen angesiedelt sind. Beispielhaft seien hier die verschiedenen Regionen Bayerns, Baden-Württembergs sowie Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns angeführt. Blickt man ins Ausland, gehören dort Resorts gerade in den Ferienregionen deutlich häufiger zum Portfolio. Nicht nur das: Viele Resorts stehen wirtschaftlich auf einer zusätzlichen Säule – Immobilien. Gleich, ob Mexiko, USA, Spanien oder die Vereinigten Arabischen Emirate: Immobilien mit Zugang zur Golfanlage sind fester Bestandteil des Angebots – und für den wirtschaftlichen Erfolg oft deutlich wichtiger als der Betrieb der Golfanlage. Ob die Besitzer dieser Immobilien dort ihren Hauptwohnsitz wählen, das Objekt als Zweitwohnsitz nutzen oder in die Vermietung geben, hängt vom jeweiligen Konzept ab. Häufig geht diese Erweiterung einher mit der Ausdehnung des reinen Resorts hin zur Community, die neben den reinen Hotel- und Golfangeboten auch Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten samt Lebensmitteln oder sogar eine eigene ärztliche Versorgung beinhalten.

 

Die größte Community dieser Art dürfte das in Florida ansässige „The Villages“ sein – eine auf die Zielgruppe der über 55-jährigen ausgerichtete Community mit rund 80.000 Einwohnern und mehr als 50 (!) Golfplätzen! Gerade in jüngster Zeit haben Resorts international große Aufmerksamkeit erfahren. Im golfmanager 3/22 haben wir im Rahmen der Berichterstattung anlässlich der 150. The Open von der Entwicklung bei Dundonald Links mit Darwin Escapes sowie dem Einstieg der Cabot-Gruppe bei Castle Stuart samt Ausbau zu Cabot Highlands berichtet. Fast überall im Ausland trifft man deutsche Golfer, die in entsprechenden Communities in Wohneigentum investiert haben, beispielsweise beim katalanischen PGA Catalunya. Zudem hört man in vielen deutschen Golfclubs, dass sich auch hierzulande zahlreiche Golfer nach entsprechenden Angeboten in Deutschland sehnen. Die insgesamt eher warmen Sommer und milden Winter der letzten Jahre haben den Wunsch, eine solche Immobilie im sonnigen Süden zu erwerben, offensichtlich teilweise gemindert, das Flugchaos des Sommers 2022 dürfte ebenfalls seinen Teil dazu beigetragen haben, den Bedarf nach regelmäßiger Fluganreise zum Zweitwohnsitz zu dämpfen. Auch viele Pros und Mannschaften haben nicht zuletzt durch die Pandemie Deutschland als Trainingsort wiederentdeckt. Auch wenn es, gerade im deutschen Herbst und Winter, viele Individualreisende und Trainingsgruppen in sonnige Gefilde, beispielsweise ins weiter wachsende Costa Navarino zieht: Gerade unter Nachhaltigkeitsaspekten lohnt es sich, vor allem für Kurzreisen bei Mannschaften und Gruppen nach Deutschland zu schauen. Im Vergleich zu Flugreisen ist die Anreise oft deutlich einfacher, die Golfausrüstung kann bequem mitgenommen werden und der ökologische Fußabdruck fällt ebenfalls geringer aus. Zudem dient eine Orientierung im Inland nicht zuletzt der Stärkung des Binnenmarktes und fördert die Solidarität innerhalb der deutschen Golfszene. Der golfmanager hat in den vergangenen Jahren bereits verschiedene solcher, sowohl für Individual-, als auch für Gruppen- und Pro-Reisen geeigneten Resorts vorgestellt: den Öschberghof nahe des Bodensees, das zwischen Ostsee und Bundeshauptstadt gelegene Schlosshotel Fleesensee oder Das Achental im Herzen des Chiemgaus.

 

Ausland gibt die Richtung vor

Dennoch stellt man oft fest, dass die Entwicklung im Ausland schneller voranschreitet als in Deutschland. Das gilt nicht nur in Bezug auf die Menge des Angebots, sondern auch hinsichtlich der Gestaltung. Galt für Resorts lange Zeit der alte Immobilien-Grundsatz „Lage, Lage, Lage“ mit dem Ziel, Golfresorts möglichst gut erreichbar zu positionieren und in der Nähe vorhandener Infrastruktur anzusiedeln, zeigen in Europa Costa Navarino und in Nordamerika Anlagen wie Cabot Cape Breton oder Whistling Straits, dass die Nähe zu einem internationalen Großflughafen längst kein Kriterium mehr ist. Vielmehr beobachtet man derzeit den entgegengesetzten Trend: Man baut neue Resorts und Communities mitten im berüchtigten „Middle of Nowhere“, schafft dort eine vollständige, autarke Infrastruktur und gestaltet das Angebot so, dass der Gast während seines Aufenthalts das Resort gar nicht verlassen möchte. Das schließt auch Angebote für nicht-golfende Begleitpersonen ein, beispielsweise hochwertige Spas, Wassersport-Angebote in Meeresnähe oder sonstige Aktivitäten wie Hiking oder Quad-Touren. Auffällig, dass dabei das Golfangebot meist die hochpreisige Komponente ist, während vielfach die Hotelraten unter denen vergleichbarer Objekte außerhalb des Resorts liegen – und auch Speisen und Getränke teils deutlich günstiger angeboten werden als außerhalb des Resorts. Natürlich gibt es weiterhin auch das gegenteilige Konzept, bei dem insbesondere Übernachtung und Verpflegung als Ertragsquelle genutzt werden.

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 2/2023

 

Der golfmanager wird auch künftig über bestehende und neue Projekte in den Bereichen Golfresorts und Communities aus dem In- und Ausland berichten. Heute stellen wir drei Beispiele aus den USA vor, welche unser Autor Michael Althoff im Rahmen seiner Reise zur PGA-Show in Orlando besuchen konnte.