Impressionen von der PGA Show 2023
Ein Blick auf die Golfbranche weltweit und in den USA
Die inzwischen 70. Auflage der PGA Show in Orlando kehrt 2022 fast wieder zu alter Stärke zurück. Auch wenn manche Gänge im Orange County Convention Center noch etwas breiter ausfielen als vor der Pandemie, die großen Golfschläger-Hersteller waren wieder mit an Bord und die Messe erinnerte an frühere Dimensionen. Auffällig war die positive Stimmung: Nach drei Jahren Pandemie freute sich die Branche nicht nur, sich wieder live vor Ort zu treffen, sondern ließ sich auch von den aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie hoher Inflation und Lieferengpässen nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Zahlreiche neue Aussteller warben mit mehr oder weniger innovativen Produkten um Kunden.
Und so wurde Orlando vom 24. bis 27. Januar wieder zum Mekka des Golfsports. Neben der Messe wird das Angebot seit Jahren durch zahlreiche Weiterbildungsangebote ergänzt. Wie schon im Vorjahr lud die NGCOA (National Golf Course Owners Association) vom 23. bis 25. Januar zur Golf Business Conference und diskutierte zahlreiche Aspekte der Golfsport-Entwicklung und ihrer Auswirkungen auf die Golfanlagen. Natürlich gab es auch viele Weiterbildungsangebote für die PGA-Professionals, die sich nicht nur mit Golftraining, sondern auch mit der Vermarktung in Pro-Shops und dem Clubmanagement befassten. Traditionell nutzen Branchenorganisationen und Aussteller die Messe auch, um die Besten ihrer Zunft zu ehren. So zeichnete die AGM (Association of Golf Merchandisers) die besten Golfshops der Branche mit den begehrten Platinum Awards aus.
Ergebnisse des World Golf Report 2023
Im Rahmen der PGA Show präsentierten Golf Datatech und Yano Research Institute erste Ergebnisse des World Golf Reports 2023. Demnach gingen die weltweiten Umsätze mit Golfausrüstung in 2022 gegenüber dem Vorjahr zwar leicht um 3,58% zurück, liegen jedoch mit insgesamt 11,082 Mrd. USD weiterhin deutlich über Vor-Pandemie-Niveau. Auch im Bekleidungssegment gab es einen leichten Rückgang, hier sanken die globalen Verkäufe um 0,88% auf 8,879 Mrd. USD. Damit wurden in 2022 weltweit erneut insgesamt knapp 20 Mrd. USD für Golfausrüstung und -bekleidung ausgegeben – und damit rund fünf Milliarden mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Dabei ist zu berücksichtigen, dass viele Hersteller weiterhin von Lieferengpässen betroffen sind und spätestens im vierten Quartal 2022 die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht zuletzt durch die hohen Inflationen anspruchsvoller wurden. Auch die Auswirkungen der Covid-19-Restriktionen auf Arbeitsbedingungen und Versand – vor allem aus China – bleiben nicht ohne Auswirkungen. Ohne diese Störeinflüsse wäre wohl im vergangenen Jahr das bisherige Rekordjahr 2021 nochmals übertroffen worden. Das stärkste Marktwachstum im Ausrüstungssegment erzielten seit 2019 die USA (+43%) und Korea (+93%). Überhaupt: Nirgendwo sonst weltweit geben Golfer mehr pro Einwohner für Golfausrüstung und -bekleidung aus als in Korea! Die fünf größten Märkte im Golfbusiness sind der Studie zufolge die USA, Japan, Südkorea, Großbritannien und Kanada.
Digitalisierung nimmt weltweit Fahrt auf
Der Gang durch die Messehallen zeigte, dass die globale Golfszene sich deutlich stärker mit den Auswirkungen der durch die Pandemie eingetretenen Veränderungen unter den Golfern auseinandersetzt, als man dies oft in Deutschland wahrnimmt. Dabei werden einige Trends sichtbar, die – eventuell mit einiger Zeitverzögerung – auch den europäischen und nicht zuletzt deutschen Golfmarkt erreichen werden. Besonders deutlich wurde dies im Bereich Digitalisierung und Gamification. Nicht nur die neue Generation an Golfern im Bereich junger Erwachsener, sondern auch Millennials setzen beim Golfen verstärkt auf digitale Systeme. Das zeigt sich nicht nur im Bereich Training, sondern in den gesamten Prozessen rund um das Golfspiel.
Startzeitenbuchung und Selbstbedienungs-Checkin vor der Runde zählen zum Standard der Softwareangebote – und bilden die Basis für genaue Analysen zur Anzahl der gespielten Runden und des Kundenverhaltens. Auffällig ist der starke Trend im Bereich Training und Spiel. Der nicht zuletzt durch Rangesysteme wie TopTracer, Trackman Range und Inrange unterstützte Trend, das eigene Spiel mit konkreten Messungen zu analysieren, findet verstärkt Eingang in das klassische Training und die eigene Golfrunde. Voraussetzung hierfür ist, dass immer mehr Systeme, die bisher ausschließlich hochpreisigen Profi-Anwendungen vorbehalten waren, nunmehr in deutlich günstigeren Consumer-Versionen angeboten werden können – natürlich mit teilweise etwas reduziertem Leistungsumfang und geringerer Datengenauigkeit, aber dennoch ausreichend für das regelmäßige Training. Gerade bei jüngeren Golfern scheint der Trend zur Datenerfassung und Selbstoptimierung den Golfsport zu erreichen. Dabei zeichnen sich zwei Trends ab: Einerseits Systeme, welche die Daten in erster Linie ausschließlich dem Golfer zur Verfügung stellen und diesem die Interpretation überlassen sowie andererseits Konzepte, welche die Einbindung eines Golflehrers vorsehen, der auf Basis exakter Daten auch aus der Distanz mit seinen Schülern am Schwung arbeiten kann. Man darf gespannt sein, welcher Trend hier die Oberhand gewinnen wird – aktuell sieht es eher danach aus, als ob moderne, KI-gesteuerte Analysesysteme zumindest teilweise danach streben, den Golfern auch ohne Einschaltung eines Pros Tipps zur Optimierung bereitzustellen. Dies geht einher mit dem allgemeinen Trend zur Gamification, der auch vor dem Golfsport nicht Halt macht. Die Erfahrungen der Range-Systeme, aber auch der Erfolg von E-Sports in anderen Sportarten zeigen, dass hierfür ein Markt besteht. Spannend wird dabei die Diskussion, in welchem Umfang man diese digitalisierten Golfversionen dem klassischen Golf hinzurechnet oder ob man sie als Nebenentwicklung sieht. Gerade im Bereich Indoor-Golf hat die Gamification des Sports jedoch längst ihren Siegeszug begonnen: Die wenigsten Golfer möchten Indoor nur trainieren und damit ihre Schwünge anhand von Messergebnissen zu Schlägerkopfgeschwindigkeit, Eintreffwinkel oder seitlicher Abweichung analysieren. Längst ist das Spiel am Simulator gleichberechtigter Bestandteil von Indoor-Golf geworden.
Besonders aufgefallen
Bei Launch-Monitoren und Simulatoren gab es in Orlando die vielleicht deutlichsten Neuerungen zu beobachten. Der von Golflehrern weltweit als Goldstandard geschätzte Trackman bietet zwar äußerst exakte Messungen, sowohl Indoor als auch Outdoor, ist jedoch für die meisten Amateurgolfer preislich unattraktiv. Auch die klassischen Simulatoren erforderten bisher meist Investitionen jenseits der 50.000 Euro, um auch Indoor die Jagd nach dem kleinen weißen Ball zu genießen. Die PGA Show 2023 zeigte deutlich, dass einerseits die Grenze zwischen reinen Launch-Monitoren und Simulatoren zunehmend verschwimmt, andererseits gerade bei den Indoor-Simulatoren das Preisniveau einen deutlichen Ruck in Richtung Consumer-Markt erfahren hat. So gab es dieses Jahr in Orlando so viele Simulatoren-Aussteller wie selten zuvor, viele hatten zudem neben hochpreisigen Profi-Versionen auch leistungsfähige Produkte im Angebot, die eher auf Installationen zu Hause abzielen. Dennoch: Im Bereich der fest installierten Simulatoren können Golfanlagen leistungsfähige Systeme installieren, welche mit einem Investitionsvolumen von teils unter 10.000 Euro, in jedem Fall jedoch zwischen 10.000 und 15.000 Euro (samt Projektor und Projektionswand) umgesetzt werden können. Damit lässt sich gerade für Golfanlagen in Regionen mit Saisonbetrieb vergleichsweise kostengünstig ein Indoor-Angebot für Mitglieder und Gastspieler realisieren. Noch günstiger wird es im Bereich der Consumer-Produkte, die zudem mobil ausgelegt sind. Neue Produkte (siehe dazu die Einzelvorstellungen weiter unten) ermöglichen es, bereits für unter 1.000 Euro nicht nur umfangreiche Daten pro Schlag zu erhalten, sondern auch aus einer riesigen Auswahl an digitalisierten Golfplätzen auswählen zu können – wer zuhause bereits ein Heimkino eingerichtet hat, kann dafür den vorhandenen Projektor einsetzen, ansonsten können auch Tablets und PCs als Monitor genutzt werden.
Wie die Zahlen des World Golf Reports zeigen, spielt auch der Bereich „Bekleidung“ eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen Zusammenspiel der Branche. Da ist es wenig verwunderlich, dass gerade in diesem Bereich immer wieder neue Anbieter – nicht zuletzt aus dem Mittelstand – versuchen, mit ihren Produkten in die Pro-Shops der Golfanlagen zu gelangen. Auffällig dabei das breite Angebot für weibliche Golfer. Zahlen der National Golf Foundation NGF zufolge liegt der Anteil weiblicher Golferinnen in den USA seit Covid-19 bei rund 25 Prozent und damit deutlich unter dem Wert für Deutschland. Allerdings entspricht der Anteil in den USA mehr als 6 Millionen Golferinnen und liegt somit in absoluten Zahlen bei mehr als dem Neunfachen aller deutschen Golfer. Dennoch: Gemessen am Verhältnis zu männlichen Golfern fällt die große Anzahl an Bekleidungsanbietern für Damen im Golf auf – offensichtlich hat man in den USA längst erkannt, dass Damen beim Thema Bekleidung auf und abseits des Platzes nicht nur andere Ansprüche an die Produkte haben, sondern (anders als ihre männlichen Mitspieler) mehr Wert auf Bekleidung anstelle des stets neuesten Schlägermodells legen. 2023 zeigte, dass einige Bekleidungshersteller, die bislang eher als Produzenten für bekannte Marken fungierten, nun mit eigenen Angeboten und Marken auf den Markt streben. Und gerade bei den Damen waren die Designs oftmals deutlich mutiger als bei den Herren, bei denen die aktuellen Kollektionen für eine starke Dominanz von Pastelltönen auf den Plätzen dieser Welt sprechen. Auffällig der starke Einfluss der Technik: Gerade neue Anbieter setzen bei ihrer Bekleidung zunehmend auf Hightech-Fasern, die sich besonders dehnungsfähig präsentieren und damit trotz modischem Design-Zuschnitt ausreichend Bewegungsfreiheit auf der Runde bieten.
Kunden-„Erlebnis“ im Fokus
Wie bereits in den letzten Jahren unterstrich das Ausstellungsangebot für Golfanlagen auch in 2023 die Bedeutung des Kundenerlebnisses. Von Softwareprodukten und Apps für die Kommunikation zwischen Golfanlage, Mitglied und Gastspieler, über die Abwicklung von Getränke- und Speisebestellungen auf der Runde bis hin zu Newsletter-Konzepten und sonstigen Kommunikationslösungen: Längst geht es nicht mehr nur darum, den Kunden eine Golfrunde auf einem angemessen präparierten Golfplatz zu bieten.
Systeme zur Überwachung der Rundendauer wie beispielsweise von Marktführer TagMarshal haben längst ihren festen Platz, vor allem bei den hochpreisigen Anlagen. Hier fällt auf, dass in den USA Kundenerlebnis und wirtschaftliche Optimierung nicht als Gegensatz wahrgenommen werden. Ein etwas schnellerer Buggy verkürzt die Zeit pro Runde und ermöglicht den Verkauf zusätzlicher Startzeiten, auch die Einhaltung und Verkürzung der Spieldauer kombiniert den Ertragsaspekt mit einem optimierten Kundenerlebnis. Auch auf der Runde geht es um positive Erlebnisse: Musik auf der Runde hat sich längst etabliert, entweder direkt über integrierte Systeme der Cart-Anbieter oder per separatem Bluetooth-Lautsprecher. Anders als in Deutschland gehören auch Zigarren zum Standard-Angebot vieler Golfanlagen, entweder auf oder nach der Runde.
Entwicklungen im Golftourismus
Auch der Golftourismus hat seinen festen Platz auf der Messe – und wird durch die beiden großen Gemeinschaftsstände von Schottland und Irland dominiert. Italien war dieses Jahr ebenfalls vertreten, ebenso die Region Andalusien mit Blick auf den Solheim Cup dieses Jahr. Andere europäische Anbieter – selbst Frankreich als Austragungsort des Ryder Cups 2018 – waren nicht mit eigenen Ständen vertreten. Ein weiterer Unterschied zwischen US-Golf und Europa: Das große Bildungsangebot der Universitäten. Ein eigener Ausstellungsbereich war den verschiedenen universitären Golf-Ausbildungsangeboten gewidmet, hier arbeiten PGA, Golfbranche und Universitäten eng zusammen, oft in Form dualer Studiengänge. Dass in den USA auch heute noch der Slogan „Big is beautiful“ gilt, wurde bei der Vorstellung des neuen Hauptquartiers der PGA of America, Omni PGA Frisco, deutlich. Ab Anfang Mai wird die PGA of America dort ihr neues Hauptquartier beziehen – kombiniert mit einem Resort der Extraklasse.
Die beiden Golfplatz-Architekten Gil Hanse und Beau Welling erläuterten in Orlando das Konzept der Golfplätze. Das nördlich von Dallas gelegene Resort mit einem Investitionsvolumen von über einer halben Milliarde US-Dollar ist ein echtes Leuchtturm-Projekt. Der von Hanse designte Fields Ranch East-Platz wird im Design sehr naturnah ausgerichtet, ähnlich seinem New Course in Les Bordes. Der Platz wird Austragungsort zahlreicher internationaler Turniere sein, unter anderem der KitchenAid Senior PGA Championship. Bis 2034 wurden bereits 26 Events terminiert – und auch beim Thema Ryder Cup scheint man für die Zukunft sehr optimistisch zu sein. Fields Ranch West aus der Feder von Beau Welling soll vor allem die Resort-Golfer ansprechen und das Golferlebnis in den Vordergrund stellen. Gemeinsam designten Hanse und Welling zudem den 10 Bahnen Par 3-Platz „The Swing“ und den fast 7.000 Quadratmeter umfassenden Putt-Parcours „The Dance Floor“. Ergänzt wird das Golfangebot durch eine Lounge in Zusammenarbeit mit Topgolf, eine Range und natürlich ein PGA Coaching Center. Das von Omni gemanagte Resort bietet rund 500 Zimmer und Suiten, zudem 10 private Ranch Houses. 13 Restaurants, ein Spa und vier Schwimmbäder sorgen für Abwechslung abseits der Golfanlagen. Man darf schon heute auf die Eröffnung Anfang Mai gespannt sein!
Fazit
Die PGA Show 2023 hat einmal mehr gezeigt, dass die USA in Sachen Golfbusiness weiterhin der führende und dominierende Markt sind. Sicherlich wird nicht alles davon den Weg nach Europa finden, aber vor allem die Trends in den Bereichen Digitalisierung, Gamification und Kundenerlebnis werden auch hierzulande Wirkung zeigen. Die Messe 2023 hat gezeigt, dass der Golfsport mit breiter Brust ins neue Jahr geht – Sorgen angesichts der eher schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren kaum zu vernehmen. Stattdessen ist man gerade in den USA gewillt, das gewonnene Wachstum zu halten und die unterschiedlichen Erwartungen bisheriger und neuer Golfer gleichwertig über die entsprechenden Produkte rund um den Golfsport zu erfüllen. Nach der rein virtuellen Messeausgabe 2021 und dem ersten Wiederanlauf im vergangenen Jahr hat die PGA Show ihren Spitzenplatz unter den weltweiten Golfmessen gefestigt – ein Grund mehr, schon heute über eine Teilnahme im kommenden Jahr nachzudenken.
Autor: Michael Althoff | golfmanager 1/2023
Wie in den vergangenen Jahren hat der golfmanager einige Produkte ausgewählt und Autor Michael Althoff stellt diese im Folgenden
(in alphabetischer Reihenfolge) kurz vor: