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Golfszene Schottland – weit mehr als St. Andrews und The Open

Reizvolle Mischung aus Tradition und Moderne

Schottland mit dem „Home of Golf“ in St. Andrews gilt als Geburtsort des heutigen Golfsports. Viele Wurzeln des Sports in seiner heutigen Form nahmen dort ihren Anfang. Das gilt für das Golfspiel selbst (auch wenn die Niederlande ebenfalls den Ursprung des Golfsports für sich reklamieren), aber beispielsweise auch für die Golfregeln, die erstmals 1744 von den Gentlemen Golfers of Edinburgh zu Papier gebracht wurden. Auch die Überarbeitung des Old Courses in St. Andrews durch keinen geringeren als Old Tom Morris wirkt bis heute nach, selbst der 18-Bahnen-Standard hat seinen Ursprung in St. Andrews (ursprünglich hatte der Old Course 22 Bahnen). Und natürlich wurde auch das älteste Major, die The Open, in Schottland aus der Taufe gehoben: 1860 wurde, nachdem Allen Robertson als allseits anerkannter bester Golfer seiner Zeit gestorben war, der neue Champion Golfer of the Year gesucht. Erst ein Jahr später sollte in den USA ein gewisser Abraham Lincoln erstmals zum Präsidenten der USA gekürt werden ... Auch wenn die Rota der The Open neben Schottland Golfplätze in England und Nordirland umfasst, seinen Ruf als Heimat des Golfsports hat Schottland und insbesondere die Region St. Andrews bis heute verteidigt. Offiziellen Angaben zufolge zählte Schottland 2021 insgesamt 568 Golfplätze, beim Dachverband Scottish Golf wurden im gleichen Jahr 207.676 Golfer gezählt. Damit entfallen auf jeden Golfplatz im statistischen Durchschnitt knapp 366 Mitglieder – eine im Vergleich zu Deutschland recht geringe Anzahl. Doch verdeutlicht bereits diese Zahl eine teils komplett andere Marktausrichtung des schottischen Golfangebots. Zahlreiche Anlagen bieten gar keine Mitgliedschaften an und sind rein auf Pay & Play ausgerichtet. Und Gastspieler, nicht nur aus Übersee, sondern auch aus anderen Landesteilen Großbritanniens und Europas, sind fester Bestandteil des Anlagenbetriebs.

 

Tradition trifft Moderne

Auch in Schottland war Golf vor der Covid-19-Pandemie eher im Abschwung, konnte aber während der Pandemie deutlich zulegen. Noch interessanter: Auch während Covid wurden bestehende Anlagen erweitert und neu eröffnet, gerade in Hinblick auf Gastspieler. Im internationalen Golf-Profisport ist St. Andrews als Mekka des Golfsports fest verankert. Die jährliche Alfred Dunhill Links Championship ist aus dem Turnierkalender der DP World Tour kaum wegzudenken. Gleneagles hat sich sowohl über den Ryder Cup als auch den Solheim Cup hervorragend positioniert. Mit sieben von insgesamt 14 Austragungsorten der The Open-Rota (aktive und nicht mehr genutzte Austragungsorte als Basis) wird die Bedeutung von Schottland für den Golfsport nochmals unterstrichen. Mit der 150. The Open im Juli 2022 rückte daher nicht nur St. Andrews erneut in den Mittelpunkt der Golfszene, sondern Schottland insgesamt. Besonders groß ist die Golfvielfalt rund um die international bestens angebundenen Metropolen Glasgow sowie Edinburgh mit der Region Fife, zu der auch St. Andrews zählt. Alleine die Regionen Fife, Edinburgh und East Lothian kommen zusammen auf rund 100 Anlagen verschiedenster Qualitätsstufen und für unterschiedlichste Zielgruppen, rund um Glasgow warten neben der Geburtsstätte der The Open in Prestwick ebenfalls knapp 100 Anlagen auf die Besucher. Aber auch die schottischen Highlands entwickeln sich zunehmend zur Golfdestination – gerade Whisky-Fans werden die Kombinationsmöglichkeiten mit dem Whisky-Trail schätzen. Die Vielfalt des schottischen Golfangebots basiert vor allem auf der Mischung aus Tradition und Moderne. Wer in Edinburgh landet, kann rund um Schottlands Hauptstadt auf dem Weg nach St. Andrews viele historische Stätten erkunden. Musselburgh Old Links gilt als ältester, noch bespielter Golfplatz – erstmals wurde der 9-Löcher-Platz, der zwischen 1874 und 1889 sechs Mal Austragungsort der The Open war, 1672 urkundlich erwähnt, man vermutet jedoch seine Ursprünge um 1567. Nur wenige Autominuten vom Flughafen Edinburgh entfernt hat der älteste Golfclub, die Royal Burgess Golfing Society of Edinburgh von 1735, ihren heutigen Sitz. Richtung St. Andrews findet man in Lundin den 1891 gegründeten Lundin Ladies Golf Club, den ältesten Damen-Golfclub Schottlands. Nicht weit entfernt hat der 1855 gegründete Cupar Golf Club seine Heimat, der als ältester 9-Löcher-Golfclub der Welt gilt. Doch auch wenn die Tradition des „Home of Golf“ mit dem Old Course einer der Hauptanziehungspunkte für Golfer aus aller Welt ist: Das Beispiel Kingsbarns belegt eindrucksvoll, dass auch neue, moderne Golfanlagen schnell ihre Fans gefunden haben – und das überwiegend im oberen Preissegment mit klarer Ausrichtung auf Gastspieler aus Übersee und Europa.

 

Der golfmanager hat anlässlich der The Open drei Anlagen besucht, die entweder in den letzten Jahren auf- oder ausgebaut wurden, sowie einen traditionellen Golfclub, der sich insbesondere seinen lokalen Mitgliedern verschrieben hat und dabei sowohl in Sachen Gemeinschaft, als auch Platzarchitektur großen Wert auf Tradition legt. Ausführliche Interviews mit den Managern der besuchten Anlagen finden Sie mit weiteren Fotos unter dem direkten Link, der bei jederAnlage angegeben wird.

 

Castle Stuart goes Cabot Highland

Castle Stuart im Norden Schottlands, nur wenige Kilometer von Inverness und dem berühmten Loch Ness entfernt, zählt zu den erfolgreichsten neuen Golfanlagen nicht nur des Landes, sondern weltweit. Seit gut zehn Jahren wird hier Golf auf höchstem Niveau angeboten. Kopf hinter der Anlage war der Unternehmer und Visionär Mark Parsinen, der auch für Kingsbarns nahe St. Andrews verantwortlich zeichnete. Die Eröffnung erfolgte unmittelbar nach der Finanzkrise – ein sicherlich gewagtes Unterfangen. Doch zweifelte Parsinen schon damals keine Sekunde an seinem Konzept, wie Stuart McColm, General Manager Castle Stuart Golf Links, berichtet: „Wir haben nur eine Chance zu eröffnen und eine Chance, zu zeigen, wer wir sind und was wir tun“, so Parsinens Credo seinerzeit. Leider starb Parsinen 2019, noch bevor er seine Vision eines Golfresorts in den schottischen Highlands vollenden konnte. Weltweite Aufmerksamkeit erzielte Castle Stuart mit der Ausrichtung der Scottish Open Anfang von 2011 bis 2013. Im Juni 2022 gab die Cabot Group ihren Einstieg bekannt – künftig firmiert das Resort unter dem Namen Cabot Highlands. „Für sie bedeutet das, dass sie in Schottland nicht bei Null anfangen müssen. Castle Stuart, der erste Golfplatz, erwirtschaftet bereits Geld und genießt den Ruf eines der 100 besten Golfplätze der Welt“, beschreibt McColm den Unterschied zur vollständigen Neuerrichtung eines Resorts. Während der Standort derzeit primär auf einen der besten und schönsten Golfplätze aus der Feder Gil Hanses begrenzt ist, wird daraus unter Cabots Regie ein komplettes Resort im Sinne einer Community entstehen. Ben Cowan-Dewar, Mitbegründer und CEO von Cabot, setzt bei der Entwicklung auf die Expertise erfahrener Entwickler. „Hart Howerton ist nach Bens Meinung das beste Unternehmen für den Aufbau solcher Gemeinschaften. Wir streben eine Highland-Gemeinde mit Golf, einem Spa und Restaurants an, nicht nur ein mehrstöckiges Hotel – und man soll alles zu Fuß erreichen können“, erläutert McColm die weitere Planung. Auch ein zweiter Golfplatz ist fest eingeplant, er wird von Tom Doak designt. „Doak ist nachweislich der beste und erfolgreichste Architekt der Neuzeit unter den Top 100 Anlagen“, freut sich der Geschäftsführer vor Ort über die Architektenauswahl. Der neue Platz wird aller Voraussicht nach 2025 zur Verfügung stehen. Unverändert wird Cabot Highlands auch künftig keine Mitgliedschaften anbieten und sich rein auf Gastspieler konzentrieren. „Als wir in die Highlands kamen, wollten wir auf keinen Fall mit den bestehenden Clubs in Sachen Mitgliedschaften konkurrieren“, begründet McColm das Konzept – und freut sich heute über ausgezeichnete Partnerschaften mit den Kollegen von Royal Dornoch und Nairn. Mit dem Ausbau des Resorts und dem zweiten Platz trägt Cabot Highlands maßgeblich dazu bei, dass die Highlands noch stärker zur Golf-Destination werden. Auch künftig stehen dabei die Kundenerlebnisse im Mittelpunkt aller Aktivitäten – dennoch wird das Golfprodukt als erklärungsbedürftig angesehen. „Wir betrachten uns als Sommelier des Golfplatzes. Wir versuchen, unseren Gästen am ersten Abschlag das Design und die Philosophie zu erklären – wir geben ihnen die Verkostungsnotizen. Wenn man ihnen diese nicht gibt, verstehen sie den Platz vielleicht nicht“, beschreibt der Manager seinen Ansatz. Die ausgezeichneten Feedbacks seiner Gäste zeigen, dass das Team samt Caddies offensichtlich mehrheitlich die richtigen Erläuterungen für die Gäste bereithält.

 

Für ein ausführliches golfmanager-Interview mit Stuart McColm, General Manager Castle Stuart Golf Links, klicken Sie HIER.

 

 

Dumbarnie Links – Newcomer mit -Auszeichnungen

„Beste neue Golfanlage“ 2021 bei Golf Inc., Gewinner des World Golf Awards 2021 in der Kategorie „Bester neuer Golfplatz“, doppelter Sieger bei den Scottish Golf Tourism Awards 2021 in den Kategorien „Bester Golfplatz über 151 GBP“ und „Bestes schottisches Golferlebnis“ – die noch sehr junge Geschichte des erst 2020 eröffneten Dumbarnie Links ist bereits reich an Auszeichnungen. Der rund 20 Autominuten südlich von St. Andrews gelegene Linksplatz richtet sich ausschließlich an Greenfeespieler und wird nur saisonal geöffnet. „Wir sind ein Pay- & Play-Platz wie viele andere in Schottland. Wir öffnen für die Saison, von April bis Oktober, und schließen dann für den Winter“, beschreibt David Scott, General Manager von Dumbarnie Links, das Konzept. Schon früh war die US-amerikanische Troon-Gruppe involviert, mit der die Anlage bis heute zusammenarbeitet. „Troon war hier von Anfang an involviert. Wir haben den Golfplatz im Mai 2020 eröffnet, und sie waren schon 2,5 bis 3 Jahre vorher mit dem Entwurf des Clubhauses und der Zusammenarbeit mit den Bauunternehmern beschäftigt, um die Dinge in Gang zu bringen“, so der Manager. Im Vergleich zu anderen Anlagen bietet Dumbarnie nicht nur hervorragende Aussichten auf den Firth of Forth, sondern nutzt eine vergleichsweise riesige Grundfläche, so dass kaum ein Spieler seinen Ball auf der falschen Bahn platzieren kann. Teil der Marketingstrategie, vor allem zur Bekanntmachung in den USA, war die Ausrichtung der Women’s Scottish Open 2021. „Wir hatten Fernsehen, Live-Streaming nach Amerika über Golfchannel in den USA. Das hat uns über die gesamte Woche hinweg ein Marketingvolumen von etwa vier Millionen Dollar eingebracht“, freut sich Scott über den gelungenen Marketingcoup. Nach der Eröffnung waren die Bemühungen ganz auf die Woche der 150. The Open im benachbarten St. Andrews ausgerichtet. Doch dann, im Frühjahr 2022, der Schock: Witterungsbedingt erfüllten einige Spielbahnen nicht die Erwartungen hinsichtlich des Platzzustands – und das Management entschloss sich zu einer radikalen Maßnahme, der kompletten Schließung des Platzes. „Wir hatten sehr junges Festuca-Gras auf unseren Grüns und wir hatten acht Wochen lang sehr starke Ostwinde, was sicherlich recht ungewöhnlich ist. ... Finanziell hat uns das etwa eine Million USD gekostet – das war hart, aber es war die richtige langfristige Entscheidung“, so der Manager. Dass die Entscheidung richtig war, zeigt nicht zuletzt die enorme Nachfrage und das ausgezeichnete Feedback während der The Open. „In dieser Woche sind wir mit 250 Golfern pro Tag voll besetzt, viele von ihnen sind führende Persönlichkeiten aus der Welt des Golfsports. Wir hatten den Vorsitzenden der British PGA, den Präsidenten der US PGA, ehemalige Open-Champions wie Ian Baker-Finch, Gary Player und Bob Charles zu Gast“, freut sich Scott. Obwohl die Anlage über eigene Quellen verfügt, verzichtet sie bewusst auf exzessiven Umgang mit der zunehmend knapper werdenden Ressource Wasser. „Wir wollen harte, feste Fairways und wir pflanzen hier Festuca an, das ohnehin nicht viel Wasser braucht“, erläutert Scott die Philosophie bei Dumbarnie. Deutlich anspruchsvoller ist hingegen die Suche nach qualifiziertem Personal. „Es gibt einen massiven Mangel im Gastgewerbe, der Brexit hat zu einem erheblichen Personalmangel geführt“, so seine Erfahrung. Aktuell profitiert seine Anlage vom Standort, denn aus der Region Dunfermline haben seine Mitarbeiter gegenüber einer Arbeitsstätte in St. Andrews pro Wegstrecke rund 20-30 Minuten weniger Fahrzeit. Dass aus den einzelnen Mitarbeitern bereits binnen kürzester Zeit erfolgreiche Teams wurden, sieht Scott vor allem als Erfolg seiner Abteilungsleiter, die viel Wert auf den Zusammenhalt und die Qualifikation der Mitarbeiter legen.

 

Für ein ausführliches golfmanager-Interview mit David Scott, General Manager Dumbarnie Links, klicken Sie HIER.

 

 

Dundonald Links – Von der Dependance zum Top-Resort

Dundonald Links gehört zu den Golfanlagen Schottlands, die der golfmanager schon seit vielen Jahren begleitet. Zum Zeitpunkt des ersten Berichts im ► golfmanager 3/16 befand sich die Anlage im Besitz des renommierten Golfclubs Loch Lomond. Der Vertrieb war schon damals komplett auf Gastspieler ausgerichtet. Wichtiger Baustein war das von Stararchitekt Kyle Phillips vollzogene Redesign der Anlage. Nur ein Jahr später wurden zum ersten Mal innerhalb von 14 Tagen sowohl die Scottish Open der Herren (an den Sieg von Rafa Cabrera Bello erinnert heute eine Tafel auf dem 18. Fairway) und der Damen auf der gleichen Anlage ausgetragen (► s. golfmanager 4/17). Schon damals wurde deutlich: Die Anlage ist noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen, das wurde insbesondere am provisorischen Clubhaus deutlich. Anfang 2019 erfolgte ein Eigentümerwechsel: Der Loch Lomond Golf Club verkaufte die Anlage für 4,5 Mio. GBP an den Ferienresort-Betreiber Darwin Escapes, der bereits zwei weitere Golfanlagen (Kilnwick Percy Golf Club, Yorkshire, und The Springs Golf Club, Oxfordshire) im Portfolio hatte. „Es war ein Punkt erreicht, an dem hinsichtlich Dundonald Links Handlungsbedarf bestand“, beschreibt Ian Ferguson, General Manager von Dundonald Links, die damalige Situation. Doch es blieb nicht beim reinen Eigentümerwechsel: Mit einer Gesamtinvestition von rund 25 Millionen GBP wurde die Anlage während der Pandemie zum kompletten, hochwertigen Resort ausgebaut. Dieses wendet sich ausschließlich an Gastspieler, Mitgliedschaften werden nicht angeboten. „Wir sehen das so: Wenn man die große Bühne des Golfsports betritt, ist man entweder als kommerzielle Anlage erfolgreich oder man ist ein guter Mitgliederclub und macht das sehr gut“, erläutert Ferguson die Strategie. Neben einem modernen, hochwertigen Clubhaus samt Restaurant und Whisky-Room fallen insbesondere die Lodges auf. Hier wurden die perfekten Golfunterkünfte ergänzt – verfügbar sind einzelne Zimmer, aber auch 2-, 4- und 6-Bett-Lodges. Zu allen Lodges gehören eigene Puttinggreens hinter den Gebäuden, die von Kyle Phillips persönlich gestaltet wurden. „Sie können also hinter der Lodge das Geld zurückgewinnen, das Sie auf dem Golfplatz verloren haben“, so der Geschäftsführer lachend. Die Liebe zum Detail zeigen auch die Entfeuchter, die im Vorraum jeder Lodge integriert wurden und so nach einem feuchten Golftag Kleidung und Schläger zügig trocknen. Auch im Clubhaus wurde Wert auf das Besondere gelegt – der Whisky-Room, der sowohl für Whisky-Novizen, als auch Experten etwas bietet, dürfte mit zum Besten gehören, was Schottland in dieser Hinsicht zu bieten hat. Auch der Platz wurde nochmals durch Kyle Phillips optimiert. Ende Juli fand erneut die Women’s Scottish Open bei Dundonald Links statt – und die Golfwelt durfte nicht zuletzt im Fernsehen bestaunen, wie sich diese schon vorher ausgezeichnete Anlage weiter verbessert hat. „Die Nutzung von Dundonald Links als Turnierort war stets Teil unserer Ambitionen“, so Ferguson. Auch in Sachen Nachhaltigkeit ist Dundonald Links seit vielen Jahren engagiert. „Wir waren einer der Ersten, die 2016 einen Nachhaltigkeitspreis gewonnen haben, seit fast neun Jahren fahren wir eine ,Zero Waste‘-Strategie ... Auf unsere Nachhaltigkeit sind wir sehr stolz, zum Beispiel auf unsere Zusammenarbeit mit dem Scottish Wildlife Trust“, erläutert der Manager die Strategie in diesem Segment. Mit der Kraft des neuen Investors im Rücken wurde die Chance genutzt, einen ausgezeichneten und abwechslungsreichen Linksplatz in der Nähe so bekannter Spielorte wie Royal Troon, Prestwick und Turnberry zum vollwertigen Golfresort auszubauen, das sich binnen kürzester Zeit für viele Golfreisende zum Standortresort in der Region Ayrshire entwickeln dürfte.

 

Für ein ausführliches golfmanager-Interview mit Ian Ferguson, General Manager Dundonald Links, klicken Sie HIER.

 

 

Pitreavie Golf Club – Tradition verpflichtet

Der Pitreavie Golf Club ist ein klassischer Mitgliederverein, wie man ihn häufig in Schottland antrifft. Wie in Deutschland werden viele Aufgaben ehrenamtlich übernommen. Der Club ist zudem sowohl kulturell, als auch beim Standort eng an Dunfermline angebunden. „Viele unserer Mitglieder können von zu Hause aus zu Fuß kommen“, fasst Andy Robertson, Beauftragter für Marketing und Sponsoring, die Lage zusammen. Der Club, der 2022 sein 100-jähriges Jubiläum feiert, wurde von keinem geringeren als Alister MacKenzie entworfen. Das Design ist seither nahezu unverändert und zeigt noch immer die Mac-Kenzie-typischen Designelemente: kleine Grüns, geschickt eingebundene Bachläufe (schottisch „Burns“) und natürlich umfassen die Grüns meist zwei oder gar drei Ebenen. Doch noch ein zweiter großer Name ist untrennbar mit dem Club verbunden: Andrew Carnegie. Zwar wurde dieser vor allem als US-amerikanischer Stahlindustrie-Magnat berühmt, geboren wurde er 1835 im schottischen Dunfermline. Mit dem Vermögen Carnegies wurden weltweit Trusts errichtet, so auch in seiner Geburtsstadt. Sie ist heute Eigentümer des Grunds, auf dem der Pitreavie Golf Club seinen Sitz hat. „Der Carnegie Dunfermline Trust kaufte das Land vom Gutsbesitzer mit dem einzigen Ziel, dass es weiterhin für den Golfsport genutzt werden sollte“, erläutert Anderson die Hintergründe. Die Geschichte rund um MacKenzie und Carnegie soll daher künftig eine noch stärkere Rolle bei der Vermarktung spielen, insbesondere gegenüber Gastspielern. „Wir nutzen jetzt z.B. unsere Scorekarten und eine große Informationstafel am ersten Abschlag, um die Leute über unser Erbe zu informieren“, beschreibt der Marketingbeauftragte die Ansätze. Auffällig ist das im Vergleich zu vielen Anlagen rund um St. Andrews niedrigere Greenfee, selbst an Wochenenden im Sommer werden für 18 Bahnen gerade einmal 40 GBP aufgerufen. Auch die Mitgliedschaft ist mit maximal 650 GBP (für jüngere Golfer und Studenten gibt es Ermäßigungen) eher günstig. „Deshalb muss das Clubhaus für uns arbeiten – wir brauchen den Gewinn aus dem Clubhaus! Außerdem versuchen wir, mehr hochwertige Besucher anzuziehen“, beschreibt Robertson die Notwendigkeit, günstige Spielentgelte durch andere Ertragsquellen zu kompensieren. Durch Covid-19 konnte der Club jedoch neue Golfer gewinnen, so dass letztlich sogar eine Warteliste bei den Mitgliedschaften eingeführt werden musste. Grundlage für die Berechnung der maximalen Mitgliedszahlen ist die Kapazität und die Spielhäufigkeit der Mitglieder. „Wir überwachen die Abschlagzeiten. Sind die Leute in der Lage, zu der Zeit, zu der sie spielen wollen, eine Abschlagzeit zu bekommen?“ fasst Robertson die Methodik zusammen. Um den Club finanziell zu stärken, setzt man seit gut einem Jahr verstärkt auf Sponsorings, aber auch auf mehr Gastspieler. Dabei soll das Greenfee möglichst angepasst werden, aber: „Man muss sich klarmachen, dass man sich im Wettbewerb befindet“, so der Marketingexperte. Tradition spielt nicht nur für den Club selbst, sondern auch in der Vermarktung eine wichtige Rolle. „Die Tradition steht hinter den Golfplätzen – wir sind jetzt hundert Jahre alt, das können nur wenige Golfplätze in den USA vorweisen“, erläutert Robertson. Mit dem auch heute noch äußerst reizvollen Design aus der Feder MacKenzies und der engen Verbindung zu Carnegie bietet der Club hierfür beste Voraussetzungen – und nicht nur historisch interessierte Golfer sollten hier künftig auf dem Weg von Edinburgh nach St. Andrews einen Stopp einplanen.

 

Für ein ausführliches golfmanager-Interview mit Andy Robertson, Beauftragter für Marketing und Sponsoring Pitreavie Golf Club, klicken Sie HIER.

 

Autor:  Michael Althoff | golfmanager 4/2022

 

 

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