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Von der Dependance zum Top-Resort

Im Gespräch mit Ian Ferguson, Dundonald Links

Anlässlich der 150. The Open hat der golfmanager neben dem „Home of Golf“ (Anm. d. Red.: St. Andrews) mit dem Old Course weitere lohnenswerte Anlagen besucht. Neben einem allgemeinen Einstieg im Rahmen des Beitrags „Golfszene Schottland – weit mehr als St. Andrews und The Open“ führte Autor Michael Althoff nachstehendes, ausführliches Interview mit Ian Ferguson, General Manager Dundonald Links.

? Was war der Grund für den Loch Lomond Golf Club, Dundonald Links wieder zu verkaufen?

 

! Loch Lomond war fast 20 Jahre lang Eigentümer von Dundonald Links. Einige Mitglieder haben hier noch nie gespielt und wussten nichts über Dundonald Links, während andere Mitglieder den Platz wirklich liebten und häufig hier spielten. Es war ein Punkt erreicht, an dem hinsichtlich Dundonald Links Handlungsbedarf bestand. Zu diesem Zeitpunkt sah sich der Loch Lomond Golf Club zudem damit konfrontiert, dass die Drainage seines eigenen Platzes eine Instandsetzung erforderte. Daraus entstand ein erheblicher Kostendruck, um eine vollständige, optimierte Drainage mit Sand umzusetzen, damit die Mitglieder das ganze Jahr über dort spielen können – all dies summierte sich zu einer Investition von 7 Mio. GBP. Daher schlugen vor allem die Mitglieder, die nie bei Dundonald Links gespielt hatten, vor, Dundonald Links zu verkaufen und mit den Einnahmen die eigenen Investitionen des Clubs zu reduzieren. Folglich wurde der Platz zum Verkauf angeboten, um den tatsächlichen Wert des Platzes zu ermitteln. Darwin Escapes kaufte den Platz für 4,5 Mio. GBP, und innerhalb von drei Jahren nach dem Kauf konnten wir nach einer Investition von 25 Mio. GBP unser Resort komplett eröffnen – und das mitten in der Covid-19-Pandemie.

 

? Wie verteilt sich die Gesamtinvestition von 25 Mio. GBP auf Clubhaus, Unterkunft und Golfplatz?

 

! Wir haben in Zusammenarbeit mit Kyle Phillips etwa 1 Mio. GBP in den Golfplatz investiert, beispielsweise für größere Abschlagplätze und viele kosmetische Maßnahmen, einschließlich eines neuen Halfway-Hauses. Ungefähr 12 Mio. GBP sind in unser neues Clubhaus geflossen und ein ähnlicher Betrag in die Unterbringung in unseren Lodges.

 

? Welche Rolle spielen Mitgliedschaften unter den neuen Besitzverhältnissen?

 

! Ursprünglich haben wir keine eigenen Mitgliedschaften angeboten, da die Mitglieder von Loch Lomond die ursprünglichen Mitglieder hier waren. Damals haben wir eine Jahresmitgliedschaft ohne jegliche Rechte, ohne Mannschaften, ohne Mitgliedervertretung und Ehrenämter angeboten. Wir wussten nie, wie unsere Anlage am Ende der Entwicklung aussehen würde. Wir hatten 270 dieser Jahresspielrechte. Angesichts des Investitionsvolumens unseres neuen Eigentümers wollten wir sicherstellen, dass Gäste vor Ort auch Zugang zum Golfplatz haben werden. Deshalb haben wir beschlossen, die Jahresmitgliedschaften einzustellen. Wir haben somit keine Einzelmitgliedschaften, sondern bieten eine sehr beliebte Firmenmitgliedschaft. Aber wir wollten sicherstellen, dass wir weder Mitglieder noch Gäste enttäuschen, indem sie nicht auf den Platz kommen. Wir sehen das so: Wenn man die große Bühne des Golfsports betritt, ist man entweder als kommerzielle Anlage erfolgreich oder man ist ein guter Mitglieder-Club und macht das sehr gut. Eine Mischung aus beidem ist schwierig!

 

? Wie würden Sie das neue Produkt und das Kundenerlebnis beschreiben?

 

! Ich glaube, wir haben schon sehr früh eine Lücke bei echten Golf-Unterkünften erkannt. Sie haben hier in der Gegend einige schöne Hotels, die aber mit dem Hochzeits- und Konferenzgeschäft in Konflikt geraten. Es kann sein, dass Sie sich mit Ihren Schlägern Ihren Weg durch eine Hochzeitsfeier bahnen müssen. Wir sind davon überzeugt, dass Gäste unserer auf den Golfsport ausgerichteten Unterkünfte nicht nur unseren fantastischen Golfplatz genießen können, sondern auch Zugang zu einigen der berühmtesten Golfplätze in Ayrshire wie Royal Troon und Turnberry haben, die in weniger als 40 Minuten zu erreichen sind. Damit verschwenden unsere Gäste keine Zeit mit Fahrerei – das Letzte, was Golfer auf einer schönen Reise möchten, ist unnötige Fahrerei. Wir haben uns bemüht, so viel wie möglich an die Bedürfnisse eines Golfspielers auf einer vier- oder fünftägigen Reise anzupassen. Das ist sehr vielfältig, von den Trocknungsmöglichkeiten in den Lodges – wenn es während Ihrer Runde geregnet hat, müssen Sie Ihre Schläger nicht zum Trocken in Ihr Schlafzimmer bringen – es gibt einen separaten Raum, um sie zu trocknen. In den Vier- und Sechsbettzimmern haben wir zudem eine Waschmaschine und mehr. Außerdem haben wir die Putting-Greens hinter jeder Lodge von Kyle Phillips entwerfen lassen, und die Oberfläche ist genauso gut wie unsere Grüns auf dem Platz. Sie können also hinter der Lodge das Geld zurückgewinnen, das Sie auf dem Golfplatz verloren haben (lacht).

? Welche Rolle spielt Schottland in Ihrem Konzept?

 

! Wir haben festgestellt, dass vor allem Golfer, die zum ersten Mal nach Schottland kommen, auch in unsere Kultur eintauchen wollen, insbesondere in die des Whiskys. Deshalb haben wir zusammen mit Blair Bowman, einem führenden Whisky-Experten, unseren Whisky-Raum eingerichtet. Wir bieten hier über 140 Whiskys, angefangen bei Sorten für eher unerfahrene Gäste, die noch nie einen Whisky probiert haben, bis hin zu einem 36 Jahre alten Bunnahabhain Canasta, den wir in unserem eigenen Fass im Whisky-Raum haben, oder dem Macallan M.

 

? Sind Ihr Spa und Ihr Fitnessstudio nur für Ihre Gäste oder haben Sie dafür eine spezielle Mitgliedschaft?

 

! Nein, das steht alles unseren Gästen zur Verfügung. Sie können diese sowohl als Tagesgast, als auch als Gast in einer unserer Lodges  nutzen.

 

? Welches sind die wichtigsten Quellmärkte?

 

! Wir konzentrieren uns insbesondere auf Nordamerika, Nordeuropa und den Rest der Welt. Covid-19 hat seine Spuren hinterlassen, und der derzeitige Kampf mit dem Flugverkehr und all den Gepäckproblemen hat das Bewusstsein des britischen Marktes für unser Reiseziel glücklicherweise geschärft.

 

? Gibt es Pläne, eine gemeinsame Golftour mit anderen Kyle Phillips-Plätzen wie Kingsbarns zu organisieren?

 

! Das ist eine gute Frage – wir haben bereits darüber gesprochen, einen „Kyle Phillips-Link“ aufzulegen und den Osten mit dem Westen zu verbinden. Es gibt viele Golfer, die seine Plätze spielen wollen. Wenn Sie Kingsbarns und unseren Platz spielen, werden Sie auf jeden Fall einige Ähnlichkeiten und eine gemeinsame Philosophie bei der Gestaltung eines Platzes feststellen. Da wir nun über eine eigene Unterkunft verfügen, haben wir uns aktuell mit unseren Nachbarn aus Prestwick und Western Gailes zusammengetan, so dass wir ein schönes Paket für dieses lokale Angebot haben. Der nächste logische Schritt wäre eine Bündelung von Kyle Phillips-Plätzen für jene Spieler, die seine Plätze lieben.

 

? Ende Juli werden Sie die Scottish Open der Frauen ausrichten. Im Jahr 2017 haben Sie sowohl die Scottish Open der Männer, als auch die der Frauen hier in Dundonald ausgerichtet. Wie wichtig sind solche Turniere für Sie?

 

! Die Nutzung von Dundonald Links als Turnierort war stets Teil unserer Ambitionen. Das war mit ein Grund für den Verzicht auf formale Mitgliedschaften – wir haben so mehr Freiheit in der Gestaltung, ohne das wir unseren Mitgliedern den Zugang zum Platz für eine begrenzte Zeit verwehren und damit ihr Erlebnis beeinträchtigen würden. Wir sind daher sehr aktiv bei der Akquisition solcher Veranstaltungen, nicht nur für Profis, sondern auch für hochklassige Amateurveranstaltungen. Zum Beispiel werden wir ab nächstem Jahr für vier Jahre die finale Qualifikation für die The Open bei uns zu Gast haben – das wird großartig, wir freuen uns schon sehr darauf. Und von 2015 bis 2017 hatten wir die Women's Open – 2017 sogar zusammen mit dem Männerturnier. Es war schon damals eine großartige Erfahrung, aber jetzt haben wir alle Einrichtungen, um diesen Ort auf die Golfbühne der Welt zu bringen und die Golfer auf unseren Ort aufmerksam zu machen. Außerdem scheinen wir hier eine Affinität zum Frauengolf zu haben. Wir haben eine gute Arbeitsbeziehung mit dem Team von IMG, das sich um die Veranstaltung kümmert. Das ist sehr aufregend für uns, und das Preisgeld für diese von der PGA sanktionierte Veranstaltung ist ziemlich hoch.

 

? Im Vergleich zur Men's Scottish Open gibt es weniger Tribünen. Was ist der Grund dafür?

 

! Es gibt zwei Aspekte. Erstens befindet der Großteil der Tribünen immer noch in St. Andrews für die The Open (lacht). Zweitens war die Veranstaltung 2017 eine ziemliche Pionierleistung, denn Back-to-Back-Turniere wurden noch nie zuvor am selben Ort ausgetragen. Die Gedanken hinter dieser Kombination waren in der Theorie gut, aber die Infrastruktur war für das Frauenturnier einfach zu viel. Es gab zu viele Außentribünen, einige Zelte im Zuschauerdorf waren geschlossen. In der Praxis hat es sich also nicht so bewährt, wie es wünschenswert gewesen wäre. Die LET- und die PGA-Tour wissen, was ihre Kunden erwarten, und schaffen ihr eigenes Erlebnis für die Spieler und Besucher, was recht gut funktioniert.

 

? Nachhaltigkeit spielt in Ihrem Konzept eine wichtige Rolle. Streben Sie eine Zertifizierung durch Programme wie GEO an?

 

! Wir waren einer der Ersten, die 2016 einen Nachhaltigkeitspreis gewonnen haben, seit fast neun Jahren fahren wir eine „Zero Waste“-Strategie. Das Thema steht schon lange auf unserer Agenda. Als Darwin Escapes bei uns Einstieg und unsere Anlage erweiterte, mussten sie sich an unsere Abfallmanagement-Richtlinien halten. Auf unsere Nachhaltigkeit sind wir sehr stolz, zum Beispiel auf unsere Zusammenarbeit mit dem Scottish Wildlife Trust. Wir fördern die Wiederansiedlung einer kleinen, blauen Schmetterlingsart, das haben wir in den letzten neun Jahren besonders forciert. Jetzt kehrt er zurück, und wir errichten auf dem Golfplatz Schutzräume für ihn. Wir haben auch unsere eigenen Bienen und Bienenstöcke und nehmen an einem Programm für Bestäubung teil.

 

? Spielt Wasserknappheit eine Rolle im Anlagenbetrieb?

 

! Wir haben Glück, denn wir haben einen Bewässerungsteich und damit unsere eigene Versorgung. Manchmal brauchen wir mehr, als er liefern kann. Aber wenn wir zusätzliches Wasser brauchen, können wir das bisher problemlos beschaffen.

 

? Welche Auswirkungen hat die 150. The Open auf Golfreisen nach Dundonald und den Golfsport in Schottland insgesamt?

 

! Aus meiner Sicht ist dieses Event unbezahlbar! Der nächste große Meilenstein wird die 200. Austragung sein, deren Sieger werde ich wohl nicht mehr kennenlernen. Ich glaube, viele Golfer sehen das genauso. Das Event findet im Home of Golf statt – und zu einer Zeit, in der einige bekannte Golfer auf ihrem Höhepunkt sind oder kurz davor stehen. Es war großartig zu sehen, wie Tiger nach seinem ersten Abschlag mit stehenden Ovationen bedacht wurde. Die Erfahrung in St. Andrews ist etwas ganz Besonderes, die Atmosphäre ist einfach unbeschreiblich. Es ist wirklich wichtig für ganz Schottland. Wir haben Gäste, die bei uns wohnen und nach St. Andrews reisen. Und natürlich freuen wir uns schon auf 2024, wenn die The Open nur zehn Minuten von uns entfernt in Royal Troon stattfinden werden.

 

Herr Ferguson,vielen Dank, dass Sie Ihre beeindruckenden Erfahrungen mit unseren Lesern teilen.

 

Das Gespräch führte unser Autor Michael Althoff.

 

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