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Über 100 Tage hauptamtliche Geschäftsführerin des GVD

Nachgefragt – Christina Seufert

Sehr geehrte Frau Seufert, die obligatorischen „100 Tage“ im Amt sind mittlerweile vorbei. Aus diesem Grund wollten wir Sie als erste hauptamtliche Geschäftsführerin des Greenkeeper Verbandes Deutschland (GVD) zu Ihrem ersten halben Jahr beim hinsichtlich Mitgliederzahlen zweitstärksten Golf-Fachverband in Deutschland befragen.

 

? Als Newcomer hat man es nicht leicht: Nur langsam lernt man Gesichter und Namen kennen und hat kaum ein Gefühl für die vielen unsichtbaren Seilschaften und möglichen Konflikte am Markt. Wie war die erste Zeit?

 

! Am 01.10.2015 habe ich meine Tätigkeit beim GVD begonnen. Kurz darauf war auch schon die Jahrestagung in Dresden, bei der ich gleich zu Beginn viele neue Gesichter kennenlernen durfte.

 

Seit 1997 bin ich in der Golfbranche und habe aufgrund meiner früherer Tätigkeiten und meiner guten Vernetzung auch in andere Verbände viele Bekannte aus der Golfbranche wieder getroffen, was mich sehr gefreut hat.

 

Neue Leute kennenzulernen fällt mir leicht, auch der offene und ungezwungene Umgang im GVD erleichterte mir den Start.

 

? Warum haben sie diese Position übernommen? Was finden Sie an dieser Position spannend und herausfordernd?

 

! Als Dipl. Geographin war ich den „grünen Themen“ gegenüber schon immer sehr aufgeschlossen. Meine Abschlussarbeit zum Fachjournalisten habe ich über die Zusammenarbeit von Greenkeeping und Golfmanagement geschrieben. Auch mein MBA-Studium „Qualitäts- und Umweltmanagement“ kommt mir jetzt zugute. Arbeitssicherheit ist im Greenkeeping ein wichtiges Thema, das oft zu kurz kommt.

 

Das erforderliche Wissen im Greenkeeping ist gar nicht hoch genug einzuschätzen und fortlaufende Weiterbildung ist in kaum einem anderen Bereich auf Golfanlagen so wichtig wie hier. Und es ist mir ein Anliegen, dem Greenkeeping den Stellenwert zu verleihen, den es angesichts der Wichtigkeit auf einer Golfanlage einnehmen muss.

 

? Sie waren u.a. als Geschäftsführerin in Hohenpähl tätig, sind Diplom-Geographin, Golfbetriebswirtin (DGV) sowie Golf Business Directorin. Daneben waren Sie im IHK-Prüfungsausschuss für Sport- und Fitnesskaufmann/- frau und derzeit als akkreditierte Beraterin für die Management- Beratung beim DGV gelistet. Als Schwerpunkte Ihrer Beratung gaben Sie Organisation, Rechnungswesen/Controlling, nicht zuletzt aber auch die Kommunikation an. Einer der Gründe, gerade Sie zu holen, gewinnt das Thema Kommunikation doch gerade im Greenkeeping auf Golfanlagen, aber auch verbandsübergreifend oder im Zusammenwirken mit Behörden, Politik etc. zunehmend an Bedeutung?

 

! Das Greenkeeping hat tendenziell immer noch zu wenig Standing auf den Golfanlagen, angesichts des größten Budgets und der hohen Verantwortung des Head-Greenkeepers eigentlich ein Unding. Da gebe ich Ihnen Recht, Kommunikation ist mittlerweile einer der Hauptskills, um erfolgreich zu sein. Intensive Kommunikation zum Vorstand/ Betreiber, zur Verwaltung und anderen Bereichen auf einer Golfanlage, zu den Mitgliedern, zu anderen Verbänden und auch Behörden ist Grundlage, um sich Respekt und Verständnis zu schaffen.

 

? Sehen Sie das Greenkeeping bei Groß-Events wie den Bundesliga-Spielen, im letzten Jahr beim Solheim Cup oder auch jetzt im Vorfeld von Olympia genügend „ins Bild“ gesetzt?

 

! Gerade beim Solheim Cup hat das Greenkeeping sich toll präsentieren können. Gut 40 Volunteers aus den Reihen des GVD haben ehrenamtlich dazu beigetragen, dass trotz widriger Wetterverhältnisse der Kontinentalvergleich auf hervorragenden Platzbedingungen ausgetragen werden konnte. Innerhalb Deutschlands könnte die Wertschätzung des GK noch höher ausfallen, das ist aber auch eine Sache, die vom Greenkeeping selbst kommen muss – durch Kommunikation!

 

? Dass das Greenkeeping zunehmend an Bedeutung gewinnt, sieht man auch darin, dass die anderen deutschen Golf-Fachverbände zunehmend das Themenfeld aufgreifen und besetzen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

 

! Prinzipiell gut, da erkannt wird, wie wichtig das Greenkeeping ist. Mein Wunsch ist eine enge Zusammenarbeit der Verbände. Ich halte eine intensive Kommunikation und Vernetzung der Verbände für sehr wichtig. Zunehmende Diversifikation führt nicht automatisch zu zunehmendem Erfolg und lässt die Kernkompetenzen der Verbände verschwimmen und somit wird es unübersichtlich. Das ist ja das Letzte, was wir für unsere Mitglieder möchten.

 

? Für Sie als „frische“ Managerin gilt es, im ersten Jahr Akzeptanz bei den Mitgliedern, dem Vorstand und den Partnern zu schaffen, sich einen umfassenden Überblick über den Verantwortungsbereich und die Aufgaben zu verschaffen, Kompetenz aufzubauen und die ersten Handlungsfelder zu definieren.

 

Die ersten 100 Tage sind dabei entscheidend für die zukünftige Zusammenarbeit und die Festlegung der Aufgaben und Ziele. Definieren Sie Ihre „Grenzen“ und die Grenzen Ihres Zuständigkeitsbereiches!

 

! Ein ganz großes Ziel ist es, mehr Verständnis für die Arbeit in der Golfplatzpflege zu bekommen. Dazu bedarf es einer intensiven Kommunikation und guten Öffentlichkeitsarbeit, nicht nur innerhalb des Verbandes.

 

Insgesamt sehe ich vielfältige Aufgaben und Ziele, die aber mit der nach wie vor dünnen Personaldecke nur schwer zu bewältigen sind. Hier ist die weitere Mitarbeit der ehrenamtlichen Mitglieder sehr erwünscht und auch wichtig. Innerhalb des Verbandes sehe ich meine Grenze in der Fachkompetenz als Rasenfachfrau. Durch die auch zukünftige Nähe und intensive Zusammenarbeit zu Marc Biber wird dies aber zu schaffen sein. Ich freue mich darauf.

 

? Noch ein Wort zur Pflanzenschutzproblematik, die die Golfszene bewegt: Verschiedene Konzepte, mit den staatlichen/behördlichen Vorgaben umzugehen, scheinen vielfach die Arbeit draußen zu erschweren, schaffen Unruhe. Was raten Sie hier? Welche Hoffnungen/Erwartungen haben Sie an Mitglieder, Vorstand, Golfanlagen, aber auch an die Politik?

 

! Unruhe herrscht nicht nur im GK, auch das Management hat mit den nicht immer ganz nachvollziehbaren rechtlichen Einschränkungen zu kämpfen – dies ist sicherlich auch dem Image des Golfsports geschuldet. Hier ein riesen Dank vor allem dem Arbeitskreis Integrierter Pflanzenschutz für sein großes Engagement!

 

Die vorhandenen Schwierigkeiten führten in den letzten Jahren aber auch dazu, dass alle möglichen Alternativen zur „klassischen“ Platzpflege dogmatisch als einzig richtig propagiert werden. Jeder Golfplatz ist anders und muss mit seiner individuellen Beschaffenheit anders gepflegt werden. Ein allumfassendes Rezept gibt es nicht. So ist Fort- und Weiterbildung auch angesichts der Pflanzenschutzproblematik wichtiger denn je.

 

Frau Seufert, wir danken Ihnen für Ihre offenen Worte und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und Geschick!

 

Autor: Stefan Vogel | Greenkeepers Journal 01/2016

 

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