„Ein MEHR aus Farben“ in den Gärten der Welt
IGA 2017 in Berlin Marzahn-Hellersdorf
Auf über 100 Hektar erstreckt sich das neue IGA-Ausstellungsgelände in Berlins östlichstem Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf. Dieser im April eröffnete IGA-Park verbindet die bereits bestehenden „Gärten der Welt“ mit entsprechender Erweiterung des „Englischen Cottage“, das weitläufige Wuhletal sowie den Kienberg mit der neuen Aussichtsplattform „Wolkenhain“. Mit der markanten Marzahner Hochhaussilhouette liefert das attraktive Ausflugsziel nicht nur den Berlinern eine spannende Perspektive zwischen Grünfläche und Stadtbezirk, sondern auch den erwarteten nationalen und internationalen Touristen.
Die Voraussetzungen zur Gestaltung von Gartenkunst, Landschaft und grüne Kultur sind an diesem Standort besonders vielfältig. Ein Besuch und Rundgang mit Nutzung der Seilbahn ist eine Bereicherung für die Sinne!
IGA-Eröffnungsfeier ein Event
An 186 Ausstellungstagen bis zum 15. Oktober bietet die IGA ein breites Spektrum an Veranstaltungen. Für die Entwicklung der Pflanzen im Gelände bedarf es entsprechender Zeit bis zur vollen Entfaltung. Jürgen Mertz, Präsident des Zentralverbandes Gartenbau e.V. (ZVG) und stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesgartenschau Gesellschaft (DBG), begrüßte zur Eröffnungsfeier am 13. April zahlreiche geladene Gäste.
„Gartenschauen, und so auch die IGA, sind seit jeher ein bedeutender Faktor, wenn es darum geht, Städte nachhaltig zu begrünen. Sie unterstreichen den Wert von städtischem Grün und sind immer auch eine Investition in das Dauerhafte“, würdigte Mertz die gärtnerische Leistung. Gartenschauen seien eine Kompetenzschau der grünen Branche und zeigten, was ein ganzer Berufsstand gemeinsam erreichen könne.
„Der Gartenbau sind wir alle! Und wir sind diejenigen, die diese IGA mit unserer Leidenschaft aufblühen lassen“, betonte der ZVG-Präsident.
Diesen Worten sollten allerdings noch Taten folgen; denn aufgrund des frühen Eröffnungstermins konnte man vom Motto: „Ein MEHR aus Farben“ beim ersten Rundgang noch nicht viel erkennen. Auch was die Qualität der gärtnerischen Anlagen betrifft, ist noch viel Luft nach oben. Dies gilt ganz besonders bei der Betrachtung der Rasenflächen. Diese vermeintlich einfache Kultur bedarf durchaus einer minimalen Pflege und bei der Auswahl des Produktes Fertigrasen (Rollrasen) einer gärtnerischen Wertschätzung.
„Auf der IGA Berlin wird auch dieser Sommer märchenhaft, das versichere ich Ihnen.“ Mit diesen Worten eröffnete der Bundespräsident Steinmeier die Internationale Gartenausstellung Berlin 2017 (IGA) beim feierlichen Festakt.
Das IGA-Gelände
Gärten der Welt
Die Idee der Gärten der Welt wurde vor längerer Zeit geboren, integriert in den damaligen rund 17 Hektar großen Erholungspark Marzahn, der in „Gärten der Welt“ umbenannt wurde.
Auf rund 25 Hektar Fläche entstanden neun Themengärten mit internationaler Gartenkunst aus Asien, dem Vorderen Orient und Europa. 2010 wurden zwei Erweiterungsflächen erworben, mit denen sich der Park im Rahmen der IGA Berlin 2017 um weitere 22 Hektar vergrößerte und sich jetzt in seiner Vollendung präsentiert. Hier wird mit dem neuen, zehnten Garten der Welt, einem Englischen Landschaftsgarten, die Parklandschaft um eine weitere zentrale europäische Tradition der Gartenkunst bereichert.
Zum Orientalischen, Chinesischen, Japanischen, Balinesischen und Europäischen Garten gesellt sich jetzt auch dieser Englische Garten mit Cottage.
Die neuen Internationalen Gartenkabinette wurden im Zuge eines kuratierten Verfahrens von renommierten Landschaftsarchitektinnen aus neun Ländern und fünf Kontinenten entworfen. Dabei zeigen zeitgenössische Interpretationen der internationalen Landschaftsarchitekten in der Auseinandersetzung mit ihrer jeweiligen kulturellen Herkunft und Identität eine interessante und anspruchsvolle „Spiegelung“ zu den tradierten Gärten der Welt.
Kienbergpark
Im Laufe der Jahre ist der Kienberg an vielen Stellen z. T. zugewachsen. Durch die ökologische Weiterentwicklung des Kienberges mit einem „Stadtwaldprojekt“ wurden im Rahmen der IGA Berlin 2017 Offenlandflächen aufgebaut und so die Struktur- und Artenvielfalt erhöht. Ein im Jahr 2005 angelegter Rundweg führt entlang des dichten Baumbewuchses an Sträuchern, Staudenfluren und nur noch rudimentär vorhandenen Wildwiesen vorbei auf den Gipfel.
Um markante Sichtachsen zu ermöglichen, hat die IGA Berlin 2017 die Vielfalt dieser grünen und urbanen Stadtlandschaft im 360-Grad-Panorama entwickelt.
Hierzu wurde der Kienberg als eine Landmarke mit echtem „Hochpunkt“, dem „Wolkenhain“, als Aussichtsplattform ausgebaut. Mit landschaftsgestalterischen, waldökologischen aber auch mit künstlerischen Mitteln wurden Aktivitätsangebote für die Besucher geschaffen.
Mit diesen Maßnahmen wurden Umweltbildungs- und Sportangebote sowie die weitere Umsetzung des Waldentwicklungskonzeptes für den Kienberg gesichert. Der neu entstandene Kienbergpark wird für die Bevölkerung nach der IGA Berlin 2017 frei zugänglich sein. Darauf wies der Regierende Bürgermeister Müller bei seiner Begrüßungsrede ausdrücklich hin.
Am Fuße des sonnenreichen Südhangs des Kienbergs erstreckt sich die Kienbergpromenade und führt vorbei an Streuobstwiesen, offenen Wiesenbereichen und Natursteinmauern der Kienbergterrassen. Die Terrassen reichen 30 Meter den Hang des Berges hinauf, bevor die Vegetation in den Wald übergeht. Als Teil des Panoramaweges, der das Gelände von Ost nach West erschließt, erstreckt sich die Promenade vis a vis zur Kleingartenanlage am Kienberg.
Wuhletal
Mit dem Wuhletal betritt man den längsten zusammenhängenden Grünzug Berlins. Entstanden ist das Tal aus einer eiszeitlichen Schmelzwasserrinne vor rund 10.000 Jahren. Es säumt die Wuhle von ihrer Quelle in der brandenburgischen Barnimer Feldmark bis zu ihrer Mündung in die Spree nahe des S-Bahnhofs Köpenick. Drei Erhebungen – die Ahrensfelder Berge, der Kienberg und die Biesdorfer Höhen – formen eine für das Berliner Flachland spannungsreiche Topografie im Tal.
Abwechslungsreiche Auen- und Wiesenlandschaften sowie kleinere, überwiegend künstlich angelegte Gewässer wie der Wuhleteich prägen den IGA-Bereich Wuhletal. Das Areal ist mit seinen zum Teil neu angelegten Flachwasserzonen ein bewusst zu schützender Naturbereich, in dem sich die Tier- und Pflanzenwelt prächtig weiterentwickeln kann.
Der neue Wuhlesteg überspannt das Wuhletal von West nach Ost. Er startet im Bereich Kienbergpark und endet mit dem Umweltbildungszentrum an der Kienbergpromenade. Entlang des Wuhleteiches verläuft im mittleren Bereich des Wuhlestegs ein neu angelegtes Feuchtbiotop mit wechselnden Wasserständen.
Mit der IGA Berlin 2017 sollen die ökologischen Qualitäten des Wuhletals weiterentwickelt und Naturräume erfahrbar gemacht werden. Was bislang meist nur aus der Ferne betrachtet werden konnte, soll mit der IGA Berlin 2017 an ausgewählten Orten zum aktiven Erlebnis werden. Zudem gilt es, das Wuhletal und die angrenzenden Wohnquartiere stärker zu verbinden und so die Zugänglichkeit zu diesem grünen Erholungsraum zu erhöhen, ohne Schützenswertes zu beeinträchtigen. Was in städtischen Räumen sonst kaum möglich ist, bietet das IGA-Gelände insbesondere mit dem Wuhletal: Natur in der Großwohnsiedlung und Umweltbildung direkt vor der Haustür.
Das Ziel der IGA Berlin 2017 ist es, an diesem Ort eine hohe Aufenthaltsqualität mit einem Nebeneinander von Freizeit, Erholung und Naturerleben zu schaffen.
Gartenschau oder doch eher Event?
Als Teilnehmer an der Eröffnungsfeier bleibt ein ambivalenter Eindruck zurück. Gartenschauen verändern sich mit dem Zeitgeist und die ursprünglichen Ziele einer gärtnerischen Leistungsschau treten längst in den Hintergrund; denn Stadtentwicklungsgedanken und planerische Herausforderungen bestimmen das Geschehen. So präsentierte sich auch die Eröffnungsfeier mit den geladenen Gästen mehr und mehr zum Event für Kunst und Musik. Hochwertige Blumendekorationen auf der Bühne waren wohl eher störend und deshalb Fehlanzeige. Dafür konnten computergesteuerte Programme „Ein MEHR aus Farben“ virtuell auf die Bühne projizieren und das Brandenburger Tor in einer vertikalen Begrünung erscheinen lassen. Das gärtnerisch gestaltete Grün im Gelände fiel dann schon eher mäßig aus!
Natur entwickelt sich und so kann man hoffen, dass in den verbleibenden Frühlings- und Sommertagen ein prachtvoller Park entstehen wird, wie es der Bundespräsident versprach. Das Potenzial des 100 ha großen IGA-Geländes ist gewiss sehr groß, deshalb lohnt sich ein Besuch in jedem Falle. Das „Einschweben“ mit der Seilbahn über das Wuhletal und den Kienberg sorgt für eine sanfte Stimmung, um dann in den Gärten der Welt auf Entdeckungstour zu gehen.
Text-Quellen
iga-berlin-2017.de/gartenausstellung/bauliche-hoehepunkt
iga-berlin-2017.de/gartenausstellung/gaertnerische-hoehepunkte
ZVG-Pressestelle
Autor: Dr. Klaus G. Müller-Beck
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