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Teams richtig formen

Coaching im Berufsalltag

Im vorausgehenden Beitrag haben wir die Frage betrachtet, wie Mitarbeiter nach heutigen Erkenntnis der Forschung und Führungslehre am besten angeleitet und motiviert werden können. Dabei wurde deutlich, dass dem situativen Führungsansatz heute besondere Bedeutung zukommt. Auch zeigte sich, dass die Motivation, aus der heraus Menschen sich für eine Tätigkeit entscheiden – gleich, ob dies im Golfclub, in einer anderen Branche oder gar in einem Ehrenamt in der Freizeit erfolgt – von sehr unterschiedlichen persönlichen Aspekten abhängen.

 

Alle Mitarbeiter als Teil des Ganzen

Doch gerade im Golfclub-Management kommt es darauf an, dass Sie als Führungskraft alle Ressourcen zu einem leistungsbereiten und leistungsfähigen Team formen. Nun ist Golf von Haus aus eher eine Einzelsportart – und mancher Gast dürfte beim Besuch einer Golfanlage schon mit dem Eindruck nach Hause gegangen sein, dass hier zwar verschiedene Teams im Club am Werk waren, diese jedoch eher für sich alleine arbeiteten und kein an gemeinsamen Zielen ausgerichtetes Gesamtteam bilden. Doch genau darin liegt die Herausforderung in der Führung von Golfanlagen. So wie bei klassischen Unternehmen gerne der Konflikt zwischen Buchhaltungsteam und Verkaufsteam als Beispiel genannt wird, gibt es auch in Golfclubs teils inhomogene Strukturen. Da heißt es dann schnell „Greenkeeping gegen Sekretariat“ oder „Gastronomie gegen alle“. Und nicht zuletzt der zunehmende Trend zum Outsourcing erschwert vielerorts die Teambildung, da ausgelagerte Abteilungen üblicherweise eine eigene Führung erhalten und nur begrenzt in eine Gesamtorganisation mit entsprechenden Weisungsbefugnissen eingebunden sind. Und teilweise treffen dann sogar selbständige Unternehmen (beispielsweise bei Pro-Shop oder Gastronomie) auf klassische Angestellte, beispielsweise im Sekretariat – dass hier unterschiedliche Ziele vorliegen können, ist wenig verwunderlich. Doch gegenüber Clubmitgliedern und Gästen, aber auch gegenüber allen Mitarbeitern ist es für den ökonomischen, aber auch emotionalen Erfolg unverzichtbar, dass alle Mitarbeiter einer Golfanlage sich als Team sehen und auch als solches arbeiten.

 

Wenn Ihre Mitarbeiter autonom für sich arbeiten würden oder Sie nur einen einzigen Mitarbeiter hätten, wäre dies noch vergleichsweise einfach durchzuführen. Die besondere Herausforderung in der Praxis liegt jedoch darin, dass Ihre Mitarbeiter meist nicht isoliert tätig sind, sondern als Team. Das erhöht nicht nur die Komplexität Ihrer Führungsaufgabe, sondern erweitert sie um eine zusätzliche Dimension: das Teambuilding und die Teamführung. Letztlich ist es ein wenig wie bei Kindern: Alle zusammen bilden eine große Familie, aber jeder hat häufig unterschiedliche Interessen, die es beispielsweise bei einem gemeinsamen Urlaub zu koordinieren gilt. So ist es auch bei Teams in Unternehmen. Und eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Sport ist dabei, dass das beste Team nicht zwangsweise aus der Addition der besten Einzelkämpfer entsteht. Die Erfolge des europäischen Ryder Cup-Teams haben dies mehrfach eindrucksvoll unterstrichen: Obwohl von den Weltranglistenpositionen her deutlich favorisiert, haben die Europäer den US-Amerikanern manch schmerzliche Niederlage in diesem Teamwettbewerb zugefügt.

 

Führungsaufgabe Teambuilding

Eine der wesentlichen Aufgaben ist es daher, das richtige Team für eine anstehende Aufgabe auszuwählen. Dies ist eine klare Führungsaufgabe – Sie sollten sich daher nie darüber beschweren, dass Sie für eine Aufgabe nicht das richtige Team zusammen hätten. Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, die richtigen Teammitglieder auszuwählen und zu einem Team zu formen. Erfolgreich Teams zu bilden und zu führen setzt also zunächst einmal voraus, dass Sie über die notwendigen Kompetenzen und Entscheidungsbefugnisse bei der Personalauswahl und beim Personaleinsatz verfügen. Sind diese nicht vorhanden, können Sie zwar immer noch versuchen, unter den gegebenen Umständen das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, die Schaffung des bestmöglichen Teams wäre in solch einer Konstellation allerdings eher Glückssache. Diese Kompetenzen sollten jedoch nicht auf die von Ihrem Club selbst erbrachten Leistungen beschränkt werden, sondern Clubmanager sind auch aktiv in die Auswahl und tägliche Zusammenarbeit mit ausgelagerten Abteilungen der Golfanlage einzubinden. Denn erst unter dieser Voraussetzung gilt: Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr Team noch nicht bestmöglich besetzt sei, ändern Sie die Besetzung – oder klären Sie mit Ihren eigenen Vorgesetzten oder Gesellschaftern, dass mit den aktuellen Teammitgliedern die vereinbarten Ziele nicht erreichbar seien und nehmen eine Zielanpassung vor. Wie beim Sport gilt auch hier: Wer Meister werden will, braucht eine andere Mannschaft als ein Team, das von vornherein den Klassenerhalt als Ziel ausgibt. Genau deshalb ist es für viele Topteams, die sich als Meisterschaftskandidaten ansehen, auch so schwer, plötzlich die Herausforderungen des Abstiegskampfes anzunehmen und erfolgreich zu bestehen. Jedes Team soll daher bestmöglich auf die vereinbarten Unternehmensziele ausgerichtet sein.

 

Vom Individuum zum Team – die Phasen

Wenn Sie ein Team festlegen, wird dieses jedoch nicht von Beginn an so funktionieren und zusammenarbeiten, wie Sie es sich letztlich erhoffen. Teams sind ein Mikrokosmos von Haltungen, Erwartungen, Wünschen und Fähigkeiten. Und auch wenn Ihr Team vom ersten Tag an den Namen „Team“ trägt, es dauert, bis aus Individuen ein wirkungsvolles Team wird. Betrachten wir daher die verschiedenen Phasen, die bei der Bildung neuer Teams oder der Veränderung bestehender Teams auftreten:

 

Die erste Phase ist das Forming. In diesem Abschnitt ist die Struktur Ihres Teams sehr stark von Ihnen als Führungskraft abhängig, die Teammitglieder sind oft noch unsicher und versuchen herauszufinden, welches Verhalten in welcher Situation als angemessen angesehen wird. Hier kommt es darauf an, dass Sie gemeinsam mit den Teammitgliedern die Aufgaben und Erwartungen, aber auch bestimmte Regeln und Methoden abstimmen. Das Führungsverhalten sollte daher vor allem die Beziehungsebene betonen, während die Bedeutung der Sachebene noch gering ausgeprägt ist. Hier ist also vor allem die Führungskraft als Beziehungsmanager gefragt. Sie sollten daher stets ein offenes Ohr für die Anliegen Ihrer Mitarbeiter haben, denn manches Verhalten in der Forming-Phase hat eventuell gar nicht in der aktuellen Arbeitssituation seine Ursache, sondern vielleicht in früheren Erfahrungen bei anderen Golfclubs oder in persönlichen Lebensumständen. Achten Sie übrigens darauf, dass sich Ihre Mitarbeiter manchmal auch als „verlängerter Arm“ Ihrer Mitglieder sehen: Gerade wer im Tagesgeschäft permanent mit Mitgliedern zusammenkommt, neigt oft unbewusst dazu, auch deren Positionen zu übernehmen.

 

In der zweiten Phase, dem Storming, treten die ersten Konflikte auf: zwischen den Teammitgliedern, aber auch zwischen Führung und Team. Sollte es bei Ihren Teammitgliedern somit zu Unstimmigkeiten während des Stormings kommen, analysieren Sie unbedingt die Ursachen hierfür und lassen Sie Konflikte nie ungelöst im Raum stehen, sonst kommen diese in einer späteren Phase wieder an die Oberfläche! Häufig werden in dieser Phase Meinungen zu extremen, oft gegensätzlichen Positionen entwickelt, eine Kontrolle der eigenen Leistung durch das Team wird gerne abgelehnt. Dies ist meist die emotionalste Phase im Teambuilding, nun kommt es entscheidend auf Ihre Fähigkeiten auf der Beziehungsebene an. Nur gelöste Konflikte sind letztlich bewältigt, ein Aussitzen oder gar Weghören bei Konflikten verschiebt diese lediglich in spätere Teamphasen.

 

Die dritte Phase ist das Norming. Jetzt beginnt sich Ihr Team als solches zu entwickeln und ein erstes „Wir-Gefühl“ darzulegen. Die ursprünglichen Widerstände sollten überwunden sein, Konflikte gelöst. Erst jetzt können Sie von den Vorteilen eines Teams profitieren: Aufgaben werden als gemeinsame Herausforderung verstanden und angenommen, die Gruppenmitglieder können offen über unterschiedliche Meinungen, aber auch Gefühle reden. Nun sind Ihre Fähigkeiten als Moderator nicht mehr so stark im Mittelpunkt der Führungsaufgabe, jetzt gewinnt die Bedeutung der Sachebene die Oberhand in Ihrer Führungsfunktion – denn schließlich soll Ihr Team ja nicht nur gut miteinander auskommen, sondern vor allem die gestellte Aufgabe bestmöglich erfüllen. In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass sich nun keine Sub-Teams zu einzelnen Aufgabenbereichen wie Greenkeeping, Pro-Shop oder Sekretariat bilden, sondern sich alle als gemeinsames Team mit unterschiedlichen Spezialisierungen ansehen. Daher ist es auch unerlässlich, dass alle Teammitglieder auf das gleiche Ziel hinarbeiten. Legen Sie daher besonderen Wert darauf, dass die Ziele Ihrer Golfanlage klar formuliert sind und von allen Mitarbeitern mitgetragen werden: Möchten Sie ein Premiumclub sein, steht bei Ihnen der Spaß am Golfspiel im Vordergrund oder bevorzugen Sie eine eher sportliche Ausrichtung? Soll Ihre Anlage vor allem den Mitgliedern offen stehen oder sind auch Gäste (sowohl als Greenfee-Spieler als auch in der Gastronomie) eine relevante Zielgruppe? In dieser Phase gilt: Wer sich mit den gemeinsamen Zielen nicht identifizieren kann oder möchte, ist nur schwer in ein künftiges, zielorientiertes Team zu integrieren. Stellen Sie daher entsprechende Abweichungen in Bezug auf die Ziele und Zielorientierung fest, sollten Sie die Zusammensetzung Ihres Teams kritisch hinterfragen.

 

Die konkrete Aufgabenerfüllung steht in der vierten Phase, dem Performing, im Mittelpunkt. Ihr Team hat sich nun gefunden – oder besser noch: wurde von Ihnen geformt. Jedes Teammitglied kennt seine Rolle im Team, aber auch seine Bedeutung zur Erreichung des gemeinsamen Erfolgs – und nicht nur die eigene Rolle ist bekannt und akzeptiert, sondern auch die aller Kollegen, Vorgesetzten und eigenen Mitarbeiter. Ab jetzt wird konstruktiv und dauerhaft an der gestellten Aufgabe gearbeitet, die gesamte Energie des Teams kann nun in die Ergebnisorientierung fließen. Damit dies so bleibt, sind sowohl die Beziehungsebene, als auch die Sachebene der Führung von großer Bedeutung. Und genau jetzt sind Ihre besonderen Fähigkeiten als Coach gefragt: Denn immer wieder gilt es nun, das Ausscheiden einzelner Teammitglieder zu verdauen und neue Mitglieder erfolgreich in das bestehende Team zu integrieren. Und auch unter den bestehenden Teammitgliedern können sowohl auf der Sachebene, als auch der emotionalen Ebene Konflikte entstehen. Diese rechtzeitig zu erkennen, ist eine der vordringlichen Aufgaben der Teamleitung. Oder anders ausgedrückt: Herzlich willkommen in der wunderbaren Welt des Coachings im Berufsalltag! Doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 02/2016

 

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