
Vom 23. bis 28. September 2025 kommt der Ryder Cup erstmals ins US-Amerikanische Farmingdale. Austragungsort ist der berühmte ,Bethpage Black Course‘, der vielen Golfern durch sein am ersten Abschlag angebrachtes Warnschild „Warning! The Black Course is an extremely difficult course which we recommend only for highly skilled golfers“ bekannt ist. Der auch für Amateure ausschließlich zu Fuß zugängliche Golfplatz zählt in der Tat zu den schwersten Plätzen der Welt. Verantwortlich dafür ist zunächst die außergewöhnliche Länge von 7.486 Yards (rund 6.845 Meter) von den hinteren Abschlägen als Par 71 (die Profis spielen den Platz gar als Par 70). Zum Vergleich: Marco Simone, Austragungsort des Ryder Cups 2023, kommt als Par 72 auf eine Gesamtlänge von 6.674 Meter. Doch neben der schieren Länge, bei der beispielsweise an Bahn 7 ein Par 4 schon einmal 553 Yards (rund 503 Meter) lang ist und damit länger ausfällt als die kürzere der beiden Par 5-Bahnen, ist es der Höhenunterschied, denn der Standort auf Long Island ist alles andere als flaches Land. Nahezu jede Spielbahn bringt Höhenunterschiede vom Tee zum Grün (teilweise als Senke dazwischen) ins Spiel. Vor allem bei warmen Temperaturen wird der Platz daher auch zum Konditionstest – was man spätestens an der 15. Spielbahn merkt, bei der es auf den letzten Metern Richtung Fahne spürbar bergauf geht. Auch die zahlreichen Bunker und die schnellen und zugleich ondulierten Grüns sorgen für weitere Schwierigkeiten. Für große Turniere kommt zudem ein dichtes Fescue-Rough ins Spiel, obwohl auch schon im regulären Spielbetrieb first und second cut des Roughs erhebliche Herausforderungen mit sich bringen. Dass der Platz für große Events geeignet ist, hat er bereits mehrfach in seiner jüngsten Vergangenheit unter Beweis gestellt: 2002 und 2009 wurde hier die U.S. Open der Herren ausgetragen. 2002 siegte Tiger Woods mit einem Gesamtscore von -3, als einziger Teilnehmer lag er damit nach vier Runden unter Par. 2009 ging der Sieg an Lucas Glover mit einem Score von -4, insgesamt blieben gerade einmal fünf Profis unter Par. Bei der 2019 ausgetragenen PGA Championship holte Brooks Koepka mit -8 den Gesamtsieg, doch erneut blieben lediglich sechs Profis nach vier Runden unter Par.
Moderates Greenfee dank öffentlichem Besitz
Doch es ist nicht nur der hohe Schwierigkeitsgrad des Black Courses, der Bethpage zu einem außergewöhnlichen Ort macht. Bethpage ist eine öffentliche Golfanlage und kein privater Golfclub wie manch anderer Austragungsort großer Golfturniere. Nicht nur das: Der Black Course steht nicht nur allen Golfern offen, sondern bietet mit derzeit 140 USD wochentags und 160 USD an Wochenenden und Feiertagen wohl auch das niedrigste Greenfee unter den jüngsten Ryder Cup-Austragungsorten, europäische Austragungsorte eingeschlossen. Kaum ein Top-Golfplatz der USA ist zu diesem Preis zu spielen! Wer im US-Bundesstaat New York lebt, spielt den Platz noch günstiger, dann reduziert sich das Greenfee auf 70 bzw. 80 USD. Dies unterstreicht, dass Bethpage für klassisches Public Golf à la USA steht. Der Black Course ist Teil einer fünf Golfplätze umfassenden Anlage, die wiederum in den Bethpage State Park integriert ist. Der knapp sechs Quadratkilometer große Park auf Long Island nahe des Ortes Farmingdale und damit vor den Toren der Metropole New York bietet neben Golf zusätzlich Picknickplätze, Reitwege, Sportplätze, ein Polofeld, Tennisplätze, Langlaufloipen (im Winter) sowie Wander- und Radwege. Seinen Ursprung hat der Park im Jahr 1912, als der wohlhabende Eisenbahnmanager Benjamin F. Yoakum gut fünfeinhalb Quadratkilometer Land im heute als Old Bethpage bekannten Ort nahe Farmingdale erwarb. Yoakum beauftragte Devereux Emmet mit der Planung und dem Bau eines 18-Löcher-Golfplatzes, der 1923 eröffnet wurde. Diesen verpachtete er an den privaten Lenox Hills Country Club. Nach Yoakums Tod 1929 kam es zu Konflikten über die Nutzung der gepachteten Grundstücke. Der Bundesstaat New York bekundete unter der Schirmherrschaft der Long Island State Park Commission Interesse am Erwerb der Grundstücke, 1932 übernahm er durch einen Pachtvertrag mit den privaten Eigentümern die Verwaltung des Lenox Hills Country Clubs. Im Mai 1934 wurde der Bethpage State Park offiziell vom Staat gekauft. Der ursprüngliche Golfplatz wurde zum Green Course. Bis 1936 wurden drei weitere Plätze eröffnet, die von A.W. Tillinghast im Auftrag der Parkkommission entworfen wurden. Ein fünfter Platz, der Yellow Course, kam 1958 hinzu, er wurde von Alfred Tull designt. Alle fünf Plätze verlaufen sternförmig um das zentrale Clubhaus herum. Auf den fünf Plätzen werden jährlich mehr als 200.000 Golfrunden gespielt. Der Black Course hat sich in den letzten 20 Jahren fest unter den Top 100-Golfplätzen der USA etabliert und zählt zu den 10 besten öffentlichen Golfplätzen des Landes. Der heutige Zustand des Platzes ist größtenteils das Ergebnis einer umfassenden Renovierung unter der Leitung von Rees Jones in Vorbereitung auf die US Open 2002. Doch auch die übrigen Plätze des Parks, allen voran der Red Course, erfreuen sich unter den Golfern großer Beliebtheit. Die ausgezeichnete Platzierung im Ranking unterstreicht zudem, dass ein öffentlicher Golfplatz sich auch qualitativ mit führenden privaten Golfclubs und Country Clubs messen kann. Bis heute legt man in Bethpage jedoch Wert darauf, den Status als öffentliche Golfanlage des Staates New York aufrechtzuerhalten.
Ohne Startzeiten für Golfer und Walk-ups geht es nicht
Die Philosophie der Anlage wird bereits beim Zugang deutlich. Ein großes Schild begrüßt die Golfer mit der Aufschrift „Welcome To Bethpage State Park – The People’s Country Club“, was man am besten mit „Der Country Club für Jedermann“ übersetzen kann. Dieses Prinzip prägt die Anlage bis heute. Mitgliedschaften gibt es in Bethpage nicht – wer spielen möchte, benötigt eine Startzeit. Das klingt einfacher, als es in der Praxis manchmal ist, denn die Nähe zu New York in Verbindung mit dem nahezu sensationellen Preis-Leistungsverhältnis (New York Residents können die Plätze Grün, Blau, Gelb und Rot wochentags zu einem Greenfee zwischen 38 USD und 43 USD spielen, für Senioren und Junioren gelten gar ermäßigte Raten von 25 beziehungsweise 28 USD!) sorgt für große Nachfrage.
Um eine der begehrten Startzeiten buchen zu können, muss man sich zunächst im Online-Buchungssystem registrieren. Verifizierte Einwohner des Staates New York können sieben Tage vorab buchen, für alle übrigen Golfer sind Buchungen ab fünf Tagen im Voraus möglich. Auch hier merkt man: Als staatliche Einrichtung gewährt man den Einwohner des Bundesstaates zahlreiche Vorteile – getreu dem bekannten US-amerikanischen Motto „Your Tax Dollar At Work“! Doch auch, wer keine der begehrten Startzeiten online buchen kann, hat noch eine Chance auf eine Runde. Zur gelebten Tradition von Bethpage zählen sogenannte Walk-up Startzeiten. Diese werden frühmorgens vergeben – und selbst auf dem begehrten Black Course werden je nach Saison die ersten sechs bis zwölf Startzeiten sowie pro Stunde eine komplette Viergruppe für Walk-ups freigehalten, für die übrigen Plätze variiert das Angebot an solchen Startzeiten je nach Saison. Das hat dazu geführt, dass man in Bethpage einen eigenen Parkplatzbereich als Wartezone eingerichtet hat. Sagenhafte 100 Parkplätze stehen für Walk-ups bereit, denn die Nachfrage ist groß und nicht selten füllen sich die Parkplätze – vor allem an Wochenenden und Feiertagen – bereits am frühen Morgen für den darauf folgenden Tag. Tatsächlich übernachten die Golfer dann in ihren Autos und das Warten auf die Startzeichen-Buchungsmöglichkeit wird zum Happening. Zudem lassen die Verantwortlichen die sanitären Anlagen rund um die Uhr geöffnet, so dass es auf dem Parkplatz deutlich sauberer zugeht als auf manch deutschem Autobahn-Parkplatz. Bethpage ist zudem ein Frühaufsteher-Paradies, denn je nach Jahreszeit und Tageslicht beginnen die Tage dort sehr früh. Ende Mai, also bei nahezu längstem Tageslicht, werden die begehrten Tickets zur Buchung von Walk-up-Startzeiten morgens um 4 Uhr vergeben – und zwar pro Person, nicht pro Auto. Persönliche Anwesenheit ist zudem Pflicht, um eines der begehrten Tickets zu erhalten. Die Vergabe erfolgt nach Parkplatz-Nummer. Ab 04:30 Uhr öffnet das Clubhaus und die Wartenden können – in der Reihenfolge ihrer Tickets – die noch verfügbaren Startzeiten buchen. Eine Garantie, dass man überhaupt oder gar auf dem präferierten Platz abschlagen kann, gibt es allerdings nicht. Am Memorial Day Ende Mai warteten beispielsweise nach Auskunft der Anlage mehr als 200 Golfer auf eine der begehrten Lücken, die ersten Autos hatten sich bereits vor 9 Uhr am Vortag auf dem Parkplatz eingefunden. Der Golfbetrieb startet dann – mit Ausnahme des Black Courses – in der Hochsaison um 05:45 Uhr, nur auf dem Black Course geht es erst um 07:00 Uhr los. Zudem gilt: Man muss spätestens eine Stunde vor Abschlag im Clubhaus erscheinen, um sein Greenfee zu entrichten, und 20 Minuten vor Abschlag hat man sich beim Starter des gebuchten Platzes zu melden. Selbstverständlich setzt die Anlage neben Startern auch auf Marshals. Um so erstaunlicher, dass die Gastronomie angesichts der enormen Rundenzahlen pro Jahr eher klein erscheint. Sie öffnet morgens mit dem Clubhaus und ist vor allem auf Frühstück und typisch amerikanische Snacks wie Burger und Sandwiches ausgerichtet. Viele Golfer nehmen ihre Mahlzeiten in Thermobehältern mit zum Auto oder auf die Runde, daher ist das Sitzplatzangebot kleiner als auf vielen deutschen 18-Löcher-Anlagen.
Organisation und Verantwortliche
Organisatorisch – auch dies ungewöhnlich – ist das Golfangebot in die Parkorganisation unter der Leitung des Directors Bethpage State Park, Scott Matson, integriert. Im grünen Bereich trägt Andy Wilson als Director of Agronomy die Gesamtverantwortung, für den Black Course gibt es mit Mike Hadley einen eigenen Superintendenten. Der Aufgabenbereich umfasst jedoch ausschließlich das klassische Greenkeeping, das Clubhaus und seine Wartung sind hiervon getrennt. Speziell in Hinblick auf den Ryder Cup wird das lokale Team von einem eigenen Ryder Cup-Team der PGA of America unterstützt. Mit dem Aufbau der Hospitality-Bereiche ab Ende Mai ist die Vorbereitung in die heiße Phase eingetreten. Vom 18. August bis 03. Oktober wird der Black Course daher für das Event geschlossen, ab dem 07. Juli gilt bereits ein eingeschränkter Spielbetrieb. Spätestens am 15. September schließen dann auch die übrigen Plätze des Parks bis 03. Oktober. In Interviews mit dem Director of Agronomy, Andy Wilson, dem Black Course Superintendenten Mike Hadley und Ryder Cup Operations Manager Evan Crowder sprach golfmanager-Autor Michael Althoff über den generellen Betrieb von Bethpage als öffentliche Golfanlage, die Bedeutung großer Events für die Teams und die Vermarktung und natürlich den bevorstehenden Ryder Cup – siehe Beiträge auf den Folgeseiten.
Für alle, die entweder als Zuschauer in Bethpage beim Ryder Cup vor Ort dabei sein werden oder nach dem Mega-Event planen, die Anlage zu besuchen, wurden zudem einige Tipps zu weiteren, öffentlich zugänglichen Golfanlagen und dem vielfältigen Freizeitangebot rund um New York und Long Island zusammengetragen. Diese können hier abgerufen werden.
Weiterführende Links:
Autor: Michael Althoff | golfmanager 3/25