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Ein Blick hinter die Kulissen von Bethpage

Im Gespräch Andrew Wilson, Director of Agronomy sowie Michael Hadley, Black Course Superintendent

? Bethpage ist weithin als öffentliche Anlage bekannt, auf der regelmäßig Weltklasse-Events wie die U.S. Open und nun auch der Ryder Cup stattfinden. Wie unterscheidet sich dieser Ort von exklusiveren oder privaten Golfanlagen?
! In Bezug auf die Energie und die Erreichbarkeit ist Bethpage völlig anders. In Bethpage kann jeder spielen. Egal, ob Sie aus Deutschland oder Long Island kommen, Sie können es sich leisten, immer wieder abzuschlagen. Wir haben Stammgäste, die 100 oder 200 Runden auf dem Black Course spielen. Diese Art von Zugang gibt es an Orten wie Augusta, Pinehurst oder Pebble Beach nicht. Die Tatsache, dass Bethpage öffentlich ist, verleiht ihm eine besondere Energie – eine fast chaotische Atmosphäre, die New York City widerspiegelt. Hier gibt es eine Dynamik, die man in einem privaten Club nicht spürt.


? Bethpage hat ein sehr günstiges Preisniveau, insbesondere im Vergleich zu anderen Ryder-Cup-Austragungsorten. Wie können Sie so niedrige Preise anbieten?
! Wir sind Teil des New York State Park Systems, daher ist unser Ziel nicht Gewinn, sondern öffentliches Angebot. Wir stehen nicht unter dem Druck, Gewinne zu erzielen. Das gibt uns die Flexibilität, niedrigere Preise anzubieten. Wir haben sogar Ermäßigungen für Veteranen und Menschen mit Behinderungen. Das liegt in unserer DNA. Das Motto hier lautet „The People‘s Country Club“, und das nehmen wir ernst.


? Gab es jemals Interesse von privaten Investoren, die Anlage zu übernehmen?
! Wahrscheinlich, aber um so etwas kümmern sich andere Bereiche unserer Organisation. Realistisch gesehen wäre das ein aussichtsloses Unterfangen. Der Platz gehört den Menschen – er ist nicht nur ein Golfplatz, sondern ein öffentliches Gut. Das wird sich so schnell nicht ändern.


? Wie wirken sich große Turniere wie der Ryder Cup oder die U.S. Open auf Ihren Betrieb aus? Ist das hauptsächlich Marketing oder steckt mehr dahinter?
! Beides. Sie bringen uns an unsere betrieblichen Grenzen, besonders im Spätsommer. Es ist nicht einfach, die Gräser von der kühlen Jahreszeit bis August zu pflegen. Aber sie bringen auch immenses Prestige und Sichtbarkeit mit sich. Wirtschaftlich ist das großartig für Long Island und den Bundesstaat New York. Noch wichtiger ist, dass es unser Team auf Trab hält. Veranstaltungen wie diese sorgen dafür, dass wir das ganze Jahr über hohe Standards einhalten, nicht nur zum
Großevent.

? Der Black Course ist legendär für seinen Schwierigkeitsgrad – und für das berühmte Warnschild. Schreckt das Golfer ab oder lockt es sie an?
! Es lockt sie an. Es ist fast wie ein Initiationsritus. Die Leute wollen sehen, wo sie stehen. Der Platz ist selbst für Scratch-Golfer schwierig und für Spieler mit hohem Handicap eine echte Herausforderung. Aber das ist Teil des Reizes. Einige Einheimische spielen einmal im Jahr auf dem Black Course, nur um ihr Spiel zu testen. Das ist, als ob man ab und zu in ein Gourmetrestaurant geht und dann wieder in sein Lieblingslokal mit gutbürgerlicher Küche zurückkehrt.


? Wie stellen Sie sicher, dass Golfer die zu ihrem Spiel passenden Teeboxen auf auf diesem anspruchsvollen Platz wählen – insbesondere mit optionalen Caddies und öffentlichem Zugang?
! Wir bemühen uns, die Golfer aufzuklären, aber auf einem öffentlichen Platz wollen sich die Leute oft selbst herausfordern. Manchmal zu sehr. Man kann niemanden daran hindern, von den hinteren Abschlägen zu spielen, wenn er darauf besteht. Wir empfehlen normalerweise, etwa 40 Yards weiter vorne zu spielen. Immer mehr Golfer erkennen, dass der Black selbst von den vorderen Abschlägen aus sehr schwierig ist – und mehr Spaß macht.


? Werden für den Ryder Cup größere Änderungen am Design oder Layout des Platzes vorgenommen?
! Das ist nicht geplant. Je nach Wunsch des U.S. Teamcaptains werden einige Änderungen vorgenommen – schnellere Grüns, möglicherweise kürzeres Rough. Das 17. Loch wird vom Tee nach vorne verlegt, da die hinteren Abschlagpunkte von Tribünen eingenommen werden. Ansonsten bleibt das Layout unverändert. Die PGA bevorzugt etwas breitere Fairways und festeren Boden, aber größere Umgestaltungen sind nicht geplant.


? Wie ist Ihr Platzpflege-Team innerhalb der Organisation strukturiert?
! Unterhalb des für alle fünf Plätze zuständigen Directors of Agronomy gibt es Superintendents, die sich auf bestimmte Plätze wie den Black Course konzentrieren. Wir koordinieren uns mit den Mitarbeitern des Clubhauses und den Veranstaltungsteams. Außerdem gibt es einen eigenen Bauleiter, der dafür sorgt, dass während der Veranstaltungen nichts die Infrastruktur wie die Bewässerung beeinträchtigt. Unser Black Course-Team besteht aus etwa 20 bis 25 Mitarbeitern, was vielleicht wenig klingt, aber sehr effizient ist. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf den Platz – andere Teams kümmern sich um Dinge wie das Clubhaus, die Driving-Ranges oder Übungsbereiche.


? Mir ist aufgefallen, dass Sie bereits einige elektrische Maschinen zur Platzpflege einsetzen. Wie sehen Sie dieses Thema für die Zukunft?
! Wir verwenden auf allen fünf Plätzen elektrische Grünsmäher. Für den Ryder Cup werden wir eine Mischung einsetzen. Die vollständige Elektrifizierung ist ein langfristiges Ziel – da wir unsere Maschinen kaufen und nicht leasen, wird das 10 bis 15 Jahre dauern. Die Technik wird immer besser, aber sie ist noch nicht zu 100 % zuverlässig, insbesondere bei Höhenunterschieden und größeren Entfernungen auf unserem Gelände. Eine Herausforderung ist die Frage, wo die verschiedenen Ladestationen installiert werden sollen, damit alles funktioniert.


? Sie sind beide schon lange für Bethpage tätig. Ist diese Loyalität bei Bethpage üblich?
! Auf jeden Fall! Viele unserer Mitarbeiter sind seit über 30 Jahren hier, vom Mechaniker bis zum Clubhausleiter. Da wir eine staatliche Einrichtung sind, gibt es natürlich einige bürokratische Herausforderungen im Tagesgeschäft, aber unsere Mitarbeiter wissen, wie sie damit umgehen müssen. Die Vertrautheit hilft uns, effizient zu bleiben. Und bei Großveranstaltungen ist die Öffentlichkeit in der Regel sehr zufrieden mit dem Zustand unserer Anlage – das macht es lohnenswert.


? Spüren Sie bei Bethpage Auswirkungen des Fachkräftemangels, so wie andere Anlagen?
! Das hängt vom Jahr ab. Dieses Jahr war es okay, aber nächstes Jahr könnte es schwieriger werden. Wir rekrutieren an der Penn State University, der Rutgers University und über Programme wie das internationale Trainee-Austauschprogramm der Ohio State University. Wir hatten schon Praktikanten von Royal Melbourne und Winged Foot. Aber heutzutage wachsen weniger Kinder mit Rasenmähen auf, deshalb ermutigen wir auch lokale Jugendliche, an Rasenpflegeprogrammen teilzunehmen.


? Wassermanagement wird weltweit zu einem großen Thema. Wie geht Bethpage mit dem Bewässerungsbedarf um?
! Wir nutzen eine Kombination aus zwei Grundwasserbrunnen und aufbereitetem Wasser aus einer nahe gelegenen Mülldeponie. Dieses aufbereitete Wasser deckt etwa 60 % unseres Bedarfs, sodass wir unter den gesetzlichen Entnahmegrenzen bleiben. Alle fünf Golfplätze werden über ein einziges Bewässerungssystem versorgt. Unsere Teams überprüfen den Feuchtigkeitsgehalt manuell mit Handmessgeräten, und wir bevorzugen die punktuelle Bewässerung mit Schläuchen gegenüber einer großflächigen Beregnung. Effizienz ist entscheidend.


? Wie sieht es mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) aus – wie gehen Sie damit angesichts der zunehmenden Umweltkontrollen um?
! Long Island hat strengere Vorschriften für PSM als die meisten anderen US-Bundesstaaten, sodass wir bereits unter strengen Auflagen arbeiten. Einige Produkte sind hier sogar für den Gebrauch verboten. Seit 2000 arbeiten wir mit der Cornell University zusammen, um nachhaltige Praktiken zu erforschen. Wir haben versucht, den Einsatz von PSM zu reduzieren und manchmal sogar ganze Behandlungen gestrichen, nachdem wir sie auf mehreren Golfplätzen getestet hatten. Die neueren Produkte sind weniger langlebig, aber sicherer, auch wenn das bedeutet, dass sie häufiger angewendet werden müssen.


? Neben Sie an Umweltprogrammen wie Audubon teil?
! Früher haben wir das, aber wir haben uns mehr auf die lokale Ebene konzentriert. Wir arbeiten mit unserem eigenen Ökologen und drei Gartenbauern zusammen. Wir haben Dinge wie ,Vick‘s Valley‘, einen Singvogelgarten, und einen Entdeckungsgarten neben einer Grundschule entwickelt. Wir möchten lieber unsere Nachbarn beeindrucken, als Zertifizierungen von Organisationen anzustreben, deren Sitz Hunderte von Kilometern entfernt ist.


? Wie stehen Sie zum Einsatz von Mährobotern: Setzen Sie diese bereits ein?
! Noch nicht. Die Technologie ist einfach noch nicht so weit – vor allem nicht in dem Umfang, den wir brauchen. Für kleinere oder flachere Golfplätze kann die Technik bereits heute funktionieren. Unsere Arbeitskräfte mit ihrer Erfahrung und Expertise sind nach wie vor unser Rückgrat. Ein Grund, warum Golfplätze die Automatisierung in Betracht ziehen, ist vielfach, dass sie einfach nicht genug Arbeitskräfte finden. 


? Setzen Sie moderne Technologien wie KI-Tools oder Drohnen ein?
! Wir prüfen das. Wir testen GPS-fähige Feuchtigkeitsmesser, die Daten automatisch protokollieren und manuelle Aufzeichnungen überflüssig machen. Es gibt auch Geräte, die einen gesamten Golfplatz innerhalb weniger Stunden auf seinen Feuchtigkeitsgehalt scannen können. Wir sind vorsichtig, wenn es darum geht, in einem Turnierjahr zu viel Technologie einzuführen, aber für zukünftige Veranstaltungen werden wir das wahrscheinlich ausbauen – insbesondere GPS-gesteuerte Sprühgeräte. Die Tools werden immer besser, und wir behalten sie
im Auge.


? Wird Bethpage auch künftig große Turniere austragen?
! Das hoffen wir. Wir haben uns einen Ruf als erstklassiger öffentlicher Veranstaltungsort für die größten Turniere der Welt erarbeitet. Der Black Course wurde als anspruchsvoller Platz konzipiert und wird diesem Anspruch gerecht. Das schafft nicht jeder Platz, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Bethpage schafft diese Balance.


? Letzte Frage: Wie wird sich die Anlage für den Ryder Cup im Vergleich zum Regelbetrieb verändern?
! Es geht eher um die Stimmung als um eine Umgestaltung. Die Grüns werden schneller sein. Das Rough wird möglicherweise etwas kürzer sein, um mehr Birdie-Chancen und Spannung für das Publikum zu ermöglichen. Es ist schließlich ein Matchplay, also wollen wir für Drama sorgen. U.S. Captain Keegan Bradley hat ein Mitspracherecht bei der endgültigen Gestaltung, und bisher tendiert er zu einer eher traditionellen Konfiguration. Er kennt den Platz gut, und weiß, dass es – neben dem Grund-Set up – vor allem darauf ankommt, wer die Putts versenkt.
 

Herzlichen Dank für diese sehr informativen Einblicke und weiterhin viel Erfolg!


Autor: 
Michael Althoff | golfmanager 3/25


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