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Rückschlüsse des Barmer Gesundheitsreports 2019 auf Golf

Betriebliches Gesundheitsmanagement auch für Golfanlagen

Grundlagen Betriebliches ­Gesundheitsmanagement

Betriebliches Gesundheitsmanagement definiert sich als ganzheitliches Managementsystem, nicht nur als die Durchführung von Einzelmaßnahmen. Es umfasst die systematische, zielorientierte und kontinuierliche Steuerung aller betrieblichen Prozesse, mit dem Ziel, Gesundheit, Leistung und Erfolg für den Betrieb und alle seine Beschäftigten zu erhalten und zu fördern.

 

Nun könnte man sagen, das ist eine schöne neue Welt, die gerade auf Golf­anlagen im harten Preis- und Konkurrenzkampf einen unnötigen Luxus darstellt. Aber Luxus kann das kaum sein, wenn sich schon seit Jahren die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Europäische Union (EU) damit beschäftigen und sich auf einheitliche Standards verständigen. In der sogenannten „Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung in der Europäischen Union“, die erstmals 1997 verfasst wurde und aktuell in der Version von 2007 vorliegt (Link dazu: bit.ly/34v9jOg oder über den QR-Code auf dieser Seite), verpflichten sich Unternehmen auf die Einhaltung der dort festgelegten Grundsätze. Man muss die Deklaration nicht zwingend unterschreiben, aber die dort niedergeschriebenen Aspekte geben einen guten Anhaltspunkt, um was es geht.

 

Bezug genommen wird insbesondere darauf, dass sich die bisher bekannten Parameter der Arbeitswelt grundlegend wandeln. Treiber dieses Wandels sind

  • Globalisierung
  • Arbeitslosigkeit
  • wachsende Verbreitung neuer ­Informationstechnologien
  • Veränderungen der Beschäftigungsverhältnisse (z.B. befristete und Teilzeitarbeit, Telearbeit)
  • älter werdende Belegschaften
  • wachsende Bedeutung des ­Dienstleistungssektors
  • Personalabbau
  • wachsender Anteil von Arbeit­nehmern in Klein- und Mittel­unternehmen (KMU)

 

Das klingt doch gar nicht so fern von den Herausforderungen, denen sich auch ein Golfclub gegenübersieht. Was in Clubs aber noch oft unterschätzt wird, ist, dass zukünftiger Unternehmenserfolg von gut qualifizierten, motivierten und gesunden Mitarbeitern abhängt.

 

Aktuelle Zahlen-Daten-Fakten

Aber wie sieht zunächst einmal das Bild in ganz Deutschland aus? Da der Gesundheitsreport der BEK der mit den aktuellsten Zahlen vorliegende ist, ziehen wir diesen heran, um ein grobes Bild über die Dimensionen der Arbeitsunfähigkeit („Krankschreibung“) in Deutschland zu zeichnen. Dabei ist zu beachten, dass sich dies nur auf die bei der BEK Versicherten bezieht und auch nur auf die, von denen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU-Bescheinigungen vorliegen. Fälle, bei denen Mitarbeiter ohne AU-Bescheinigung je nach firmeninterner Regelung 1-3 Tage zuhause bleiben können, werden ebenfalls nicht erfasst.

 

Der Vergleich der Gesundheitsreports der letzten Jahre der größten Kassen in Deutschland (DAK, AOK, Barmer) zeigt jedoch, dass die Trends überall gleich einzuschätzen sind. Somit können die gezeigten Daten stellvertretend stehen.

 

Im Folgenden zeigen wir einige Grafiken, die grundsätzliche Daten enthalten, um einen ersten Überblick über die Gesamtsituation in Deutschland zu bekommen. Daraus kann man auch ein erstes Stimmungsbild ableiten, das man mit den eigenen AU-Daten im Betrieb vergleichen kann. Ein solcher Vergleich kann eine erste Einschätzung ermöglichen, ob die lokalen Fallzahlen in Einklang mit dem deutschlandweiten Trend, besser oder schlechter liegen.

Wie sieht also die Zu-/Abnahme der AU-Tage im Vergleich zum Vorjahr in ganz Deutschland im Jahr 2018 aus? Siehe hierzu Grafik 1.

 

Welche Branchen sind besonders belastet? (Die für den Golfmarkt nächsten Branchen sind farblich markiert, s. Grafik 2.)

 

Erkennbar ist, dass man mit diesen Daten im Mittelfeld liegt. Es gibt also Branchen, deren Krankenstände deutlich signifikanter sind. Des Weiteren ist auch interessant, welche Dauer die krankheitsbedingten Abwesenheiten haben (s. Grafik 3).

 

Soweit der Gesamtüberblick. Interessanter wird es noch, wenn wir in die Arten der Krankheitsbilder, die AU-Tage begründen, näher einsteigen. Natürlich wird Ihnen als Arbeitgeber der genaue Krankheitsgrund nicht angezeigt. Sofern Sie aber ein zugewandter, partnerschaftlicher Arbeitgeber sind, wird Ihnen nicht entgehen, warum Ihre MitarbeiterInnen sich krankschreiben lassen. Finden Sie die Gründe in obenstehender Grafik (s. Grafik 4) wieder?

 

Zuletzt noch eine zusammenfassende Grafik (s. Grafik 5), die verdeutlicht, welche Erkrankungsarten auch in Zukunft die größte Herausforderung für die Betriebe darstellen.

 

Die Situation in den Golfclubs

Für meine Abschlussarbeit anlässlich der IHK-Prüfung fragte ich seinerzeit beim Golf Management Verband Deutschland (GMVD) nach aktuellen Branchendaten zum Thema Gesundheit auf Golfanlagen. Dankenswerterweise entwickelte sich daraus die kürzlich durchgeführte Blitzumfrage (s. Grafik 6), um die Situation des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in den Clubs zu beleuchten.

 

Und tatsächlich ist die Verteilung der Krankheitsarten nahezu die gleiche, wie sie der BEK-Gesundheitsreport für die bundesdeutsche Bevölkerung aufweist. Lediglich „Verletzungen“ tauschen mit „Atemwege“ die Plätze, was aufgrund der Gewichtung des Greenkeepings bei den Arbeitsplätzen auf Golfanlagen nicht verwundert.

 

Fazit

Golfclubs stehen nicht außerhalb der Realität in bundesdeutschen Firmen. In Konjunktion mit dem demographischen Wandel und dem immer wieder beschriebenen Fachkräftemangel stehen die Vereine bzw. Anlagen daher vor enormen Herausforderungen, wollen sie mit ihrem Team den Kunden weiterhin herausragende Dienstleistungen bieten.

Klar ist aber auch, dass zumeist die personellen Ressourcen und das Know-How auf den Anlagen fehlen, um ein Projekt „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ in Gang zu setzen. Trotz dieses Spannungsfeldes wäre es aber unter dem Zukunftsaspekt fahrlässig, nichts zu tun. Warum, lesen Sie in der nächsten Ausgabe des golfmanager.

 

Autorin: Eva Zitzler | golfmanager 5/2019

 

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