Die World Golf Hall of Fame in St. Augustine

Wie kaum eine andere Sportart ist für Golf die Historie von großer Bedeutung. Gerade der Golfsport beruft sich gerne auf den Spirit of the Game und auch die Wurzeln der heutigen Regeln reichen mehrere Jahrhunderte zurück. Selbst die für 2019 angekündigte intensive Überarbeitung des Regelwerks wird die uralte Grund-Regel des Golfs nicht ändern: „Spiele den Ball, wie er liegt.“ Eine Möglichkeit, Tradition und Gegenwart miteinander zu kombinieren, sind Museen. Nun gelten – teils durch Erfahrungen aus der Schulzeit – Museumsbesuche leider oft als etwas verstaubt und wenig inspirierend. Wer jedoch schon einmal im schottischen St. Andrews die Gelegenheit zu einem Besuch im British Golf Museum genutzt hat, weiß, wie informativ und spannend Golfgeschichte sein kann. In Deutschland fehlt von einer solchen Institution jede Spur, sieht man von der privaten Initiative eines Sammlers in Regensburg einmal ab. Unsere Nachbarn in den Niederlanden bieten seit April 2016 das Niederländische Golfmuseum in Afferden – und nutzen dies auch zur Frage, ob die Ursprünge des Golfs tatsächlich in Schottland lagen oder vielleicht doch in den Niederlanden.

Das Beeindruckende an der World Golf Hall of Fame ist nicht nur seine Größe, sondern auch die sehr gelungene Kombination aus Golfhistorie, Gegenwart und nicht zuletzt Interaktivität. Kein Wunder, dass auch viele Schulklassen regelmäßig hier Station machen. Das Museum ist in mehrere Bereiche aufgeteilt. Schon von außen kann man ein wenig Golfgeschichte schnuppern, hat man doch rund um den See vor dem Museumsgebäude einen Walk of Fame angelegt, in dem die Mitglieder der Hall of Fame gleich dem Vorbild Hollywoods mit ihren Unterschriften verewigt wurden. Wer möchte, kann sich auch selbst auf einem Gedenkstein verewigen, dessen Erlös der Finanzierung der Anlage dient – und der Besucher darf sich aussuchen, neben welcher Golfgröße sein persönlicher Walk of Fame-Brick positioniert werden soll.

Besonders auffallend ist die Lebendigkeit, mit der den Besuchern Golf nahegebracht wird. Und auch das eigene Golfspiel kommt hier keineswegs zu kurz. Wer mag, kann vor oder nach dem Museumsbesuch eine 18-Löcher-Puttrunde auf einem eigens dafür angelegten Parcours spielen. Ein besonderes Highlight: der Nachbau der berühmten 17. Spielbahn des TPC Sawgrass! Diese „Hall of Fame Challenge“ bietet die einmalige Gelegenheit, einmal selbst auszuprobieren, wie leicht oder schwer es ist, den Ball auf dem nur gut 100 Meter entfernten Inselgrün zu platzieren. Die Ergebnisse werden auf ein Online-Leaderboard übertragen, die Monatssieger erhalten zudem Preise.

Die World Golf Hall of Fame ist in mehrere Themengebiete unterteilt. Für historisch interessierte Golfer gibt es einen eigenen Bereich zur Entwicklung des Golfsports von seinen Anfängen bis heute. Dabei wird auch die Frage „Kommt Golf aus den Niederlanden oder aus Schottland?“ nicht außer Acht gelassen – und nach Auffassung von Chefhistoriker Dr. Tony Parker ist die Antwort eindeutig: Die Funde in den Niederlanden sind die historische Basis von Hockey, die Wurzeln des Golfsports liegen jedoch in Schottland.

Die World Golf Hall of Fame legt viel Wert darauf, dass nicht nur die US-amerikanische Golfgeschichte dargestellt wird, sondern tatsächlich Golf weltweit. Und auch bei der Hall of Fame wählt man einen bewusst weiteren Ansatz: Nicht nur verdiente Golfer, sondern auch berühmte Golfplatzarchitekten, Schriftsteller Herbert Warren-Wind oder eben auch Bob Hope haben längst Eingang gefunden. Sie alle sind auf der knapp 30 Meter langen Wall of Fame mit jeweils einer eigenen Bronzereliefplatte verewigt – ein wahrhaftes „Who is Who“ des Golfsports! Natürlich ist auch Bernhard Langer längst Mitglied der Hall of Fame, weitere Vitrinen zeigen Ausschnitte aus seinem langen und weiterhin erfolgreichen Golferleben.

Einen sehr schönen Ausblick auf die Anlage hat der Besucher vom Trophy Tower aus. Mit dem Aufzug gelangt man ins oberste Stockwerk dieses rund 60 Meter hohen Turms. Dort befindet sich auch eine Lampeninstallation aus 162 handgefertigten Kristallen, die den perfekten Schwung darstellt.

Eine besonders schöne Sektion der Ausstellung ist der Bereich „Member Locker Room“. Jedes Mitglied der Hall of Fame erhält einen eigenen Spind – wie im Umkleideraum eines typischen Golfclubs – zur Verfügung gestellt. Die Besonderheit: Nicht die Museumsleitung bestimmt den Inhalt der Spinde, sondern die Mitglieder selbst. Und so verrät der Inhalt jeder einzelnen Box sehr viel über den Menschen hinter dem Golfer und wie er oder sie sich selbst sieht – oder gerne gesehen werden möchte.