Profi-Golfturniere im Club de Golf Alcanada
Ein Blick über den (deutschen) Tellerrand
Neben der Porsche European Open und dem deutschen Umgang mit einem Profi-Golfturnier haben wir noch einen Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand gewagt und im Ausland nachgefragt. Genauer gesagt auf Mallorca beim Club de Golf Alcanada und seinem Direktor Kristoff Both. Der Club, der von niemand geringerem als einem Mitglied der Familie Porsche realisiert wurde, trägt dieses Jahr zum dritten Mal nach 2019 und 2022 das Rolex Challenge Tour Grand Final aus. Kristoff Both eröffnete dem golfmanager seine Sicht auf das Turnier und die Entscheidung, dieses in seinem Club auszurichten.
? Guten Tag Herr Both, Sie richten nunmehr zum dritten Mal das Rolex Challenge Tour Grand Final aus. Wie kam es zu dem Turnier auf Ihrer Anlage und wie bewerten Sie die Entscheidung, das Turnier auszurichten?
! Das Turnier fußt auf einer Initiative der balearischen Regierung in Zusammenarbeit mit dem Balearischen Golfverband und der Vereinigung der Golfplatzbetreiber Mallorcas. Das Ziel ist die Positionierung Mallorcas als Golf-Destination und ursprünglich war die Idee, dass das Turnier über die ersten vier Jahre, jedes Jahr auf einem anderen Golfplatz, veranstaltet wird. Der Vertrag wurde nun erfreulicherweise noch eimal um weitere vier Jahre verlängert, sodass das Turnier auch von 2023-2026 auf Mallorca stattfinden wird.
Durch Corona ist es im ersten Vier-Jahres-Zyklus zu einigen unglücklichen Konstellationen gekommen und Alcanada hatte 2019 noch das Glück, mit Zuschauern planen zu können. In „T Golf“ wurde das Turnier „coronabedingt“ dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit veranstaltet, so dass als „Kompensation“ die Austragung 2021 erneut nach T Golf Calvia ging. Während alle Plätze 2020 versuchten, Einsparungen vorzunehmen, war T Golf in Hinblick auf das Turnier darauf bedacht, den hohen Pflegezustand und damit einhergehend, den hohen Personalaufwand aufrecht zu erhalten, während die meisten Plätze durch beispielsweise Kurzarbeit versuchten, Kosten während des Lockdowns einzusparen.
Die auf der Insel für so ein Turnier infrage kommenden Plätze waren dann 2022 nicht bereit, das Challenge Tour-Finale auszurichten, da man sich erstmal von den Auswirkungen des Lockdowns und den finanziellen Folgen der Pandemie erholen wollte. Auch wir hatten natürlich mit den ausbleibenden Touristen und der weggebrochenen Nachfrage zu kämpfen, obwohl ein Großteil der Kosten des Turniers natürlich vom Verband, den Behörden, der Tourismusbranche und Co. übernommen wird. Da wir uns aber schon seit vielen Jahren mit dem Gedanken angefreundet haben, ein Profiturnier auf unserer Anlage auszutragen, waren wir sofort bereit, es erneut zu tun. Es ist natürlich ein Kostenpunkt für uns, da wir unter anderem den Platz insgesamt zehn Tage für die Veranstaltung schließen müssen und unter anderem Spieler, Presse und Co. verpflegen, aber das ist es uns nach den Erfahrungen aus 2019 und 2022 wert.
Wir haben zwar nicht das Einzugsgebiet, wie es beispielsweise die Porsche European Open in Hamburg oder die Open de Espana in Madrid haben, aber dadurch, dass es das Challenge Tour-Finale ist, wird die ganze Saison über bei allen Fernsehübertragungen, Webauftritten etc. für das Finale auf Mallorca geworben. Das ist für uns sehr wertvoll, da wir hier beim Turnier vor Ort natürlich nicht so viele Sponsoren und Zuschauer anlocken, wie auf manch anderen Turnieren.
? Sie haben also bereits einen konkreten Impact durch das Turnier sehen können?
! Absolut, ja. Ich glaube zwar nicht, dass es in Europa unbedingt Golfverrückte gibt, die alle Tourplätze spielen wollen, aber die Tatsache, dass wir im Fernsehen zu sehen sind, hatte einen Effekt. Wir konnten besonders auf unserer Website die Zahlen sehen, die in dieser Woche bzw. den vier Tagen nach oben geschossen sind und selbst aus Texas, USA, haben wir eine E-Mail zur TV-Übertragung erhalten mit der Ankündigung, nach Mallorca zu kommen, um den Platz zu spielen. Diese Sichtbarkeit ist super für uns und dementsprechend werden wir das Turnier gerne wieder ausrichten, auch wenn ab 2024 erst einmal wieder andere Clubs an der Reihe sind.
? Der Ertrag ist also schon einmal greifbar, aber wie sieht es mit dem Aufwand aus?
! Der ist natürlich jetzt im dritten Jahr etwas geringer geworden, da sich einiges eingespielt hat, aber ohne Frage ist die Ausrichtung eines solchen Events mit extrem viel Arbeit verbunden. Da muss das ganze Team unglaublich viel Lust drauf haben, das umzusetzen. Aber dem ist hier so und wir alle arbeiten voller Begeisterung an dem Projekt und überwinden dann auch viele Hürden. Ebenso kommen wir auch nach dem Event direkt zusammen und überlegen uns, was wir besser machen und ggf. ändern können. So ist dieses Jahr geplant, die kleine Zeltstadt mit Hospitality und Ausstellern an der 18 zu vergrößern, um ein besseres Turnier-Ambiente für die Zuschauer zu liefern, aber auch die Spieler und Verantwortlichen exklusiv auf der Clubhaus-Terrasse zu verpflegen und so eine noch schönere Atmosphäre zu schaffen.
All diese Themen gilt es anzugehen und im Blick zu behalten und wir tauschen uns da regelmäßig mit der Challenge Tour und deren Verantwortlichen aus. So zum Beispiel auch unser Head-Greenkeeper, der im Austausch mit dem Greenkeeping-Verantwortlichen der European Tour den Platz in Augenschein nimmt. Für uns dabei viel Interessantes herauszuholen und für den Platz und die Pflege anzuwenden. Am Ende steigert das dann noch einmal die Qualität des Platzes, was wiederum das ganze weitere Jahr auf die Reputation einzahlt.
? Eine durchweg positive Bewertung also. Würden Sie ihren Kollegen empfehlen, ein solches Event auf ihrer Anlage auszurichten?
! Auf jeden Fall. Es ist super, so ein Event auf unserem Platz zu erleben, auch wenn es mit viel Arbeit verbunden ist. Bei uns im Team sind viele Mitarbeiter, die jetzt schon seit 15-20 Jahren mit dabei sind und da ist es dann auch nochmal so eine Art Anstoß, uns zu fragen, was wir besser machen können. Das schweißt enorm zusammen und sorgt trotz der heftigen Belastungen in der Turnierwoche für einen echten Motivationsschub. Wenn wir abschließend dann auch noch einmal auf den kommerziellen Aspekt schauen, sehe ich ebenfalls einen positiven Effekt: Durch die ganze Kommunikation und die Berührungspunkte mit dem Turnier und der Anlage ergibt sich eine erhöhte Nachfrage und viele Golferinnen und Golfer kommen vielleicht nicht unmittelbar nach dem Turnier, Alcanada und Mallorca sind aber definitiv eine Reise-Option für sie. Daher kann ich abschließend ganz klar sagen, dass ein solches Event unglaublich spannend ist, enorm viele Facetten hat und sich mehr als lohnt.
Das freut uns zu hören und wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch und Ihre Zeit.
Das Interview führte Robin Killemann-Bulitz | golfmanager 3/2023.