Klimaaktivismus Wasser
Handeln anstatt Reden
Die „taz“ (Eigenschreibweise taz, die tageszeitung) ist eine der fünf überregionalen Tageszeitungen in Deutschland und gilt als links-liberal, bei anderen Quellen als grün-links oder links-alternativ.
„Nicht nur Wasser-, sondern auch Champagner-Verschwendung: Sieger eines Golfturniers feiern“, so die Bildbeschreibung unter einem Online-Beitrag der taz vom 03. Juli 2023. Und weiter heißt es in dem Beitrag:
„Klimaaktivisten haben auf zehn Golfplätzen in Spanien die Löcher gefüllt, um gegen hohen Wasserverbrauch zu protestieren. Wie die Klimaschutzgruppe Extinction Rebellion am Sonntag mitteilte, richteten sich die nächtlichen Aktionen auf Golfplätzen in Barcelona, Madrid, Valencia, im Baskenland, in der Region Navarra und auf der Insel Ibiza gegen ,Wasserverschwendung während einer der schlimmsten Dürren, die Europa je erlebt hat‘.
,Golf hat in einer Welt ohne Wasser keinen Platz‘, erklärte Extinction Rebellion. Einige der Aktivisten füllten die Löcher mit Zement, andere pflanzten Setzlinge hinein.
,Allein ein Loch eines Golfplatzes verbraucht mehr als 100.000 Liter Wasser pro Tag, um das umliegende Grün zu erhalten‘, erklärte Extinction Rebellion unter Berufung auf Zahlen der Umweltschutzorganisation Ecologists. In Action. ,In Spanien werden 437 Golfplätze täglich bewässert‘, kritisierte die Klimaschutzgruppe. Damit hätten die Golfplätze einen höheren Wasserverbrauch als die Bevölkerung von Madrid und Barcelona zusammen. Golf spielten aber nur knapp 0,6 Prozent der Bevölkerung.“
Soweit die taz zu dem Thema. Details zu der Aussage der Klimaaktivisten werden wir im Folgendem beleuchten. Auch in Deutschland haben Klimaaktivisten 2023 auf Golfanlagen bei Osnabrück und auf Sylt ähnliche Aktionen durchgeführt.
Nun kann sich der Golf-affine Mensch fragen, ob dies gerechtfertigt ist und, ob es nicht noch weitere Sportarten gibt, die Wasser benötigen. Weiterhin ist die Frage zu klären, woher kommt das Wasser? Grundwasser, Regenwasser, Leitungs- bzw. Trinkwasser? Das ist in jedem Fall ein entscheidender Unterschied. Auch in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit einer Golfanlage.
Kommen wir zu den Fakten: Wie in Spanien ist die Bevölkerungsdurchdringung der registrierten Golfer auch in Deutschland mit rund 0,8% verschwindend gering. Soweit so gut bzw. schlecht. Da steht die weitere große Wasserverbrauchssportart Fußball besser da, denn deutlich mehr Menschen sind im Fußballbund organisiert. Das trifft vermutlich auf jedes Land in der EU zu.
Woher kommt das Wasser für die Beregnung der Fußballplätze? In den meisten Fällen aus Brunnen oder stark Nitrat belasteten Wasserleitungen, die kein Trinkwasser führen, aber auch mit Trinkwasser. Das alles ist regional sehr unterschiedlich und hängt von den lokalen Gegebenheiten ab. Rund 900 m3 soll ein Amateur-Fußballplatz im Jahr benötigen. Bei geschätzten 50.000 Fußballplätzen in Deutschland sind das ca. 45.000.000 m3, also 45.000.000.000 Liter Wasser p.a.
Ein durchschnittlicher Golfplatz in Deutschland benötigt lt. DGV-Arbeitskreis Golfplatzbewässerung 43.731 m3, also 43.731.000 Liter p.a., zum Vergleich teilt The Toro Company mit, dass bei einer einreihigen Fairwayberegnung 69.900.000 Liter p.a. und bei einer zweireihigen Fairwayberegnung 53.430.000 Liter p.a. an Wasser verbraucht werden.
Finden wir hierzu ein Mittel, was in etwa 55.687.000 Liter p.a. also 55.687 m3 p.a. sind. Aufgerundet also 56.000 m3, um mal eine Rechengröße zu haben.
Bei 720 Golfanlagen in Deutschland, die, so die Annahme, im Durchschnitt 56.000 m3 Wasser p.a. verbrauchen, kommen wir auf 40.320.000 m3 für Golf in Deutschland. Also knapp 5 Mio. m3 Wasser weniger als für den Fußballsport, wobei hier die Bundesligastadien nicht mitgerechnet sind, da diese im Schnitt deutlich mehr Wasser benötigen.
Alles braucht Wasser
Sind Klimaaktivisten demnach eher Fußballer als Golfer? Oder Schwimmer? Die Zeit teilt hierzu mit: „Pro Badegast ersetzen Bäder durchschnittlich 30 Liter Wasser am Tag. Ein Schwimmbecken von 50 mal 20 Metern und 2 Metern Tiefe fasst zwei Millionen Liter Wasser. Wenn an einem warmen Sommertag tausend Badegäste darin schwimmen, muss der Betreiber also 30.000 Liter Wasser neu zufließen lassen“. 30.000 Liter x 365 Tage = 10.950.000 Liter p.a. – wenn alle Tage warm wären.
Der Umgang mit der so wichtigen Resource Wasser ist im Bewusstsein der Verantwortlichen auf den Golfanlagen seit langem präsent. Ist es doch ein Faktor, der zunehmend die Wirtschaftlichkeit der Golfanlagen beeinträchtigt.
Der DGV-Arbeitskreis Golfplatzbewässerung beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und hat eine Broschüre zur Wasserbedarfsermittlung auf Golfanlagen veröffentlicht. Aus dieser geht hervor, dass für die Beregnung von Grüns inkl. Vorgrün, Grünumfelder, Abschläge, Übungsgrüns inkl. Umfelder, Driving-Range und Fairways pro Tag im Durchschnitt 108.353 Liter Wasser über die Beregnung ausgebracht werden. Soweit war der Bericht der TAZ über die spanischen Klimaaktivisten recht genau. Was nicht erwähnt wurde in dem TAZ-Beitrag: Wo kommt das Wasser her? Und das ist ein Aspekt, der zu beleuchten ist.
Investieren Golfanlagenbetreiber und Golfclubs in die Installation von Beregnungs-Teichen, die das Oberflächenwasser durch Niederschläge sammeln und speichern, so begünstigt dies zum einen die Niederschlags-Mengenverteilung auch in Richtung des Grundwassers sowie die Wasserversorgung der Spielelemente auf einer Golfanlage außerordentlich.
Außerordentlich sind auch die dazu notwendigen Mittel, die aufgewandt werden müssen, um einen Beregnungs-Teich anzulegen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Topographie der Golfanlage und den notwendigen Erdbewegungen liegen die Kosten für einen bspw. 10.000 m3 Beregnungs-Teich bei ca. 200.000 Euro. Die Spanne ist dabei sehr groß, denn muss wenig Erde bewegt werden, kann ein 30.000 m3 großer Beregnungs-Teich für den gleichen Betrag erstellt werden, wie einer, der in einem hügeligen Gelände liegt und für den bspw. nur 16.000 m3 Erde bewegt werden müssen. Auf einen Aufwand zwischen 200.000 bis 800.000 Euro können sich Golfanlagen demnach einstellen, wenn sie Beregnungs-Teiche anlegen wollen. Hierbei ist die Erweiterung der Pumpstation bereits berücksichtigt.
Noch etwas zum Nachdenken: Lt. Umweltbundesamt verbrauchen Bundesbürger ca. 125 Liter am Tag x 365 Tage = 45.625 Liter = 45,625 m3 pro Person p.a. Verbraucht eine Golfanlage 56.000 m3 p.a. bei rund 800 Spielberechtigen (ohne Greenfee-Gäste), so liegt der Wasserverbrauch bei 70 m3 pro Spielberechtigem.
Je mehr das Wasser aus Beregnungs-Teichen gewonnen werden kann und je weniger auf Brunnen oder im ungünstigen Fall auf Trinkwasser zurückgegriffen werden muss, umso besser die Umweltbilanz in Bezug auf das so dringend benötigte Wasser. Die Investition für diese Zukunftssicherung des Geschäftsmodells Golfanlage ist mehr als erheblich, vor dem Hintergrund der sich geänderten Niederschlagsmengen-Verteilung jedoch notwendig, um die Zukunft der jeweiligen Golfanlage zu sichern.
Noch bevor Klimaaktivisten ihre öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf Golfanlagen ausgeweitet haben, hatten viele Golfanlagen-Betreiber/-Clubs ihren Recourcen-Verbrauch bereits ökologisch optimiert oder sind aktuell dabei.
Die Industrie braucht viel Wasser: Während Tesla scharf dafür kritisiert wird, in Grünheide 1.400.000 m3 Kubikmeter Grundwasser p.a. zu entnehmen, darf BASF anderswo in Brandenburg gut sieben Mal so viel schöpfen, teilt die Wirtschaftswoche mit.
Es macht weder Spaß noch Sinn, Sportarten oder Industriezweige gegeneinander aufzurechnen, wer nun mehr oder weniger Wasser pro Nutzer verbraucht.
Der Wasserverbrauch ist eine globale und gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die jedes Lebewesen betrifft. Wir alle können ohne (Trink-)Wasser nicht leben, zu einem Leben mit Freude gehören aber auch Freizeitaktivitäten.
Machen wir es, wie es Danone („Früher oder später kriegen wir Sie“) auf seiner Homepage verspricht: „Wir handeln, um Wasserressourcen zu erhalten und wiederaufzubauen. Heute und für kommende Generationen.“
Autor: Adriaan A. Straten | golfmanager 4/2023
Quellen
Eigenes Erleben
https://taz.de/Klimaprotest-in-Spanien/!5944569/
https://www.umweltbundesamt.de/umweltatlas-karte/wasserverbrauch-der-privaten-haushalte-kleingewerbe, https://www.wiwo.de/my/technologie/umwelt/wasserverbrauch-von-tesla-und-basf-die-wahre-gigafactory-steht-in-schwarzheide/28075620.html
https://www.danone.de/nachhaltigkeit/planet/wasser-unsere-verantwortung.html
Bei der Betrachtung der Wassermengen unterscheiden sich die Angaben in den Medien, in der Politik und bei den NGOs zum Teil gravierend. Dies beginnt bei der Angabe der richtigen Bezugsgröße (Häufigkeit, Fläche, Jahr) sowie der korrekten Einheit (m3 bzw. Liter). Eine belastbare Vergleichbarkeit – alleine innerhalb Deutschlands – erscheint schwierig, da je nach Region der Wasserbedarf unterschiedlich ist, auch fehlt häufig die differenzierte Berücksichtigung der Wasserquelle: Verwendung von Brunnenwasser, Grauwasser, aufgefangenes Oberflächenwasser oder Trinkwasser.