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Wo stehen wir mit dem WHS in Deutschland?

Im Gespräch mit Alexander Klose, DGV

Zum Stand der Einführung des World Handicap Systems in Deutschland 2021 befragte Max Freyn, Vertrieb und Marketing Köllen Golf, Alexander Klose, DGV-Vorstand Recht & Services: 

 

? Herr Klose, seit vier Monaten gilt in Deutschland das WHS. Wie beurteilen Sie die ersten Monate? Wie läuft die Umstellung und die Zusammenarbeit mit den Clubs?

 

! Es ist ein Mammutprojekt für alle Seiten. Und weder die Clubs noch der Verband haben sich ein neues Handicap-System ausgesucht. Letztlich hatten beide Seiten auch bereits vor der Umstellung, gerade in Pandemiezeiten, genug Arbeit. Aber lamentieren hilft nicht: Wir sind Teil eines weltweiten Projekts und natürlich läuft dann, wenn man ein bisheriges Handicap-System abschaltet und ein neues anschaltet, nicht alles gut. 

Zwei Aspekte möchte ich dabei herausstellen: So sehr man es sich auch wünscht, kommt niemand um neue Abläufe drum herum. Das „allgemeine Unwohlsein“ rührt aus einer Phase unumgänglicher Umgewöhnung her, Abläufe gestalten sich neu und Inhalte sind nicht gelernt. Große Anerkennung und großer Respekt für die vielen Golfanlagen, die hier, trotz ihrer schon bestehenden Belastung, auch die Umstellung noch gut schultern. Sie können sich vorstellen, dass unsere E-Mail-Accounts volllaufen und die Telefone durchklingeln. Zu Jahresbeginn mussten wir uns selbst erst einmal so einrichten, dass eine vernünftige Servicequalität bei der Abarbeitung der vielen Anfragen gewährleistet werden kann. Das war in den Folgewochen nicht immer so, doch viele offene Enden konnten zwischenzeitlich zusammengebunden werden. Nicht alle, aber viele. Doch bei allen Schwierigkeiten: Ich denke, dass uns gerade die eigentliche Wissensvermittlung, also das „Was kommt denn nun neu?“, ziemlich gut gelungen ist. Für die DGV-Mitglieder gibt es breiteste Informationen im DGV-Serviceportal mit vielen Unterstützungsleistungen. Und für die Golfer: Wer ein Minimum an Technikaffinität hat, findet mit der www.golf-dgv.de ebenfalls umfassende und attraktiv aufbereitete Informationen bis hin zu einem immer wieder aktualisierten FAQ-Bereich.

 

? Von Clubseite hörten wir vereinzelt Kritik bezüglich der Umstellung. Können Sie unseren Lesern Tipps geben, wie Fehler vermieden werden können? 

 

! Zunächst teile ich Ihre Einschätzung. Sie können sich vorstellen, dass gerade bei uns nicht nur „vereinzelt“ Kritik ankommt. Das ist auch nicht anders zu erwarten gewesen. Denn viele Abläufe ändern sich und der Verband kann nicht jedes Problem auf einer der 730 Golfanlagen einzeln in kürzester Zeit lösen und alle Variablen tagesaktuell kommunizieren. Apropos „kommunizieren“: Hier haben wir begonnen, und werden dies fortsetzen, unseren Schwerpunkt stärker auf die technische Umstellung zu setzen. Dabei sind aber nicht nur der DGV (mit seiner zentralen Recheneinheit), sondern auch die Clubverwaltungssystem-Anbieter gefragt. Auch auf deren Seite muss ein Wandel verarbeitet werden, und so, wie wir das sehen, ist das auch dort nicht immer so einfach. Wir haben vor einigen Wochen Online-Round-Tables für ca. 280 Funktionsträger auf DGV-angehörigen Golfanlagen durchgeführt. Der Vorstand hat sich dort intensiv mit den DGV-Mitgliedern ausgetauscht. Fazit: Auf ganz vielen Golfanlagen läuft vieles bereits sehr gut. Aber es gibt auch viele, so nenne ich sie mal, Sonderkonstellationen, die sich einer schematischen Bearbeitung entziehen. Was ist z.B., wenn Golferdaten am Tag der Handicap-Umstellung (22.11.2020) gar nicht im DGV-Intranet auffindbar waren, z.B. weil man diese aus unterschiedlichsten Gründen nicht dorthin übertragen hat, oder wie soll mit Handicaps für passive Mitglieder umgegangen werden, für die schon nach dem EGA-Vorgabensystem, aber auch nach dem WHS, mangels Spielberechtigung gar keine Handicaps geführt werden dürfen? Gleichzeitig erhalten wir viele Fragen im Sinne eines „Früher konnte man …“ Gerade dafür haben wir Verständnis, beispielsweise, wenn man bei Siegerehrungen ganz schnell und einfach vorab schon mal die eine oder andere Handicap-Unterspielung prämiert hat. Das ist nach dem neuen System nicht möglich, weil erst abends bzw. nachts neue Handicap-Indizes gerechnet werden; das ist aber weltweit so. Auch das gewohnte „Rauf- und Runtersetzen“ von Handicaps im Sinne einer Anpassung lokal funktioniert nach dem neuen System so nicht mehr. Denn das Folge-Handicap wird ja nicht vom vorherigen schrittweise abgeleitet, sondern ergibt sich durch eine (komplizierte) Neuberechnung auf Grundlage von den dann gültigen acht besten Score-Differentials aus den letzten 20. Auch wenn das wie ein Vertrösten wirkt: Ich denke, eine Phase der Gewöhnung ist an dieser Stelle fast durch nichts zu ersetzen. Wir unterstützen dabei aber nach besten Kräften jederzeit.

 

? Sekretariate sind die Anlaufstelle der Golfer, auch wenn es um Kritik z.B. zum neuen Handicap-System geht. Sie persönlich, wie würden Sie den Golfern den Vorteil des WHS erläutern?

 

! Zunächst einmal ist das Grundprinzip einfach: 8 aus 20. Pufferzonen, Vorgabenklassen, Herabsetzungsmultiplikanden und das Ausrechnen von Stableford-Nettopunkten zur Vorgabenberechnung entfallen. In Zukunft wird auch die Technik (Apps) dem Golfer sein Handicap serviceorientiert in der Hosentasche (Smartphone) näherbringen. Das Prinzip der Durchschnittsberechnung ist zudem sehr sinnvoll. So sollen zwar alle Wettspiele, die handicaprelevant gespielt werden können, auch handicaprelevant gewertet werden, aber man bedenke stets: Spielt man einmal eine schlechtere Runde, so wird diese aller Voraussicht nach niemals handicaprelevant sein. Warum? Nun, weil zur Berechnung des Durchschnitts nur die besten 8 der letzten 20 Score-Differentials herangezogen werden. Schlechte Tage „rutschen also einfach durch“, ohne dass sie jemals Einfluss auf das Handicap bekommen. Und nicht zu vergessen: Für die meisten der deutschen Golfspieler bleibt der bewährte Mechanismus erhalten, wonach sie sich ohnehin nicht verschlechtern können, wenn ihr Handicap-Index 26,5 oder darüber beträgt, es sei denn, ein Golfspieler wünscht sich die Aufhebung dieser „spielerfreundlichen Bremse“, die ca. 70 Prozent aller Golfer betrifft. 

 

Herr Klose, vielen Dank für Ihre Einschätzung und Ihre Erläuterungen!

 

Das Gespräch führte unser Kollege Max Freyn | golfmanager 2/2020

 

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