Investition in die Zukunft
Bewerbung im Greenkeeping
Für viele Greenkeeper ist die Vorstellung, sich zu bewerben, in etwa so angenehm wie ein drohender Dollarspot auf dem eigenen Grün.
Dennoch geht das Thema Bewerbung jeden Greenkeeper an – nicht nur bei dem Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung, einem „Marktwertcheck“, Unzufriedenheit oder einem drohenden Jobverlust. Sie sind mit Ihrem aktuellen Arbeitgeber zufrieden? Wie schnell sich das Blatt in der Golfbranche wenden kann, wissen Sie vielleicht aus eigener Erfahrung oder von anderen: Die Wahl eines neuen Vorstandes, Veränderungen im Team oder ein neuer Geschäftsführer – und plötzlich ist alles anders. Das Mitglied, das wegen eines Regelverstoßes vom Platz gestellt wurde, ist plötzlich der neue Sportwart. Es „menschelt“, und die langjährige gute Arbeit zählt plötzlich nicht mehr.
Greenkeeper leisten täglich Überdurchschnittliches unter schwierigen Arbeitsbedingungen (vgl. SCHNEIDER, 2013). Kommen dann auch noch Konflikte dazu, die sich nicht lösen lassen, geht das auf Dauer an die Substanz, was bis zum Burnout führen kann (vgl. VON MÜFFLING, 2014).
Doch selbst bei hohem Leidensdruck können sich viele Greenkeeper nicht vorstellen, zu gehen; zu viele mögliche Gründe sprechen dagegen: die ausgeprägte Heimatverbundenheit, die Familie, die Freunde, eine Immobilie oder Verpachtung, das Alter, der falsche Zeitpunkt, die fehlende Energie, die Angst vor dem Scheitern etc. Ist die letzte Bewerbung schon einige Zeit her, erhöht das die Hemmschwelle noch weiter. Häufig wird die Entscheidung Gehen oder Bleiben nicht bewusst getroffen, sondern verdrängt. Sich nicht zu entscheiden, bedeutet aber auch eine Entscheidung: Sie zahlen einen Preis wenn Sie gehen, Sie zahlen aber auch einen Preis, wenn Sie bleiben – ist es das wirklich wert? Oder ist es nicht wertvoller, die Veränderung zu wagen?
Sich zu bewerben kostet Zeit und Energie – die bringen Sie leichter auf, wenn Ihnen klar ist, was Sie antreibt und welchen Nutzen Sie sich davon versprechen. In diesem Artikel erhalten Sie erstes Handwerkszeug, um sich auf den Weg zu machen. Denn: Bewerber machen immer wieder ähnliche Fehler – vermeiden Sie diese Fehler und steigern Sie dadurch Ihre Erfolgsaussichten entscheidend!
Die schriftliche Bewerbung
Eine Bewerbung besteht aus einem Anschreiben, einem Lebenslauf mit Foto, Zeugnissen und evtl. einem Deckblatt. Gerade bei dem Anschreiben tun sich viele Greenkeeper schwer und greifen deshalb zu Vordrucken aus dem Internet. Ein und dasselbe Anschreiben für mehrere Clubs, die außerdem häufig noch sehr geschwollen klingen, kommen aber beim Gegenüber alles andere als gut an.
Ein gutes Anschreiben ist wie ein gelungener Abschlag. Es lohnt sich Energie hineinzustecken, denn: Bewerbung kommt von „Werbung“ – Sie verkaufen etwas – und zwar sich selbst.
Was können Sie dem Markt bieten? Warum sollte sich ein Arbeitgeber für Sie entscheiden? Dazu ist es wichtig, sich zuerst einmal mit sich selbst zu beschäftigen: Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Wo will ich hin und warum?
Vielen fällt es schwer, die eigenen Leistungen, Fähigkeiten und Erfahrungen zu benennen. Sich einfach mal als „teamfähig“ oder „zuverlässig“ zu bezeichnen, ohne es begründen zu können, überzeugt kaum. Ein Werkzeug, das Sie dabei unterstützt, Ihre Leistungen und Erfolge zu erkennen und zu begründen und die richtigen Worte dafür zu finden, ist „PAR“. PAR steht für:
P = Problem Eine Problemstellung, Herausforderung, Situation, der Sie gegenüberstanden.
A = Aktion Die Aktionen, die Maßnahmen, die Vorbereitungen, die Sie in Angriff genommen haben.
R = Resultat Die Lösungen, die Veränderungen, die Ergebnisse, die Sie erreicht haben.
Zum Beispiel:
„Unser Head-Greenkeeper ist wegen Krankheit mehrere Wochen ausgefallen (= P). Ich habe ihn vertreten (= A) und festgestellt, dass es mir liegt, ein Team zu führen (= R). So konnten wir – trotz der extremen Trockenheit (= P) – die sehr guten Platzbedingungen für unsere Turniere aufrechterhalten (= R).“
„Ich lerne gerne dazu; deshalb habe ich letztes Jahr meine Weiterbildung zum Head-Greenkeeper berufsbegleitend mit gutem Erfolg abgeschlossen.“
„Wegen der großen Hitze musste die Anlage in den letzten Wochen wesentlich mehr als sonst gewässert werden. Flexible Arbeitszeiten und häufige Wochenend- und Feiertagsdienste sind für mich selbstverständlich, unser Team hatte die Situation dadurch gut im Griff.“
Viele Greenkeeper stellen ihr Licht unter den Scheffel und sehen gar nicht, was sie täglich leisten. So wie sich die verschiedenen Anlagen unterscheiden, unterscheiden auch Sie sich von anderen Greenkeepern – seien Sie stolz auf Ihre Erfahrungen (z.B. auch aus früheren Berufen) und denken Sie auch an Fähigkeiten, die für Sie vielleicht selbstverständlich sind – für Ihr Gegenüber aber sehr wichtig (wie z.B. gute Umgangsformen).
Mit PAR haben Sie herausgefunden, was Sie ausmacht und was Ihnen wichtig ist. Jetzt können Sie sich auf die Suche nach einer geeigneten Stelle machen, z.B. im Internet (www.greenkeeperverband.de , Golfseiten, Bewerbungsportale). Nutzen Sie aber auch Ihr persönliches Netzwerk, das häufig größer ist, als Sie denken (z.B. Lieferanten, ehemalige Kollegen oder Vorgesetzte, Bekannte, Verwandte, Seminar- und Tagungskontakte etc.). Bis Sie eine geeignete Stelle finden, kann es dauern. Fangen Sie daher rechtzeitig an, gerade auch, weil es psychologisch einfacher ist, sich aus einer Anstellung heraus zu bewerben.
„Wer sich nicht verändern will, findet Gründe.
Wer sich verändern will, findet Wege.“
Sie haben eine interessante Stelle gefunden? Denken Sie daran: Ihr Gegenüber will nicht als „Irgendwer“ behandelt werden. Verfassen Sie also kein Anschreiben „von der Stange“, sondern recherchieren Sie über die Anlage und gehen Sie speziell auf ihn ein. Veranstaltet ein Club z.B. ein besonderes Turnier oder liegen besondere landschaftliche Bedingungen vor, gehen Sie darauf ein und zeigen Sie, warum Sie gut zusammenpassen. Nutzen Sie auch hier die überzeugende Kraft von PAR. Z.B.: „Ich arbeite gerne mit landschaftlich herausfordernden Bedingungen – Erfahrung damit konnte ich bereits beim Club xy sammeln.“ Oder: „Gerne verstärke ich Ihr Team und unterstütze Sie dabei, weiterhin so ausgezeichnete Platzbedingungen, z.B. für das xy-Turnier, zu bieten.“
Ihr Anschreiben ist Ihre erste Arbeitsprobe. Es gibt keine zweite Chance für einen ersten guten Eindruck. Natürlich wollen Sie als zuverlässig, sorgfältig und engagiert wahrgenommen werden und bei Ihrem Gegenüber „Lust auf mehr“ machen. Achten Sie daher auf passende Formulierungen in Ihren eigenen Worten, auf gutes, sauberes Papier und richtige Schreibweise. Achtung: Hier liegt der Teufel im Detail. Lassen Sie am besten nochmals von anderen gegenchecken, ob Sie an alles gedacht haben (richtiges Datum, richtiger Ansprechpartner etc.)!
Ihr Lebenslauf ist Ihre Visitenkarte. Achten Sie auch hier auf Genauigkeit und Sorgfalt. Gestalten Sie ihn klar und übersichtlich, so lang wie nötig, aber so kurz wie möglich (Richtwert 2 Din A 4-Seiten), im Internet sind zahlreiche Anregungen dazu zu finden. Achten Sie aber bei Mustervorlagen darauf, dass Sie Ihren Lebenslauf im gleichen Design (Schriftgröße, Farbwahl etc.) wie Ihr Anschreiben (und ggf. Deckblatt) erstellen.
Verwenden Sie Überschriften wie z.B. „Persönliche Daten“, „Beruflicher Werdegang“, „Ausbildung“, „Weiterbildung“, „Besondere Kenntnisse“ und beginnen Sie beim beruflichen Werdegang mit dem Aktuellsten (zeitlich rückwärts). Ihr Lebenslauf ist ein offizielles Dokument; er muss daher wahr und lückenlos sein. Schließen Sie arbeitsfreie Zeiten (z.B. mit Begriffen wie „berufliche Neuorientierung“, „arbeitssuchend“, „Elternzeit“, „Weiterbildung“ etc.), lassen Sie also keine Lücken!
Noch interessanter machen Sie sich für Ihr Gegenüber, wenn Sie in Ihrem Lebenslauf nicht nur Ihre jeweilige Tätigkeit aufführen, sondern zusätzlich stichpunktartig Ihre Arbeitsschwerpunkte beschreiben. Denken Sie dabei auch an Besonderheiten auf der Anlage oder besondere Herausforderungen, die Sie bewältigt haben, hier kann Sie das oben beschriebene Werkzeug „PAR“ wieder unterstützen. Ort, Datum und die eigenhändige leserliche Unterschrift komplettieren den Lebenslauf.
Sie können Ihren Bewerbungsunterlagen wahlweise noch ein persönliches Deckblatt hinzufügen. Wenn Sie es ansprechend gestalten, können Sie sich nochmals positiv von den anderen Bewerbern abheben, z.B. durch ein Bewerbungsfoto in größerem Format. Durch die Verschiebung des Fotos auf das Deckblatt gewinnen Sie außerdem etwas Platz auf dem Lebenslauf, der dadurch aufgeräumter wirkt und an Übersicht gewinnt. Das Deckblatt enthält Ihre Kontaktdaten, die Stelle, auf die Sie sich bewerben, das Bewerbungsfoto und den Hinweis „Anlagen“.
Werben kommt gut an – protzen nicht – versprechen Sie nur das, was Sie auch halten können.
„Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte“ – das gilt auch für das Bewerbungsfoto. Es soll Ihrem Gegenüber das Gefühl vermitteln, dass Sie sympathisch und den Aufgaben gewachsen sind. Das Foto sollte zu Ihnen und der Stelle passen. Verzichten Sie auf Polaroids, Urlaubsfotos, Automatenfotos, schlecht eingescannte Fotos oder Passfotos. Ein ungünstiges Foto verschlechtert Ihre Chancen sofort – investieren Sie daher in ein gutes Foto vom Profi.
„Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte“ – das gilt auch für das Bewerbungsfoto. Es soll Ihrem Gegenüber das Gefühl vermitteln, dass Sie sympathisch und den Aufgaben gewachsen sind. Das Foto sollte zu Ihnen und der Stelle passen. Verzichten Sie auf Polaroids, Urlaubsfotos, Automatenfotos, schlecht eingescannte Fotos oder Passfotos. Ein ungünstiges Foto verschlechtert Ihre Chancen sofort – investieren Sie daher in ein gutes Foto vom Profi.
Da Veränderungen in der Golfbranche an der Tagesordnung sind, lassen Sie sich – gerade auch, wenn Sie sehr zufrieden mit Ihrer Stelle sind – bei bevorstehenden Führungswechseln Zwischenzeugnisse ausstellen, um Ihre gute Arbeit jederzeit dokumentieren zu können.
Manchmal klingen Formulierungen im Zeugnis auf den ersten Blick zwar sehr gut, enthalten aber verschlüsselte negative Aussagen. Man spricht hier von sog. „Geheimcodes“ der Personaler – auch hierzu finden sich zahlreiche Informationen im Internet. Sollte ein Zeugnis nicht in Ihrem Sinne ausgestellt worden sein, fassen Sie nochmal nach oder machen Sie selbst Formulierungsvorschläge. Auch wenn das Zeit und Energie kostet, es lohnt sich, denn für viele Arbeitgeber spielen die Zeugnisse nach wie vor eine große Rolle. Manche Bewerber geben auch ehemalige Vorgesetzte, mit denen sie gut zusammengearbeitet haben, als Referenzen an (natürlich nur mit deren Zustimmung!).
Für Online-Bewerbungen, also z.B. per E-Mail, gelten die gleichen Prinzipien wie für herkömmliche Bewerbungen: Stimmigkeit und Sorgfalt gewinnen!
Verwenden Sie eine seriöse E-Mail-Adresse (statt Supermacho@ gmx.de), legen Sie sich evtl. aus Gründen der Diskretion eine zweite E-Mail-Adresse an, die Sie im Bewerbungsverfahren täglich checken. Achten Sie dabei darauf, es Ihrem Gegenüber so leicht wie möglich zu machen: Senden Sie Ihre Dokumente in einem passenden Dateiformat (pdf), in geeigneter Größe, aussagekräftig beschriftet und in wenigen Anhängen zusammengefasst (statt jedes Dokument einzeln), z.B. „Anschreiben“, „Lebenslauf mit Foto“ und „Zeugnisse“. Verwenden Sie einen klaren E-Mail-Betreff und nutzen Sie den E-Mail- Text, um auf den Anhang neugierig zu machen (nicht als Anschreiben).
Das Vorstellungsgespräch
Sie haben eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten? Glückwunsch! Ihr Ball liegt jetzt auf dem Grün. Verschlagen Sie ihn nicht, sondern lochen Sie ihn ein, in dem Sie die häufigsten Fehler im Vorstellungsgespräch vermeiden:
1. Unpünktlichkeit
Bei so einem wichtigen Termin nicht pünktlich zu erscheinen, wirkt unzuverlässig und „verplant“. Egal wie gut Ihre Gründe sein mögen, Ihr Gegenüber hat dafür normalerweise wenig Verständnis. Planen Sie einen genügend großen Puffer ein, auch um Ihre Nervosität nicht noch zu vergrößern. Vorsicht auch vor einer zu großzügigen Planung – stundenlanges Herumsitzen auf der Anlage setzt Ihren Gesprächspartner evtl. unter Druck und macht ebenfalls nicht den Eindruck eines guten Zeitmanagements.
2. Unvorteilhaftes Erscheinungsbild
Sich bewerben in einem unpassenden, dreckigen oder verschwitzten Outfit? Überraschenderweise zählt auch dieses „No-Go“ zu den typischen Bewerbungsfehlern. Machen Sie es richtig und fallen Sie positiv durch entsprechende Kleidung auf, z.B. auch mit einem Ersatzpoloshirt oder -Hemd im Gepäck für den Fall der Fälle.
3. Allgemein schlechter Eindruck
Wie Sie wissen, gibt es nur eine Chance für einen ersten guten Eindruck. Wenn Sie diese nicht nutzen wollen, beschweren Sie sich am besten (z.B. über die Anreise oder das fehlende Getränk) oder machen Sie einen unpassenden Witz über die Clubsekretärin oder das Büro Ihres Gesprächspartners. Im Ernst: Wenn Sie es sich nicht gleich verderben wollen, achten Sie auf die Einhaltung allgemeiner Umgangsformen (Höflichkeit, positiver Small-Talk mit unverfänglichen Themen) – und freuen Sie sich auf das Gespräch, damit Sie einen angemessenen Optimismus ausstrahlen.
4. Schlechte Vorbereitung
„Wie heißt nochmal der richtige Name der Anlage, auf der ich mich gerade bewerbe …? Was sind nochmal die Besonderheiten …? Welche Vorstellungen habe ich zu meiner beruflichen Zukunft …?“ Unterschätzen Sie Ihr Gegenüber nicht, es wird sofort bemerken, ob Sie sich im Vorfeld bereits Gedanken über das Gespräch gemacht haben, oder nicht.
Nehmen Sie Ihre Schreibsachen mit, evtl. auch bereits notierte Fragen an den Club, Ihre eigenen Unterlagen (hilfreich wenn Ihr Gegenüber sie nicht zur Hand haben sollte), schalten Sie Ihr Handy aus – das unterstreicht den positiven Eindruck eines gut vorbereiteten und zuverlässigen Mitarbeiters.
Im Vorstellungsgespräch werden Ihnen immer wieder ähnliche Fragen begegnen, z.B. „Warum sollten wir gerade Sie einstellen?“ „Warum wollen Sie Ihren Arbeitgeber verlassen?“ „Was sind Ihre Stärken und Schwächen?“ Gerade bei der Frage nach Schwächen könnte zu große Ehrlichkeit schaden – überlegen Sie sich im Vorfeld, was „verzeihliche Schwächen“ sind und was Sie dafür tun, um daran zu arbeiten? Z.B. „Ich rege mich zu sehr auf, wenn Vereinbarungen nicht eingehalten werden – ich arbeite an meiner Gelassenheit.“ Spielen Sie mögliche Fragen im Vorfeld mit jemandem durch (Familie, Freund, Coach …) – ehrliches Feedback kann hier Gold wert sein und Ihre Sicherheit entscheidend erhöhen.
5. Zu perfektes Einstudieren
Eine gründliche Vorbereitung ist wie gesagt gut und wichtig. Wenn Sie sich vorher überlegen, wie Sie sich im Gespräch verhalten wollen, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen das auch tatsächlich gelingt. Stimmiges Auftreten kann man üben – bringen Sie damit Ihre natürliche Körpersprache voll zur Geltung und wirken Sie dadurch sympathisch und überzeugend. Aber Vorsicht vor gekünstelter Gestik oder auswendig gelernten und vorformulierten Antworten – das wirkt alles andere als glaubwürdig, sondern roboterhaft und unnatürlich!
„Lampenfieber ist wie ein guter Freund – immer wenn es darauf ankommt, ist es da.“
6. Schlechtes Selbstmarketing
Ein weiterer typischer Fehler im Vorstellungsgespräch: Bewerber stapeln tief oder treten zu überheblich auf. Denken Sie daran: Bewerbung kommt von Werbung – aber achten Sie auf die richtige Dosis! Verkaufen Sie sich selbst kompetent und unterstreichen Sie den guten Eindruck aus Ihren Unterlagen. Sprechen Sie selbstbewusst über Ihre eigenen Stärken und Schwächen statt sich selbst klein zu machen durch unterwürfige Körpersprache oder alleiniges Eingehen auf Ihre Schwächen. Prahlen Sie aber auch nicht mit früheren Leistungen und verzichten Sie auf negative Aussagen über frühere Arbeitgeber. Aus Nervosität geben sich Bewerber häufig anders als normalerweise. Machen Sie es wie die Spitzensportler und nutzen Sie die Macht der positiven Gedanken! Bereiten Sie sich auch mental gut vor: Freuen Sie sich auf das Vorstellungsgespräch, spielen Sie in Gedanken den positiven Verlauf des Gesprächs durch, bauen Sie sich selbst mit positiven Sätzen auf („Ich bin gut vorbereitet“, „Ich schaffe das“). Denken Sie daran: Ein Vorstellungsgespräch ist keine Einbahnstraße! Sie möchten den potenziellen Arbeitgeber kennenlernen und herausfinden, ob Sie zusammenpassen. Sie haben etwas anzubieten! Von einem Vorstellungsgespräch profitieren Sie auf jeden Fall: Entweder Sie gewinnen einen Job oder Erfahrung für das nächste Mal. Auch wenn es erstmal ungewöhnlich klingt: Akzeptieren Sie Ihre Aufregung, das kann sie schon um ein gutes Stück reduzieren.
7. Desinteresse oder Schleimen
Ihr Gegenüber hat ein feines Gespür dafür, ob Sie es ernst mit ihm meinen. Zeigen Sie aufrichtiges Interesse, aber übertreiben Sie es nicht („Schon als Kind habe ich davon geträumt, das Gras Ihrer Anlage berühren zu dürfen“). Auch wenn Ihr Gegenüber vor lauter Begeisterung über seinen Club in einen Dauermonolog verfällt, hören Sie aktiv zu, denn Höflichkeit gewinnt!
8. Lügen und Verheimlichungen
Viele Bewerber verschweigen wichtige Details (z.B. über Ausbildungs-, Beschäftigungsdaten oder Nebentätigkeiten) oder beschönigen Lücken im Lebenslauf. Werden solche Ungereimtheiten aufgedeckt, verschlechtert das Ihre Erfolgsaussichten natürlich sofort – das Vertrauen ist dahin. Fragen zu Brüchen im Lebenslauf kommen so sicher wie das „Amen in der Kirche“ – machen Sie sich vorher Gedanken, wie Sie mit solch unangenehmen Fragen umgehen wollen; aber lernen Sie auch hier Ihre Antworten nicht auswendig. Bleiben Sie gelassen, waschen Sie keine „schmutzige Wäsche“, sondern gehen Sie darauf ein, was Sie z.B. aus negativen Erlebnissen für die Zukunft gelernt haben.
9. Schlechter letzter Eindruck
Anscheinend vergessen viele Bewerber am Ende eines Vorstellungsgesprächs vor lauter Nervosität – oder Erleichterung darüber, dass es nun vorbei ist – ihre guten Manieren. Sorgen Sie dafür, dass Sie positiv in Erinnerung bleiben, werden Sie nicht plötzlich allzu vertraulich und redselig! Falls noch nicht angesprochen, dürfen Sie am Gesprächsende natürlich nachfragen, wie nun die nächsten Schritte aussehen, aber drängen Sie Ihren Gegenüber nicht zu einer Entscheidung. Bedanken Sie sich für das Gespräch.
Tipps rund um die Gehaltsverhandlung
Auch bei der Gehaltsverhandlung gilt: Bereiten Sie sich gut vor! Informieren Sie sich über Ihren Marktwert (z.B. durch Gespräche mit anderen Greenkeepern oder im Internet), die finanziellen Möglichkeiten des Clubs (Infos in der Stellenausschreibung, Höhe des Greenfees, die evtl. Rückschlüsse zulässt etc.), Lebenshaltungskosten in der Region etc.
Was werden Sie tun, falls Sie diese Stelle nicht erhalten? Ohne Alternativen ist die Gefahr groß, sich preislich drücken zu lassen, bereiten Sie daher immer einen attraktiven Plan B vor: Welche Möglichkeiten habe ich noch: Auf meiner alten Stelle weiterarbeiten? Habe ich noch andere ausstehende Gespräche? Könnte ich mich selbständig machen, eine Auszeit nehmen, mich weiterbilden? Selbst wenn nur Sie Ihren Plan B kennen und ihn nicht offen legen, wird er Ihnen helfen, selbstbewusster zu verhandeln.
Gehen Sie mit einer Mindestvorstellung und einem persönlichen Gehaltswunsch in das Gespräch, was Sie anhand von Fakten begründen können (Erfahrung, eigene Leistungen, Qualifikation etc.).
Warten Sie ab, bis der Arbeitgeber von sich aus das Thema Gehalt anspricht (gilt auch für Urlaubsanspruch, Überstunden etc.) und Ihnen bestenfalls ein Angebot macht.
Knicken Sie bei Gegenwind nicht gleich ein! Falls Sie unter Ihre Mindestvorstellung gehen müssten, bitten Sie um Bedenkzeit, lassen Sie sich nicht unter Druck setzen! Überlegen Sie bereits vorher, in welchem Rahmen Sie Zugeständnisse machen können, um sich kooperativ zu zeigen.
Falls Ihnen eine Gehaltssteigerung nach der Probezeit angeboten wird, lassen Sie das gleich im Vertrag festhalten. Prüfen Sie das Angebot sorgfältig: Großzügige Beteiligung an Krankenversicherungskosten oder Weiterbildung kann mehr wert sein als ein Plus von 100 Euro im Monat.
Wie mit Absagen umgehen?
Die wichtigste Regel dazu: Nehmen Sie Absagen niemals persönlich! Es gibt viele Gründe, warum es nicht geklappt hat: Zu viele Bewerber, schlechter Zeitpunkt, nicht die richtige „Wellenlänge“, Vitamin B eines anderen Bewerbers … Die Bewerbungsphase ist häufig wie ein Marathonlauf – man braucht einen langen Atem. Auch wenn Absagen schmerzen, v.a wenn sie sich häufen, machen Sie es wie die Sportler, die aus Niederlagen lernen, statt den Kopf in den Sand zu stecken.
Fragen Sie sich kritisch, ob Sie Ihre Unterlagen oder Ihr Auftreten noch verbessern könnten. Machen Sie aus der Absage eine Chance: Schon manch ein Bewerber hat die Stelle trotzdem noch erhalten, weil er nach der Absage nochmal schriftlich oder telefonisch nachgehakt hat und sich dadurch selbstbewusst und kreativ gezeigt hat. Auch auf ein solches „Nachfassgespräch“ sollten Sie sich natürlich gut vorbereiten und immer freundlich und höflich bleiben.
Die Probezeit
Sie haben die Stelle erhalten und die Probezeit angetreten? Herzlichen Glückwunsch! Nutzen Sie die Probezeit gut für sich: Nehmen Sie sich Zeit für Kommunikation! Lernen Sie von den Kollegen – nichts ist so abschreckend und erzeugt so viel Widerstand wie ein Neuer im Team, der alles besser weiß und alles sofort umkrempeln will – und den „alten Hasen“ so das Gefühl gibt, dass alles schlecht war, was sie bisher geleistet haben. Erkennen Sie die Erfahrungen und Kenntnisse anderer an, behandeln Sie jeden mit Respekt und achten Sie bewusst auf Neutralität. Bauen Sie früh das eigene Netzwerk im Club auf. Was ebenfalls für Widerstand sorgt: Wenn Greenkeeper „Geheimniskrämerei“ betreiben, statt über ihre Arbeit zu informieren und sie zu erklären – beachten Sie die Außenwirkung! Also nochmal: Nehmen Sie sich Zeit für Kommunikation!
Auf zu neuen Ufern
Greenkeeper haben dem Markt viel zu bieten: Gehen Sie selbstbewusst mit Ihren eigenen Erfahrungen um! Seien Sie es sich wert, Ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen! Wenn Sie „eigentlich“ wissen, dass Gehen besser wäre als Bleiben, nutzen Sie das hier beschriebene Handwerkszeug und machen Sie sich auf den Weg, Schritt für Schritt!
Ganz egal wie Sie sich entscheiden – viel Erfolg und Zufriedenheit auf Ihren weiteren Wegen!
Literatur
BOLLES, R.N:
„Durchstarten zum Traumjob: Das Bewerbungshandbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger.“ Campus Verlag, 1999.
ENGST, J.:
„Professionelles Bewerben – leicht gemacht“. Duden Verlag, 2005.
HESSE, J. und H.C. Schrader:
„Die perfekte Bewerbungsmappe für nicht perfekte Lebensläufe.“ Eichborn Verlag, 2002.
HESSE, J. und H.C. Schrader:
„Die 100 wichtigsten Tipps zur schriftlichen Bewerbung“. Eichborn Verlag, 2005. HESSE/SCHRADER: „Training Vorstellungsgespräch.“ Stark Verlag, 2014.
VON MÜFFLING-TIETSCHER, A.:
„Arbeits- und Privatleben – Wege zum Ausgleich.“ Greenkeepers Journal 1/2014.
SCHNEIDER, H.:
„Arbeitsbedingungen im Greenkeeping“. Studie im Auftrag des GVD, 2013.
SIEWERT, H.H.:
„Fangfragen im Vorstellungsgespräch souverän beantworten.“ Redline Wirtschaft, 2006.
WEIL, T.:
Endlich frei von Stress. Innere Blockaden lösen mit ROMPC©. Ariston Verlag. 2006.
ZITZLER, E.: „Anregungen zur Personalsuche“. Aus der Reihe „Denkanstöße zur Personalwirtschaft.“ golfmanager 3/2015
Autorin: Angela Frfr. von Müffling-Tietscher