Qualitätsgolf nördlich des Polarkreises
Lofoten Links – ein ungewöhnliches und erklärungsbedürftiges Produkt
Wer an die Region nördlich des Polarkreises denkt, wird damit wahrscheinlich Begriffe wie Kälte, Eisbären und Polarlichter in Verbindung bringen. Aber denken Menschen auch an Golf? Wer diese Region bisher als weißen Flecken auf der Landkarte der Golfanlagen vermutet hat, sollte einen zweiten Blick auf das Golfangebot werfen. Denn seit immerhin 1998 gibt es auf den Lofoten – die vielen Menschen wohl eher aufgrund ihrer beeindruckenden Natur und als Anlaufstelle der Hurtigruten-Schiffe bekannt sein dürften – einen veritablen Golfplatz, der besonderen Wert auf Qualität und Anspruch legt. Der Lofoten Links-Golfplatz befindet sich im kleinen Ort Hov an der Nordküste, rund eine halbe Autostunde von Svolvær, dem Hauptort der Lofoten, entfernt.
Wie alles begann
Die Idee, in dieser Gegend einen Golfplatz zu bauen, nahm Anfang der 1990er Jahre einen ersten Anlauf. „Ein Freund meines Vaters kam von einer Reise aus Großbritannien zurück und schwärmte ihm von den Golfanlagen dort vor. Er meinte, dass so etwas auf den Lofoten fehlen würde“, berichtet der heutige CEO Frode Hov von den Ursprüngen des Projekts. Aus der Idee wurde ein Projekt, das zunächst maßgeblich von Hovs Vater und dem Ideengeber vorangetrieben wurde. Schnell wurde klar, dass die Finanzierung eine besondere Herausforderung sein würde – die Idee war so außergewöhnlich, dass die meisten potenziellen Investoren erst einmal abwinkten. Heute hätte so etwas als Start-up, gerade aufgrund des ausgefallenen Ansatzes, wohl bessere Karten. Auch die Genehmigung von behördlicher Seite gestaltete sich schwierig – die Nutzung des Landes für eine Golfanlage war schlicht nicht in den örtlichen Vorschriften vorgesehen. So dauerte es mehrere Jahre bis schließlich der Startschuss für die ersten sechs Bahnen fiel.
1996/97 wurden sechs Bahnen im Links Course-Stil direkt entlang der Nordküste der Lofoten gebaut – und nun beteiligte sich die politische Seite gar mit einem Zuschuss. 1998 wurde die 6-Löcher-Anlage eröffnet und Frode Hov, der gerade sein Tourismusstudium beendet hatte, stieß zum Team dazu. „Der Bau und Betrieb der ersten sechs Bahnen diente vor allem als Nachweis, dass man einen Golfplatz in unserer Region bauen und im hiesigen Klima betreiben kann“, erinnert sich der Manager. Vor gut fünf Jahren trat dann der norwegische Staatsfond SIVA (Selskapet for industrivekst, auf Deutsch: „Das Unternehmen für industrielles Wachstum“ – Anmerkung der Redaktion) dem Projekt bei. Nun war auch der Ausbau auf 18 Bahnen finanziell abgesichert. Neben SIVA, dem aktuell größten Gesellschafter, sind auch Frode Hov als zweitgrößter Shareholder sowie mehrere weitere Teilhaber beteiligt. Zu dieser Zeit kam auch Troon Golf ins Spiel, deren Chef-Agronomist Simon Doyle wertvolle Unterstützung beim Ausbau beisteuerte.
200 Golfer – bei gerade 24.000 Einwohnern
Auch wenn viele Besucher der Lofoten die Region rund um Gimsøysand eher als moorähnliche Landschaft kennen: Der Küstenstreifen rund um das Dorf Hov bietet mit seinem sandigen Boden beste Voraussetzungen für einen klassischen Links Course. Der Par 71-Platz ist mit einer Gesamtlänge von rund 4.200 bis 6.100 Metern bei vier Teeboxen pro Bahn keine Anlage ausschließlich für Longhitter. Im Gegenteil: „Mich hat der Platz von Prestwick, dem Geburtsort der The Open, begeistert – hier kommt es auf überlegte und gut platzierte Schläge an, Länge steht nicht im Vordergrund. So etwas schwebte mir von Beginn an auch für unseren Platz vor“, erzählt Frode Hov. Und in der Tat: Wer den Platz einmal selbst gespielt hat, kann bestätigen, dass Course Management hier eine der wichtigsten Eigenschaft ist, um erfolgreich zu scoren. Anderenfalls steigen Score und Ballverbrauch nahezu linear. „Viele Gäste spielen unseren Platz mehrere Male: Die beiden ersten Male, um ihn zu verstehen und zu analysieren, ab der dritten Runde genießen sie dann unseren Platz“, schmunzelt der CEO. Bedenkt man, dass die Lofoten insgesamt gerade einmal 24.000 Einwohner zählen, ist die aktuelle Mitgliederzahl von 200 Golfern beachtlich. Weitere Golfplätze gibt es im unmittelbaren Umkreis nicht, der nächstgelegene Platz nahe Narvik ist über drei Autostunden entfernt, der nördlichste Golfplatz der Welt in Tromsø gar noch weiter. In der Vermarktung steht Hovs Team damit vor der Herausforderung, eine Ein-Anlagen-Destination erfolgreich zu vermarkten. Doch wer die Hartnäckigkeit und Kreativität des Managers kennt, ahnt schnell, dass hier der Plan für ein Komplettangebot längst in der Umsetzung ist.
Ideenreiches Ankurbeln des (Golf-)Tourismus
Traditionell ist Camping auf den Lofoten eine sehr beliebte Übernachtungsvariante. So ist es wenig verwunderlich, dass nur wenige Hundert Meter entfernt ein Campingplatz der Familie Hov auf Gäste wartet – unmittelbar am feinsandigen, weißen Strand, und sogar mit eigener Strandsauna. Golfer sind – so sie nicht per Wohnmobil reisen – jedoch eher Verfechter klassischer Unterkünfte. Ein geeignetes Hotel ist in unmittelbarer Nähe allerdings nicht verfügbar. So wurde in den letzten Jahren das Projekt der Lofoten Links-Lodges umgesetzt und ausgebaut. Kleine Häuser im landestypischen Stil bieten jeweils drei Zimmer für bis zu vier Personen sowie ein Gemeinschafts-Wohnzimmer mit Küche. Auch diese Lodges werden vom Lofoten Links-Team gemanagt, das Clubhaus ist daher gleichzeitig Rezeption und Frühstücks-Restaurant für die Lodge-Gäste. Ausgangspunkt aller Aktivitäten war die Farm der Familie Hov, die nunmehr in siebter Generation betrieben wird. Doch die Aktivitäten verlagern sich immer mehr in Richtung Golf und Tourismus. Hovs Bruder betreibt beispielsweise einen Pony- und Pferdehof sowie das Restaurant Låven at Hov Gård, das auch Golfern und Lodgegästen zur Verfügung steht. Doch damit nicht genug: Der umtriebige Manager möchte die Anzahl der Lodges weiter erhöhen. Neben weiteren Lodges zur Eigennutzung durch die künftigen Besitzer sollen von diesen nicht genutzte Zeiten an Golfer und andere Urlauber vermarktet werden. Preis pro Lodge: Ca. 400 bis 500 Tausend Euro, je nach Einrichtungsstandard – bei durchschnittlichen Übernachtungsraten pro Lodge insgesamt von rund 450 Euro pro Nacht ist ein Payback daher vergleichsweise rasch erzielbar für die Eigentümer. Und damit nicht genug: Auch ein Hotel soll demnächst gebaut werden, um den Service weiter abzurunden.
Vor- und Nachteile der Golf-Saison auf den Lofoten
Wer eine Golfanlage in diesen Breitengraden baut, kommt an der Frage nach der Saison nicht vorbei. Der Platz ist von Anfang Mai bis Mitte Oktober spielbar. „Während der Zeit der Mitternachtssonne können wir jedoch Startzeiten rund um die Uhr anbieten, was unsere Gäste auch aufgrund des besonderen Erlebnisses gerne in Anspruch nehmen“, so Hov. Während dieser Zeit habe man quasi eine doppelte Saison, die andere Golfanlagen in weiter südlichen Regionen nicht haben. Die besondere geografische Lage bietet dem Unternehmen die Chance, ihre Kapazitäten außerhalb der Golfsaison erfolgreich zu vermarkten. „Rund 50% unserer Gäste sind Golfer, die übrigen Naturliebhaber“, fasst er die Daten zusammen. Und gerade in der Wintersaison nutzen diese die Region für ein weiteres, einzigartiges Schauspiel: die Polarlichter. „Unsere Region ist frei von Licht-Smog und liegt zudem an der Nordküste mit freiem Blick Richtung Himmel – daher kann man die Nordlichter ausgezeichnet beobachten, auch direkt aus den Lodges“, so Hovs Erfahrung. Natürlich kann man beide Aktivitäten kombinieren: Von Ende August bis Ende September können Besucher sowohl Golf spielen, als auch die Polarlichter beobachten – die nahezu perfekte Kombination für Nordland-Liebhaber unter den Golfern. Auch beim Greenkeeping gibt es einige Unterschiede. Rund 80% der Grasflächen basieren auf Festuca. Der große Unterschied zu südlicheren Regionen besteht in einem anderen Wachstumsprozess der Pflanzen und einer vergleichsweise kurzen Wachstumsphase. Verantwortlich hierfür ist mit Greenkeeper Jeremy Mulvihill ein Ire, der aus Ballybunion stammt und somit auch mit anspruchsvollen Witterungsbedingungen bestens vertraut ist. Die wirtschaftliche Herausforderung der vergleichsweise kurzen Saisondauer für die Golfanlage sieht Hov jedoch nicht als größte Challenge: „Letztlich ist unsere Saison zwar zwei bis drei Monate kürzer als die vieler anderer Anlagen, aber dafür haben wir die Mittsommernachtszeit und die Polarlichter.“ Anspruchsvoll sei hingegen das Timing. „Uns bleiben pro Jahr vielleicht zwei oder drei Zeitfenster im Frühjahr, um die notwendigen Pflegearbeiten umzusetzen – wenn wir die verpassen, können wir das in der laufenden Saison kaum nacharbeiten“, so der CEO weiter. Allerdings habe die nördliche Lage auch Vorteile: Der Temperaturwechsel verlaufe hier deutlich moderater und nicht so sprunghaft wie selbst auf dem norwegischen Festland, berichtet er weiter. Der Übergang vom Winter zum Frühjahr sowie vom Herbst zum Winter vollziehe sich langsam – bisher ist der Platz daher von witterungsbedingten Schäden im Winter verschont geblieben, obwohl die Temperaturen deutlich unterhalb des Gefrierpunktes fallen.
Eingeschränkte Erreichbarkeit erfordert angepasstes Marketing
Gemeinsam mit den Partnern des weltgrößten Golfanlagen-Managementbetriebs Troon steht nun die Vermarktung im Vordergrund. „Derzeit kommen wir pro Jahr auf ca. 4.000 bis 5.000 Gastrunden – unser Ziel sind circa 15.000 Runden pro Jahr“, beschreibt Hov Ausgangssituation und Ziel. Das Greenfee ist trotz des insgesamt eher gehobenen Preisniveaus Norwegens moderat: Die erste Runde kostet derzeit rund 95 Euro (Lodgegäste: 75 Euro), Folgerunden sind für 55 bis 65 Euro zu haben. Selbstverständlich bietet der Club auch ein Gesamtpaket aus Greenfee, 10 Golfbällen und Leihschlägern für rund 135 Euro, denn die Mitnahme eigener Schläger ist – wenn man nicht ab Heimatort per PKW oder Camper reist – eher aufwändig. Dies liegt an der von Kontinentaleuropa aus komplexen Anreise. Direktflüge auf die Lofoten sind ab Deutschland aktuell nicht verfügbar. Wer nicht per Auto, Motorrad oder Camper anreist, greift meist auf das Flugzeug zurück. Die Flughäfen der Lofoten, beispielsweise Leknes, sind aus Deutschland jedoch nur mit Umsteigen zu erreichen und liegen preislich oft höher als die Alternativverbindung über den Flughafen Narvik/Evenes auf dem norwegischen Festland – von dort sind es dann nochmals rund drei Stunden mit dem Auto bis zum Gimsøysand. Doch einen Mietwagen braucht man auf den Lofoten eigentlich immer, denn wer die Reise in den hohen Norden antritt, möchte meist auch die gesamte Inselgruppe erkunden. „Aktuell spielen unsere Gäste meist drei bis vier Runden pro Aufenthalt und bleiben dementsprechend zwei bis drei Nächte in den Lodges“, erläutert Hov. Bei den Quellmärkten dominieren derzeit die nördlichen Nachbarn: Schweden stellt das größte Golferkontingent, gefolgt von Gästen aus Finnland und weiteren nordischen Ländern. Derzeit freut sich Hov jedoch auch über steigende Buchungen aus neuen Märkten, allen voran den USA, Großbritannien und Deutschland. Beim Vertrieb setzt der Manager vor allem auf soziale Medien wie Facebook und Instagram. „Sie ermöglichen es uns, auch mit geringem finanziellen Mitteleinsatz sehr gute Erfolge zu erzielen und unsere Bekanntheit spürbar zu steigern“, sagt der CEO. Basis hierfür seien jedoch sehr gute und wirkungsvolle Fotos – angesichts der außergewöhnlichen Landschaft und der Kombination mit den Polarlichtern jedoch eine für die von Hov engagierten Profi-Fotografen gut lösbare Aufgabe. Durch die Partnerschaft mit Troon hat Lofoten Links zudem Zugang zu zahlreichen Golf-Reiseveranstaltern gefunden, mit denen man gemeinsam neue Gäste auf die Lofoten bringe. Äußerst lobend äußert sich der Manager auch über die Zusammenarbeit mit der örtlichen Tourismusvertretung, die über ihre Kommunikationskanäle, aber auch bei Pressereisen das Produkt aktiv unterstützte.
Fazit
„Wir bieten ein für die Region ungewöhnliches und erklärungsbedürftiges Produkt“, fasst der Lofoten Links-CEO sein Credo zusammen. „Und damit das funktioniert, benötigen wir Zeit, Liebe zum Detail und nicht zuletzt volle Konzentration auf alles, was wir tun.“ Dass der umtriebige Manager das Dorf Hov künftig noch stärker auf der touristischen Landkarte positionieren wird, darf man getrost erwarten. „Challenge accepted“ steht an der Wand des Clubhaus-Restaurants und als Claim auf den Logowaren der Anlage – und wer Hov und sein Team einmal selbst im Einsatz erlebt hat, dürfte kaum Zweifel haben, dass sie diese Herausforderung nicht nur annehmen, sondern auch meistern werden.
Autor: Michael Althoff | golfmanager 3/2019