Florida-Golf mit schwäbischem Akzent
Man spricht Deutsch: Mission Inn Resort and Club
Wer an Orlando denkt, wird zuerst an die zahlreichen Freizeitparks und insbesondere Disney denken. Natürlich gibt es auch ein riesiges Golfangebot, die meisten Plätze sind eher flach und bieten zahlreiche Wasserhindernisse. Doch wer Orlandos Norden bereist, kann im Mission Inn Resort and Club durchaus ein lautes „Ha noi“ vernehmen – und damit ist nicht die Hauptstadt Vietnams gemeint, sondern der erstaunte Ruf von Roy Schindele, Executive Director Sales and Marketing des Resorts. Schindele entstammt einer deutschen Familie, die nach dem zweiten Weltkrieg aus Schwaben in die USA auswanderte – und bis heute neben Englisch auch die deutsche Sprache pflegt. Wer sich mit Schindele auf Deutsch unterhält, stellt schnell fest: Der schwäbische Tonfall ist auch nach vielen Jahrzehnten in den USA noch vorhanden. Frei nach Gerhard Polt könnte Mission Inn daher durchaus ein Schild „Man spricht Deutsch“ an seine Eingangspforte heften – und in der Tat können deutsche Gruppen, Pros und Einzelreisende sich jederzeit an Schindele auf Deutsch wenden. Das Resort in Howey-in-the-Hills bietet in vielen Bereichen einen angenehmen Kontrast zum typischen Orlando-Aufenthalt. Schon bei der Zufahrt fällt die ungewöhnliche Topographie auf: Hier ist es alles andere als flach, stattdessen präsentiert sich die Landschaft als leicht hügelige Region, daher wird sie auch gerne als „Alpen Floridas“ bezeichnet. Nur rund eine halbe Stunde vom Resort entfernt, gibt es zudem in Clermont ein vielfach ausgezeichnetes Weingut – und wer auf deutsches Brot, Schnitzelbrötchen, Leberkäs-Semmel oder Kuchen nicht verzichten möchte, kann im German Backhaus in Mt. Dora, nur rund 30 Autominuten entfernt, eine weitere erfolgreiche Auswandererfamilie – dieses Mal jedoch aus Bayern – treffen.
Zur Historie
Die Geschichte von Mission Inn reicht bis ins Jahr 1916 zurück, als William J. Howey fast 2.500 Hektar Land in Zentralflorida erwarb, um dort eine der größten Pferdezuchten der Welt aufzubauen. 1917 wurde bereits der erste Golfplatz gebaut: der El Campeón Course, ein 18-Löcher-Par 72-Platz. Zu seiner heutigen Blüte kam das Resort jedoch erst nach seiner Übernahme durch die Beucher-Familie: Nick Beucher, erfolgreicher Geschäftsmann aus Chicago, übernahm das Objekt 1969, bis heute ist es im Besitz seiner Familie. 1992 kam der zweite 18-Löcher-Platz dazu, Las Colinas. Beide Plätze bieten sechs geratete Abschläge. Die Fairways basieren auf Tifway Bermuda, werden aber im Winter (Dezember bis Mai) mit Perennial Rye übersät. Bei den Grüns setzen die Plätze auf Ultra Dwarf Bermuda (El Campeón) sowie Tifdwarf Bermuda, das im Winter mit Rough Bluegrass (Las Colinas) übersät wird. Der El Campeón-Platz wurde mehrfach ausgezeichnet und ist bis heute Austragungsort renommierter Amateur- und Profiturniere, aktuell wird die LPGA wieder mit einem Turnier zu Gast sein. Vor allem für Gruppen und Mannschaften bietet sich das Resort aufgrund seines umfangreichen Zusatzangebots an: Neben Golf gehören ein Spa, Trap-Schießen, Tennis- und Volleyball-Plätze, Jogging- und Radwege, ein Fitness Center, eine eigene Marina und mehr zur Leistungspalette von Mission Inn.
Noch ein Geheimtipp, steht der internationale Markt im Fokus
Doch trotz seines umfangreichen Angebots und der über 100-jährigen Marktpräsenz gilt Mission Inn noch immer als Geheimtipp, vor allem für Golf rund um Orlando. Dies zu ändern, ist Schindeles Mission. „Ich war vorher für Arnold Palmer in Bay Hill tätig und habe stets seine Inte-grität, Verlässlichkeit und Fairness geschätzt – genau dies finde ich auch hier bei der Beucher-Familie“, so der Verkaufsmanager. Seinen ersten Kontakt mit Mission Inn hatte Schindele, als er das spanische Fußballteam für die Olympischen Spiele 1996 in dem Resort einquartierte. In der Covid-19-Pandemie kamen vor allem Gäste aus allen Teilen Floridas, inzwischen kommen Gäste aus nahezu allen Teilen der USA. Doch Schindele möchte vor allem den internationalen Markt beleben. „Gerade angesichts des veränderten Reiseverhaltens durch Covid-19 profitieren wir nun von unserer Lage außerhalb Orlandos – unser Hotel ist kein Hochhaus und das Resort sehr weitläufig. Wer dann eine der Attraktionen Orlandos oder die Freizeitparks besuchen möchte, erreicht diese in rund 35 Minuten bequem per Auto oder Shuttle“, so der Verkaufsprofi. Die Zielgruppen des Resorts sind äußerst vielschichtig aufgestellt. Jedes Jahr werden mehr als 100 Hochzeiten organisiert, auch viele Firmen nutzen das Resort für eigene Events – und bei Bedarf können die Teilnehmer und Führungskräfte sogar über einen kleinen Airport samt internationaler Zollabfertigung, nur sechs Meilen vom Resort entfernt, einreisen. Neben der großen Angebotsvielfalt hebt Schindele vor allem die langjährigen Mitarbeiter hervor. Dies wirke sich sehr positiv aus, daher habe man auch einen sehr hohen Anteil an Repeatern unter den Gästen. Rund 50% aller Gäste nutzen auch das Golf-angebot – die meisten Golfer spielen den berühmteren El Campeón-Platz, aber auch der Las Colinas erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die Plätze sind für Golfer aller Spielstärken geeignet, von den hinteren Teeboxen sind die Plätze anspruchsvoll, von weiter vorne steht hingegen vor allem der Spaß im Vordergrund.
„Das Layout, vor allem des El Campeón-Platzes, ist für Florida eher ungewöhnlich: Zwar haben wir auch Wasserhindernisse, aber unser Design ist durchaus hügelig mit entsprechenden Höhenunterschieden vom Tee zum Grün, zudem gibt es kaum Häuser direkt entlang des Golfplatzes“, erläutert der Deutsch-Amerikaner die Vorzüge seines bekannteren Platzes. Der Las Colinas-Platz kann auch als reiner Par 3-Platz gespielt werden, denn für jede Bahn gibt es entsprechende zusätzliche Teeboxen und ein eigenes Rating. Dieser, dann als Dorado-Course bezeichnete Loop, eignet sich vor allem für eine schnelle Golfrunde. Wie der Name bereits zeigt, setzt die Anlage nicht nur auf Gastspieler, sondern auch auf Mitgliedschaften. Mitglieder profitieren von den zahlreichen Country Club-Events und sonstigen sozialen Events, Immobilienbesitz in der Community ist keine Voraussetzung für eine Mitgliedschaft. „Viele unserer Mitglieder blicken auf eine erfolgreiche Business-Karriere zurück, so dass sich hier gerade für junge Gastspieler oft sehr interessante soziale Kontakte auf einer Runde ergeben“, so Schindeles Erfahrung. Neben dem umfassenden Angebot sieht er die Vorteile seines Resorts vor allem in seiner Individualität: „Wir sind keine große Hotelkette, bei der jedes Zimmer weltweit dem anderen gleicht.“ Gerade für Pro-Reisen und Mannschaften biete das Resort, so Schindele, beste Voraussetzungen. „Unsere Tenniscoaches und Physios haben mit von ihnen betreuten Athleten zahlreiche Grand Slam-Siege erzielt. Auch Nancy Lopez ist häufig bei uns zu Gast, viele Top-PGA-Pros haben hier ihr Zuhause oder gastieren regelmäßig.“ Aktuell wird ein Brand für das Mission Inn-Training-Center für mehrere Sportarten aufgebaut – „eine Art MIT of Sports“, so der Verkaufsmanager. Mit vier Restaurants – alle bieten sowohl einen Außen-, als auch Innenbereich – bietet auch die Gastronomie für alle Geschmäcker ein Angebot.
Gerade für Pro-Reisen interessant
„Mein Ziel ist es, unser Resort künftig verstärkt international bekannter zu machen und zu positionieren – vor allem in Deutschland, denn ich möchte sehr gerne wieder mehr Deutsch sprechen“, so Schindele lachend. Gerade Pros könnten hier ein ausgezeichnetes Winterquartier finden, so seine Einschätzung – und selbstverständlich übernachten Pros im Rahmen von Pro-Reisen kostenlos. Der Vertrieb soll sowohl über Reiseveranstalter, als auch insbesondere direkt erfolgen – denn das Produkt sei so umfassend, dass durchaus Erklärungsbedarf bestehe. Und wer statt auf Englisch lieber auf Deutsch kommunizieren möchte, kann sich mit seiner Anfrage jederzeit direkt an Roy Schindele wenden. Bereits realisiert ist eine Kooperation mit Island und Icelandair, die Orlando regelmäßig ansteuert. „Gerade im Winter sind wir für Island eine Top-Destination, der Anteil an Golfern in Bezug auf die Gesamtbevölkerung ist zudem außergewöhnlich hoch“, beschreibt er die Hintergründe. Gerade aufgrund des Klimas sieht er in eher nördlichen Regionen Europas einen wichtigen Quellmarkt. Beim Marketing setzt der Profi primär auf Guerilla-Marketing. Über Geotagging ließen sich beispielsweise gezielt geeignete Zielgruppen ansprechen, anstatt nach dem Gießkannenprinzip vorzugehen. Für Fotos und Videos hat das Resort ein eigenes Medienteam – das so auch spontan, je nach Lichtverhältnissen oder Anlass, tätig werden könne. Zudem habe das Resort eine lange Historie und eine interessante Geschichte zu erzählen – beides beste Voraussetzungen für das heute so wichtige Storytelling in Sozialen Medien. „Wir sind seit 105 Jahren an unserem heutigen Standort – aber vor allem in Europa einfach noch viel zu wenig bekannt“, so Schindeles Fazit. Doch die Zeichen stehen gut, dass sich dies bald ändert – denn schließlich steht nur an wenigen Officetüren der Golfszene rund um Orlando „man spricht Deutsch“!
Autor: Michael Althoff | golfmanager 2/2022