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Differenzierung und Neupositionierung durch Golfplatz-Redesign

Qualitätsoffensive anstelle Greenfeesenkung

Der trockene Sommer 2018 hat auf vielen Golfanlagen die besonderen Herausforderungen der Bewässerung überdeutlich aufgezeigt. Landesweit wurde über Grenzen der Bewässerung sowohl unter ökonomischen, als auch ökologischen Gesichtspunkten diskutiert. Mancherorts scheiterte eine angemessene Bewässerung jedoch auch schlicht an einer nicht ausreichenden oder fehlerhaften Bewässerungsanlage. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Clubs mit der Frage beschäftigen, ob ihr Platz ausreichend auf mögliche künftige Trockenperioden vorbereitet sei – was vielfach jedoch erst einmal hohe Investitionen und im Falle umfangreicher Bewässerung auch erhöhte laufende Kosten mit sich bringt. Das wäre nicht weiter tragisch, wenn nicht in Deutschland seit Jahren eine Diskussion um die Höhe der Greenfees herrschen würde. Vor der Saison mehrten sich in sozialen Medien die Kommentare von Branchenvertretern, die auf das kaum kostendeckende Greenfee vielerorts hinwiesen. Ausgerechnet in 2018 rutschte die Entwicklung der clubgebundenen Golfer in Deutschland erstmals ins Negative, was den Clubs insgesamt Mindereinnahmen durch Mitgliedsbeiträge beschert. Und so stehen viele Clubs vor dem Dilemma, dass einerseits der wirtschaftliche Druck zunimmt, andererseits – nicht zuletzt aufgrund von Greenfee-Abkommen und anderen Ermäßigungskonzepten – der Druck auf die Preise weiter anhält. Das kann schnell in eine Wechselbeziehung aus Preisdruck, Kostensenkungsdruck und Investitionsstau führen.

 

Unterstützung vom ­Global Player Troon Golf

Dass es auch andere Wege gibt, zeigt derzeit eindrucksvoll der Golf-Club Pfalz im rheinland-pfälzischen Neustadt. Die Weichen hierfür wurden bereits 2016 gestellt, als der Club als erste Anlage in Deutschland auf die Dienste des auf das Management hochwertiger Golfanlagen spezialisierten Unternehmens Troon Golf zurückgriff. Es wurde eine zunächst dreijährige Vereinbarung geschlossen mit dem Ziel, die Qualität der Golfanlage zu steigern und sich so im lokalen Wettbewerb noch besser zu positionieren (der golfmanager berichtete dazu bereits 2016 und 2017). Anstelle der vielerorts üblichen Strategien zur Greenfee- und Kostensenkung entschied man sich in der Pfalz für eine Qualitätsoffensive. „Unser Wettbewerbsumfeld wird vor allem durch Anlagen von Betreibergesellschaften geprägt. Ein interessantes Golfplatz-Design und ein Top-Pflegezustand vor allem auf den Grüns bieten somit beste Voraussetzungen für eine Differenzierung“, erläutert Clubpräsident Michael Löffler. Ein wichtiges Element hierbei ist die Be- und Entwässerung. „Die richtige Drainage, eine angemessene Bewässerung und die passenden Grassorten bilden die Basis für die Oberfläche – danach hängt der Platzzustand vor allem von der Pflege ab“, so Simon Doyle, Head of Agronomy bei Troon Europe und seit Beginn der Zusammenarbeit mit dem Golf Club Pfalz regelmäßig vor Ort im Einsatz.

 

Für den Vorstand des Clubs war der Zeitpunkt, den Platz zu überarbeiten, ideal. Durch die zahlreichen Kontakte, welche nicht nur über Troon, sondern auch durch den vor Ort tätigen Pro Neil Lubbock und sein auf Projektentwicklung und -management spezialisiertes Unternehmen Neil Lubbock Golf zustandekamen.

Grundlage der im August 2018 begonnenen Umgestaltung war ein Mitgliederbeschluss, nachdem der Vorstand die Pläne hierzu präsentiert hatte. Die Arbeit der vorangegangenen Monate hatte gezeigt, dass die Be- und Entwässerung nicht mehr repariert werden konnte, sondern erneuert werden musste. „Wir haben uns daher zu einer Mischung aus Sanierung und Redesign entschlossen“, so Clubpräsident Löffler. Nachdem der Club bereits als erste Anlage in Deutschland mit Troon zusammenarbeitete, konnte man – nicht zuletzt durch deren Kontakte – auch für das nun laufende Projekt viele Firmen für einen erstmaligen Einsatz in Deutschland gewinnen. „Ein Umstand, der sich auch bei den Kosten für unseren Club sehr positiv ausgewirkt hat, denn viele Firmen sehen uns als Referenzprojekt für den deutschen Markt an“, ergänzt Löfflers Vorstandskollege Axel Rohr. Und so gelang bereits bei der Architektenauswahl ein echter Coup: Als Planer wurde Greg Letsche gewonnen. Der US-Amerikaner hat bereits zahlreiche Projekte mit Architektur-Ikonen wie Pete Dye, Jack Nicklaus und Ernie Els umgesetzt. So blickt er auf erfolgreiche Projekte bei Neugestaltungen und Redesigns unter anderem in Wentworth (England), Muirfield Village (Ohio), Leopard Creek (Südafrika) und dem Els Club in Dubai zurück. Letsche‘s Design-Philosophie folgt einer klaren Zielsetzung: „Eine Golfrunde soll dem Spieler Spaß machen. Daher verzichten wir bewusst auf nicht einsehbare Hindernisse auf dem Platz. Dennoch ist es unser Ziel, den Platz sowohl für Longhitter, als auch ältere Golfer attraktiv zu gestalten. Neue und mehr Tee-Boxen sind im Golf-Club Pfalz ein wichtiger Faktor, um dies zu erreichen“, so Letsche. Doyle ergänzt aus dem Blickwinkel des Greenkeepings: „Wichtig ist, dass sich der Platz ganzjährig in Top-Zustand präsentiert und dem Spieler ein durchgängiges Spielgefühl von der ersten bis zur letzten Bahn vermittelt. Eine besondere Rolle spielen dabei die Grüns“, so der Greenkeeping-Experte.

 

Neue Wege auch bei der Bauausführung

Auch für die Ausführung gelang es den Pfälzern, erfahrene und international renommierte Baufirmen zu gewinnen. Federführend für die Baumaßnahmen war das portugiesische Unternehmen Progolf, für die Bewässerung konnte die Firma Stock Bewässerungstechnik gewonnen werden. Die aktuelle Niedrigzins­­phase kam dem Club bei der Realisierung ebenfalls entgegen. „Wir haben das Projekt langfristig finanziert, eine Sonderumlage für unsere Mitglieder oder eine Beitragserhöhung wollten wir von Beginn an vermeiden“, so Löffler. Die anstehenden Zinszahlungen und Tilgungen deckt der Club über die laufenden Einnahmen aus Beiträgen und Greenfees ab. Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Projektumsetzung war und ist das sehr hohe Engagement des ehrenamtlichen Vorstands, denn auf einen hauptamtlichen Manager verzichtet man in der Pfalz weiterhin bewusst. „In der Hochphase des Projekts haben wir uns nahezu täglich vor Ort getroffen. Denn ein Projekt dieser Größe erfordert auch im Laufe des Baufortschritts immer wieder neue Überlegungen und Anpassungen“, so Rohr, der im Club die Aufgabe des Platzvorstands wahrnimmt. Wichtig war dem Vorstand und Projektteam, dass die Mitglieder von Beginn an in die Kommunikation eingebunden wurden. So gab es Informationsveranstaltungen, auch das neu gestaltete Clubmagazin „Der Club“ berichtet ausführlich über das Projekt. Zudem wurde dafür gesorgt, dass der Spielbetrieb auf mindestens neun Bahnen auch während des Umbaus weiter möglich war. Ergänzend hat der Club für die Dauer der Arbeiten besondere Greenfee-Abkommen mit Nachbarclubs geschlossen. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor: Ein eigenes Projektmanagement, das vom ohnehin vor Ort tätigen Neil Lubbock erfolgreich wahrgenommen wird.

 

Der Umfang des Projekts ist beachtlich: Künftig gibt es pro Spielbahn nicht mehr nur zwei, sondern fünf Abschläge – noch dazu im aus dem Ausland bekannten länglichen Design, so dass man die Positionen innerhalb der Teebox stärker variieren kann. „Damit wollen wir das Spieltempo beschleunigen“, so Löffler. Das passt perfekt zu Letsches Sicht auf den Golfmarkt: „Zeit ist heute der limitierende Faktor im Golf“, so der Platzdesigner. Eine typisch deutsche Herausforderung wird die künftige Bezeichnung der Abschläge werden, denn: „Gelb und Rot sind in Deutschland nahezu fest mit Herren- und Damenabschlag verdrahtet – wir brauchen somit andere Bezeichnungen oder Farben für unser neues Konzept“, so Clubvorstand Rohr. Im Rahmen des Redesigns werden alle 18 Grüns erneuert. Zudem wurden zahlreiche Bunker verlegt, neu hinzugefügt und renoviert. Jeder Bunker hat jetzt eine Drainage, auch rund um die Grüns wurden Auffangbecken angelegt. Aufgrund der Dürreschäden entschloss man sich zudem, die Fairways der Front-Nine ebenfalls neu einzusäen. Wie wichtig die richtige Be- und Entwässerung für den Platzzustand ist, unterstreicht Troon-Manager Doyle: „Es ist wichtig, dass sich das Wasser nicht an bestimmten Stellen sammeln kann“, so seine Erkenntnis. „Letztlich wollen wir im operativen Geschäft durch das neue Konzept und die neue Bewässerungsanlage natürlich auch Kosten einsparen“, umreißt Löffler die ökonomische Zielsetzung der laufenden Arbeiten. Bedenkt man, dass die Arbeiten auf der Anlage erst am 06. August 2018 begonnen wurden, ist das Projekt sehr weit fortgeschritten. Bereits im Februar zeigte sich, dass die Neu-Einsaaten vom November sehr gut angewachsen waren. „Wenn uns das Wetter jetzt nicht im Stich lässt, werden wir das Projekt planmäßig gegen Ende Mai 2019 erfolgreich abschließen“, so Rohr. Die ersten Rückmeldungen der Mitglieder sind äußerst positiv – und auch die Baumaßnahmen vor Ort werden aktiv begleitet. „Die Mitarbeiter der Firmen haben uns berichtet, dass die Mitglieder ihnen sogar immer wieder Kuchen vorbeibrächten – das hätten sie noch nirgends sonst erlebt“, beschreibt Projektmanager Lubbock die Stimmung vor Ort. Mit Abschluss der Platzarbeiten präsentiert sich die Anlage mit neuen Grassorten, die je nach Bahnbereich ausgewählt wurden. Die Fairways der Back-Nine nutzen Raygrass, ebenso alle Vorgrüns. Die neu eingesäten Front-Nine präsentieren sich als Mischung aus Poa und Raygrass. Im Semi-Rough sowie bei den Bunkern setzen die Designer auf Festuca – wenn das Greenkeeping dieses dann künftig etwas länger wachsen lässt, wird die Anforderung an die Golfer in diesem Spielbereich deutlich höher werden. Sämtliche Grüns werden mit Bentgrass 007 gestaltet – Grundlage für spurtreue und schnelle Grüns in Verbindung mit den neuen Untergründen und Entwässerungskonzepten.

 

Langfristigkeit als ­oberste Maxime

Auch wenn die aktuell laufenden Arbeiten mit Blick von Außen die wohl gravierendste Veränderung für den Club bedeutet, alle Aktivitäten sind Bestandteil eines langjährigen Masterplans. „Wir möchten uns bewusst vom Angebot anderer Clubs in der Region unterscheiden und setzen auf eine Differenzierung im Qualitätsbereich – wir möchten uns in Richtung eines typischen Country Clubs weiterentwickeln“, beschreibt Löffler die Zielrichtung. Dabei spielt – ganz Pfalz-typisch – die Betonung des Lokalkolorits eine wichtige Rolle, nicht zuletzt in der Gastronomie. Mit Abschluss der Platzarbeiten wird es auch eine neue Beschilderung auf der gesamten Anlage geben. „Unser Ziel ist es, das Qualitätsniveau über mindestens zehn Monate pro Jahr zu halten“, gibt der Präsident die Marschrichtung vor. Vorstand und Projektleitung sind sich darin einig, dass ein wichtiger Erfolgsfaktor die lange Vorlaufzeit von zwei Jahren und die Beratung durch Troon und deren internatio­nales Know-how waren. „Dies hat uns ermöglicht, unsere Mitglieder schrittweise an die geplanten Veränderungen heranzuführen – und bei der großen Wiedereröffnung im Juni gemeinsam mit ihnen den Aufbruch in eine neue Ära unseres Clubs zu feiern“, so Löffler.

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 2/2019

 

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