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Wen interessiert Kostenmanagement im Greenkeeping?

Platzpflegekosten im Auge behalten

Eine kurze Saison von gerade mal sechs bis acht Monaten und eine Umsatzstruktur, die sich im Wesentlichen an der Generierung von Mitgliedsbeiträgen orientiert, setzt eine detaillierte Kostenkontrolle voraus. Deutsche Golfanlagen setzen im Schnitt 800.000,00 bis 1.200.000,00 EUR um. Vor dem Hintergrund von steigenden Kosten für Pachtzins, Löhnen und Gehälter sowie Betriebsmitteln und Material, fällt es zunehmend mehr Golfanlagen in Deutschland schwer, sich wirtschaftlich über das Jahr zu retten. Besonders im vierten Quartal ist die Liquiditätsdecke vieler Golfanlagen so dünn, dass es eines großzügigen Dispositionskredit der Hausbank bedarf. 

 

Dieser Kostendruck, der häufig nicht durch gestiegene Kosten seitens des Greenkeepings hervorgerufen wird, sondern durch eine verschlechterte Ertragslage, durch die Abwanderung bzw. das „Aussterben“ von Vollzahlern, führt zu einem Spannungsfeld, in dem sich das Greenkeeping wieder und wieder behaupten muss.

 

Mit wieder und wieder behaupten, ist die Fluktuation im Management und Vorstand gemeint. Der Präsident, der 30 Jahre im Amt bleibt, gehört seit langem zu einer Generation, die sich aus den Ehrenämtern verabschiedet hat. Dazu kommt die mit jährlich 30% hohe Personalfluktuation im Management der Golfanlagen.

 

Dann im vierten Quartal, wenn die Vegetationsphase vorbei ist, die Tage kürzer werden und die Witterung manchen Sondereinsatz auf dem Platz nicht zulässt, ist dies meist die Zeit, in der Budgetgespräche für das kommende Jahr anstehen. Personal- und budgetverantwortliche Greenkeeper machen sich bewusst, dass neue Maschinen, mehr Mitarbeiter und Material etc. zu einem Zeitpunkt angesprochen werden, wenn die Geschäftsleitung/Vorstand wenig bis kein Geld mehr auf dem Geschäftskonto vorfindet, und die Kündigungen der vollzahlenden Mitglieder nach dem 30.09. feststehen.

 

Ist die Saison vorbei, kommt die Zeit, auf die zurückliegende Saison zurückzublicken und zu bewerten, wie die verschiedenen Maßnahmen auf dem Platz in der abgelaufenen Saison verlaufen sind und, was im kommenden Jahr, wann und wie, geplant werden sollte. Es ist auch die Zeit, sich zu fragen, was alles nicht angegangen wurde und, was es wert ist, es in der Zukunft zu tun.

 

Fortlaufende Datenerhebung unerlässlich

Um die Maßnahmen in der kommenden Saison gut vorbereiten zu können, ist die Erhebung von Daten während der Saison unerlässlich. Neben dem Streben nach Optimierung für den Betrieb ist auch die Bewertung des eigenen Preis-Leistungsverhältnisses in Bezug auf die Arbeitsleistung, nicht nur im Greenkeeping, einen Gedanken wert. Da das Greenkeeping in der Regel mit Abstand der größte Kostenfaktor für den Betrieb einer Golfanlage bedeutet, lohnt es sich besonders, hier eine gute und transparente Dokumentation der verbrauchten Materialien, Arbeitszeiten und Maschinen aufzubauen. 

 

Werden auf Ihrer Golfanlage die Greenkeeping-Kosten transparent dargestellt? Wenn ja, liegen beste Voraussetzungen vor, um Einsparungen vorzunehmen, ohne an der Platzpflegequalität Veränderungen vorzunehmen.

 

Best Practice 1: Hardrough-Fläche verkleinern

Neben dem Verständnis für das, was für Prozesse im Greenkeeping notwendig sind, ist es unerlässlich, diese auch zu dokumentieren, um zu einer Bewertung kommen zu können. Damit das nicht so abstrakt ist, hier ein praktisches Beispiel: Auf Golfanlage „Die schönste in der Region“ e.V., die auch vom Verein betrieben wird, ist nach sechs Jahren wieder ein neuer Vorstand gewählt worden. Die Personen des alten Vorstands sind geschlossen zurückgetreten und ein neuer Vorstand tritt an. 

 

Der eben gerade ins Ehrenamt gewählte Platzvorstand, Jacob Rentier, hat sich schon immer über das Hard-Rough links an Bahn 4 geärgert, da hooken er und seine Stamm-Flightpartner mittwochs regelmäßig ihre Drives hinein. Jetzt, nach seiner Ernennung zum Platzvorstand, ist endlich die Zeit gekommen, diesen „Missstand“ zu korrigieren.

 

Korrigieren im Sinne, diese und weitere Spielbahnen zu verbreitern, in dem die Hardrough-Fläche zugunsten von Semirough-Fläche in Gesamtheit um 20% verringert wird. Da Jacob Rentiers Erfahrungen im Bereich Greenkeeping sich auf Golfspielen und die Pflege von 100 qm Rasenfläche vor dem Eigenheim beschränken, hat er (noch) keine Vorstellung von der wirtschaftlichen Dimension dieser Entscheidung. Sofern ihn weder Head-Greenkeeper noch Golfmanager (der es auch wissen sollte) aufklärt, wird sich sein Kenntnisstand nicht vergrößern. Der erfahrene Head-Greenkeeper wird dem Platzvorstand Jacob Rentier voraussichtlich folgende oder ähnliche Rechnung aufmachen:

 

Die Kosten für das Semirough-Mähen liegen bei 18,00 EUR/Mannstunde und 96,50 EUR/Stunde Vollkosten Semirough-Mäher, also gesamt bei 114,50 EUR/Stunde (Tabellen 1 und 2).

Der Head-Greenkeeper weiß, dass für Semirough-Mähen in den letzten zwei Jahren im Mittel 885 Stunden p.a. für ca. 40 Mähintervalle aufgewendet wurden. 

 

Durch eine Erweiterung der zu mähenden Fläche des Semiroughs um 20%, werden 177 Stunden zusätzlich pro Saison gemäht! Die zusätzlichen Kosten belaufen sich somit pro Saison auf 20.266,50 EUR.

 

Das ist nur ein Beispiel. Drehen wir das Beispiel um und sparen uns das Mähen von 20% der Semirough-Flächen, z.B. rund um Abschläge, so können die eingesparten 177 Mannstunden, die etwa einen Mann-Monat entsprechen, für z.B. Grünflächenpflege rund um das Clubhaus eingesetzt werden. Weiterhin verlängern die eingesparten Maschinenstunden die Lebensdauer der Maschine und die Treibstoffkosten werden reduziert.

 

Dass mancherorts dem Vorstand/Geschäftsleitung eine derartige Kalkulation nicht bewusst ist, lässt sich auch an dem Beispiel der hier und da installierten, nicht gerateten, Kinderabschläge beobachten.

 

Best Practice 2: Kinderabschläge im Semirough gesteckt 

Weiteres Beispiel (abgesehen davon, dass sich dem Autor der Sinn von Kinderabschlägen nicht erschließt, da die Kinder zum Teil erst mehrere hundert Meter bis zu ihren Abschlägen nicht spielend laufen sollen, weil: Langweilig!): 

 

Bei Kinderabschlägen im Semirough muss der Platzarbeiter beim Mähen die Maschine anhalten, absteigen, die Abschlagsmarkierungen einholen, aufsteigen, weitermähen, absteigen, die Abschlagsmarkierungen wieder stecken und wieder aufsitzen. Hierfür jeweils 2 Min. zu kalkulieren, ist sicher nicht zu großzügig bemessen. Die beispielhaften Kosten hierzu finden Sie in Tabelle 3.

In 10 Jahren addieren sich bei diesen beiden Beispielen zusätzlich im Greenkeeping generierte Kosten auf 230.145,00 EUR.

 

Diese zusätzlichen Kosten werden nicht von Jacob Rentier und seinen Hooking-Freunden getragen, sondern von allen Mitgliedern bei vereinsgeführten Golfanlagen, notfalls über Umlagen, die zusätzlich zum Jahresbeitrag abverlangt werden. Sofern das alles sehenden Auges und geplant passiert, sind auch die wirtschaftlichen Konsequenzen gewollt.

 

Autor: Adriaan A. Straten / golfmanager 4/2021

 

Quelle: Zahlen – beispielhaft

 

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