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Indoor-Golf-Ruhrpott

Best Practice

Es begann 2018: Nach langer Tätigkeit im Importgeschäft drehten sich Marc Dreesbachs Gedanken zunehmend um das Golfbusiness. Schließlich spielte er nicht nur seit mehr als drei Jahrzehnten Golf, sondern hat auch eine Ausbildung zum Golflehrer absolviert – den Beruf aber nie in Vollzeit ausgeübt. Für das Spiel zuhause hatte er sich einen eigenen TrackMan-Simulator eingerichtet. Dadurch reifte der Entschluss, in Gelsenkirchen eine professionelle Indoor-Golfhalle zu eröffnen. Denn schon damals war Dreesbach überzeugt: „Virtuelles Golf wird in den kommenden Jahren eine wichtige Ergänzung zum traditionellen Outdoor-Golf sein.“ Im September 2021 wechselte Indoor-Golf-Ruhrpott (IGR) an einen neuen Standort in Mülheim an der Ruhr, der noch mehr Boxen ermöglichte. Mit nun zehn Boxen ist die Anlage nach eigenen Angaben die aktuell größte Indoor-Golfanlage in Deutschland. Die Boxen wurden selbst gebaut, bei den Grüns setzt IGR auf professionellen Kunstrasen eines holländischen Anbieters. Bei der Planung war wichtig, dass nicht nur ein Indoor-Rangebetrieb möglich sein sollte, sondern insbesondere auch virtuelles Golf auf zahlreichen Plätzen weltweit. „Wir haben von Beginn an festgestellt, dass viele Golfer gerade im Winter oder bei Dunkelheit nicht immer nur trainieren möchten, sondern das virtuelle Spiel auf den schönsten Plätzen dieser Erde suchen“, so Marc Dreesbach. Im Unterschied zu eher auf Entertainment ausgerichteten Konzepten wie TopGolf, bei denen nicht zuletzt die Gas-tronomie ein wichtiges Angebots- und Ertragselement ist, geht es in Mülheim primär um den Sport – ergänzt durch eine kleine Bar an der Rezeption, an der sich die Golfer mit Getränken versorgen können. Daher bringen Golfer üblicherweise ihre eigenen Schläger mit – dennoch können sich Einsteiger vor Ort auch Schläger leihen. Bei der Wahl des technischen Systems fiel die Entscheidung schnell auf TrackMan.

„Das System bietet unseren Golfern nicht nur exzellente Daten zur Analyse des eigenen Golfspiels, sondern schließt eine mehr als 130 Anlagen umfassende Golfplatz-Bibliothek ein, so dass unsere Spieler immer wieder neue Plätze kennenlernen können“, so Dreesbach. Die enge Partnerschaft mit TrackMan zeigt sich auch beim Golfball: Als eine der ersten Anlagen steht in Mülheim – wenn auch zunächst in sehr begrenzter Zahl – der neue Titleist Pro V1 RCT zur Verfügung, der von Titleist und TrackMan in enger Kooperation entwickelt wurde und speziell für die Nutzung mit Indoor-Radarsystemen optimiert ist.

 

Etwas überrascht zeigt sich Dreesbach von der Reaktion zahlreicher Golfanlagen. „Viele sehen Indoor-Golf offensichtlich eher als Konkurrenz denn als Ergänzung ihres eigenen Angebots“, so seine bisherigen Erfahrungen. Mit zwei Clubs, dem Golfclub Am Kemnader See sowie dem Gelsenkirchener Golfclub Haus Leythe, hat er Partner-abkommen geschlossen, ebenso seit November 2021 mit der VcG, Mein Golfclub und den Rheingolf-Card-Inhabern. Daher spielen diese Golfer vergünstigt in Mülheim. Ähnlich sind auch die Erfahrungen mit Golflehrern: Obwohl diese für die Nutzung einer Box für Golfunterricht keine Mattenmiete zahlen, ist die Resonanz nach Dreesbachs Einschätzung sehr verhalten.

Dennoch: Obwohl erst seit wenigen Monaten am neuen Standort, wächst die Nachfrage kontinuierlich. Die Golfer repräsentieren alle Altersgruppen und Spielstärken, immer öfter greifen auch Einsteiger und Wieder-Einsteiger auf das Indoor-Angebot zurück. „Viele Golfer schätzen an unserem Konzept, dass sie hier ohne Druck von Folgespielern auch als Beginner in Ruhe einen Golfplatz virtuell spielen können – auf den Outdoor-Anlagen scheint der Druck von nachfolgenden Spielgruppen oft als störend wahrgenommen zu werden“, so die Einschätzung des Anlagenbetreibers. Entsprechend variabel fällt auch die Nutzung des Spielangebots aus, die drei Modi Längenmessung, Target Range und virtuelles Golf werden von den Kunden annähernd gleich häufig genutzt.

 

Nutzungsmodelle

Für die Nutzung können Golfer zwischen drei verschiedenen Modellen wählen: der stundenweisen Anmietung, einer Zehnerkarte und einer 12-Monats-Flatrate. Wichtig: Gezahlt wird immer pro Box, nicht pro Golfer – spielen beispielsweise mehrere Golfer eine virtuelle Runde gemeinsam, zahlen sie für die Nutzungszeit, aber keinen Aufpreis für zusätzliche Spieler. Besonders die Flatrate findet zunehmend Interesse: Während die 10er-Karte den Golfern einen 10%-igen Nachlass gewährt, rechnet sich die Flatrate bereits ab weniger als 14 Stunden pro Jahr. „Dabei gibt es keine Vorgaben, wie oft ein Golfer pro Monat zu uns kommen kann – wer also beispielsweise in den vier Haupt-Wintermonaten einmal pro Woche für mindestens eine Stunde zu uns kommt, profitiert bereits von diesem Konzept“, resümiert Dreesbach. Wer eine virtuelle Golfrunde spielt, sollte nach den Erfahrungen aus Mülheim maximal zwei Stunden als Einzelspieler einplanen – denn im Unterschied zur klassischen 18-Löcher-Runde entfallen die Wegstrecken. Dafür erhalten die Golfer jedoch über TrackMan auch für jeden Schlag die entsprechenden Daten – und können diese, wie in den Übungsmodi, auf Wunsch auch über die TrackMan-App auswerten. Nach den bisherigen Erfahrungen von Indoor-Golf-Ruhrpott spielen die Golfer durchschnittlich rund 1,5 Mal pro Woche – anfangs oft häufiger, danach pendelt sich die Nutzung auf den genannten Wert ein. Flatrate-Nutzer können ihre Startzeiten eigenständig über Eversports in den dafür vorgesehenen Mitgliederboxen buchen, für alle anderen Golfer geht dies per E-Mail oder Telefon.

Um die Attraktivität des Angebots zu erhöhen, werden regelmäßig Events veranstaltet. Dazu gehören beispielsweise Ladies Days ebenso wie Themenabende und Turniere, auch ein eigener Platzreifekurs wird inzwischen angeboten. Sofern erforderlich, greift das Team von Indoor-Golf-Ruhrpott für die Verpflegung bei Events auf das Lieferangebot einer benachbarten Pizzeria zurück. Weitere Angebote von IGR umfassen ein Fitting sowie Schnupperkurse für Golf-Interessierte. Vor allem in der Vor-Weihnachtszeit sehr beliebt sind auch Geschenkgutscheine für die Boxennutzung, denn gerade bei Golfern ist die Geschenkauswahl zu Weihnachten nicht immer einfach.

Mit dem bisherigen Erfolg am neuen Standort ist Marc Dreesbach sehr zufrieden – auch wenn eine solche Investition gerade in Zeiten von Corona immer durch einige Unwägbarkeiten begleitet wird. Auch die Verknappung und in Folge Verteuerung diverser Baustoffe wie beispielsweise Holz hat ihre Spuren im Investitionsplan hinterlassen. Aber die gute Resonanz bei den Golfern unterstreicht die positive Bewertung durch den Investor und Betreiber. Wichtig ist nach den Erfahrungen von Dreesbach jedoch permanentes Marketing. Denn: „Auch wenn wir unseren Kunden ein hochwertiges und auch preislich attraktives Angebot bieten – damit die Golfer der Region dies auch mitbekommen, gilt der alte Grundsatz ,Tue Gutes und rede darüber', sonst bleibt das beste Angebot unbekannt!“

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 6/2021

 

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