Golf und Gastronomie
Golfanlagen im Sternenglanz
Unter den 340 Restaurants im aktuellen Guide Michelin finden sich elf Gourmettempel, bei denen Golf und Genuss eng verknüpft sind.
Golf ist geistige Herausforderung, seelische Nahrung, körperliches Wohl. Gleiches gilt, bei ganzheitlichem Verständnis, für gutes Essen auf der Basis hochwertiger und nachhaltiger Produkte. Ohnehin sind der Golfsport und das leibliche Wohl von jeher eine Symbiose: Zu Wettspielen gehört traditionell das anschließende Festmahl, nicht von ungefähr haben das Clubhaus-Restaurant und speziell seine Bar als 19. Loch Einzug in die Terminologie gehalten.
Dass Golf und Gastronomie auch ein Spannungsfeld sein können – gelinde gesagt –, soll nicht unerwähnt sein. Aber das ist eine andere Story, in dieser Nachricht geht es ausschließlich um Golf und Genuss. Im März hat der Gourmetführer Michelin die Restaurantbewertungen für das Jahr 2024 bekannt gegeben sowie seine berühmten Sterne verteilt. Und unter den 340 gelisteten Speisestätten in Deutschland befinden sich auch solche, deren Sterne über oder durch unmittelbare Nachbarschaft neben Golfanlagen glänzen.
Sogar ein Dreisterner ist neuerdings darunter. Küchenchef Edip Sigl hat für sein es:senz im Resort Das Achental die höchsten Weihen des Guide Michelin erhalten und steigt in den Elitekreis der nunmehr zehn besten Restaurants hierzulande auf. Mit den beiden Menüs „Chiemgau pur“ oder „Chiemgau goes around the world“ lässt der in Köln aufgewachsene und durch die deutsche Top-Gastronomie gewanderte Sigl die oberbayerische Region erstrahlen.
Zwei Sterne stehen beim Michelin für „Spitzenküche“, was ziemlich nüchtern klingt angesichts der Kreationen, die Manuel Ulrich im Ösch Noir des Öschberghof nahe Donaueschingen, Christian Binder in Steinheuers Restaurant Zur Alten Post in Bad Neuenahr-Ahrweiler, quasi unterhalb des Golf- und Landclub Bad Neuenahr-Ahrweiler, und Boris Rommel im Cerf des baden-württembergischen Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe mit dem direkt nebenan liegenden Golf-Club Heilbronn-Hohenlohe auf die Teller zaubern. Das Trio hat seine Auszeichnungen im aktuellen Ranking verteidigt. Der gebürtige Schwarzwälder Ulrich ist dabei eine Art Senkrechtstarter, erkochte sich 2020/2021 binnen zweier Jahre die beiden Sterne. Binder, Schwiegersohn von Alte-Post-Patron Hans Stefan Steinheuer und Ehemann von Spitzensommelière Désirée Steinheuer, führt seit 2015 die Zwei-Sterne-Tradition des Hauses fort, die 1999 begonnen hat. Rommel wiederum hat den Stern zum siebten Mal in Serie ins Hohenloher Land geholt.
Zwei Sterne leuchten seit März ebenso im Spa & GolfResort Weimarer Land. Allerdings über zwei Restaurants, was das Ensemble am Rand der Kulturstadt Weimar zu einer Rarität auf der kulinarischen Landkarte macht. Nach dem auf moderne Haute Cuisine ausgerichteten Masters unter Leitung von Danny Schwabe im vergangenen Jahr hat nun The First ebenfalls den Stern erhalten, wo der in Rimini geborene Marcello Fabbri italienisch inspirierte Hochküche zelebriert. Fabbri, der bei Italiens Großmeister Gualtiero Marchesi gelernt hat, holte bereits 2003 als Küchenchef des Restaurants Anna Amalia im Weimarer Hotel Elephant erstmals einen Michelin-Stern nach Thüringen.
Wieder „besternt“ ist gleichermaßen das Hilmar im Schlosshotel Münchhausen in Aerzen, nachdem sich das historische Haus kulinarisch neu aufgestellt und mit Stephan Krogmann einen Küchenchef ins Weserbergland geholt hat, der bereits für das Gutshaus Stolpe vor der Insel Usedom einen Stern eingeheimst hat. Das Schlosshotel Münchhausen ist Mitglied des Verbunds „Hotels auf dem Golfplatz“; sozusagen direkt gegenüber und damit innerhalb der als Kriterium definierten Drive-Länge liegt der Hamelner Golfclub.
Aus der Vielfalt von Deutschlands Einstern-Stuben, die der Michelin als solche bestätigt hat, sind unter Golfgesichtspunkten vier hervorzuheben: Haus Stemberg in Velbert, dessen Senior Walter Stemberg zu den Gründungsmitgliedern des angrenzenden Golfclub Velbert Gut Kuhlendahl gehört und vier Hektar der familieneigenen ehemaligen Landwirtschaft zur Anlage beigesteuert hat; das KAI3 mit Küchenchef Felix Gabel im Budersand Hotel – Golf & Spa auf Sylt, der auf jedem Teller eine Story erzählt; Gut Lärchenhof mit Gastgeber Peter Hesseler und Küchenchef Torben Schuster, wo das Clubhaus gleichermaßen Gourmettempel ist; Clostermanns Le Gourmet, direkt an der Golfanlage Clostermanns Hof in Niederkassel im Rhein-Sieg-Kreis, wo Thomas Gilles seit 2018 wirkt und dem Restaurant im Jahr drauf den Stern bescherte.
Anmerkung: Michelin-Sterne werden stets dem Restaurant und nicht dem Küchenchef verliehen. Sie verbleiben dort auch, wenn der Regisseur am Herd wechselt. Dem „Neuen“ obliegt, den Stern möglichst zu verteidigen.
Autor: Michael F. Basche | golfmanager 02/2024
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