Login

„Attraktiver für neue Sponsoren“

Profigolf als Einnahmequelle?

Ein Gespräch mit Vorstand Jochen Hornig über die Bedeutung des Damen-Profiturniers Amundi German Masters für den G&CC Seddiner See

 

Saure Wochen, frohe Feste: Der Juni war Hoch-Zeit für den Profigolfsport in Deutschland, nach monatelangen Vorbereitungen gab’s dreimal erfolgreiche Aufführungen. Erst die Porsche European Open auf den Green Eagle Golf Courses bei Hamburg, schließlich die BMW International Open im Golfclub München-Eichenried, beides Gastspiele der DP World Tour. Und mittendrin das einzige Damen-Profiturnier auf deutschem Boden, die zweite Auflage des Amundi German Masters im Golf- und Country Club Seddiner See. Nachdem die Premiere des Events der Ladies European Tour (LET) im vergangenen Jahr eine eher eilige und beinahe improvisierte Angelegenheit war, weil der entsprechende Vertrag erst im April unterzeichnet wurde, lässt sich für 2023 ein fundiertes Fazit ziehen: Bühne, Bedingungen und Besetzung passen perfekt.

 

16 deutsche Teilnehmerinnen waren heuer auf dem vom US-Stararchitekten Robert Trent Jones Jr. konzipierten Südkurs am Start, darunter vier LET-Siegerinnen mit Shooting-Star Chiara Noja an der Spitze, am Ende gewann die Tschechin Kristyna Napoleaova.

Sophie Hausmann vom GC Münster-Tinnen schob sich mit einer famosen 64 am Finaltag als beste Deutsche noch auf einen sensationellen dritten Platz vor. Soweit die Chronistenpflicht. Gleichwohl, um den Sport soll es in diesem Beitrag gar nicht gehen, sondern darum: Eine arrivierte Anlage wie das 36-Löcher-Ensemble am Seddiner See etabliert sich als Schauplatz für Golf auf internationalem Top-Niveau. Und: Welchen Nutzen hat die Ausrichtung eines solchen Events? Der golfmanager hat darüber mit Jochen Hornig, dem Vorstand der G&CC Seddiner See AG gesprochen.

 

? Herrn Hornig, wie fällt Ihr Resümee des Amundi German Masters 2023 aus?

 

Zu uns passt Damen-Profigolf sehr gut. Das haben wir schon im vergangenen Jahr festgestellt. Und für unser Team hier ist es eine große Sache. Alle haben viel Spaß, obwohl die Tage natürlich intensiv sind.

 

? Ein Motivationsfaktor?

 

Ja, glaube ich schon. Wenn im Fernsehen die Bilder vom Turnier laufen, erfüllt das alle mit Stolz. Zumal man jetzt Erfahrungswerte hat, sich auf so ein Event eingegroovt und an etlichen Stellschrauben gedreht hat, sodass viele Details noch mal deutlich besser geworden sind.

 

? Im vergangenen Jahr war das eher ein Sprung ins kalte Wasser, nicht wahr?

 

Absolut. Es gab im März die Pressemitteilung, dass die LET nach sechs Jahren wieder in Deutschland gastiert und ein Amundi German Masters ausgetragen wird. Allerdings wusste niemand, wo das stattfinden soll. Anfangs war wohl der Rhein-Main-Raum im Gespräch. Dann haben mein Vorgänger Horst Schubert und Marco Paeke (Geschäftsführer des Presenting Partner VcG/Vereinigung clubfreier Golfer, Anm. d. Red.) in eigentlich anderer Angelegenheit telefoniert und Horst Schubert hat, mehr aus Spaß, gesagt: Kommt doch nach Berlin! Eine Woche später saß Dirk Glittenberg (Chef des Promoters U.COM und Turnierdirektor, Anm. d. Red.) hier bei uns am Tisch.

? So kommt man zu einem Profiturnier.

 

! Letztlich ja. Natürlich gab es erstmal noch einige Wege zu gehen, bis alles geklärt war. Die LET musste herkommen. Wir mussten Vorstand, Aufsichtsrat und Club überzeugen. Und ich selbst war ja auch gerade neu in meinem Amt, das wäre gegebenenfalls schon ein heftiger Start. Aber dann haben Course Superintendent David Duke und ich uns in die Augen geschaut und gesagt: Diese Tür geht nur einmal auf. Wir hatten beide diesen Traum von einem Profiturnier – und es sollte mindestens europäische erste Liga sein. Ende April haben wir unterschrieben.

 

? Gerade mal zwei Monate vor dem ersten Abschlag.

 

! Unsere Devise war: Da müssen wir jetzt beim ersten Mal durch. Wir finden das Thema Damengolf ohnehin spannend. Wie gesagt, dieses Turnier passt extrem gut zu uns: von der Platzlänge, von der Infrastruktur. Für ein Herrenprofiturnier hätten wir noch mal ganz andere Bedingungen erfüllen müssen.

 

? Und Sie haben den Nordkurs als zweiten Platz, sodass die Mitglieder nicht aufs eigene Golfspiel zu verzichten brauchen.

 

! Stimmt. Der war freilich während der Turnierwoche nicht mal ausgebucht. Was bedeutet, dass die Mitglieder lieber den Damen zugeschaut, als selbst gespielt haben.

? Die Mitglieder stehen also voll dahinter?

 

Eine Großzahl der Mitglieder identifiziert sich mit diesem Turnier, was man auch an der Anzahl der freiwilligen Helfer und Caddies sieht. Natürlich gibt es immer ein paar, die fragen, was soll der Aufwand? Für uns ist es wichtig, weil wir in Zukunft attraktiver für Sponsoren werden wollen, die ganzjährig an der Seite von Seddin stehen. Immerhin geht es ja auch darum, die steigenden Kosten für den Betrieb einer solchen Golf­anlage nicht komplett auf die Mitglieder abzuwälzen. Das entwickelt sich nicht von heute auf morgen, aber die ersten Blüten sind da. Wir merken jetzt, dass in der Region viele sehr interessiert sind, die bislang woanders als Sponsoren aktiv waren, nun dies kennenlernen und feststellen: Wow, das ist ja schon eine große Nummer, mit Fernsehen und allem Drum und Dran. Auch die Professionalität, die darin steckt: Seddin kann das. Das ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt bei unserem Engagement.

 

? Apropos Engagement: Was kostet das Turnier den Golf- und Country Club Seddiner See?

 

! Es kostet uns Aufwand. Oberste Bedingung war stets: Wir zahlen keinen Cent. Wir bringen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten ein, arbeiten mit und helfen, dass die Zahnräder greifen. Doch wir haben den Partnern immer deutlich gemacht: Wenn Ihr jemanden haben wollt, der dafür bezahlt, dann sind wir nicht die Richtigen.

 

? Sie erbringen eine Sachleistung.

 

! Klar, wir haben Aufwand. Wenn wir andererseits allerdings sagen können, dass wir auch Sponsoren generieren, dann stehen unsere Mitglieder noch mehr dahinter. Noch ein Beispiel: Während Corona hatte unsere Gastronomie eine harte Zeit. Der Club und auch die Mitglieder haben diese Problematik sehr solidarisch abgefedert. Durch die zusätzlichen Einnahsmequellen für die Gastronomie, die so ein Turnier bietet, können wir schon im ersten Jahr die geflossenen Subventionen halbieren. Damit haben wir auf der Ausgabenseite sogar indirekt eine Entlastung, profitieren also durchaus monetär von der Veranstaltung. Sowieso: Gastro-Chefin Claudine Friebe und ihr Team machen jedes Mal einen dermaßen guten und professionellen Job, das ist zusätzliche Werbung für uns.

? 2024 läuft die erste Vereinbarung aus, wie geht es weiter mit dem Amundi German Masters und dem Golf- und Country Club Seddiner See?

 

! Das hängt von den drei Protagonisten ab: Hauptsponsor Amundi, Promoter U.COM und uns. Amundi muss glücklich rausgehen, für Dirk Glittenberg und U.COM muss sich das Turnier lohnen. Es ist ja auch eine Rieseninvestition. Deswegen planen alle in Dreijahres-Etappen. Doch das Fazit war bislang bei allen recht positiv. Alle der Hauptbeteiligten haben nicht nur eine Lernkurve, sondern auch eine Menge in Zusammenhang mit dem Turnier entwickelt, was für die Anlage maßgeschneidert ist und somit nicht neu produziert werden muss, sondern Jahr für Jahr herausgeholt werden kann. Deswegen macht es eigentlich schon Sinn, den Standort beizubehalten. 

 

Herr Hornig, besten Dank.

 

Das Gespräch führte Michael F. Basche | golfmanager 3/2023.

 

 

<<   zurück