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Eine Bilanz

20 Jahre DGV-Umweltarbeit

Seit nunmehr 20 Jahren wird beim Deutschen Golf Verband (DGV) mit einem Umweltprogramm gearbeitet, um die ökologischen Aspekte von Golfanlagen mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Aus einem „Umweltprogramm“, das besonders die im Umweltschutz aktiven Golfanlagen herausstellte, wurde GOLF&NATUR, das Qualitätsmanagement-Programm des DGV, das in seiner jetzigen Form 2015 zehnjähriges Bestehen feierte. Für uns ein Grund, auf den folgenden Seiten ein „Special“ rund um GOLF&NATUR einzubinden. Hierzu gehören Interviews und Statements aus der Golfszene, aber auch Erfahrungsberichte über Audits.

 

Waren zu Anfang noch auf Golf­anlagen aufgestellte Insektenhotels, das Herausstellen seltener Orchideen- oder auch Vogelarten die vorherrschenden Themen, so hat sich GOLF&NATUR gerade in den letzten Jahren stark gewandelt. Wir sprachen mit Marc Biber, dem Teamleiter DGV „Umwelt und Platzpflege“:

 

? Zehn Jahre dauerte es, dass aus dem Wunsch nach einem Umweltprogramm GOLF&NATUR wurde. Warum dauerte das so lange?

 

! Ziel war es, eine praxisnahe Anleitung für die umweltgerechte, qualitativ und wirtschaftlich nachhaltige Zukunft der Golfanlagen zu erstellen. Deshalb hat der DGV das Umweltprogramm „Der Umwelt verpflichtet“ von der European Golf Association (EGA) übernommen. Die EGA-Vorgaben machten es erforderlich, aufwändige Erhebungen und Laborprüfungen durchzuführen. Das führte am Ende zu einem teuren und praxisfernen Programm und war dann der Ausgangspunkt für die Entwicklung eines nationalen Managementprogramms für den Golfsport. Weiter gefördert wurde die Entwicklung von GOLF&NATUR durch die weiterhin latent vorhandene Imagediskussionen, obwohl sich der Golfsport seit Ende der 90er Jahre in Richtung eines echten Breitensports entwickelt hat. Des Weiteren wurde die Umweltgesetzgebung immer restriktiver, was in der Golfplatzpflege dazu führte, dass zwischenzeitlich eine Flut von Richtlinien, Verordnungen und Auflagen zu beachten sind. Unser Managementprogramm weist einen Weg durch dieses gesetzgeberische Dickicht und verhilft den haupt- und ehrenamtlichen Verantwortlichen zu mehr Rechtssicherheit.

 

? Hieß das Programm zu Anfang noch ganz offiziell „Umweltprogramm“, wird seit 2010 der Begriff „Qualitätsmanagement“ im Zusammenhang mit GOLF&NATUR verwendet. Was waren die Hintergründe für diesen Schritt?

 

! Seit 2008 werden die Zertifizierungen in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS) durchgeführt. Diese neutrale Partei hebt den Wert des Zertifikates bei Behörden und Naturschutzorganisationen. De facto ist GOLF&NATUR ja ein Eigenzertifikat (der Verband zertifiziert seine Mitglieder) und deshalb ist eine unabhängige zweite Zertifizierungsinstanz für die Glaubwürdigkeit des Zertifikates so wichtig.

Über die Jahre haben wir mit den Auditoren der DQS über 240 Audits durchgeführt. Dabei war immer von Bedeutung, dass deren Auditoren den Golfsport aus eigener Anschauung kennen und so neben ihrer Fachkompetenz gerade im Arbeits- und Gesundheitsschutz wertvolle praxisnahe Impulse geben konnten.

 

? Welche Schwerpunkte beinhaltet GOLF&NATUR?

 

! Ganz allgemein sollen mit dem Programm optimale Bedingungen für den Golfsport mit dem größtmöglichen Schutz der Natur verbunden werden. Dazu gehört, im Rahmen einer mehrjährigen Planung sowohl die Umwelt, als auch die pflegerischen Gegebenheiten zu erfassen und in planbaren Schritten zu verbessern. Gepflegte Spielflächen sind meines Erachtens das zentrale Produkt einer Golfanlage, fördern die Freude am Spiel und werden zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor, um neue Mitglieder zu gewinnen bzw. bei bestehenden Mitgliedern für Zufriedenheit zu sorgen.

Mit seinen Programmschwerpunkten deckt GOLF&NATUR alle für die Platzpflege relevanten Aspekte ab: von der Ermittlung einer individuellen Grünsgeschwindigkeit bis zur geeigneten persönlichen Schutzausrüstung für die Greenkeeper. Den konkreten Ablauf und organisatorische Details zum Programm finden Sie übrigens auch in unserer Informationsbroschüre unter golf.de (Anm. d. Red.: Auch als Download über den QR-Code in diesem Beitrag erhältlich).

 

? Sieht man sich aktuelle Audits an, hat man fast den Eindruck, der ökologische Aspekt dieser Auflistung von Schwerpunkten tritt angesichts der rechtlichen Erfordernisse in den Hintergrund. Ist das so?

 

! Das scheint eventuell nur so, aber richtig ist schon, dass viele rechtlichen Bestimmungen und Vorgaben mehr in den Fokus geraten, gerade weil die behördlichen Kontrollen auf den Anlagen zunehmen und fundierte und vollständige Dokumentationen helfen, Ärger zu vermeiden. Wir versuchen aber, die GOLF&NATUR-Maßnahmen ausgewogen auf die vier Programmschwerpunkte „Natur und Landschaft“, „Pflege und Spielbetrieb“, „Arbeitssicherheit und Umweltmanagement“ sowie „Öffentlichkeitsarbeit und Infrastruktur“ zu verteilen.

 

? Sie waren bis Ende 2015 neben Ihrer Tätigkeit beim DGV beim Greenkeeper Verband Deutschland (GVD) auch Leiter der Geschäftsstelle. Half dies bei der Aus- bzw. Neuausrichtung des Programms? Welche Rolle sehen Sie als die Ihre bei GOLF&NATUR?

 

! GOLF&NATUR wurde maßgeblich vom GVD mit entwickelt und bei der Programmumsetzung vor Ort geht ohne die Head-Greenkeeper sowieso nichts. Daher war es sicher hilfreich, „zweigleisig fahren“ zu können. Ein glückliche Fügung war auch das „grüne“ Herz von Klaus Dallmeyer (damaliger DGV-Vorstand Kaufmännischer Bereich) – er hat unserem Programm die eine oder andere Tür geöffnet. Heute sehe ich mich neben Dr. Marc Seymer, DGV-Abteilungsleiter Services, als Koordinator und Motor des Ganzen, die Arbeit vor Ort betreuen in erster Linie die DGV- und DQS-Auditoren – ein Dank an dieser Stelle an alle sechs DGV-Auditoren, jeder hat wunderbare Stärken, die sich über das Team sehr gut ergänzen (Anm. d. Red.: Siehe Infokasten mit allen DGV-Auditoren bzw. Beitrag der DQS mit deren G&N-Betreuern).

 

? Was entgegnen Sie Golfanlagen oder Personen, die den Aufwand, gerade zu Beginn der Teilnahme an GOLF&NATUR, scheuen – hinter vorgehaltener Hand fällt schon mal der Begriff „Schikane“?

 

! Richtig ist, die Vorarbeiten sind sehr zeitaufwändig – für diejenigen Anlagen, die bislang auf eine sorgfältige Dokumentation verzichteten. Sie werden sich heute aber langfristig dieser Arbeit nicht entziehen können, und spätestens wenn behördliche Kontrollen anstehen, sind sie froh, wenn ein Griff in den sortierten Aktenschrank Rechtssicherheit verschafft. Das sehe ich im Übrigen als einen großen Nutzen des Qualitätsmanagement-Programms an. Neben diesen „Basics“ kann jede Golfanlage die wettbewerbsfähig bleiben will, GOLF&NATUR­ als ein Fitnessprogramm für den Bereich Platz betrachten.

 

? Können Sie abschließend ein kleines, eventuell auch persönliches Fazit, zu GOLF&NATUR abgeben?

 

! Wir haben mittlerweile knapp 170 teilnehmende Golfanlagen. Wir haben uns vorgenommen, diese Golf­anlagen in allen Fragen optimal zu betreuen, mit dem Ziel, dass dort der Golfbetrieb ordnungsgemäß, umweltbewusst und nachhaltig läuft. Das mag sich unspektakulär anhören, ist aber eine gute Grundlage für Wachstum und Erfolg einer Golfanlage. Insbesondere die Anlagen mit Gold-Zertifikaten möchten wir mit diversen Maßnahmen noch besser unterstützen, mit dem Ziel, sie zu „Leuchttürmen“ eines zukunftsfähigen Pflege- und Organisationsmanagements aufzubauen.

 

Herr Biber, schönen Dank für das informative Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei GOLF&NATUR!

 

Autor: Stefan Vogel ❘ 02/2017

 

Die Informationsbroschüre des DGV zum Qualitätsmanagement GOLF&NATUR können Sie hier kostenlos als PDF-Datei downloaden.

 

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