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Outsourcing der Platzpflege

Mögliche Vor- und Nachteile

Die Auslagerung von Geschäftsprozessen ist heute zu einem Schlagwort geworden. Das Outsourcen bezeichnet in der Ökonomie die Auslagerung von Unternehmensaufgaben und – Strukturen an Dritt-Unternehmen.

 

Seit den 1990er Jahren ist diese Vorgehensweise vor allem im angelsächsischen Raum populär. Sie soll Geschäftsprozesse rationalisieren, Prozesskomplexität reduzieren, Management-Kapazitäten freisetzen, das Unternehmen flexibilisieren und auf das Kerngeschäft fokussieren (Do what you can do best – outsource the rest). Oft wird Outsourcing aus Kostengründen vorgenommen (Vermeidung hoher Investitionen und Mittelbindung). Die Auslagerung kann aber auch Qualitäts- und Know-how-Gründe haben.

Auch bei Golfclubs und Golfbetreibergesellschaften wird Outsourcing seit längerer Zeit betrieben. Hier wird die gesamte Golfplatzpflege an einen externen Dienstleister vergeben. Als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise wird diese Thematik wieder besonders aktuell, da Kostenkontrolle sowie Planungssicherheit eine neue Bedeutung erhalten haben.

 

In den meisten Fällen wird das Wort Outsourcen primär mit einer Kostenreduzierung in Verbindung gebracht, wobei es bei dieser ursprünglichen Geschäftsidee neben den Kosten vor allem um spezielles Know-how ging (siehe IT Bereich).

 

Die folgende Erläuterung stellt die vielfältigen Aspekte des Outsourcens kurz dar. Es gibt mehrere Gründe warum ein Unternehmen, wie zum Beispiel der Betreiber einer Golfanlage, Outsourcing in Betracht ziehen kann:

  • Kostendruck
  • Qualitätsmängel (Unzufriedenheit der Mitglieder etc.)
  • Leistungsverbesserung
  • Planungsunsicherheit (unvorhergesehene Schäden an Maschinen etc., die das Budget belasten)
  • Personalengpässe oder personelle Konflikte
  • Zeitersparnis für das Clubmanagement

 

Potenzielle Vorteile

  • Kostenreduzierung
  • Planungssicherheit (durch Fixpreis, unabhängig von schwankenden Materialpreisen)
  • Freisetzung von Management-Kapazitäten (Zeit, Fokussierung auf Kerngeschäft)
  • Mehr Know-how durch spezialisiertes Team mit breitem Erfahrungshorizont und Ressourcen
  • Qualitätssicherung und -Kontrolle
  • Flexibilität bei Personalausfällen und Maschinenausfällen

 

Kostenreduzierung

In einigen Fällen kann eine Auslagerung zu einer Kostenersparnis bei gleichbleibender Qualität führen. Manche Bereiche können durch eine Pflegefirma leichter kompensiert werden, als vom hauseigenen Team, bspw. Personalausfälle durch Krankheit, Maschinenausfälle und Reparaturen. Es kann jedoch nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden, da bei einer Einsparung zum Beispiel beim Pflegepersonal in der Regel natürlich auch bestimmte Arbeitsabläufe auf dem Platz reduziert werden. Hier müssen Prioritäten gesetzt werden, um das Gesamtbild zu erhalten. Es gibt auch Beispiele, bei denen das Budget durch externe Pflegefirmen erhöht wurde, um die Qualität des Platzes signifikant zu verbessern. In diesen Fällen stehen die Qualitätssteigerung und die Qualitätssicherung im Vordergrund. Zu bedenken ist hierbei neben der Grund- und Erhaltungspflege auch das Ausmaß einer eventuellen Renovationspflege (Stichwort Alter der Grüns, Filzaufbau, Wasserinfiltrationsrate der Tragschichten etc.).

 

Planungssicherheit

Pflegefirmen stellen in der Regel für die gesamte Pflege einen vorher vereinbarten Fixpreis in Rechnung. Dieser Preis beinhaltet die gesamten Personalkosten, Kosten für den gesamten Maschinenpark und alle Materialien wie Dünger, Sand etc., Preisschwankungen bei Dieselkraftstoffen, Dünger etc. sowie Maschinenausfälle sind das Risiko der Pflegefirma. Der Betreiber kann mit einem fixen Betrag sein Gesamtbudget kalkulieren und kann von dieser Planungssicherheit profitieren.

 

Freisetzung von Management-Kapazitäten

Je nach Größe bzw. Struktur der Golfanlage kann der Betreiber von einer Zeitersparnis profitieren. Das Golfmanagement kann seine Kapazitäten auf die Mitgliederbetreuung bzw. Mitgliedergewinnung, Werbung etc. fokussieren. Der gesamte Bereich Platzpflege wird von der Pflegefirma gemanagt.

 

Know-how

Pflegefirmen können oft ein mehr an Know-how zur Verfügung stellen. Durch umfangreiche Erfahrungen auf verschiedenen Plätzen und ein Netzwerk an Fachpersonal kann der jeweilige Club profitieren.

 

Qualitätssicherung

In der Regel werden die Plätze neben der Stammmannschaft von sogenannten Supervisoren betreut, die regelmäßig kommen und dafür verantwortlich sind, dass der Pflegestandard über die gesamte Saison hinweg eingehalten wird.

 

Flexibilität bei Personalausfällen sowie Maschinenausfällen

Durch einen Stab an Personal auf mehreren Plätzen kann eine Pflegefirma personelle Engpässe flexibler ausgleichen als ein einzelner Club – das Gleiche gilt für Maschinenausfälle oder Reparaturen.

 

Potenzielle Nachteile

Unruhe in der Pflegemannschaft

Da es in der Regel aufseiten der Pflegemannschaft gewisse Vorbehalte gegen diese Art der Pflegeorganisation gibt, entsteht oft eine gewisse Unruhe bzw. Unsicherheit bezüglich dieser Methode. Hier kann eine ausführliche Aufklärung Missverständnisse aus dem Weg räumen. Für das Greenkeepingteam selbst ändert sich in der Regel weniger, als oft angenommen wird. Die Identifikation mit dem Platz bleibt erhalten, sowie das oft persönliche Verhältnis zum Clubvorstand und zu den Mitgliedern.

 

Schöngerechnete Zahlen

Beim Outsourcen sollte der Club nicht nur die Zahl unter dem Strich sehen, sondern was die Gesamtleistung genau beinhaltet. Wie geht die Firma mit unvorhergesehenen Ereignissen wie zum Beispiel Wildschweinschäden, Reparaturen an Maschinen, Sturmschäden etc. um. Wie flexibel verhält sich die Firma bei Unstimmigkeiten.

 

Mangelnde Sorgfalt bei der Dienstleisterauswahl

Erst im Nachhinein wird festgestellt, dass wesentliche Qualitätsanforderungen nicht erfüllt werden können, oder dem Dienstleister wesentliche Fähigkeiten zur Leistungserbringung fehlen.

 

Behält der Club nach wie vor die Kontrolle?

Da der Club die Vertragsgestaltung mitbestimmt, kann er letztendlich auch die Form der Zusammenarbeit bestimmen und muss hierbei auf die ihm wichtigen Punkte achten.

 

Wie sieht das Tagesgeschäft aus?

In der Regel wird die Greenkeepermannschaft vor Ort übernommen und bleibt somit für den Club erhalten. Das Tagesgeschäft bleibt gleich wie vorher (tägliche Pflege, Turniervorbereitung, Absprache mit dem Club). Zusätzlich hat der Club den Supervisor der Pflegefirma als Ansprechpartner für alle Belange, die den Platz betreffen.

 

Dauer der Verträge

Hierbei ist darauf zu achten, wie lange man sich an eine Firma bindet. Manche Pflegefirmen bieten nur mehrjährige Verträge an, während andere jährliche Ausstiegsklauseln anbieten.

 

Zusammenfassung

Mögliche Vor- und Nachteile müssen also sorgfältig abgewogen werden, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ob Outsourcing für Ihren Club einen Mehrwert schaffen kann. Potenzielle Risiken können eventuell minimiert und effektiv gemanagt werden. Bezüglich der Auswahl eines potenziellen Partners ist zu empfehlen, sich der Referenzen der Firmen zu bedienen und sich nach den praktischen Erfahrungen zu erkundigen.

 

Letztendlich ist es auch eine Sache des Vertrauens, wem man eine so komplexe Aufgabe wie die Pflege eines Golfplatzes anvertraut.

 

Autor: Andreas Herrmann | golfmanager 06/2009

 

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