Praktische KI-Beispiele für den Golfcluballtag
Vom Schlagwort zur praktischen Hilfe

Morgens im Club-Büro: Der Posteingang ist voll, das Telefon klingelt, parallel laufen die Vorbereitungen für das nächste Turnier. Interessenten fragen nach Schnupperkursen, Sponsoren wünschen Unterlagen, Gäste möchten eine Startzeiten-Bestätigung, Mitglieder haben Fragen zu Rechnungen oder Turnierergebnissen. Genau in solchen Momenten entscheidet sich, ob Künstliche Intelligenz (KI) nur ein Schlagwort bleibt oder im Alltag spürbar unterstützt.
Viele Entscheider und Mitarbeitende auf Golfanlagen wissen inzwischen, dass sich mit KI Texte und Bilder erstellen lassen. Was jedoch häufig fehlt, ist Orientierung und tieferes Know-how: Welche weiteren Aufgaben lassen sich mit KI lösen? Welche Tools gibt es neben ChatGPT und wie lassen sie sich sinnvoll in bestehende Abläufe integrieren? Wer übernimmt die Verantwortung und wie wird sichergestellt, dass alles rechtskonform dokumentiert ist?
Seit dem 2. Februar 2025 gilt Artikel 4 des EU AI Act. Die Hintergründe und rechtlichen Details wurden im Beitrag ,KI-Fortbildungen: Jetzt wird‘s Zeit!“ des golfmanager 3/25 ausführlich erläutert. In dieser Ausgabe geht es nun um den Praxistransfer: Wo lohnt sich der Einsatz von KI? Welche Anwendungen sind schon heute möglich und bringen messbare Vorteile? Genau darum geht es hier. Ziel ist es, Sie zu motivieren, jetzt mit KI zu starten. Mit Ideen, die Lust machen, zu experimentieren, Neues auszuprobieren und so die Chancen von KI gezielt zu nutzen. Mit überschaubarem Aufwand und dem klaren Ziel, schnell erste Erfolge zu sehen.
Bevor wir in die Praxis einsteigen, folgt zunächst ein Überblick über den aktuellen Stand der Künstlichen Intelligenz. Viele kennen bisher nur ChatGPT, dabei gibt es eine ganze Welt weiterer KI-Modelle und Tools, die in der Golfbranche größtenteils kaum bekannt sind. Dieses Wissen ist die Grundlage, um die später vorgestellten Anwendungsfelder wirklich einordnen zu können.
KI ist mehr als ChatGPT
Wussten Sie, dass es inzwischen über 230 LLM-Modelle gibt? Falls nicht, sind Sie in bester Gesellschaft. Denn die meisten verbinden KI zunächst mit ChatGPT. Was bei einem Marktanteil von über 60 Prozent (Stand: August 2025) auch nachvollziehbar ist. Doch der Markt der großen Sprachmodelle (LLMs) ist deutlich vielfältiger, und genau diese Vielfalt kann für Golfanlagen ein echter Vorteil sein. Zu den spannenden, aktuell noch kleineren Anbietern, zählen unter anderem:
- Perplexity – besonders stark in der schnellen und präzisen Informationsrecherche
- Claude AI – geschätzt für strukturiertes, gut verständliches Schreiben, gepaart mit hohen Datenschutzstandards
- Mistral – europäischer Anbieter, der mit Transparenz in der Modellentwicklung überzeugt; sehr gutes Verständnis der deutschen Sprache
Allein diese ,Mini‘-Auswahl zeigt: Für unterschiedliche Aufgaben gibt es spezielle Lösungen. Vom schnellen Recherchieren im Internet, über die kreative Content-Erstellung bis hin zu sicheren Business-Anwendungen. Man muss wissen, dass jedes Modell seine Stärken aber auch Schwächen hat. Wer KI im Cluballtag optimal nutzen will, sollte daher nicht nur auf einen Anbieter setzen, sondern das passende LLM-Modell für die jeweilige Aufgabe auswählen. Und genau hier kommt die zweite große Kategorie von KI-Werkzeugen ins Spiel: spezialisierte Stand-alone-Tools, die für einzelne Aufgaben oft noch leistungsstärker sind.
Spezialisierter KI-Tools
Neben den vielseitigen Allroundern wie ChatGPT, Mistral oder Gemini gibt es noch diese zweite Kategorie von KI-Tools: die sogenannten Stand-alone-Tools. Dabei handelt es sich um hochspezialisierte Anwendungen, die auf eine einzige Aufgabe trainiert sind und diese oftmals deutlich besser beherrschen als ein universelles Sprachmodell. Beispiele für Stand-alone-Tools:
- Audio: Sprache in Text umwandeln, Texte natürlich vorlesen lassen, Live-Übersetzungen in mehrere Sprachen
- Video: Automatischer Schnitt, Animationen, KI-generierte Szenen, Untertitel in Sekundenschnelle
- Bilder & Design: Fotorealistische Bilder erstellen, bestehende Bilder verändern, Infografiken generieren
- Avatare: Digitale Moderatoren oder Trainer, die Inhalte sprechen und präsentieren
- Präsentationen & Dokumente: Komplette PowerPoints oder Berichte automatisch aus Daten und Stichpunkten erstellen
- Analyse & Auswertung: Feedback auswerten, Trends erkennen, Daten interpretieren
- Organisation: Automatische Meeting-Notizen, Terminplanung, Aufgabenmanagement
Über 2.300 KI-Tools
Schätzungen zufolge gibt es mittlerweile über 2.300 spezialisierte KI-Tools! Von Spracherkennung und Übersetzungen über Video- und Bildgeneratoren bis hin zu virtuellen Moderatoren, Datenanalysen und Präsentations-Automatisierungen. Für Golfclubs ist das eine große Chance, viele bestehende Aufgaben mit diesen Tools effizienter und qualitativ hochwertiger zu gestalten. Gleichzeitig ist es aber eine immense Herausforderung, genau die KI-Software zu identifizieren, die im Cluballtag messbaren Mehrwert liefern. Hier kann ein Experte helfen, der sowohl die Golfbranche kennt als auch den Überblick über den KI-Tool-Dschungel hat. Denn erst mit den richtigen Werkzeugen beginnt die eigentliche Magie von KI. Prozesse werden schneller, Entscheidungen fundierter und Mitglieder und Gäste zufriedener. Bei über 2.300 verfügbaren Tools plus den LLMs sind die Einsatzmöglichkeiten für Golfanlagen nahezu unbegrenzt. Die folgenden Beispiele sind daher nur ein kleiner Ausschnitt.
Meetings neu gedacht
Ob Vorstands-, Beirats- oder Teammeeting – auf Golfanlagen sind Besprechungen fester Bestandteil des Alltags. Dabei geht es nicht nur um Entscheidungen, sondern oft auch um umfangreiche Diskussionen, Abstimmungen und Planungsschritte. Das eigentliche Problem entsteht nach dem Meeting: Jemand muss mitschreiben, alles strukturiert zusammenfassen und an alle Beteiligten verschicken. Wer schon mal Protokollführer war, der weiß, dass man dafür oft ein bis zwei Stunden benötigt, manchmal sogar mehr, wenn Unterlagen oder Präsentationen ergänzt werden müssen.
KI kann hier eine enorme Entlastung bringen. Entsprechende KI-Tools zeichnen das Meeting in voller Länge auf, dokumentieren Redezeiten der Teilnehmer, setzen es in geschriebenen Text (Transkript) um und erstellen daraus automatisch eine übersichtliche Zusammenfassung. Dabei werden die wichtigsten Entscheidungen, offenen Punkte und To-dos klar herausgestellt. Das hat gleich mehrere Vorteile: Niemand muss mehr zeitgleich zuhören und mitschreiben, alle Teilnehmer können sich voll auf die Inhalte konzentrieren und es geht nichts verloren. Außerdem erhalten alle, die nicht anwesend waren, einen vollständigen Überblick, ohne dass jemand das Gespräch ,nacherzählen‘ muss. Für Golfanlagen bedeutet das mehr Effizienz, weniger Missverständnisse und deutlich reduzierte Nacharbeitszeiten. Die eingesparte Zeit lässt sich direkt in die Umsetzung der besprochenen Maßnahmen investieren. Und genau das bringt am Ende den größten Fortschritt.
Fotorealistische Bilder mit KI
Wer sich durch die Websites, Kampagnen und Social-Media-Profile vieler Golfanlagen klickt, stößt immer wieder auf denselben optischen Einheitsbrei: der gleiche Golfer auf der Range, dieselbe Gruppe jüngerer Menschen beim Putten, dieselbe Drohnenaufnahme vom Grün im Abendlicht. Das Problem ist offensichtlich: In Ermangelung eigener emotionalen Bilder greifen Clubs immer wieder zu den gleichen Stockfotos von Adobe, Pixabay oder Shutterstock. Austauschbar, seelenlos und ohne jede Individualität. Dabei leben Golfanlagen von Emotionen, Atmosphäre und dem eigenen Charakter. In Zeiten von KI gibt es keinen Grund mehr, sich mit diesen 08/15-Bildern zufriedenzugeben. Moderne Clubs setzen inzwischen auf KI-Bildgeneratoren. Doch auch dort zeigt sich schnell, dass ohne solides Prompt-Engineering kaum überzeugende Ergebnisse zu erwarten sind. Wer nicht weiß, wie man präzise Anweisungen formuliert, bekommt eben nur mittelmäßige und austauschbare KI-Bilder. Das Problem bleibt, verlagert sich nur.
Richtig spannend wird es, wenn das Handwerk des Prompt-Engineerings beherrscht wird. Dann entstehen fotorealistische Motive, die kaum von echten Aufnahmen zu unterscheiden sind und den Club unverwechselbar präsentieren. Damit lassen sich individuelle Bildwelten für Social Media schaffen, Eventplakate gestalten, stimmungsvolle Szenen für Turniere inszenieren oder maßgeschneiderte Motive für Flyer entwickeln. Und das alles schnell, kostengünstig und exakt auf die eigene Zielgruppe zugeschnitten.
Eigene KI-Assistenten
Jedes LLM verfügt heute über eine Funktion, mit der sich ein persönlicher KI-Assistent einrichten lässt. Bei ChatGPT heißt dieses Feature ,Custom GPT‘, bei anderen Modellen trägt es andere Namen, funktioniert aber nach dem gleichen Prinzip.
Ein Custom GPT ist eine individuell konfigurierte Version eines großen Sprachmodells wie ChatGPT. Er wird so eingerichtet, dass er exakt auf eine klar definierte Aufgabe trainiert ist und diese dann zuverlässig, in Sekundenschnelle und in gleichbleibender Qualität ausführt. Das Besondere ist, dass es möglich ist, für nahezu jede wiederkehrende Aufgabe einen eigenen Custom GPT zu erstellen. Zum Beispiel einen für den Newsletter, einen für Social-Media-Posts, einen für Turnierausschreibungen oder für die Beantwortung von Greenfee-Anfragen. So könnten theoretisch Dutzende, sogar Hunderte dieser digitalen Helfer konfiguriert und speziell trainiert werden, die parallel im Club arbeiten. Jeder mit einer präzisen festgelegten Aufgabe.
Die Einrichtung klingt jedoch etwas einfacher, als sie in der Praxis ist. Damit ein Custom GPT reibungslos funktioniert, müssen Inhalte wie Preislisten, Vorlagen, Kursprogramme oder Formulierungsbeispiele sauber aufbereitet und korrekt konfiguriert werden. Ebenso wichtig ist es, die passenden Anweisungen zu definieren, damit der Assistent im gewünschten Stil und in der vom Club gewünschten Tonalität arbeitet. Hat man erst einmal eine saubere Konfiguration erstellt, wird daraus ein verlässlicher virtueller Mitarbeiter, der, sobald er ,angestoßen‘ wird, die Aufgabe nahezu perfekt erledigt. Für Golfanlagen bedeutet das eine völlig neue Form der Arbeitsteilung. Jede wiederkehrende und oft lästige Aufgabe kann einem passenden Custom GPT übergeben werden. So wird das Team entlastet, die Servicequalität bleibt konstant und Anfragen werden schneller bearbeitet.
KI-Avatare
In Golfclubs gibt es viele Informationen, die immer wieder erklärt werden müssen. Vom ersten Willkommen für Neumitglieder über die Grundlagen-Schläge für Platzreifekurs-Teilnehmer bis hin zur Vorstellung von Spielformen wie ,Chapman Vierer‘ oder ,Texas Scramble‘. Auch spezielle, wiederkehrende Platzregeln gehören dazu. In der Realität bedeutet das oft, dass Mitarbeiter (oder Pros) dieselben Erklärungen zigmal wiederholen müssen. Mal ausführlicher, mal kürzer, mal mehr, mal weniger motiviert. Ein KI-Video-Avatar verändert das komplett. Die großen Anbieter ermöglichen nicht nur die Auswahl aus verschiedenen Avatartypen, sondern auch die Einbindung des Club-Logos oder Bilder in das KI-Video.
So entsteht ein authentischer Auftritt, der sich perfekt in die Clubwelt einfügt, zum Beispiel mit dem Clubhaus oder der Driving-Range im Hintergrund, präsentiert von einem KI-Avatar, der aussieht und klingt wie gewünscht. Das spart nicht nur teure Videodrehs und aufwändige Technik, sondern liefert auch ein durchgehend modernes und professionelles Ergebnis. Das Beste: Die Video-Botschaft ist jederzeit und überall abrufbar. Ob auf der Website, per E-Mail, im Clubhaus oder am Bildschirm im Foyer. Selbst vor einem Turnierstart können Spieler die Erklärung der Spielform bequem per Messenger wie WhatsApp oder Signal erhalten. Für Golfanlagen bedeutet das weniger Wiederholungsarbeit, mehr Zeit für persönlichen Service und Inhalte, die Emotion und Kompetenz ausstrahlen. Ein KI-Avatar wird so zum virtuellen Botschafter des Clubs und sorgt dafür, dass Mitglieder, Gäste und Kursteilnehmer immer perfekt informiert sind. Und zwar in einer Qualität, die in der Realität kaum durchgehend zu leisten ist. Vorteile eines Video-Avatars im Überblick:
- Kostenersparnis im Vergleich zu klassischen Videoproduktionen
- Gleichbleibende Qualität, unabhängig von Stimmung oder Stress im Club-Sekretariat
- Wiederverwendbarkeit für Schulungserinnerungen oder Turnier-Ankündigungen
- Mehr Aufmerksamkeit durch menschlich wirkende Videoansprache
- Flexibilität für verschiedene Zielgruppen wie Neulinge, Mitglieder oder Greenfee-Gäste
Podcast aus dem Club
Podcasts sind längst kein Nischenmedium mehr. Laut dem Digitalverband Bitkom hören inzwischen rund 45 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren regelmäßig Podcasts. Besonders spannend ist, dass es in der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sogar mehr als die Hälfte ist. Wer einen Club-Podcast startet, erreicht also eine extrem junge Zielgruppe, die das Smartphone fest im Alltag integriert hat, Geschichten liebt und digital bestens vernetzt ist. Inhalte werden nebenbei gehört, ob beim Autofahren, im Fitnessstudio oder entspannt auf dem Sofa. Für Golfanlagen eröffnet sich damit eine völlig neue Bühne, denn Podcasts schaffen Nähe, transportieren Emotionen und wecken echtes Interesse. Für Golf-Einsteiger können so wertvolle Folgen zu Platzreife, Regeln oder der Philosophie des Clubs gestaltet werden. Greenfee-Gäste erfahren mehr über besondere Spielbahnen, die Gastronomie oder lohnende Ausflugsziele in der Region. Mitglieder bleiben über Neuigkeiten, Event-Ankündigungen oder Interviews mit Pros, Angestellten und Vorstandsmitgliedern immer bestens informiert. Hört sich nach viel Aufwand an? Das war einmal. Wenn moderne KI-Technologie genutzt wird, ist es ein Kinderspiel. Mit passenden Tools lassen sich Themen recherchieren, Inhalte klar strukturieren und sogar sendefertige Skripte automatisch erstellen. Aus einer Idee entsteht so in kurzer Zeit ein roter Faden, der perfekt auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten ist. Club Informationen, Website-Texte oder Newsletter-Artikel verwandeln sich fast wie von selbst in spannende Podcastfolgen. Das Ergebnis ist ein modernes Format, das den Club nahbar, aktuell und persönlich präsentiert. Ein Medium, das Geschichten erzählt, Emotionen weckt und über die Fairways hinaus wirkt. So wird ein Golfanlagen-Podcast zum lebendigen Sprachrohr. Professionell produziert, individuell und jederzeit abrufbar.
Warum ein Club-Podcast begeistert:
- Erreicht eine junge, digitale Zielgruppe
- Erzählt Geschichten, die im Gedächtnis bleiben
- Baut Nähe und Identifikation auf
- Lässt sich mit KI schnell und einfach umsetzen
- Ist überall und jederzeit hörbar
Fazit und Ausblick
Es gibt noch viele weitere KI-Use-Cases, die auf Golfanlagen sofort Wirkung entfalten (würden).
KI ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das Freiräume schafft. Freiräume für eine stärkere Willkommenskultur, für Vertrieb und für kreative Ideen, die einen Golfclub spürbar nach vorne bringen. Wer diese Chancen erkennt und gezielt nutzt, wird nicht nur Zeit gewinnen, sondern auch das Erlebnis für Mitglieder und Gäste nachhaltig verbessern.
Doch klar ist auch: Das alles passiert nicht von selbst. Es braucht einen Plan. Im nächsten golfmanager geht es daher um den entscheidenden nächsten Schritt und das ist die Entwicklung einer praxisnahen KI-Strategie für Golfanlagen.
Autor: Fred Hoffmann | golfmanager 4/25