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Der europäische Turniersommer 2025

Ruhiger und doch bemerkenswert

Nach einem an Höhepunkte reichen Turnierjahr 2024 mit Olympia in Paris und dem in Gainesville, VA, ausgetragenen Solheim Cup präsentierte sich der europäische Turniersommer erwartungsgemäß etwas ruhiger. Zudem nahm vielfach das Wetter Einfluss auf die Turniere und das Zuschauerinteresse, denn vor allem bis Ende Juli präsentierte sich der Sommer 2025 mal sehr feucht, mal sehr heiß und trocken. Auch wenn die Profis ihre Golfturniere nahezu über das gesamte Jahr austragen: die Wahrnehmung steigt deutlich ab dem Masters, das für viele Golffans den Auftakt zur heißen Turnierphase bei den Herren bedeutet. Während es 2023 mit Marcel Siem und Nick Bachem gleich zwei deutsche Siege auf der DP World Tour gab, konnte 2024 nur Siem erneut reüssieren. 2025 konnte sich nach langem Warten endlich Nicolai von Dellingshausen in die Siegerlisten eintragen. Nachdem die deutsche Golflegende Bernhard Langer vergangenes Jahr bei der BMW International Open in München seinen letzten Auftritt auf der europäischen Turnierbühne absolvierte, bestritt der deutsche Ausnahmesportler in diesem Jahr sein letztes Masters. Wie schon in München 2024 verpasste er den Cut knapp, wurde aber von Fred Ridley, Vorsitzendem des Augusta National Golf Clubs und auch des Masters, am 18. Grün in Empfang genommen und von den Fans frenetisch gefeiert. Zwei Tage später gelang es Rory McIlroy, nach vielen vergeblichen Anläufen, endlich als sechster Spieler überhaupt nach Gene Sarazen, Ben Hogan, Gary Player, Jack Nicklaus und Tiger Woods den Karriere-Grand Slam zu komplettieren. Einziger ,echter‘ Grand Slammer bleibt Robert Tyre ,Bobby‘ Jones, dessen Erfolg von 1930 sich bald zum hundertsten Mal jährt

Der Start mit neuen Gesichtern
 

Auch in 2025 konnten sich einige neue Gesichter in die Siegerlisten der DP World Tour eintragen. Bemerkenswert vor allem das starke Auftreten der französischen Herrenprofis beim European Swing. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass die PGA Tour weiterhin den jeweils zehn besten Spielern der DP World Tour eine Karte für die US Tour bereitstellt, so dass viele der Top-Spieler vergangener Jahre – beispielsweise Victor Perez oder Ryan Fox – inzwischen auf der US-Tour abschlagen. In Kontinentaleuropa war die Soudal Open in Belgien das erste Event, bevor es erstmals seit vielen Jahren wieder nach Österreich zu den Austrian Alpine Open presented by Salzburger Land ging. Hier feierte von Dellingshausen seinen ersten Sieg auf der DP World Tour, Marcel Schneider belegte einen hervorragenden zweiten Platz. Anfang Juni ging es nach Amsterdam in den The International Golf Club zu den KLM Open – dieses Jahr bei eher herbstlichem Wetter mit viel Regen. Sieger wurde der Schotte Connor Syme – er dürfte solches Wetter aus seiner Heimat gewohnt sein. Auffällig war, dass dieses Jahr die Ausstellung im Rahmen des Events etwas kleiner ausfiel als in den Vorjahren. Das dürfte jedoch weniger einem nachlassenden Interesse geschuldet sein als vielmehr dem Highlight der Damen-Turniersaison 2026, dem Solheim Cup. Dieser wird bei Bernardus Golf in Cromvoirt ausgetragen (siehe dazu das Interview mit Geschäftsführerin Sabine Riezebos unter http://bit.ly/45jzmZC ), so dass insbesondere einige niederländische Unternehmen sicherlich einige Ressourcen für dieses Mega-Event aufgehoben haben.

Highlights aus deutscher Sicht
 

Nächstes Highlight aus deutscher Sicht war das Amundi German Masters, powered by VcG, das dieses Jahr erstmals bei Green Eagle Golf Courses stattfand. Nach großem Kampf am Finaltag musste sich Helen Briem um nur einen Schlag Shannon Tah aus Singapur geschlagen geben. Mit nach offiziellen Angaben mehr als 12.000 Zuschauern insgesamt konnten zwar nicht die Zuschauerzahlen des letztjährig an gleicher Stelle ausgetragenen Herrenturniers erreicht werden, gegenüber dem früheren Austragungsort im Golf- und Country Club Seddiner See wurde jedoch mehr als eine Verdopplung der Zuschauerzahlen erreicht.

In der ersten Juliwoche gastierte die DP World Tour dann wieder in München bei der BMW International Open. Mehr als 58.000 Zuschauer fanden nach Veranstalterangaben den Weg in den Golfclub München-Eichenried, Sieger wurde nach vier spannenden Turniertagen der Engländer Daniel ,Dan‘ Brown (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen U.S. Bestseller-Autor mit Werken wie dem Da Vinci Code oder Illuminati ...) vor seinem Landsmann Jordan Smith. Bester Deutscher war der ansonsten auf der U.S. PGA Tour spielende Matti Schmid auf einem geteilten siebten Platz.
 

Wetterkapriolen und Neuerungen bei LIV Golf Andalucía
 

Während die Stars der DP World Tour und U.S. PGA Tour Anfang Juli bei der Genesis Scottish Open antraten (es siegte der U.S.-Amerikaner Chris Gotterup), gastierte LIV Golf zum erneut einzigen Turnier in Kontinentaleuropa in Valderrama bei LIV Golf Andalucía. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren jeweils Temperaturen um 40 Grad herrschten, nahmen die diesjährigen Wetterkapriolen gar Einfluss auf den Turnierablauf. Starke Winde sorgten am ersten Turniertag dafür, dass die Runde vorzeitig abgebrochen und am nächsten Morgen fortgesetzt werden musste. Auch die zweite Runde wurde vorgezogen und begann nicht erst wie üblich am frühen Nachmittag, sondern am späten Vormittag. „Ich denke, dass die Besucherzahlen am Samstag durch den früheren Zeitplan negativ beeinflusst wurden“, so Valderrama-CEO Javier Reviriego gegenüber dem golfmanager. Die Kundenorientierung des Events erkannte man unter anderem daran, dass Besucher des ersten Tags aufgrund des Spielabbruchs ihre Tickets auch am Samstag nutzen durften. Dennoch zeigt sich der CEO mit der Entwicklung sehr zufrieden und hebt die kontinuierliche Weiterentwicklung des Events in Valderrama hervor: „Die Gestaltung der Tribünen wurde im Vergleich zu den Vorjahren verbessert. Es gab neue Zuschauerbereiche an Bahn 10, mehr Verpflegungsmöglichkeiten auf dem Platz, einen größeren Merchandise-Shop und viele weitere Verbesserungen“, so Reviriego. Auffällig auch, dass die Musik während der Turnierrunden nochmals leiser als im Vorjahr war – und dass, sicherlich aufgrund der deutlich kühleren Temperaturen, an den ersten beiden Turniertagen kein einziger Profi die oft diskutierten kurzen Hosen trug. Sieger des Events wurde, wie bereits 2023, Talor Gooch, dieses Mal vor Lokalmatador Jon Rahm. 2026 findet LIV Golf Andalucía etwas früher statt, neuer Termin ist der 05. bis 07. Juni 2026. Fest steht ferner, dass 2026 Südafrika ebenfalls ein LIV Golf-Event erhalten wird. Obwohl Ende November erneut mit der Andalucia Costa Del Sol Open de Espana presented by OYSHO im Real Guadalhorce Club de Golfe das Finale der Ladies European Tour ausgetragen wird, herrscht in Hinblick auf die Profiturniere auch in Andalusien nicht nur eitel Sonnenschein. Hintergrund ist, dass das langjährige Traditionsturnier Andalucía Masters, das früher im Real Club Valderrama und nach dessen Wechsel zu LIV Golf im benachbarten Real Club de Sotogrande ausgetragen wurde, in 2025 nicht mehr auf dem Turnierkalender steht. „Es ist schade, dass wir das Andalucía Masters verloren haben. Dieses Turnier hat sehr dazu beigetragen, die Destination Andalusien zu bewerben“, ordnet etwa Valderrama-CEO Reviriego die Entwicklung ein.

The Open und German Challenge: Zwei Events parallel
 

Mitte Juli fand dann The Open erneut bei Royal Portrush statt. Löste die Rückkehr dieses Majors nach Nordirland 2019 noch einen regelrechten Hype aus, war die Austragung in diesem Jahr etwas ,normaler‘, sofern man dies von einem Major-Turnier überhaupt sagen kann. Nach dem Sieg von Shane Lowry 2019 ruhten die Hoffnungen dieses Jahr auf Rory McIlroy, der jedoch über den siebten Platz nicht hinauskam. Der Sieg ging an Scottie Scheffler, der damit bereits sein zweites Major in 2025 gewann – überhaupt trumpften die U.S.-Amerikaner überraschend stark auf, fünf der Top 9-Spieler kamen aus den USA. Zeitgleich zur The Open fand im Wittelsbacher Golfclub im Rahmen der HotelPlanner Tour (vormals Challenge Tour) erneut die German Challenge, powered by VcG, statt. Erstmals war der frühere Titelsponsor Big Green Egg nicht mehr an Bord. Im Rahmen des Turniers wurde besonderer Wert auf das Zuschauererlebnis gelegt, auch ein Beat the Pro-Wettbewerb war Teil des Turniers. Es siegte der Südafrikaner JC Ritchie, bester Deutscher war Philipp Katich auf einem geteilten vierten Platz.
 

Das erwartet uns noch
 

Die DP World Tour wird nach Stationen in Großbritannien, Nordeuropa und der Schweiz Mitte September ihr Flagship Event, die BMW PGA Championship in Wentworth, abhalten, bevor es – direkt im Anschluss an die Open de France – zum Saisonhighlight, dem Ryder Cup, in die USA geht. Dann messen sich die zwölf besten europäischen Golfer auf einem äußerst anspruchsvollen Platz, Bethpage Black im Bethpage State Park (siehe dazu die Beiträge im golfmanager 3/25) bei einem sicherlich wieder von vielen Emotionen geprägten Wettbewerb mit den zwölf besten Golfern der USA. Auch für Europa gab es zum Thema Ryder Cup direkt nach der The Open spannende Neuigkeiten: für 2031 wurde Camiral in Katalonien als Austragungsort verkündet. Damit wird Spanien das erste Land in Kontinentaleuropa, das den Ryder Cup zum zweiten Mal austragen wird. Die in Barcelona ansässige Brauerei Estrella Damm wird in diesem Zuge das offizielle Bier des Ryder Cups 2031, zudem wird das Unternehmen ab 2026 für zunächst fünf Jahre Titelpartner des DP World Tour-Turniers Estrella Damm Catalunya Championship. Von 2028 bis 2030 wird dieses Turnier bei Camiral gespielt werden. Man darf gespannt sein, wie sich diese Entscheidung auf die Ambitionen von Green Eagle Golf Courses in Hinblick auf eine Austragung 2035 auswirken wird.

 

Autor: Michael Althoff | golfmanager 4/25


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