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Mehr Fitness und Ausdauer bei weniger Stress

Golf und Gesundheit

Die Tatsache, dass Bewegung einen positiven Beitrag zur individuellen Gesundheit leistet, ist vielfach bekannt und ist durch unzählige wissenschaftliche Arbeiten belegt. Neben den körperlichen Vorteilen führt physische Aktivität auch zu positiven Effekten im Bereich der Psyche (BIDDLE et al., 2000, Department of Health, 2004). Eine Sportart, die ein besonders hohes Maß an Bewegung bietet, zugleich aber in der Intensität moderat ist, ist der Golfsport. Während einer Golfrunde ist man üblicherweise vier bis fünf Stunden unterwegs und legt etwa acht bis zehn Kilometer zurück. Eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten demonstriert die vielfältigen Vorteile und Möglichkeiten, die der Golfsport für eine besonders große Zahl an SportlerInnen bietet.

Gesundheitswerte des Golfsports

Eine Studie von PARKKARI et al. (2000) zeigt, dass das regelmäßige Gehen auf einem Golfplatz eine praktische und sichere Bewegungsform ist. Zudem hat das regelmäßige „Begehen“ eines Golfplatzes viele positive Effekte auf die Gesundheit und die Fitness von den Studienteilnehmern (Männer zwischen 48 und 65 Jahren, ohne Erkrankungen oder körperliche Einschränkungen). Die Forscher erwähnen, dass das Gehen üblicherweise nicht mit dem Aufbau von Muskulatur in Verbindung gebracht wird, aber dass es wichtige funktionelle Vorteile bei Älteren hat. Regelmäßiges Golfen erhöht die Rumpfstabilität, was in weiterer Folge Rückenprobleme reduziert. Vor allem bei älteren Golfern kann Gehen die Häufigkeit von allgemeiner Schwäche reduzieren und dadurch in weiterer Folge auch das Sturzrisiko und das Auftreten von Frakturen minimieren.

 

Laut einem Artikel von BOLDT et al. (2000) hat Golf eine Reihe von gesundheitsförderlichen Wirkungen: Als gesundheitsfördernd betrachten viele Freizeitgolfer die erholsame und spannende Wirkung des Golfspiels und die regelmäßige Bewegung in der Natur. Regelmäßige Bewegung mit einem Kalorienverbrauch von ca. 2.000 bis 3.000 kcal/Woche bzw. eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit gelten als Schutzfaktoren für degenerative Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Golfspiel über eine Dauer von vier Stunden führt zu einem beachtlichen Energieverbrauch mit gesteigerter Fettverbrennung. Während einer 18-Löcher-Runde werden etwa 330 kcal Fett verbrannt. Gesundheitlich positive metabolische Effekte (z.B. Veränderungen im Fettstoffwechsel) sind demzufolge möglich und konnten in vereinzelten Studien nachgewiesen werden. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem Verlust an koordinativen Fähigkeiten und zu einer Abnahme der Flexibilität, was häufig Ursache von Stürzen und Verletzungen ist. Hier kann das Golfspielen einen zusätzlichen präventiven Effekt haben.

 

Golf als Programm für Personen mit psychischen Erkrankungen

Der Artikel von CARLESS et al. (2004) von der University of Bristol beschreibt die besonders herausragenden Erfolge eines Golfprogramms bei einer Gruppe von Personen mit „ernsten und andauernden Störungen der psychischen Verfassung“. Das Programm verfolgte das Ziel, die positiven Effekte von Bewegung zu nutzen, um psychisch erkrankten Personen sowohl im Umgang mit ihrer Erkrankung, als auch bei der generellen Verbesserung ihrer Lebensqualität zu helfen. Golf stellte die geeignete Sportart dar, da dabei die Anforderungen an Kraft und Ausdauer des Körpers tendenziell gering sind. Gleichzeitig ist der Golfsport bei dieser Personengruppe ideal, da das Umfeld unterstützend/nicht konkurrenzbetont sein soll und die Sportart Möglichkeiten zum individuellen Leistungsfortschritt und Erfolg bieten soll. Ein wesentlicher Vorteil beim Golfsport ist auch die Möglichkeit zur sozialen Interaktion. Golf erfüllt aus diesen Gründen die perfekten Voraussetzungen, um dieser Gruppe von Menschen positive Erfahrungen zu bescheren und die Teilnahme der Personen am Gesundheitsprogramm auch konstant zu halten (schwierige Aufgaben, hohe körperliche Anforderungen, Konkurrenzdenken bedeuten Stress und senken die Bereitschaft zur Teilnahme deutlich). Besonders beeindruckend war der unüblich hohe Grad an Enthusiasmus, den diese Probandengruppe entwickelte. Eine hohe Bedeutung wurde auch der Möglichkeit „etwas Normales zu tun“ beigemessen, also mit anderen eine Runde am Golfplatz zu drehen und im Anschluss bei Kaffee und Kuchen zu plaudern (wie es ein Proband bezeichnete: „Ich bin gerne sozial und möchte in Gesellschaft fröhlich sein. Ich mag es nicht, alleine mit meinen Gedanken herumzusitzen.“). Das Golfprogramm gab den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, etwas Normales, etwas Positives zu erleben, in jedem Fall aber sich einer Welt zuzuwenden, die außerhalb ihrer gesundheitlichen Probleme liegt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Golfsport eine vorteilhafte Aktivität für Personen mit ernsten und andauernden psychischen Gesundheitsproblemen darstellt und zu ex­trem positiven Ergebnissen führt.

 

Golf als Programm für Kinder

Obwohl Golf eher mit älteren Menschen assoziiert wird, beschreibt I. POHLMEIER (2013) in ihrer Arbeit „Golf in der Schule“ die besonderen Möglichkeiten des Golfsports für die Erziehung und Gesundheitsförderung von Kindern. Golf verfügt über einen sehr hohen Anforderungscharakter für Kinder und über mannigfaltige Möglichkeiten für Bildungs- und Erziehungsarbeit. Es werden zum einen große Begeisterung und Freude der Kinder an dieser Sportart beschrieben und zum anderen auch, wie sehr das Golfspiel zum Konzentrieren Arbeiten anregt und wie sich auf spielerische Art und Weise Grundwerte wie Ehrlichkeit und Rücksichtnahme erlernen lassen. Der Golfsport hat für Kinder vor allem in Bezug auf das Verhalten einen starken Lerncharakter: Dieser Sport ist ein ruhiger Sport und Kinder erkennen rasch, dass ein rauer Ton und rüde Umgangsformen nicht auf den Golfplatz passen. Da im Golfsport mentale Stärke ungemein wichtig ist, müssen die Hitzköpfe unter den Kinder lernen, ihre Emotionen zu kontrollieren und ihre Ruhe wiederzufinden. Diese Sportart fördert die Entwicklung von Strategien im Umgang mit Misserfolgen und die Konfliktfähigkeit der Kinder. Zugleich ist an die stete Zunahme adipöser bzw. bewegungseingeschränkter Kinder zu denken. Der Golfsport stellt hier eine hervorragende Möglichkeit dar, um den immer weiter verbreiteten Bewegungsmangel von Kindern entgegenzuwirken. Die gesteigerte Leistungsfähigkeit wirkt sich förderlich auf das Herz-Kreislauf-System und das Selbstvertrauen aus. Die physischen Belastungen beim Golf sind moderat, wodurch in der Regel alle Kinder diesen Sport ausüben können. Ein zusätzlich positiver Effekt ist, dass neben der sportlichen Betätigung auch die Koordination und Konzentration der Kinder gefördert wird.

 

Golfspielen im Bereich ­Rehabilitation (vor allem bei St.p. Schlaganfall) und ­Prävention

Unter den Folgen eines Schlaganfalles leiden PatientInnen oft jahrelang. Eine Studie der Uni Regensburg hat belegt, dass Golfspielen auf dem Weg zurück ins Leben helfen kann. Im Zuge dieser Studie trainierten 17 Personen, die einen Schlaganfall erlitten hatten, unter der Leitung eines Sportwissenschaftlers. Wie bei wissenschaftlichen Studien dieser Art üblich, gab es auch eine Kontrollgruppe. Die Personen der Kontrollgruppe lösten Denkaufgaben, anstatt Sport zu treiben. Das Ergebnis ist erstaunlich: „Die Golfspieler haben im Gegensatz zur Kontrollgruppe ihre visuell-räumlichen Fähigkeiten mehr als verdoppelt“, erläutert Prof. Jansen, die den Lehrstuhl für Sportwissenschaft an der Uni Regensburg leitet. Auch Schlaganfallexperten bewerten das Golfspielen positiv im Zuge der Therapie: Neben kognitiven und koordinativen Aspekten sei das spielerische Element beim Golfen wichtig, erläutert der zweite Vorsitzende der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft, Prof. Joachim Röther. „Das Belohnungssystem im Gehirn wird eher als beim Walking, Radfahren oder Wandern angesprochen und sorgt so für viele positive emotionale Aspekte“, betont der Chefarzt der Neurologischen Klinik an der Asklepios Klinik in Hamburg. Andere Sportarten wie z.B. Tennis seien wegen der Geschwindigkeit, dem gegnerischen Einfluss und der Sturzgefahr teils zu gefährlich.

 

Auch eine Pressemitteilung der DGSP (Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention) verweist auf den vorteilhaften Effekt von Golf auf den Genesungsprozess bei SchlaganfallpatientInnen. Mit PatientInnen werden in ausgewiesenen Therapiezentren und zunehmend auch in Golfclubs unter fachkundiger Aufsicht durch mehrwöchige Bewegungstrainings die allgemeinen Reha-Sport-Ziele durch Golf umgesetzt, um den ganzheitlichen Genesungsprozess (physisch, psychisch und psychosozial) zu unterstützen. Es werden dabei Fähigkeiten wie Gleichgewichtssinn, Koordination, Konzentration, Orientierungsfähigkeit, Gangfähigkeit und Kontakte zu anderen Betroffenen und anderen SportlerInnen geschult. Zudem ist es ein großes Anliegen, dass die PatientInnen wieder Freude an der Bewegung erleben und somit die Motivation zur lebenslangen Ausübung eines gesundheitsverträglichen wie auch -fördernden Sports entwickeln. In derselben Pressemitteilung verweist die DGSP auch auf die Möglichkeit, Golf als Präventionsmaßnahme einzusetzen: Die Übungen aus dem Golfbereich zur Stabilisierung der Rumpfmuskulatur sind sowohl für Sport(wieder)einsteiger, als auch für Sporttreibende gedacht, die gezielt Rückenbeschwerden vorbeugen möchten.

 

Golf in Relation zur Lebenserwartung

FARAHMAND et al. (2009) führten eine Studie in Schweden durch, um herauszufinden, ob es Unterschiede bezüglich der Mortalitätsrate zwischen Golfspielern und der allgemeinen Bevölkerung gibt. Dabei fanden die ForscherInnen heraus, dass Golfer eine um 40% niedrigere Mortalitätsrate aufwiesen, was einer um fünf Jahre höheren Lebenserwartung entspricht. Die Sterblichkeitsrate war bei jenen Golfern am geringsten, die mit einem niedrigen Handicap spielen und somit zu den qualifizierteren und geübteren Golfspielern gehören. Golf als Freizeitaktivität schließt Komponenten ein, die für die Prävention von Erkrankungen oder Defiziten wichtig sind, wie z.B. das regelmäßige Gehen, welches große Muskelgruppen beansprucht oder positive psychologische Effekte, die sich aus dem Spiel ergeben. Die Wissenschaftler/Innen verweisen auch auf eine kontrollierte Studie mit finnischen Golfern, die deutlich zeigt, dass regelmäßiges Golfen die aerobe Leistung und die Leistungsfähigkeit der Rumpfmuskulatur steigert. Darüber hinaus werden noch weitere günstige Effekte für den Körper beschrieben wie z.B. die Reduktion von Gewicht, Hüftumfang und Bauchfaltendicke. Des Weiteren werden Vorteile für den Fettstoffwechsel und das Verhältnis HDL/Cholesterol beschrieben. Aus diesen Gründen ist es wahrscheinlich, dass Golfen kardiovaskuläre Risikofaktoren in einem positiven Maß beeinflusst.

 

Anmerkung: Da Golfspieler tendenziell einer gut-situierten Bevölkerungsschicht angehören und diese bekannterweise über eine höhere Lebenserwartung (als Personen mit geringem Bildungs- und Einkommensstand) verfügt, wurden die Ergebnisse dieser Studie in sozioökonomischer Hinsicht bereinigt.

 

Golf und ältere Menschen

Eine Besonderheit am Golfsport ist, dass man sich diesem ohne jegliche altersmäßige Einschränkung widmen kann. Golf ist vielleicht die einzige Sportart, die ein männlicher Teenager mit seiner Großmutter ausüben kann (CARLESS et al., 2004: Journal of Mental Health Promotion, Vol. 3 (4), S. 28). Ein Forschungsprojekt von STELLWAG et al. (UMIT, Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall in Tirol) beschäftigte sich mit der Frage nach der Bedeutung dieser Sportart für ältere, aktive Sportler. Bei den Ergebnissen zeigte sich, dass die Gründe für das Ausüben von Golf in einem direkten Zusammenhang mit den vielfältigen Bedeutungen von Golf für ältere Golfspieler stehen. Begriffe wie Lebensinhalt, -sinn oder -freude spiegeln die Tiefe des Stellenwerts dieses Sports für ältere aktive Golfspieler wieder. Dies macht deutlich, dass Golf für diese Menschen mehr bedeutet, als eine simple Beschäftigung des Alltags. Golf kann demnach als „sinnstiftend“ bezeichnet werden.

 

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Golfsport eine hervorragende Möglichkeit bietet, um in jedem Lebensalter fit zu bleiben (und es wieder zu werden), die individuelle Ausdauer zu fördern und bei der Gewichtsregulation zu helfen. Golf hat eine besonders ausgeprägte soziale Komponente und stellt durch die ausgedehnten Naturaufenthalte und den Charakter der Beschäftigung eine hervorragende Strategie zur Stressreduktion dar.

 

Autor: Dr. Georg A. Breisach | golfmanager 02/2018

 

Literatur

BOLDT, F. et al., 2000: Sportmedizinische Aspekte des Golfsports. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 51: 2. S. 67-70.

CARLESS et al., 2004: Journal of Mental Health Promotion. Vol. 3 (4). S. 26-39. Download vom 15.06.2015: www.merkur.de/leben/gesundheit/lange-weg-golfspielen-hilft-nach-einem-schlaganfall-zr-2390120.html.

FARAHMAND et al., 2009: Golf: a game of life and death – reduced mortality in Swedish golf players. Scandinavian Journal of Medicine and Science in Sports. 19. p. 419-424.

HERWEGEN, H., 2010: Golfen hält gesund und unterstützt den Genesungsprozess – Innovative Wege für Prävention und Rehabilitation. Pressemitteilung der DGSP. 08. April.

PARKKARI, J. et al., 2000: A controlled trial of the health benefits of regular walking on a golf course. The American Journal of Medicine. 109. S. 102-108.

POHLMEIER, I., 2013: Golf in der Schule – Entwicklung eines Konzeptes zur Etablierung einer Golf-AG in der Sekundarstufe I einer Gesamtschule. Grin Verlag GmbH.

SCHACHTEN, T. and P. Jansen, 2015: The effects of golf training in patients with stroke: a pilot study. International Psychogeriatrics. 27 (5). p. 865-73.

STELLWAG, CH. et al., 2011: Golf und Alter – Zur Bedeutung des Sports für ältere aktive Golfspieler. HeilberufeSCIENCE. 2. S. 53-54.

 

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