Golfanlagen auf dem Weg durch die Corona-Krise
Ein erstes Corona-Resümee
Ein berühmter Satz in Wirtschaftskreisen lautet „All Business is local“ – doch die Corona-Krise folgt dem nicht. Im Gegenteil: Kaum ein Phänomen hat Unternehmen und Menschen weltweit so stark betroffen wie die aktuelle Pandemie. Zarte Hoffnungen zum Beginn der Krise im März, dass es sich um eine Variation der alljährlichen Grippe handle und sich das Phänomen quasi im Alleingang bis zum Sommer erledigt habe, haben sich längst zerstreut. Im Gegenteil: Noch immer steht nicht fest, ob es die vieldiskutierte zweite Welle geben wird. Entwicklungen wie im Kreis Gütersloh Ende Juni zeigen, wie fragil die Situation weiterhin ist und dass – zumindest regional – jederzeit ein neuer Lock-Down droht.
Im internationalen Vergleich ist Deutschland dennoch bisher recht gut durch die Krise gekommen – mit deutlich weniger Infektionen und insbesondere vergleichsweise wenig Corona-bedingten Todesfällen. Aber Normalität ist auch in Deutschland noch längst nicht eingekehrt – das gilt sowohl für den Alltag, als auch das gerade zu Sommerzeiten sehr beliebte Reisen. Zwar werden insbesondere die Reisebestimmungen zwischen den Ländern der EU immer weiter gelockert, aber die zur Grenzöffnung Anfang Juli kurzfristig eingeführte Vorab-Online-Registrierungspflicht für Griechenland-Reisende zeigt, dass Reisen in Corona-Zeiten weiterhin weit entfernt sind von den guten alten Zeiten. Für zahlreiche Länder einschließlich der USA gilt zudem weiterhin eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Dass Reisen weiterhin vielfach unmöglich sind oder zumindest nur mit Einschränkungen vor Ort oder bei der Wiedereinreise, verdeutlicht die Grafik des Krisenmanagement-Spezialisten A3M, dessen Systeme auch bei zahlreichen Reiseveranstaltern und Reisebüros im Einsatz sind:
Im golfmanager 2/20 hatten wir in verschiedenen Beiträgen einen Blick auf den vorsichtigen Wiederanlauf in den deutschen Golfanlagen geworfen. Inzwischen sind alle Anlagen wieder geöffnet – und auch der Spielbetrieb wurde weiter gelockert. So sind beispielsweise Vierergruppen wieder möglich. Zudem können inzwischen Mitglieder wie Gastspieler gleichermaßen wieder auf den Anlagen spielen. In allen Clubs wurden Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt – und wohl auch von einer überwältigenden Mehrheit der Golfer akzeptiert und angewendet. Für Deutschland gilt somit, dass sich der Golfsport jeden Tag wieder ein kleines bisschen mehr in Richtung der vielbeschworenen „neuen Normalität“ bewegt – und man in der Gesellschaft auf einmal erkennt, dass Golf wohl eine der ganz wenigen Sportarten ist, die auch in Corona-Zeiten unter Einhaltung bestimmter Regeln bedenkenlos ausgeübt werden können. Nicht ganz so gut sieht es im Sportbereich aus, denn die Deutsche Golf Liga 2020 wurde komplett gestrichen. Selbst die Profi-Touren werden derzeit – wie die Fußball-Bundesliga – nur unter Ausschluss von Zuschauern vor Ort wieder aufgenommen. Und bereits die ersten Wochen der US PGA Tour haben gezeigt, dass selbst deren ausgeklügeltes Gesundheitskonzept keine Garantie bietet, dass Spieler und Caddies sich nicht doch mit dem Virus infizieren.
Golfer und Golfanlagen sollten sich jedoch bewusst sein, dass diese „neue Normalität“ ein äußerst fragiler Zustand ist – niemand kann verlässlich sagen, ob und wann es zu einer möglichen neuen Welle kommen wird oder wann ein wirksamer Impfstoff in ausreichender Menge zur Verfügung stehen wird. Von daher ist eine wichtige Erkenntnis, dass man auch im Golfsport derzeit nicht klassisch in festen Jahres- oder Mehrjahreszyklen planen kann, sondern stets Eingriffe aufgrund aktueller Entwicklungen erforderlich werden können – mehr Disposition statt Organisation nennt das der Betriebswirt. Und auch wenn Golf in Deutschland bisher wohl vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen ist: Noch ist es zu früh, um ein Fazit zu ziehen, welche Auswirkungen Corona letztlich auf den Golfsport haben wird – denn ein weiterer Lock-down im Herbst würde viele Anlage sicherlich nochmals empfindlich treffen, vor allem Clubs, die stark auf Gastspieler angewiesen sind. Krisenzeiten bieten aber auch immer die Gelegenheit zu Verbesserungen – daher ist es hilfreich, einen Blick über die Grenzen zu wagen, um Erfahrungen von Golfanlagen einzuholen, die sich in Regionen befinden, die entweder deutlich stärker von Corona betroffen waren als Deutschland oder die den Höhepunkt der Infektionswelle offensichtlich noch nicht erreicht haben. Daher haben wir Clubverantwortliche weltweit um ihre Einschätzung gebeten, wie sich Corona auf ihre Anlagen ausgewirkt hat und welche Schlüsse sie aus der bisherigen Entwicklung ziehen (siehe HIER, Download PDF).
Autor: Michael Althoff | golfmanager 3+4/2020