Chardonny Golf Club
Golf und Wein in Nord-Kalifornien
Südöstlich von Napa, Kalifornien, liegt der Chardonnay Golf Club inmitten von 150 Hektar Weinbergen mit Chardonnay, Merlot und Pinot Noir. Die semi-private Anlage legt großen Wert auf Umweltaspekte – einschließlich der lokalen Tierwelt. Daher unterstützt der Golfplatz die folgenden Programme: Wildlife Habitat Management, Integrated Pest Management – Chemical Application Management Plan (IPM-CHAMP), Water Conservation and Quality, Recycling and Reuse sowie Community Education and Involvement. Außerdem ist der Standort Audubon-zertifiziert. Da der Platz keine eigenen Unterkunftsmöglichkeiten hat, arbeitet er mit einer großen Anzahl so genannter bevorzugter Hotels zusammen, bei denen die Golfer bei einem Aufenthalt frühzeitigen Zugang zu Abschlagzeiten und Sonderpreisen erhalten. „Der Name unseres Platzes kommt von den umliegenden Weinbergen, die zu 90% aus Chardonnay-Trauben bestehen“, erklärt Bob Becker, General Manager des Chardonnay Golf Clubs. Der Platz wurde in den späten achtziger Jahren gebaut und begann als 9-Löcher-Anlage. Einige der Weinberge, die den Club umgeben, sind an andere Weingüter verpachtet, andere werden von der Eigentümerfamilie für ihre eigene Weinherstellung genutzt. Der gesamte Betrieb erfolgt unabhängig, es gibt keine Verbindung zu einer Golf-Managementgesellschaft. Das war nicht immer so: In früheren Jahren wurde der Club von einer Managementgesellschaft betrieben, die jedoch in Konkurs ging. Die neuen Eigentümer, die jetzt das Sagen haben, beschlossen, den Betrieb unabhängig zu führen. „Das ist in der Region, in der Managementunternehmen eine dominierende Rolle auf dem Markt spielen, ziemlich einzigartig“, erklärt der Manager und fährt fort: „Für einen einzelnen Eigentümer zu arbeiten, beschleunigt die Entscheidungsprozesse – wir stehen uns sehr nahe und ich muss ihn nur anrufen, wenn ich sein Einverständnis oder etwa anderes brauche. Zum Glück trifft er seine Entscheidungen ziemlich schnell.“ Früher bestand die Anlage aus zwei 18-Löcher-Plätzen, die während des Konkurses aufgeteilt wurden – und immer noch Tür an Tür nebeneinander existieren, jetzt aber mit unterschiedlichen Eigentümern. Zu der Zeit, als beide Plätze Teil des Angebots waren, war ein Platz privat und der andere öffentlich. Seitdem die neuen Eigentümer im Amt sind, wurde das Geschäftsmodell auf semi-privat mit einem 18-Löcher-Platz umgestellt. „Wir haben keine typische Mitgliedschaft, unser Angebot ist eher eine Jahresabonnement, bei der man ein Spielrecht für einen bestimmten Zeitraum erwirbt“, erklärt Becker. Die von Gästen gespielten Runden tragen zu etwa 60% zu den jährlichen Gesamtrunden bei.
Was das internationale Marketing angeht, hat der Golfclub gerade eine Partnerschaft mit einem koreanischen Unternehmen geschlossen, um mehr Besucher aus diesem Teil der Welt anzusprechen. Bei der Kombination von Golf und Wein sieht der Manager eine Herausforderung: „Wir haben dieses Thema mit unseren Partnern von Lavender Wine diskutiert und sind uns einig, dass eine Bar auf einem Golfplatz kein Verkostungsraum ist. Obwohl wir also von fantastischen Trauben umgeben sind, bevorzugen die meisten unserer Besucher ihre Biere und Liköre – oder Weine vom unteren Ende der Preisskala. Natürlich beziehen wir Wein in unsere Dinner-Angebote, Hochzeiten und Bankette mit ein, aber keine unserer Aktivitäten ist ausschließlich auf Wein ausgerichtet.“ Mitglieder erhalten im Verkostungsraum der Eigentümer in Napa einen Rabatt von 10%. Was den Vertrieb angeht, so gibt es keine Partnerschaft mit anderen Golfplätzen in der Region. „Wir sind alle auf uns allein gestellt – um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, warum es nicht zumindest zwischen einigen von uns eine Zusammenarbeit gibt“, so Becker. Um die wirtschaftlichen Interessen auszugleichen, gehen die Mitglieder hauptsächlich vor 8 Uhr oder nach 11 Uhr auf die Runde, damit genügend Platz für Gastspieler bleibt, die einen höheren Ertrag pro gespielter Runde bringen. Einen weiteren Schwerpunkt setzt der Club auf Veranstaltungen. „Wir spielen hier mehr als 11.000 Turnierrunden pro Jahr“, sagt der Manager. Alle Abteilungen, einschließlich F&B und Bankett, werden in Eigenregie geführt. „Wir haben während der Covid-Pandemie festgestellt, dass F&B kein großer Gewinnbringer ist – also haben wir uns entschlossen, unser Angebot etwas zu kürzen und uns in Sachen Rentabilität noch mehr auf Golf zu konzentrieren“, liefert Becker einige interessante Erkenntnisse. Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle, da durch die benachbarten Weinberge auch die Bedürfnisse der Trauben berücksichtigt werden müssen – was beispielsweise dazu führt, dass während der Erntezeit keine Behandlungen der Grüns möglich sind. Das gilt grundsätzlich für Chemikalien und Pestizide – alles, was ausgebracht wird, kann sich schnell auf die Trauben auswirken. „Aber wir arbeiten eng mit den Verantwortlichen für die Weinberge zusammen, tauschen uns regelmäßig aus und richten unsere Platz-pflegerischen Aktivitäten danach aus“, sagt der Manager. Derzeit ist der Club nicht von Wasserbeschränkungen betroffen. „Wir beziehen unser Wasser aus einem kleinen Fluss in der Nähe und müssen jährlich eine bestimmte Menge im Voraus kaufen. Wenn wir das Wasser nicht vollständig verbrauchen, müssen wir eine Strafe zahlen, deshalb haben wir die Menge für 2023 reduziert“, erklärt Becker das Konzept seines Clubs. Der Club hat aber auch dazu beigetragen, Schäden am wasserführenden Bach zu vermeiden, indem er einige Grüns und Fairways zur Seite verlegt hat, um zu verhindern, dass Düngemittel und andere Stoffe in den Bach gespült werden und die Trauben beschädigen oder andere negative Auswirkungen haben könnten. „Der Platz wurde ursprünglich sehr schnell gebaut, so dass wir uns in den letzten Jahren etwas mehr auf die Bewässerung und Drainage konzentrieren mussten, um unseren Platz zu verbessern – ein Großteil unseres Bodens besteht aus Lehm, so dass wir versuchen zu vermeiden, dass die Oberflächen zu sehr verdichtet oder sogar versiegelt werden“, gibt Becker einen Einblick in die heutige Qualitätsstrategie des Clubs.
Autor: Michael Althoff | golfmanager 3/2023