Finnlands ,Rock Golf‘ mit ehrgeizigem Ziel
Für innovative Konzepte ist immer Platz

Während in Deutschland neue Golfanlagen eher Seltenheitswert haben, baut Nordeuropa sein Angebot kontinuierlich aus. Mitte Juni wurde in Siuntio, rund 40 Autominuten vom Flughafen Helsinki entfernt, ,Rock Golf‘ eröffnet. Dahinter verbirgt sich ein Par 3-Platz mit neun Spielbahnen, der ein ebenso klares wie ehrgeiziger Ziel ausgegeben hat: Man möchte der beste Par 3-Platz der Welt sein! Die neun Spielbahnen mit einer Länge zwischen 81 und 224 Metern fügen sich äußerst harmonisch in die mit Felsen durchzogene Lage nahe der Ostsee ein. Verantwortlich für das Design zeichnet Lassi Pekka Tilander, der über 20 Golfplätze in fünf Ländern entworfen hat – rund ein Viertel davon zählt zu den 100 besten Anlagen Kontinentaleuropas. Während reine Par 3-Plätze in Deutschland vielfach mit der Bezeichnung ,Kurzplatz‘ abgetan werden und weiterhin im Schatten der 18-Löcher-Anlagen mit Par 70 oder mehr stehen, sind solche Anlagen international längst vollwertiger Teil des Golfangebots. Beispiele sind der Par 3-Platz von Augusta National, Pebble Beach’s ,The Hay‘, ,Wild Piglet‘ von Les Bordes oder ,The Nest‘ von Cabot Cape Breton. Das Team um CEO Andrea Nyman betont jedoch, dass der Platz nur ein Baustein des Gesamterlebnisses sei. Daher hat man das Angebot von Beginn an um zahlreiche Extras ergänzt. Die in Finnland sehr beliebten, hochwertigen Golfschläger der Marke Takomo und Putter von Otso Golf werden allen Golfern für eine Runde kostenlos zur Verfügung gestellt – denn die vielgelobten Schläger sind ansonsten nur online bestellbar. Auch das Clubhaus setzt neue Maßstäbe: Es wurde so gestaltet, dass man – neben dem regulären Betrieb – auch Firmenveranstaltungen und private Feiern abhalten kann, dazu lässt sich der Gastraum in mehrere Bereiche unterteilen. Rock Golf präsentiert sich somit bewusst nicht nur als Spielort für Golfer, sondern auch als Veranstaltungsort für Firmenevents. Speisen und Getränke sind sehr hochwertig. Anders als auf vielen finnischen Golfanlagen üblich, setzt man hier nicht auf ein Büffet, sondern reines à la Carte-Geschäft. Von der Terrasse des modernen Clubhauses hat man einen herrlichen Blick auf die Bahnen, die sich in weitem Bogen von rechts neben dem Clubhaus zum neunten Grün unmittelbar unterhalb des Restaurants ziehen. Die sehr geschmackvoll designten Umkleidekabinen verfügen zudem über Saunen für Damen und Herren – auch dies ist Teil des Gesamtpakets. Mit einem Greenfee von 55 Euro pro Runde (weitere Runden am gleichen Spieltag kosten jeweils 40 Euro) sieht sich die Anlage im oberen Preissegment finnischer Golfclubs – international gesehen ist das Greenfee moderat, ,The Hay‘ bei Pebble Beach verlangt aktuell 75 USD, hat aber beispielsweise keine Saunanutzung oder ähnliches inkludiert. Hochwertige Golfcarts von Club Cart (kostenpflichtig) runden das Angebot ab. Der Pro-Shop wurde bewusst klein gehalten und präsentiert nahezu ausschließlich Logoware. Überhaupt spielen Design und Branding eine wichtige Rolle im Gesamtkonzept rund um das Kundenerlebnis – im Vergleich zu anderen Anlagen in Europa fallen hier Namen wie Bernardus Golf in den Niederlanden oder Great Northern in Dänemark ein. Konsequent daher auch die Benennung der Abschläge: Hier gibt es weder Farben noch Ziffern – pro Bahn stehen vier Tees zur Verfügung, die mit den Anfangsbuchstaben des Namens der Anlage bezeichnet werden: ,R‘ ist der hinterste Abschlag, ,K‘ steht für den vordersten Abschlag.
Das zeichnet den Platz aus ...
Auch der Platz genügt höchsten Ansprüchen. Bei den Spielbahnen hat man sich für Bentgrass entschieden, statt klassischem Rough setzt man auf eine gemischte Bepflanzung, die man sonst nur in Finnlands Wäldern findet und die typisch für die Landschaft der Tundra ist – kleine Beerensträucher inklusive. Der Platz bietet ein sehr gelungenes Design, das auch Höhenunterschiede sowie das für Finnland typische Wasser mehrfach integriert. Zudem bieten die sehr großen, teils deutlich ondulierten Grüns viele Optionen für Fahnenpositionen. Anders ausgedrückt: Dieser Par 3-Platz ist alles andere als ein Birdie- oder Par-Garant, sondern stellt – vor allem von den hinteren Abschlägen – nahezu das gesamte Schlagrepertoire von Amateurgolfern auf die Probe. Zudem präsentiert sich der Platz je nach gewähltem Abschlag teils deutlich anders, man benötigt oft nicht nur einen anderen Schläger, sondern ein anderes Course Management. Auch das ästhetische Erlebnis kommt nicht zu kurz, denn je nach Tageslicht wirken die Konturen und Schatten unterschiedlich. Zudem wurden die Spielbahnen so ausgerichtet, dass man nur sehr selten direkt in die Sonne spielt – und dadurch mangels Sicht manchen Ball verliert.
Die nächste Ausbaustufe wurde bereits begonnen, der Platz wird zum ,Rock Resort‘ weiterentwickelt. Anders als bei klassischen Resorts werden die Immobilien jedoch nicht direkt in den Platz integriert, sondern rahmen diesen ein. Dadurch entsteht eine Stadion-ähnliche Atmosphäre für die gesamte Anlage.
Fazit
Mit Design, Pflegezustand und Serviceangebot hat Rock Golf die Grundlagen geschaffen, um das selbstgesteckte Ziel des besten Par 3-Platzes der Welt zu erreichen – auch wenn eine solche Bewertung stets subjektiv bleibt. Die Anlage zeigt zudem, dass im europäischen Golf weiterhin Platz für innovative Konzepte besteht. Mit dem Rock Course adressieren CEO Nyman und ihr Team eine der zentralen Herausforderungen des modernen Golfs: Zeit und Erlebnis. Ihr Engagement zeigt, dass ein Par 3-Platz kein klassischer Pitch-and-Putt-Course sein muss, sondern ein vollwertiger, anspruchsvoller Golfplatz sein kann. Ein großes Plus ist der Zeitfaktor: Während in der Praxis klassische 18-Löcher-Runden im Durchschnitt vier Stunden und länger dauern, lassen sie die neun Spielbahnen in Finnland bequem in 90 Minuten absolvieren. Das spricht vor allem Menschen an, deren Golfengagement stark durch Zeit limitiert ist, vor allem junge Erwachsene. Zudem sind Anlage und Zeitfaktor sehr familienfreundlich, denn Golfrunden über 18 Spielbahnen sind für Kinder oftmals zu lange, zudem benötigt man bei Rock Golf keine speziellen Kinderabschläge, da die vorderen Abschläge auch für diese Zielgruppe sehr gut geeignet sind. Bemerkenswert ist der klare Fokus auf Markenführung und die Ausrichtung auf das Kundenerlebnis, denn die Qualität einer Golfrunde wird letztlich nicht nur durch objektive Faktoren, sondern insbesondere durch das subjektive Erleben definiert. Rock Golf hat beste Voraussetzungen, sich erfolgreich zu positionieren und das Golfangebot Europas um eine weitere Attraktion zu bereichern.
Autor: Michael Althoff | golfmanager 3/25