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Volles Vertrauen auf unseren Golfanlagen

Respektvoller und wertschätzender Umgang miteinander

„Volles Vertrauen“, so lautete eine Überschrift zum Thema „Vollmachten während schwerer Krankheiten oder nach dem Ableben“ in der aktuellen Oktoberausgabe des Magazins „Finanztest“. Wem vertraue ich auf meiner Golfanlage? Wow, was für eine Frage …! In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf Vertrauen Einfluss hat und wie Sie mit den verschiedensten Zielgruppen „vertrauensvoll“ zusammenarbeiten können.

Vor über zwanzig Jahren schrieb ich im golfmanager 06/96 einen Beitrag über Kundenorientierung. Darin wurde eine Golfanlage als Fünfeck skizziert. Die Außenansicht betraf den Blick der Interessenten auf die Anlage und die Innenansicht verdeutlichte die Verflechtung der Mitarbeiter mit den verschiedenen Tätigkeitsbereichen.

 

Diese Abbildung möchte ich für diesen Beitrag „re-aktivieren“, auch wenn sich inzwischen vieles geändert hat. Unter anderem haben die Betreibergesellschaften in den vergangenen zwanzig Jahren einen höheren Stellenwert bekommen.

 

Der Interessent sieht eine Golfanlage von außen als Einheit. Wenn er seinem Bauchgefühl vertraut, wird er sich dieser Golfanlage in welcher Form auch immer anschließen. In der Innenansicht können die Verflechtungen auch die Vertrauensströme innerhalb einer Golfanlage beschreiben.

Viele Vertrauensfragen tauchen plötzlich auf, wie z.B.:

  • Vertraue ich als Clubmitglied ­ dem Clubvorstand?
  • Vertraue ich als Präsident meinen Präsidiumsmitgliedern?
  • Vertraue ich als Mitarbeiter ­meinem Arbeitgeber?
  • Vertraue ich als Sponsor dem ­Golfclub?
  • Vertraue ich als Golfer meinem Flightpartner?
  • Vertraue ich als Platzwart den Greenkeepern?
  • ...

 

Die Liste der Fragen lässt sich beliebig verlängern. Wem vertraue ich oder wem vertraue ich mich an? Dies ist eine sehr zentrale Frage, die sich viele von uns möglicherweise noch nicht gestellt, geschweige denn beantwortet haben.

 

Was ist Vertrauen?

Vertrauen – ein Wort, mit welchem wir sehr sensibel umgehen sollten, es aber häufig allzu oberflächlich verwenden. „Von Vertrauen wird in Unternehmen oder auf einer Golfanlage meistens dann gesprochen, wenn kein Vertrauen vorhanden ist“, so lautet eine leicht modifizierte Aussage des Managementberaters und Bestsellerautors Reinhard K. Sprenger. Was verstehen wir unter Vertrauen? Verstehen wir alle das gleiche unter Vertrauen? Mit einem Wortspiel aus einem Seminar mit Führungskräften möchte ich Ihnen eine Interpretation und Bedeutung von Vertrauen vorstellen.

Vertrauen muss man sich auf der einen Seite erarbeiten und auf der anderen Seite anderen gewähren. Wenn Sie jemandem vertrauen, dann verlassen Sie sich darauf, dass diese Person Ihr Vertrauen rechtfertigt, beispielsweise durch Fairplay. Ferner ist Vertrauen mit Erwartungen verbunden, die von der anderen Person erfüllt werden sollten. Vertrauen gewähren geht meistens nicht ohne Risiko. Die Gefahr, dass das Ergebnis oder die Reaktion nicht so ist, wie Sie es sich wünschen, bleibt in den meisten Fällen bestehen. Wie heißt es doch so treffend: Ein Restrisiko bleibt. Ob wir es wollen oder nicht, wir werden alle nicht nur auf Golfanlagen immer „transparenter“. Wenn wir googlen oder bei amazon.de stöbern, wenn wir beim Tanken die Payback-Karte benutzen oder uns eine bestimmte Homepage ansehen, alles wird registriert. Auch bleibt kaum eine falsche Entscheidung lange verborgen. Ob wir das nun „cool“ finden oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.

Die Online-Plattformen Xing, Twitter, Facebook & Co. sorgen dafür, dass Nachrichten oder Fotos beispielsweise von einem Flightpartner in Millisekunden einmal um die Welt gesendet werden. Allein aus Gründen der Wertschätzung sollten wichtige Entscheidungen für alle Betroffenen transparent sein. Wer Vertrauen schenkt, geht davon aus, dass Regeln eingehalten werden, in unserem Fall die Golfregeln und Etikette. Dennoch erinnere ich mich immer wieder an die sehr häufig gehörte Aussage: Im Golfsport wird am meisten gepfuscht, sprich betrogen! Für sehr viele Menschen ist Vertrauen auch Ansporn zu guten oder noch besseren Leistungen. Und somit ist Vertrauen aus meiner Sicht das unverzichtbare Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Arbeitsleben, auch auf einer Golfanlage. Wenn Sie jemandem vertrauen, dann geben Sie einen Teil Ihrer Persönlichkeit preis. Wer jedoch sein persönliches Ego, seine Sucht, sich ggf. auch auf Kosten anderer zu profilieren, in den Vordergrund stellt, hat aus meiner Sicht keinen Anspruch auf diesen Teil Ihrer Persönlichkeit. Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Der, der einer anderen Person vertraut und die Person, der vertraut wird, sollten von dem Vertrauensverhältnis profitieren können. Vertrauen ist die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Vertrauen entwickelt sich zu einem Kreislauf. Der Golfer vertraut seinem Golfclub, die Geschäftsführung der Betreibergesellschaft vertraut dem Clubvorstand und das Präsidium vertraut den Golfern.

 

Vertrauen, weil …

In seinem Buch „Vertrauen führt“ beschreibt der Managementberater Reinhard K. Sprenger die vielen Facetten rund um Vertrauen, sein Motto in diesem Buch: „Vertrauen, weil …!“ Ich habe für Sie die einzelnen Aspekte auf den Golfbereich übertragen und weitere hinzugefügt, um das Gesamtbild „Vertrauen“ abzurunden.

 

Vertrauen, weil es fehlt!

Über Vertrauen in Unternehmen oder auch auf Golfanlagen wird häufig dann gesprochen, wenn es fehlt oder vermisst wird. Wenn Vertrauen vorhanden ist, wird es häufig entweder nicht als solches wahrgenommen oder als eine Selbstverständlichkeit angesehen. Vertrauen verpflichtet, speziell die, denen vertraut wird.

 

Vertrauen, weil es Golfer bindet!

Vertrauen bindet die Clubmitglieder an ihren Golfclub. Gleiches gilt für Greenfee-Spieler, z.B. bei öffentlichen Golfanlagen. Vertrauen basiert auch auf Symphatiewerten. Wer gut betreut wird und sich wohlfühlt, traut den Verantwortlichen eher eine verantwortungsvolle und umsichtige Führung der Golfanlage zu, als der, der sich unwohl fühlt.


Vertrauen, weil es flexible ­(Betriebs-) Strukturen schafft!

Clubpräsidenten oder Geschäftsführer, die an „Kontrollitis“ leiden und über jedes Detail auf der Golfanlage informiert sein wollen, lähmen dann den ganzen Golfbetrieb, wenn Mitarbeiter Vertrauen verdient hätten. Dienst nach Vorschrift oder Verlust der guten Mitarbeiter, schwindendes Interesse, ein Ehrenamt im Clubvorstand zu übernehmen oder aber die Abwanderung treuer Mitglieder könnten mögliche Folgen sein.

 

Vertrauen, weil es Kommunikation ermöglich!

Mit wem unterhalten Sie sich lieber: Mit einem Clubmitglied oder Kollegen, dem Sie vertrauen oder einem Menschen, dem Sie nicht vertrauen? Vertrauen kann auch als ein Bindeglied in der Kommunikation verstanden werden. Wir tauschen uns lieber mit Menschen aus, denen wir vertrauen, wenn dann noch die sogenannte „Chemie“ stimmt, umso besser.

 

Vertrauen, weil es eine Golfanlage schneller macht!

Moderne Betriebsstrukturen, Stichwort Digitalisierung, können sich auch positiv auf die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter auswirken. Dies wiederum bewirkt eine positive Stimmung im Büro, im Clublokal oder auf der Golfrunde. „Wir bekommen die Dinge nicht schneller bewegt“, so Sprenger, „nur wenn wir schneller gehen oder in unserem Fall schneller arbeiten, sondern indem wir Arbeitsverhältnisse und ein Clubleben schaffen, in denen Vertrauen herrscht.


Vertrauen, weil es Kosten spart!

Auf den Punkt gebracht: Vertrauen spart Geld! Denken Sie an den oben erwähnten Führungsstil, an die Mitarbeiterbindung oder an das Clubleben. Das Gegenteil von Vertrauen ist Misstrauen. Skepsis, Zweifel oder Argwohn sind die Verwandten von Misstrauen, und sie alle führen in Unternehmen sowie auf Golfanlagen zu unnötigen Kosten. Vertrauen, weil es Kosten spart, da es teure Werbeaktivitäten für neue Mitglieder sowie aufwändige Imagekampagnen für Sponsoren oder ein positives Medienecho überflüssig macht.

 

Vertrauen, weil es Sympathien schafft!

An zwei kleinen Beispielen möchte ich diesen Vertrauensaspekt verdeutlichen.

 

  • Die Medien: Wenn Journalisten Ihrer Golfanlage mit Spielbetrieb und Clubleben Vertrauen entgegenbringen, dann wirkt sich dies in einer positiven Berichterstattung aus, die die erhofften Sympathiewerte liefert.
  • Die Sponsoren: Sponsoren erwarten für ihr finanzielles Engagement eine Gegenleistung seitens der Golfanlage. Wenn das Vertrauen zu dieser Golfanlage nicht mehr vorhanden ist, wandern die Sponsoren ab, und der erhoffte Sympathiebonus fällt weg, ganz zu schweigen von den Einnahmen.

 

Vertrauen, weil es gemeinsame Interessen verstärkt!

Sie arbeiten in einem Gremium und wollen Ihre Interessen durchsetzen, so wie alle anderen Anwesenden. Wenn Misstrauen herrscht, wird eine Einigung wesentlich schwieriger, weil jeder befürchtet, übervorteilt zu werden.


Vertrauen, weil es das Spiel schneller macht!

Wenn sich Golfspieler dem „Spirit oft the game“ unterordnen, wenn sie sich nicht so wichtig nehmen, dann wird das Spiel schneller, zum Wohle aller Beteiligten.

 

Vertrauen, weil es der „Leim“ ist!

Vertrauen hat eine große bindende Wirkung. Reinhard Sprenger beschreibt Vertrauen auch als Kitt, also ein Bindemittel, Klebstoff oder Leim, als die klebrige Masse, die Teile zusammenhält, wenn man sie vorher zusammendrückt.

 

Vertrauen um jeden Preis?

Kurze Antwort: NEIN. Sie arbeiten auf Ihrer Golfanlage mit den unterschiedlichsten Zielgruppen zusammen. Im internen Bereich sind es die Mitarbeiter der einzelnen Bereiche sowie die Clubmitglieder. Im äußeren Bereich sind es beispielsweise die Greenfee-Spieler, Ihre Lieferanten, Berater und Sponsoren, Verbandsfunktionäre oder Medienvertreter. Ein zweiter Aspekt liegt in der Zeit. Wie lange arbeiten Sie schon für diese Golfanlage? Wie lange sind die anderen Mitarbeiter schon für diese Golfanlage tätig? Seit wann ist wer im Clubvorstand? Welcher Lieferant beliefert Sie seit wann? Usw. Vertrauen wächst mit der Zeit, je länger man sich kennt, desto vertrauensvoller geht man miteinander um. Ein weiterer Aspekt sind die unterschiedlichen Interessen und Gewohnheiten, die Einstellung und Art/die Weise, seine Arbeit zu erledigen oder miteinander zu kommunizieren. Der eine ist introvertiert, der andere extrovertiert usw. Je ähnlicher man sich ist, desto eher vertraut man sich. Der erste Schritt zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit ist für mich die sachliche Zusammenarbeit. Es geht um die Sache und (noch) nicht um die Person. Im zweiten Schritt kommen die gegenseitige Wertschätzung und Respekt hinzu. Nach der Sachebene folgt der Schritt auf die Beziehungsebene. Schritt für Schritt kann so Vertrauen aufgebaut werden. Vertrauen wächst auch mit den Erfahrungen, die man z.B. in der Clubverwaltung oder in der Gastronomie mit einem neuen Kollegen macht. Die persönliche Leistungsbereitschaft kann zu einem wesentlichen Element im Aufbau von Vertrauen werden.

 

Aufbau von Vertrauen

Es ist Wunschdenken, mit jedem Mitarbeiter, mit jedem Clubfunktionär oder mit jedem Clubmitglied vertrauensvoll verkehren zu können. Wenn die Chemie nicht stimmt, hilft auch keine Brechstange. Dennoch möchte ich eine Lanze für Vertrauensbildung brechen. Allein die vielen Aspekte: Vertrauen, weil … sollten jeden verantwortungsbewussten Menschen auf einer Golfanlage dazu bewegen, zumindest über sein Verständnis zum Thema Vertrauen nachzudenken. Speziell bei dem Aspekt Geld – „Vertrauen, weil es Geld spart!“ – müssten viele Amtsträger auf einer Golfanlage hellhörig werden. Geld einzusparen ist nicht nur für den Schatzmeister oder Geschäftsführer eine lohnende Tat.

 

Miteinander offen reden

Was bei kleineren Gewerbe- und Industriebetrieben in den meisten Fällen eine Selbstverständlichkeit ist, sollte auch für Golfanlagen gelten: Man sucht die offene Aussprache und räumt persönliche Schwierigkeiten aus. So wird Vertrauen aufgebaut.

Wie sich mangelndes Vertrauen auf den Erfolg einer Golfanlage bzw. die Zufriedenheit aller Beteiligten auswirken kann, verdeutlicht die nebenstehende Abbildung „Der Trichter“ aus einem meiner Seminare:

 

Zu den strategischen oder langfristigen Faktoren (blau) einer Golf­anlage könnte ein wunderbarer 18-Löcher-Golfplatz mit großzügigen Übungsanlagen sowie einem zweckmäßigen Clubhaus zählen. Die weichen Faktoren (grün) könnten eine auskömmliche Zahl an Golfern, ein abwechslungsreicher Wettspielplan sowie umfangreiche Angebote für ein unterhaltsames Clubleben sein.

 

Doch die dicken roten Pfeile verdeutlichen den Einfluss mangelnden Vertrauens. Die dicken grünen Pfeile skizzieren, welchen Einfluss Vertrauen auf die Zufriedenheit aller Beteiligten und auch auf den wirtschaftlichen Erfolg einer Golfanlage hat.

Meine Empfehlung: Reden Sie miteinander, offen und ehrlich. Schauen Sie sich dann zusammen die Liste der Vorteile an, die Vertrauen schaffen kann, weil … Werfen Sie einen Blick auf den Trichter, der mit wenigen Strichen meines Erachtens eine hohe Aussagekraft hat. Entscheidend für alle Beteiligten ist auch, dass sie Vertrauen gleich interpretieren und Vertrauen als ein hohes Gut ansehen. Der Wunsch, dass sich dann keiner mehr übertrieben wichtig nimmt, könnte dann in Erfüllung gehen. Wenn die Aussprache zumindest für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang aller Beteiligten geführt hat, sind Sie schon einen großen Schritt weitergekommen.

 

Autor: Johann Detlev Niemann, www.mct-niemann.de | golfmanager 05/2017

 

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