Mehr weiblicher Einfluss im Golf Business erforderlich
Best practice Frauen im Golfsport
Im Rahmen der diesjährigen PGA-Show veranstaltete der Women’s Golf Day (WGD) ein Panel unter dem Motto „Frauen als wirtschaftliche Einflussnehmerinnen im Golfsport“. Auf dem Podium diskutierten Elisa Gaudet (Gründerin Women’s Golf Day), Rachel Carter (Senior Membership Director der NGCOA), Sarah Bennet (frühere PGA Captain und Botschafterin des WGD Ambassador) sowie Kim Alexis (Supermodel der 1980er Jahre, Neugolferin und seit 2024 Botschafterin des WGD). Gaudet betonte, dass die Aktivitäten des WGD nicht nur auf die jährliche Aktionswoche beschränkt seien, sondern die Förderung von Damengolf ganzjährig unterstütze. Das Panel zeigte, wie unterschiedlich die Wege zum Golfsport sein können. Sarah Bennet war das einzige Mädchen im örtlichen Golfclub und erfuhr nach einer schweren Erkrankung, dass Golf ein guter Weg zurück zu mentalem und körperlichem Wohlergehen sei. Carter kam durch ihren Großvater zum Spiel – und verriet mit einem Augenzwinkern, dass auch der sehr hübsche Kapitän des örtlichen Golfteams ihr Interesse an Golf gefördert habe. Supermodel Alexis kam über ihre Eltern zum Sport. Obwohl sie als Berühmtheit zu vielen Turnieren eingeladen wurde, lag ihr Spiel lange Zeit brach. Hintergrund: „Mein Ex-Mann sagte: Du bist nicht gut genug, ich übernehme Deinen Platz!“, so Alexis. Dies zeigt einmal mehr, dass die Förderung von mehr Damen im Golfsport oft im eigenen Haushalt beginnt.
Einigkeit bestand unter den Panel-Teilnehmerinnen, dass Damen im Golf andere Schwerpunkte setzen als Herren. Frauen legen, so das Ergebnis, deutlich mehr Wert auf das Erlebnis und Kommunikation. Dies beginne bereits bei der Begrüßung – sie empfahlen daher, bei Einladungsturnieren einen ersten Empfang direkt auf den Parkplatz zu legen. Wie wichtig Frauen das Erlebnis sei, können man beispielsweise an den Gesprächen nach der Runde erkennen. Während Männer gerne von bestimmten Spielsituationen und Schlägen berichten, geht es den Damen um das Erlebnis. „Wir haben viel gelacht und hatten eine tolle Zeit“, sei das beste Lob, das Veranstalter von weiblichen Golfern erhalten können. Frauen seien deutlich weniger an Druck auf der Runde und Wetten interessiert – das gerade bei amerikanischen und asiatischen Golfern sehr beliebte „Gambling“ auf der Runde entspreche nicht den Erwartungen weiblicher Golfer. Wichtig sei zudem, Zugangshürden abzubauen. Nicht jedes Mädchen habe Eltern oder Großeltern, die sie an den Sport heranführten. Auch später, wenn Kinder die Familie ergänzten, sei Unterstützung wichtig. Eine gute Möglichkeit, Damen an den Sport heranzuführen, sah das Panel in Urlaubsangeboten – zumal über die Gewinnung von Vätern und Müttern schnell ein Domino-Effekt einsetze und auch die Kinder für den Golfsport gewonnen würden. Für noch mehr Golferinnen betont das Panel die Bedeutung von Events wie der Golfwoche des WGD. Hilfreich sei zudem, wenn aktive Golferinnen von sich aus Freundinnen und Familienmitglieder auf die Anlagen mitnähmen. Wichtig sei, Neu-Golferinnen konkrete Hilfestellung zu geben: Welche Empfehlungen gibt es bei der Bekleidung, wo befinden sich die Umkleiden, wo gibt es vor einer Golfrunde einen Kaffee, wo registriert man sich bei einem Einladungsturnier? Letztlich gehe es darum, so das Quartett unisono, Zugangsbarrieren abzubauen. Zudem sei wichtig, Damen mehr Vertrauen in ihr Golfspiel zu vermitteln – denn oft zweifelten diese an der Qualität ihres eigenen Golfspiels, wie Alexis eingangs aus eigener Erfahrung bestätigte. Wichtig seien mehr Damen für den Golfsport nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen. Viele Bereiche der Wirtschaft würden längst von der Multiplikatoren-Wirkung weiblicher Produkte profitieren. Als Beispiele wurden die Erfolge von Taylor Swift, Beyoncé und dem Film Barbie angeführt. In den USA würden Frauen etwa ein Drittel des Gesamtvermögens kontrollieren – sie für den Golfsport zu begeistern, bedeutet daher Zugang zu starker Kaufkraft. Schon jetzt sei erfreulich, dass der Anteil der Frauen an Golfkursen kontinuierlich steige – in den USA von rund 20 % in 2010 auf nunmehr rund 26 %. Anders als in Deutschland zeigt sich dies auch beim Wachstum der Golfer: Während bei den Herren das Wachstum in den USA bei rund 2 % läge, kämen Frauen auf 14 % – dort sind somit die Damen Treiber des Wachstums. Zudem gehen die Golf-Expertinnen davon aus, dass die Damen vor allem bei Ausrüstung und Bekleidung – in den USA immerhin ein Markt von mehr als 5,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr – einen Anteil haben, der über dem nominalen Anteil weiblicher Golfer am Gesamtmarkt liege. Wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Golferinnen ist der jährliche Women’s Golf Day, der 2024 in der Zeit vom 28. Mai bis 04. Juni stattfinden werde. Bereits Anfang Januar hatten sich mehr als 1.300 Anlagen aus 84 Ländern dafür registriert. Während inzwischen zahlreiche Anlagen in Kontinentaleuropa teilnehmen, hatte sich per Mitte April 2024 noch keine Anlage aus Deutschland angemeldet. Weitere Informationen rund um die Eventwoche und das Konzept des WGD können interessierte Leser unter www.womensgolfday.com erhalten.
Autor: Michael Althoff | golfmanager 02/2024