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DGV-Statistiken sind kein Golf-Barometer

Die mit Spannung erwarteten DGV-Statistiken für 2024 haben eine stabile bis leicht positive Entwicklung dokumentiert. Doch bei aller Freude über das Allzeit-Hoch bei den DGV-registrierten Mitgliedschaften darf man nicht übersehen, dass die veröffentlichten Daten keinen Aufschluss über den wirtschaftlichen Zustand der Golfbranche geben. Aus Sicht des DGV wird immer wieder betont, dass man ein Sportverband sei. Von daher ist es nachvollziehbar, dass sich der Verband in seiner Kommunikation auf die unter Sportverbänden übliche Währung „Mitgliedschaften“ fokussiert. Auch andere Verbände zählen schlicht Mitgliedschaften, wobei sicherlich Golf eine der Sportarten mit den differenziertesten Mitgliedschaftsmodellen der gesamten Verbandslandschaft sein dürfte. Für den DGV ist die dokumentierte Entwicklung in jedem Fall positiv, sichert sie doch die Finanzen des Verbandes. Die auf dem Verbandstag 2024 beschlossene Erhöhung des Verbandsanteils von 15,50 Euro auf nunmehr 20 Euro in 2025 spült aus den bereits 2023 vorhandenen Mitgliedschaften zusätzliche 3.069.567 Euro in die Kassen des Verbands, das gegenüber dem Vorjahr erzielte Mitgliederwachstum sorgt für Zusatzeinnahmen von weiteren 91.640 Euro. Somit sorgt die Mitgliederentwicklung nach vorliegenden Daten für ein Kassenplus von fast 3,2 Mio. Euro – man darf gespannt sein, wofür diese Mittel verwendet werden.
 

Aus Sicht der Golfanlagen ist die Entwicklung der Mitgliederzahlen jedoch nur begrenzt aussagefähig. Ohne Differenzierung nach Arten von Mitgliedschaften – von den oft ungeliebten Fernmitgliedschaften bis hin zu traditionellen Vollmitgliedschaften – ist das Spektrum zu groß, um hier auf Basis reiner Mitgliedsdaten eine Einschätzung zur wirtschaftlichen Entwicklung vornehmen zu können. Auch geben die Mitgliedschaften keinen Einblick darüber, wie intensiv die im DGV-registrierten Golfer ihren Sport ausüben. Daten zu den gespielten Runden der Mitglieder gibt es ebenso wenig wie Branchendaten zu den Greenfee-Runden, welche gerade bei Fernmitgliedschaften zur Beurteilung der wirtschaftlichen Relevanz wichtig sind. Auch Daten zu Preisentwicklungen – nominell und real – bei Mitgliedsbeiträgen und Greenfees sind nicht Bestandteil der DGV-Statistiken, von Daten zur Entwicklung der Kosten einer Golfanlage ganz zu schweigen. Auch die Frage, wie sich beispielsweise die Umsätze und Erlöse anderer Bereiche des Golfsports – beispielsweise bei Golfschlägern, Golfbällen, Schuhen und Golfbekleidung – entwickeln, sind nicht Gegenstand der DGV-Daten. 
 

In Wiesbaden betont man immer wieder, dass man ein Sportverband sei – und unter diesem Blickwinkel sind die bereitgestellten Daten in der Tat ausreichend. Dennoch: Gerade auf der PGA Show 2025 in Orlando wurde erneut deutlich, wie umfassend die Golfbranche mit all ihren Facetten ist. Zudem zeigen gerade die USA, wie wichtig für das Anlagenmanagement detaillierte Daten sind – die auch in den USA nicht ausschließlich vom Verband, also der USGA, erhoben werden, sondern durch andere Organisationen wie beispielweise die NGCOA oder die NGF. Auch in Europa zeigt sich, dass in manchen Ländern das Selbstverständnis von Golfverbänden weiter gefasst wird. In Skandinavien, Großbritannien oder Frankreich erheben die Verbände auch Wirtschaftsdaten ihrer Mitglieder – dies meist auf Basis intelligenter Schnittstellen, so dass der Erfassungsaufwand für die Mitgliedsanlagen minimiert wird. Gerade DGV-Partner Players 1st, aber auch 59Club, verfügen hier nicht nur über die notwendigen Systeme, sondern auch die entsprechende Erfahrung, um solche Auswertungen anonym durchführen zu können. Viele Verbände in anderen Ländern nutzen dies bereits. Die deutsche Golfbranche hingegen – von den Auswertungen einiger Verbände für ihre Mitglieder einmal abgesehen – stochert noch weitgehend im Nebel und ist eher auf persönliche Einschätzungen denn auf fundierte Analysen angewiesen. Wer solche Daten vom DGV als Dachverband erwartet, muss das Mandat des Verbandes erweitern – und zugleich die Bereitschaft mitbringen, die für solche betriebswirtschaftlichen Auswertungen erforderlichen Daten zur Verfügung zu stellen. Manche Versuche auf regionaler Ebene sind bereits daran gescheitert. Wenn die deutsche Golfbranche künftig außer Mitgliedsdaten auch betriebswirtschaftliche Daten zum Benchmarking der eigenen Anlagen im nationalen oder gar internationalen Wettbewerb im Sinne eines Golfbarometers nutzen möchte, kann eine solche Initiative nur von den Golfanlagen als Mitgliedern des DGV ausgehen. Die nächste Gelegenheit dazu bietet der Verbandstag 2025 im April.


Autor: Michael Althoff | golfmanager 1/25


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