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Golfanlagen leiden unter Stagnation

Erlesener Kreis – der Business Directors Club

Es ist nur ein kleiner, circa 55-köpfiger, aber von der Ausbildung her elitärer Kreis. Elitär hier im Sinne von auserlesen, ausgewählt, erstklassig, hochwertig. Die Rede gilt den Golf Business Directors (GBD), die ab 2004 in Kooperation zwischen der Sport Business AG und dem Bundesverband Golfanlagen (BVGA) ausgebildet wurden. Nun, die Bezeichnung Golf Business Director wird den über 50 Absolventen bleiben. Die Ausbildung ist mittlerweile sozusagen gestorben. Sie kommt heute vielleicht der neuen Bezeichnung eines Senior Golfmanager FH nahe. Fazit: Weitere GBD wird es nicht mehr geben.

 

Über 50 Golfmanager wurden bisher zum Golf Business Director ausgebildet. Um das Niveau der Ausbildung hoch und den Kreis klein zu halten, wurden maximal alle zwei Jahre neue GBD ausgebildet. Zusammengeschlossen haben sich die aktiven Golfanlagen-Experten im Business Directors Club; man trifft sich einmal im Jahr zum Austausch und zur internen Fortbildung.

 

Ausbildung ist heute ein Angebot der Verbände, ein einheitliches System existiert nicht, dabei wäre es auch aus Sicht der Golfanlagen durchaus wünschenswert. Doch gerade in Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Situation, tut Weiterbildung im Golfmanagement dringend not. In dieser Hinsicht müssten sich eigentlich die Verbände organisieren – eine Sprache sprechen.

 

Unsere Fachzeitschrift golfmanager wird sich in einer der kommenden Ausgaben der Frage widmen: Wohin muss sich der Golfbildungsmarkt weiterentwickeln? Über die Golf Business Directors, über Weiterbildung und aktuelle Fragen sprachen wir mit Hubertus Kühne, dem derzeitigen Präsidenten des Business Directors Club. Hubertus Kühne ist Geschäftsführer der Golfanlage Haus Kambach in Eschweiler bei Aachen.

 

? Herr Kühne, Sie sind Geschäftsführer der Golfanlage Haus Kambach. Wie wichtig war für diese Position die Weiterbildung zum GBD?

 

! Zum Zeitpunkt meiner Einstellung wurde diese Weiterbildung noch nicht angeboten. Für mich war diese Weiterbildung, nach meinem Abschluss zum Dipl. Kfm., ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Leitung einer Golfanlage. Neben den wichtigen betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen des Studiums vermittelte mir die Weiterbildung zum GBD das notwendige Spezialwissen, welches bei der Leitung einer Golfanlage sehr hilfreich ist.

 

? Die Weiterbildung der Golf Business Directors in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Golfanlagen hat sich als sehr gute Qualifizierungsmaßnahme für Golfmanager im deutschsprachigen Raum etabliert. Was sind eigentlich die Voraussetzungen, um Golf Business Director zu werden?


 ! Zu dem Zeitpunkt, als ich diese Weiterbildung gemacht habe, war eine Mindestvoraussetzung, dass man seit sechs Jahren in leitender Position einer Golfanlage arbeitet oder gearbeitet hat. Dieses sollte kein Ausschlusskriterium sein, sondern gewährleistete eine Weiterbildung auf hohem Niveau. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde dieses Einstiegskriterium etwas gelockert, wobei aber darauf geachtet wurde, dass die Qualität der Weiterbildung auf hohem Niveau beibehalten wurde.

 

? In vielen namhaften und großen Golfanlagen führen Golf Business Directors die Geschäfte. Stehen Sie in Kontakt miteinander?

 

! Der erste Jahrgang der GBD hat die Notwendigkeit eines dauerhaften Netzwerkens gesehen und den „Business Directors Club“ ins Leben gerufen. Dieser „Club“ dient noch heute als Netzwerkplattform. Wir treffen uns im Laufe eines Jahres auf unterschiedlichen Veranstaltungen des BVGA, zum Beispiel den Regionalkreistreffen oder der BVGA-Frühjahrstagung, sowie anderen Veranstaltungen der Golfbranche. Bei diesen Gelegenheiten beruht ein Treffen aber eher auf Zufälligkeit.

 

Zentrale Veranstaltung ist das GBD-Jahrestreffen, immer der letzte Montag im September. Mit Anreise am Sonntag und Abreise am Dienstag stehen so gut zwei Tage für den Gedanken- und Erfahrungsaustausch zur Verfügung. Gastgeber der Runde ist jeweils ein GBD, der aktiv eine Anlage leitet. So führen die Wege auch nach Österreich und in die Schweiz. In 2016 fand so das zehnte Treffen der GBD statt.

 

? Die hohe Qualität der Weiterbildung wird allgemein gelobt. Im Mittelpunkt stehen natürlich golfspezifische, betriebswirtschaftliche Themen, vorgetragen von anerkannten Referenten. Wie aktuell ist z.B. das Thema Demografie?

 

! Dieses Thema hat in den letzten Jahren in der Golfbranche an sich immer mehr an Bedeutung gewonnen. Vor gut zehn Jahren waren Themen rund um die demografische Entwicklung noch nicht in dem Maße präsent, wie sie es heute sind – für einen Teil der deutschen Golfanlagen vielleicht mittlerweile auch existenziell.

 

Ein großer Teil der Anlagen in Deutschland sind Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre entstanden. Eben diese Tatsache spiegelt sich heute in der Altersstruktur vieler Golfanlagen wieder. Es ist eine der Kernaufgaben der Vorstände, Geschäftsführer und Inhaber von Golfanlagen, der Gefahr der Überalterung entgegenzuwirken.

 

? Haben Sie ein persönliches Netzwerk oder einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit Kollegen/Innen, von dem Sie profitieren?

 

! Im Kreis der GBD haben sich über die Jahre Freundschaften entwickelt, die jeder sicherlich als sein persönliches Netzwerk betrachtet und nutzt. Aber ein Netzwerk funktioniert nur dann, wenn jeder, der Informationen abruft, auch bereit ist, Informationen preiszugeben. Über unser GBD-Netzwerk hat jeder die Möglichkeit, schnell und unkompliziert Erfahrungen oder Best-Practice-Lösungen abzurufen. Eine Mail – sicherlich 15 Antworten.

 

? Die Mitgliederentwicklung in den Golfanlagen stagniert oder geht teilweise zurück. Haben Sie spezielle Vorgehensweisen oder Tipps für Ihre Kolleginnen und Kollegen?

 

! Durch die Veranstaltungen des BVGA und des GMVD hat jeder die Möglichkeit, allgemeine Handlungsmuster an die Hand zu bekommen. Spezielle Tipps und Vorgehensweisen sind schwierig zu verallgemeinern und lassen sich nicht eins zu eins auf eine andere Anlage übertragen. Es gilt für das eigene Marktumfeld der Anlage die richtigen Entscheidungen zu treffen.

 

? Wir müssen uns den Herausforderungen der Zeit stellen. Wie treten Sie dem schlechten Golf-Image „zu teuer“ und „zu elitär“ entgegen?

 

! Ist Golf wirklich teuer? Ich sehe das nicht so. Einer Golfanlage liegt immer ein erhebliches Investment von mehreren Millionen Euro zu Grunde. Dieses Investment wird heute und auch zukünftig im Wesentlichen durch die Mitglieder abgesichert, die langfristig einer Anlage die Treue halten. Insofern ist es Aufgabe eines Golfanlagen-Managements, Menschen für eine Mitgliedschaft auf einer Golfanlage im direkten persönlichen Umfeld zu gewinnen.

 

Durch Fernmitgliedschaften, durch die VcG und durch andere Marktteilnehmer, wird suggeriert, dass Golf billig ist. Das ist es aber nicht. Die Pflege- und Personalkosten sind die größten Posten der Bilanz einer Golfanlage. Ich liege in der Annahme sicherlich nicht falsch, dass es keine Anlage schafft, sich aus Greenfee-Einnahmen und Driving-Range-Umsätzen komplett zu finanzieren. Zumindest, wenn diese nicht in einem touristischen Hotspot liegt.

 

Ist Golf wirklich zu elitär? Auch das sehe ich differenzierter. Mittlerweile hat sich die Golfanlagenszene stark diversifiziert. Von der 5*-Premium-Anlage, bis hin zur 9-Loch Pay&Play-Anlage. Vielen wird ein günstiger Einstieg ermöglicht, so dass sich der Golfsport auf einer wesentlicher breiteren gesellschaftlichen Basis befindet.

 

? Brauchen wir ein besseres Kundenbeziehungsmanagement?

 

! Kunden, die ich habe, kenne ich. Kenne ich sie wirklich? Golfanlagen brauchen neben einem besseren Kundenbeziehungs- auch ein funktionierendes Kundenbindungs-Management. Golfanlagen leiden unter Stagnation, oder unter rückläufigen Mitgliederzahlen. Neben den Anstrengungen neue Mitglieder zu gewinnen, müssen auch Anstrengungen unternommen werden, die alten Mitglieder zu halten. Golfanlage, Golfschule, Gastronomie – alle müssen gemeinsam an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen und den Servicegedanken an erste Stelle setzen. Es stellt sich außerdem die Frage, inwieweit der Golfsport an sich die Mitgliedschaft begründet. Es sind sicherlich auch die Sozialkontakte, die heute eine zunehmende Rolle spielen, die Mitgliedschaft auf einer Anlage einzugehen oder zu behalten. Kunst, Kultur, Reisen, Gesundheit – alles Themen weit ab vom Golfsport an sich. Die aber unter Umständen ein Grund dafür sind, weshalb die Mitgliedschaft auf der Anlage aufrechterhalten wird, obwohl die Anzahl der gespielten Runden andere Gedanken zulässt.

 

? Müssen wir unsere Angebotsstruktur an die Mitglieder überprüfen?

 

! Der Golfmarkt hat sich von einem Anbieter- zu einem Nachfragemarkt entwickelt. Insofern muss die Angebotsstruktur immer wieder überprüft werden. In den letzten Jahren hat das Jahresspielrecht einen festen Platz in der Angebotsstruktur von Golfanlagen eingenommen. Dies nicht, weil sich ein „schlauer“ Golfmanager das ausgedacht hat, sondern weil der Markt das wollte, und weil man auf die Nachfrage reagieren musste. Die Veränderung der Angebotsstruktur ist immer ein Prozess, der nicht von heute auf morgen greift. Flexibilisierung der Mitgliedschaftsformen ist ein wichtiges Thema.

 

? Brauchen wir flexiblere Mitgliedschaftsformen?

 

! Die haben wir bereits, und zwar landauf und landab. Das Thema ist fast ausgereizt. Aber jede Anlage muss für sich selbst entscheiden, wie stark diese ihre Mitgliedschaftsmodelle diversifiziert und flexibilisiert. Es muss auf jeden Fall dabei vermieden werden, dass sich die eigenen Mitgliedschaftsmodelle kannibalisieren. Wenn sich Anlagen Gedanken über die Flexibilisierung ihrer Mitgliedschaftsmodelle machen, darf auch nicht die Positionierung der Anlage im Markt aufgegeben werden. Beispielsweise wird ein Jahresspielrecht auf einer Premium-Anlage anders aussehen als auf einem 9-Löcher-Kurzplatz.

 

? Wie wollen wir neue Zielgruppen begeistern?

 

! Wir müssen keine neuen Zielgruppen begeistern. Wir müssen in den Zielgruppen, die wir kennen, einen höheren Verbreitungsgrad erreichen. In vielen Haushalten werden mehrere Sportarten parallel gepflegt – Skifahren, Mountainbiking, Segeln, Wandern usw. Wir müssen erreichen, dass Golf zwischen diesen Sportarten die erste Priorität einnimmt.


Mit Hubertus Kühne sprach unser Autor Franz Josef Ungerechts ❘ golfmanager 06/2016

 

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