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Gemeinsam zu nachhaltigem Erfolg

Die Brücke zwischen Generationen schlagen

Der Golfsport in Deutschland kann auf eine reiche Tradition zurückblicken, die sich über mehr als ein Jahrhundert erstreckt. Diese faszinierende Freizeitbeschäftigung bringt Menschen verschiedenen Alters auf die Golfanlagen – eine inklusive Begegnung für Männer und Frauen, Jung und Alt gleichermaßen. Angesichts dieser Vielfalt stellt sich jedoch die Frage, wie sich eine Golfanlage auch als attraktiver Arbeitsplatz für junge Menschen positionieren kann. Ist es möglich, dass eine Golfanlage nicht nur generationsübergreifend, sondern auch als ein Ort verstanden wird, an dem junge Menschen nachhaltige berufliche Perspektiven finden können? In dieser Dualität möchte ich auf mögliche Brücken aufmerksam machen, die einen nachhaltigen Erfolg ermöglichen.
 

Die Brücke zwischen Generationen wird durch eine grundlegende Komponente gekennzeichnet: Kommunikation. Kommunikation bildet das Fundament der gesamten menschlichen Interaktion und beginnt in der Regel zwischen zwei Personen, wie es im modernen Sprachgebrauch so treffend verdeutlicht wird: ,Dialog‘. Doch wie kann dieser Dialog auf einer Golfanlage effektiv in die Praxis umgesetzt werden?
 

Mentorship als neues Führungsmodell
 

Das Konzept Führung erfordert einen paradigmatischen Wandel. Traditionell wurde der Begriff ,Vorgesetzter‘ für Personen verwendet, die anderen ,vorgesetzt‘ sind und diese in ihren Handlungen überwachen und kontrollieren. Doch in einer modernen, dynamischen Umgebung sollten Führungskräfte vielmehr als Mentoren agieren, die ihre Schützlinge (Mentees) begleiten und fördern. Diese Beziehung basiert auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt und schafft eine Umgebung, in der alle Beteiligten über sich hinauswachsen können.
 

Ein Mentor versteht sich als Förderer, nicht als strenger Vorgesetzter, und konzentriert sich darauf, die individuellen Stärken und Potenziale der jungen Generation zu entwickeln und auszubauen. Eine solche Arbeitsatmosphäre fördert nicht nur einen offenen Austausch, sondern auch die Schaffung dauerhafter Werte, welche die Lücke zwischen den Generationen schließen.

Lasst uns Geh-spräche führen
 

Ein innovativer Ansatz könnte darin bestehen, Interessenten für eine Arbeitstätigkeit auf einer Golfanlage zu einem ,Geh-spräch‘ einzuladen. Anstatt im Büro oder im Sekretariat zu verharren, könnte der Dialog direkt auf dem Golfplatz, zum Beispiel vom Abschlag 1 bis zum Loch 1, stattfinden. Vielleicht gibt es auf der Anlage auch eine besonders beliebte Bahn, welche die Einzigartigkeit der Anlage betont – sei es durch einen fantastischen Ausblick auf die Region, einen malerischen Wasserfall oder ein kunstvoll angelegtes Inselgrün. 

Diese Art dialogischer Bewegung bietet mehrere Vorteile: Beide Gesprächspartner bewegen sich in dieselbe Richtung, was die Möglichkeit eröffnet, Gedanken freier und authentischer auszutauschen. Wissenschaftlich ist belegt, dass Bewegung das kreative Denken fördert und die Bereitschaft zur Offenheit steigert. Ein solches ,Geh-spräch‘ könnte auch in der Kommunikation mit bestehenden oder potenziell neuen Mitgliedern genutzt werden. Dabei muss der Clubmanager nicht allein agieren – auch Spielführer, Mannschaftsführer oder Leiter von Jugendabteilungen könnten nach entsprechender Schulung diese wichtige Kommunikationsaufgabe übernehmen.
 

Wichtige Werte: familiär, freiheitlich, friedlich
 

Um Golfanlagen sowohl für die jüngere Generation als auch für erfahrenere Generationen attraktiv zu machen – zur aktiven Freizeitgestaltung oder als Arbeitsplatz, könnten bestimmte Schlüsselwerte als Grundlage dienen.


Familiär: Hierunter versteht man eine Kultur des Vertrauens und des respektvollen Miteinanders. Verlässlichkeit und Ehrlichkeit prägen das Zusammenleben und -arbeiten und schaffen eine Atmosphäre, in der jeder seine Rolle kennt und schätzt. Menschen halten sich an Regeln, und Missverständnisse werden intern gelöst, bevor sie nach außen getragen werden. 


Das könnte konkret bedeuten, dass man sich an folgenden Aussagen orientiert: 


„Wir vertrauen uns“ bedeutet auf der einen Seite, dass man sich an Regeln auf der Anlage hält und gleichzeitig, dass man sich im Arbeitsalltag gegenseitig vertraut. Stichwort: weniger kontrollieren!


„Wir klären Dinge unter uns“ bedeutet, dass eben Dinge, die noch nicht rund laufen nicht nach außen getragen sondern erst einmal intern gelöst werden. Das gilt eben wie gesagt sowohl für Geschehnisse auf der Anlage oder eben im Sekretariat.


„Kinder haften für ihre Eltern“ und „Eltern haften für ihre Kinder“ bedeutet, dass auch hier ein gegenseitiges Verständnis wie in einer Familie vorherrschen sollte. Kinder sind gerne chaotisch und probieren gerne Dinge aus. Ebenso verstehen Kinder/Jugendliche, wie ihre Eltern ,ticken‘.


Freiheitlich: Offenheit gegenüber unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven ist essenziell. In einer solchen Umgebung lassen sich alle Meinungen hören, ganz gleich, wie lange eine Person Mitglied ist oder welchen Status sie innehat. ,Konsens im Dissens‘ bedeutet, dass es möglich ist, unterschiedlicher Meinung zu sein, ohne dass dies zu Konflikten führt. Diese Freiheit sollte für alle Mitglieder gewährleistet werden, unabhängig davon, ob sie zu einer Betreibergesellschaft oder einem e.V.-Club gehören.


Das bedeutet, dass wir frei und offen jede Meinung zu lassen. Natürlich gibt es da eine gewisse ,Netti-Etikette‘ aber jede Meinung ist erlaubt egal wie alt jemand ist oder wie lange schon Mitglied in dem Golfclub oder Greenfee-
Spieler.


,Konsens im Dissens‘ bedeutet, dass die Freiheit auch so weit gehen sollte, dass wir unterschiedlicher Meinung bleiben dürfen. Dies aber nicht zu konkreten Auseinandersetzungen führen darf. Denn die ,Kultur der Freiheit‘ wird sich im Alltag bewähren.


Friedlich: In einer Golfanlage erleben Menschen eine besondere Verbindung von Natur, Sport und Gemeinschaft. Das Bemühen um den Erhalt und Schutz der Natur sollte im Vordergrund stehen, sodass gemeinsame Interessen über individuellen Bedürfnissen stehen. Dabei ist die Bereitschaft zum Kompromiss entscheidend, um friedliche Einigungen zu erzielen. Ein harmonisches Zusammensein auf der Golfanlage spiegelt den Wunsch wider, die Anlage zu pflegen, damit alle Mitglieder die einzigartige Umgebung genießen können.


Alle könnten sich auf der Anlage bewusst werden, dass wir dasselbe wollen: nämlich eine gute Zeit in der Natur und sportlich gemeinschaftlich unterwegs sein. Das bedeutet, dass wir diese Anlage auch entsprechend pflegen und schützen sollten, d.h. Gemeinwohl geht vor Eigenwohl. Wir sollten betonen, dass der Mensch und die Natur gerade auf Golfanlagen eine besonders friedliche Erfahrung erleben dürfen und schließlich ist die ,Kompromissbereitschaft‘ entscheidend, ob wir uns friedlich einigen können oder nicht.


Demonstration von Werten


Die Werte einer Golfanlage sollten nicht nur im Geiste gelebt, sondern auch sichtbar gemacht werden. Konzepte aus dem Spitzensport, etwa dem Fußball, haben gezeigt, wie effektiv die Plakatierung von Leitsätzen ist.


Man sollte nicht alles auf die leichte Schulter nehmen oder es als bloßes Spiel betrachten. Es ist wichtig, Werte sichtbar und greifbar zu machen. Im Spitzensport, vor allem im Fußball, ist es gängige Praxis, Werte und Leitbilder klar zu formulieren und an geeigneten Stellen innerhalb einer Sportanlage auszuhängen. Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen hat in Zusammenarbeit mit WestLotto solche Beispiele präsentiert. Diese Methode der sichtbaren Wertevermittlung habe ich auch im Kontext des Golfsports feststellen können. 

Checkliste für eine familiäre Golfanlage:
 

Vertrauenskultur etablieren

  • Regelmäßige Teambesprechungen mit offener Feedback-Kultur implementieren
  • Verantwortungsbereiche klar definieren und Eigeninitiative fördern
  • Transparente Entscheidungsprozesse einführen
  • Gegenseitiges Vertrauen durch gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit stärken


Interne Konfliktlösung praktizieren

  • Mediationsverfahren für Konflikte zwischen Mitarbeitern etablieren
  • Klare Anlaufstellen für Probleme und Beschwerden definieren
  • Regelmäßige Workshops zur Konfliktprävention anbieten
  • Vertraulichkeit bei persönlichen Angelegenheiten garantieren


Generationenverständnis fördern

  • Mentoring-Programme zwischen erfahrenen und jungen Mitarbeitern einrichten
  • Gemeinsame Projekte für verschiedene Altersgruppen initiieren
  • Wissenstransfer durch ,Reverse Mentoring‘ (Jüngere schulen Ältere) fördern
  • Familientage veranstalten, bei denen Angehörige die Golfanlage kennenlernen


Familiäre Atmosphäre gestalten

  • Gemeinschaftsräume einladend und gemütlich gestalten
  • Gemeinsame Mahlzeiten oder Kaffeepausen etablieren
  • Persönliche Anlässe wie Geburtstage oder Jubiläen würdigen
  • Respektvolle Ansprache und Umgangsformen pflegen

Checkliste für eine freiheitliche Golfanlage:
 

Meinungsvielfalt fördern

  • Regelmäßige offene Diskussionsrunden zu Anlageentwicklungen einführen
  • Anonyme Feedback-Systeme für Mitglieder und Mitarbeiter einrichten
  • Verschiedene Kommunikationskanäle für unterschiedliche Altersgruppen anbieten
  • Alle Stimmen gleichwertig behandeln, unabhängig von Alter oder Mitgliedsdauer


Konsenskultur entwickeln

  • Moderierte Diskussionen bei kontroversen Themen anbieten
  • Gemeinsame Grundwerte definieren, die alle respektieren
  • Kompromissfähigkeit durch Workshops schulen
  • Entscheidungsfindung transparent gestalten
     

Individuelle Freiräume schaffen

  • Flexible Arbeitszeiten für Mitarbeiter ermöglichen
  • Eigenverantwortliche Projektarbeit fördern
  • Kreative Denk- und Ruhezonen auf der Anlage einrichten
  • Ideen und Innovationen von allen Mitgliedern und Mitarbeitern aktiv einholen
     

Inklusive Strukturen aufbauen

  • Barrierefreie Zugänge zu allen Bereichen der Anlage garantieren
  • Vielfältige Veranstaltungsformate für unterschiedliche Interessen anbieten
  • Mehrsprachige Kommunikation für internationale Gäste bereitstellen
  • Aktivitäten für verschiedene Alters- und Leistungsgruppen entwickeln

Checkliste für eine friedliche Golfanlage:
 

Naturverbindung stärken

  • Ökologische Schulungen für Mitarbeiter und Mitglieder anbieten
  • Naturschutzprojekte auf der Anlage initiieren
  • Informationstafeln zur lokalen Flora und Fauna aufstellen
  • Nachhaltige Pflegekonzepte für den Platz entwickeln und kommunizieren


Gemeinwohlorientierung fördern

  • Gemeinsame Arbeitseinsätze zur Anlagenpflege organisieren
  • Ehrenamtliches Engagement für den Club würdigen
  • Ressourcenschonende Maßnahmen gemeinsam umsetzen
  • Soziale Projekte mit lokalem Bezug unterstützen


Kompromissbereitschaft kultivieren

  • Mediationsverfahren bei Interessenkonflikten etablieren
  • Faire Ressourcenverteilung (Startzeiten, Trainingsanlagen) gewährleisten
  • Regelkommunikation positiv und lösungsorientiert gestalten
  • Perspektivwechsel durch Rollenspiele in Teamsitzungen üben


Harmonisches Miteinander gestalten

  • Etikette-Workshops für neue Mitglieder anbieten
  • Gemeinsame Rituale und Traditionen pflegen
  • Höflichkeit und Respekt als Grundwerte verankern
  • Rückzugsorte für Entspannung und Ruhe auf der Anlage schaffen

Umsetzungsstrategien für nachhaltigen Erfolg
 

Um die beschriebenen Werte und Konzepte erfolgreich in den Alltag einer Golfanlage zu integrieren, empfehle ich folgende Schritte:
 

  1. Bestandsaufnahme durchführen: Analysieren Sie den aktuellen Stand Ihrer Anlage bezüglich der Werte ,familiär‘, ,freiheitlich‘ und ,friedlich‘. Wo liegen Stärken, wo gibt es Entwicklungspotenzial?
  2. Gemeinsame Vision entwickeln: Beziehen Sie alle Generationen in die Formulierung einer gemeinsamen Vision für Ihre Golfanlage ein. Nutzen Sie dafür kreative Workshop-Formate.
  3. Maßnahmenplan erstellen: Definieren Sie konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Werte anhand der Checklisten und legen Sie Verantwortlichkeiten fest.
  4. Sichtbarkeit schaffen: Gestalten Sie ansprechende Visualisierungen Ihrer Werte und platzieren Sie diese an zentralen Orten der Anlage.
  5. Regelmäßige Reflexion: Etablieren Sie einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess mit regelmäßigen Reflexionstreffen aller Beteiligten.


Fazit
 

Die erfolgreiche Brücke zwischen Generationen auf Golfanlagen basiert auf bewusster Kommunikation, modernem Mentoring und der Verankerung der Kernwerte ,familiär‘, ,freiheitlich‘ und ,friedlich‘. Durch die konsequente Umsetzung der vorgestellten Konzepte und Checklisten kann eine Golfanlage nicht nur generationsübergreifend als Freizeitort funktionieren, sondern auch als attraktiver Arbeitsplatz für junge Menschen mit nachhaltigen Perspektiven. 

 

Anm. d. Red.: Vorstehender Beitrag basiert auf einem inspirierenden Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Nowak auf dem BVGA Golffachkongress 2025 in Göttingen. Herzlichen Dank für die Überlassung der Unterlagen zur Veröffentlichung!

 


Autor: Prof. Dr. Gerhard Nowak | golfmanager 3/25

 

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