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Austritte aus dem Golfclub – Ursachen, ­Umfang und Beeinflussbarkeit

Früher war mehr Zukunft

Eine Beschreibung des Golfmarktes in Deutschland 2017

Seit 2014 gehen dem organisierten Golfsport jedes Jahr rund 50.000 Golfspieler verloren (vgl. Tabelle 1). Was sind die wesentlichen Ursachen für diese Mitgliederverluste und gibt es Möglichkeiten, dieser Entwicklung, beispielsweise durch Maßnahmen zur Mitgliederbindung, entgegenzuwirken?

Für eine Ursachenforschung ist auch hier die Daten-Grundlage „dünn“, zumindest, was die Situation im Gesamtmarkt betrifft. Repräsentative Daten für den Gesamtmarkt liegen hierzu bisher nicht vor. Aus diesem Grund hatte der Golf Management Verband Deutschland e.V. (GMVD) im Frühjahr 2017 in Abstimmung mit dem Deutschen Golf Verband (DGV) eine Online-Befragung seiner Mitglieder (hauptsächlich Geschäftsführer und Clubmanager von Golfanlagen) initiiert. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch an der Ausführlichkeit und dem Umfang des Fragebogens, da die dafür notwendige Datenermittlung aus der Clubverwaltungssoftware der Golfclubs mit einem hohen manuellen Aufwand verbunden gewesen wäre. Der Rücklauf von nur 18 ausgefüllten Fragebögen kann nicht die Grundlage für eine repräsentative Auswertung bilden. Selbst Trendaussagen wären bei dieser geringen Datenbasis höchst spekulativ.

 

Mitgliederbindung?

Gelegentlich wird die These vertreten, dass der deutsche Golfsport kein Kundengewinnungs-Problem, sondern in erster Linie ein Kundenbindungs-Problem hätte: „Die Golfnachfrage in Deutschland hat bezüglich DGV-registrierter Mitgliedschaften eher ein Mitgliederbindungs- als ein Mitgliedergewinnungsproblem“ (Golfmarktbericht 2016, S. 5). Das klingt erst einmal eher positiv, und zwar aus zwei Gründen: Erstens wird damit suggeriert, dass auf der Kundengewinnungsseite genügend Aufwand betrieben würde, der jährliche Zuwachs sei eigentlich „in Ordnung“. Und zweitens wird damit die Behauptung aufgestellt, dass die Höhe der jährlichen Austritte maßgeblich beeinflussbar (sprich: reduzierbar) wäre. Wenn es gelänge, bei einem jährlichen Brutto-Zuwachs von 52.000 (Durchschnittswert der Jahre 2014-2016) die Anzahl der jährlichen Austritte von rund 50.000 (Durchschnittswert von 2014-2016) um beispielsweise 10.000 Austritte zu reduzieren, wäre die Welt ja wieder in Ordnung – oder würde zumindest etwas freundlicher aussehen. Aber wie realistisch ist es, die jährlich Austrittszahlen, durch welche Maßnahmen der Golfclubs auch immer, nachhaltig zu senken?

 

Wie „bindungswillig“ sind denn heutzutage die Clubmitglieder überhaupt, insbesondere die Neuzugänge? Ist wirklich jedes neue Clubmitglied, frisch in einen Golfclub eingetreten, daran interessiert, am Clubleben teilzunehmen und sich aktiv in eine Clubgemeinschaft einzubringen? Ist nicht vielmehr festzustellen, dass die Bindungsbereitschaft und das Interesse, sich aktiv in einer Gemeinschaft zu betätigen, in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen seit Jahrzehnten rückläufig ist: bei den politischen Parteien, bei den Kirchen, bei den Gewerkschaften usw. – und eben auch in Sportvereinen?

 

Diese insgesamt rückläufige Bindungsbereitschaft geht auch an den Golfclubs nicht spurlos vorüber. Das Phänomen mag sehr unterschiedlich ausgeprägt sein: In einem traditionsreichen Club mit langjähriger Historie ist es wahrscheinlich weniger stark ausgeprägt als in einem jungen Club, der vor vielleicht zwanzig Jahren gegründet wurde. In einem Golfclub in einem Ballungsgebiet ist es wahrscheinlich stärker ausgeprägt als in einem Golfclub in ländlicher Umgebung, in der das Gemeinschaftsgefühl noch einen anderen Stellenwert hat als in einer Großstadt.

 

Der DOSB hat in seiner aktuellen Veröffentlichung „Mitgliederentwicklung in Sportvereinen 2000-2015. Bestand, Veränderungen und Perspektiven“ die Entwicklung der deutschen Sportvereine analysiert und ist dabei zu einer ganzen Reihe bemerkenswerter Feststellungen gekommen. So heißt es dort unter anderem: „Die wachsende Nachfrage nach Sport- und Bewegungsangeboten ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr alleine durch die Sportvereine zu bewältigen und es haben sich zusätzlich zum individuell-selbstorganisierten Sport neue Formen und Geschäftsmodelle entwickelt.“ Und er konstatiert, „… dass der Vereinssport angesichts des Wertewandels hin zu mehr Autonomie und Individualisierung im Engagement umdenken muss“ (ebd., S. 45). Auch die Segmentierungsstudie/NOG-Studie 2016 dokumentiert diesen Trend sehr deutlich. Auf die Frage, warum sie nicht an einer Clubmitgliedschaft interessiert sind, antworteten im Jahr 2010 lediglich 6% der befragten nicht-organisierten Golfspieler mit „will mich nicht binden“ – im Jahr 2016 waren es bereits 20%. „Clubleben interessiert mich nicht“ antworteten in 2010 10%, 2016 waren es bereits 19% – beide Statements also mit ganz erheblichen Steigerungen von 2010 zu 2016 (Segmentierungsstudie/NOG-Studie 2016, S. 41).

 

Im G&CC Seddiner See e.V., 1994 gegründet und im Einzugsbereich des Großraumes Berlin/Potsdam gelegen, ist sehr deutlich festzustellen, dass sich ein Segment von Golfspielern herausgebildet hat, „die nur spielen wollen“. Bei der Mitgliederbefragung des G&CC Seddiner See im Herbst 2016 wurde unter anderem auch erstmals die Frage nach der Bedeutung des Clublebens gestellt. Eine Mehrheit von insgesamt 58% der Befragten (n = 453) antwortete auf die Frage mit „sehr wichtig“ (18%) oder „etwas wichtig“ (40%), für immerhin 42% ist das Clubleben jedoch „weniger wichtig“ (35%) bzw. völlig unwichtig (7%). Die höchsten Ablehnungswerte waren übrigens in den Mid Ager-Altersgruppen 27-40 Jahre mit 50% und 41-50 Jahre mit 48% zu verzeichnen – also gerade die Altersgruppen, die in jedem Golfclub sowieso schon deutlich unterrepräsentiert sind. In der Mitgliederbefragung 2010 wurde diese Frage noch nicht gestellt, so dass hierzu leider keine Vergleichsdaten vorliegen.

 

Mit diesem nur bedingten Interesse am Clubleben im G&CC Seddiner See korrespondiert ein signifikanter Rückgang des Interesses an Clubveranstaltungen wie z.B. dem Sommerfest, den Kammerkonzerten mit den Berliner Philharmonikern oder Kamin-Gesprächen mit interessanten Themen und Persönlichkeiten. Selbst mit Weltklasse-Musikern wie den Berliner Philharmonikern kann man nur eine überschaubare Anzahl von Clubmitgliedern zu einer Konzertveranstaltung in das Clubhaus am Seddiner See locken. Der Eintritt für die Kammerkonzerte kostet übrigens – inclusive eines Drei-Gänge-Menüs im Anschluss an das Konzert – seit vielen Jahren 60,- Euro pro Person.

 

Die eher nicht-cluborientierten Mitglieder legen Wert auf zwei top-gepflegte Golfplätze, eine gute und bezahlbare Clubgastronomie, ein freundliches und kompetentes Sekretariat und geordnete finanzielle Verhältnisse, damit man in Ruhe Golf spielen kann. Man trifft sich mit Freunden und genießt das Golfer-Leben. Der Rest interessiert nicht oder zumindest nur am Rande. Und dieses Segment der nicht-cluborientierten Golfer wächst. Für diese Gruppe von Clubmitgliedern reduziert sich die Betrachtung der Kosten-Nutzen-Relation einer Mitgliedschaft auf das „Abspielen“ des Jahresbeitrages. Emotionale Faktoren spielen weniger eine Rolle, es überwiegt eine rationale Kosten-Nutzen-Analyse. Es mag vielleicht etwas trösten, dass diese Entwicklung nicht auf den Golfsport beschränkt ist, sondern offensichtlich auch andere Sportarten betrifft. Der DOSB stellt jedenfalls in seinem aktuellen „Sportentwicklungsbericht 2015/2016“, fest, dass das Interesse an geselligen Veranstaltungen signifikant rückläufig ist: „Diese Entwicklung könnte ein Indiz für eine etwas geringere soziale Bindung der Mitglieder an die Vereine sein.“ (ebd., S. 15).

 

Austritte aus den Golfclubs – Entwicklung, Altersstruktur und Verweildauer

Die jährliche Anzahl der Neu-Eintritte in einen DGV-Golfclub hat sich in den letzten fünf Jahren von rund 48.000 im Jahr 2011 bis auf ca. 56.000 im Jahr 2013 erhöht und in den letzten drei Jahren bei rund 52.000 Golfern stabilisiert. Die Austritte stiegen von 33.000 (2011) rasant auf 54.000 (2013) an, um sich dann in den letzten drei Jahren bei rund 50.000 Golfern einzupendeln (vgl. Tabelle 1). Hieraus ergibt sich aktuell ein jährlicher Netto-Zuwachs von rund 2.000 DGV-Golfern. Der Anteil der Austritte am Vorjahresbestand liegt seit 2012 konstant bei 7-8%.

Altersstruktur der Austritte

Eine Analyse der Altersstruktur der Austritte für das Jahr 2013 zeigt, dass die meisten Austritte in der Altersgruppe 41-50 Jahre mit 17.372 Personen erfolgten. Prozentual die höchsten Austrittswerte sind hingegen in den Altersgruppen bis 14 Jahren zu verzeichnen (vgl. Tabelle 2).

Bei einer Einteilung der Altersstruktur in die drei Cluster „Kinder und Jugendliche“ in der Altersgruppe bis 20 Jahre, „Mid-Ager“ in der Altersgruppe 21-50 Jahre und „Senioren“ in der Altersgruppe ab 51 Jahre zeigt sich, dass der mit Abstand größte Teil der Austritte – nämlich rund zwei Drittel – bei den Mid-Agern (Altersgruppe 20-50 Jahre) zu registrieren ist.

 

Verweildauer im Club bis zum Austritt

Clubleben scheint nichts für Einsteiger zu sein: Gerade Neueinsteiger verlassen nach drei Jahren ‚Schnupperei‘ die Golfanlagen und -clubs. Von 2009 bis 2014 waren es immerhin fast 240.000 von ca. 300.000 Golfspielern. Das sind 70%, die zu vielleicht günstigen Einstiegskonditionen begonnen haben, also keine Vollmitglieder waren …“ schrieb der ehemalige kaufmännische Vorstand des DGV, Klaus Dallmeyer, im golfmanager 1/15.

Der DGV weist in seinem „Golfmarktbericht 2016“ (S. 6) Verweildauer-Quoten für die in 2013 ausgetretenen Mitglieder (n = 53.570) aus. Danach sind 17% dieser Austritte am Ende des 1. Jahres der Mitgliedschaft erfolgt, weitere 10% am Ende des 2. Jahres, weitere 17% am Ende des 3. Jahres und weitere 35% am Ende des 4. Jahres. Das bedeutet, dass nach diesen Zahlen fast 80% der Austritte aus dem organisierten Golf in den ersten vier Jahren einer Clubmitgliedschaft erfolgen würden (vgl. Tabelle 3).

Eine Analyse der zum 31. Dezember 2016 ausgetreten Clubmitglieder des G&CC Seddiner See e.V. (n = 148) kommt dagegen zu einem stark abweichenden Ergebnis. Danach sind von den insgesamt 148 Austritten 23% nach nur einjähriger Clubzugehörigkeit wieder ausgeschieden, weitere 13,5% sind nach zweijähriger Mitgliedschaft ausgeschieden, weitere 4,7% nach dreijähriger Mitgliedschaft. Kumuliert ergibt das einen Anteil von 41,2% aller Austritte aus dem Club per 31. Dezember 2016, bei denen die Dauer der Clubzugehörigkeit maximal drei Jahre betrug. Etwas mehr als die Hälfte aller Austritte (53,4%) erfolgte in den ersten 5 Jahren der Mitgliedschaft.

 

Dieser Fünf-Jahreswert entspricht annähernd dem Wert, den der DGV im Hand-out zum PGA-Workshop im Landesverband Hessen am 14. März 2016 mit 46,8% als kumulierten Austrittswert aller Mitglieder für die ersten fünf Jahren angegeben hatte (ebd., S. 6). Eine andere Analyse, die alle im Jahr 2011 in den G&CC Seddiner See e.V. aufgenommenen Neu-Mitglieder untersucht, kommt im Ergebnis ebenfalls zu moderaten Drop-out-Quoten. Alle Eintritte des Jahres 2011 (n = 141) wurden dahingehend analysiert, ob und ggf. wann diese in 2011 neu aufgenommenen Clubmitglieder den Club zwischenzeitlich wieder verlassen haben.

Zum Ende des 1. Jahres (d.h. zum 31. Dezember 2011) hatten damals 7,8% der Neu-Mitglieder gekündigt, zum Ende des 2. Jahres der Clubzugehörigkeit weitere 6,4% usw. (vgl. Tabelle 4). Kumuliert hat sich für die ersten vier Jahre der Clubzugehörigkeit eine Austrittsquote von 25% ergeben. Das bedeutet, dass 75% der in 2011 in den Club eingetretenen Mitglieder auch am 1. Januar 2015 noch Mitglied im G&CC Seddiner See e.V. waren.

Die bereits erwähnte Analyse der Austritte des G&CC Seddiner See e.V. zum 31. Dezember 2015 ergab noch weitere interessante Erkenntnisse. Bei insgesamt 119 Austritten entspricht dies – bezogen auf die Gesamtheit der 1.355 Clubmitglieder per 30. September 2015 – einer Austrittsquote von 8,8%. In diesen 119 Austritten sind allerdings zehn Austritte von Clubwechslern enthalten. Diese Kategorie spielt bei den vom DGV erfassten Austrittszahlen jedoch keine Rolle. Für den DGV spielt ist es schließlich eine untergeordnete Rolle, ob Herr Meier Mitglied im Golfclub A oder Golfclub B ist – für den betreffenden Golfclub hingegen nicht. Von daher haben Verband und Golfclubs eine etwas unterschiedliche Sichtweise auf die Austrittszahlen. Werden die zehn Clubwechsler aus den Seddiner-Austritten 2015 eliminiert, verbleiben 109 Austritte (78 Erwachsene und 31 Kinder/Jugendliche), entsprechend 8,0%. Dieser Wert entspricht ziemlich genau dem DGV-Durchschnitt mit 7,8% (vgl. Tabelle 1). Die durchschnittliche Clubzugehörigkeit bei den Austritten am Seddiner See von 2015 zu 2016 wurde für die Kinder und Jugendlichen mit 7,7 Jahre berechnet, für die Erwachsenen mit 8,0 Jahre. Die längste Verweildauer bis zum Austritt betrug 21 Jahre. Länger ging (zum damaligen Zeitpunkt 2015) auch nicht, da der G&CC Seddiner See e.V. erst 1994 gegründet wurde.

 

Gründe für den Austritt

Austritt aus gesundheitlichen Gründen

Eine wichtige Rolle bei der Betrachtung der Austrittsgründe aus einem Golfclub spielt das Thema „Gesundheit“ und in diesem Zusammenhang der demografische Wandel und die damit verbundene Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung allgemein und der Golfspieler im speziellen.

Laut Statistischem Bundesamt gab es 2015 in Deutschland 925.200 Sterbefälle bei einer Gesamtbevölkerungszahl von rund 82,2 Mio. Menschen (vgl. Tabelle 5). Der prozentuale Anteil der Sterbefälle ist verständlicherweise in den einzelnen Altersgruppen sehr unterschiedlich. Die meisten Menschen sterben nun einmal mit 70, 80 oder 90 Jahren und nicht mit 20. So weist die Statistik des Jahres 2015 für Deutschland beispielsweise für die Altersgruppe 36-40 Jahre 3.836 Sterbefälle aus (Anteil: 0,1%), für die Altersgruppe 51-55 Jahre sind es hingegen bereits 26.493 (Anteil: 0,4%).

Die Altersstruktur der Golfspieler unterscheidet sich bekanntlich erheblich von der Altersstruktur der Gesamtbevölkerung. So ist es wenig überraschend, dass die Altersgruppe über 51 Jahre an der Grundgesamtheit der 643.000 DGV-Golfer in 2016 einen Anteil von 62% hat. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung beträgt hingegen nur 42%.

 

Legt man die Sterbequoten der einzelnen Altersgruppen für die Anzahl der DGV-Golfer zugrunde, die in den einzelnen Altersgruppen vertreten sind, dann ergeben sich bei den DGV-Golfern insgesamt – rein rechnerisch – 10.716 Sterbefälle pro Jahr, nahezu ausschließlich in der Altersgruppe über 51.

 

Möglicherweise haben Golfer eine durchschnittlich höhere Lebenserwartung als Nicht-Golfer. Auf die Anzahl der Sterbefälle in der Altersgruppe über 51 hat es jedoch keinen Einfluss, ob jemand schon mit 51 Jahren oder erst mit 95 Jahren verstirbt.

 

Nun ist nicht davon auszugehen, dass diese rund 10.700 Golfer alle bis zu ihrem Tod noch Mitglied in einem Golfclub sind. Der überwiegende Teil davon wird sicherlich vorher aus gesundheitlichen Gründen die Mitgliedschaft beendet haben. Die hier zu betrachtende Gruppe von 10.700 Personen umfasst also alle Austritte aus gesundheitlichen Gründen – i.d.R. in einem Alter nach dem 50. Lebensjahr – bis hin zum Tod.

 

Eine Auswertung der in den letzten fünf Jahren (2012-2016) verstorbenen Clubmitglieder des G&CC Seddiner See e.V. hat eine Quote von durchschnittlich 0,48% der Clubmitglieder ergeben. Hochgerechnet auf die Gesamtheit der 643.000 DGV-Golfer wären dies rund 3.000 Golfer, die während ihrer Clubmitgliedschaft versterben. Bezogen auf 732 Golfanlagen würde das im Durchschnitt rund vier Sterbefälle pro Jahr und Golfanlage bedeuten. Dies dürfte eine realistische Größenordnung sein. Die anderen knapp 8.000 Golfer haben bereits zuvor aus gesundheitlichen Gründen ihre Clubmitgliedschaft beendet.

 

Austritt aus Kostengründen

Auch bei den organisierten Golfern, d.h. den Golfern mit einer Mitgliedschaft in einem DGV-Club, spielt die Kosten-Betrachtung immer mehr eine Rolle. „Lohnt“ sich eine Clubmitgliedschaft für mich? Diese Frage stellen sich viele Club-Golfer und die Frage wird zunehmend aus einer rein finanziellen Perspektive beantwortet: Wieviel Runden spiele ich im Jahr und was müsste ich dafür – wenn ich keine Clubmitgliedschaft hätte – an Greenfee zahlen? „Rentiert“ sich also eine Clubmitgliedschaft?

 

Von den 517 im Rahmen der Imagestudie 2016 befragten Golfern waren 96% in DGV-Golfclubs oder der VcG organisiert. Von diesen DGV-Golfern hatten wiederum 85% eine DGV-Vollmitgliedschaft, eine Wochentags-Mitgliedschaft, eine 9-Löcher-Mitgliedschaft oder eine VcG-Mitgliedschaft (n = 402).

 

Von diesen insgesamt 402 befragten DGV-Vollmitgliedern gaben 73% an, dass sich für sie die Mitgliedschaft „lohnt“, d.h. der Jahresbeitrag „abgespielt“ wird. Bei 22% der Befragten „lohnte“ sich der Jahresbeitrag allerdings nicht, 5% der Befragten machten keine Angabe. Eine Eliminierung dieser 5% „keine Angabe“ erhöht den Anteil der lohnenswerten Mitgliedschaften geringfügig auf 77% (statt 73%) und den der „nicht lohnenswerten Mitgliedschaften auf 23% (statt 22%) (vgl. Tabelle 6).

Auf dieser Basis errechnen sich eine Teilgruppe von rund 421.000 DGV-Mitgliedern mit einer „lohnenswerten“ Mitgliedschaft und eine Teilgruppe von rund 126.000 Mitgliedern mit einer „nicht-lohnenswerten“ Mitgliedschaft. Hieraus ergibt sich bei den in der Imagestudie 2016 ermittelten Kündigungsquoten (Imagestudie 2016, S. 35) ein Kündigungspotenzial bei den sich lohnenden Mitgliedschaften von rund 13.000 Mitgliedschaften und bei den sich nicht lohnenden Mitgliedschaften von rund 26.000 Mitgliedschaften, in Summe also ca. 39.000 Mitgliedschaften.

 

Die spannende Frage ist natürlich, in welchem Umfang dieses Kündigungspotenzial dann auch tatsächlich realisiert wird. Rein spekulativ eine Realisierungsquote von zwei Dritteln der Betroffenen zugrundegelegt, würde dies rund 8.400 Austritte bei den sich lohnenden Mitgliedschaften und rund 17.600 Austritte bei den sich nicht rentierenden Mitgliedschaften bedeuten. Diese 17.600 möglicherweise realisierten Austritte wären – da sie aus „nicht-lohnenden“ Mitgliedschaften resultieren – schwerpunktmäßig dem Ursachenkomplex „Kosten/Zeit“ zugeordnet. Die 8.400 angenommenen Austritte aus sich „lohnenden“ Mitgliedschaften sind hingegen primär nicht durch die Faktoren „Kosten/Zeit“ zu erklären. Diese Austritte sind somit schwerpunktmäßig dem Ursachen-Komplex „Sonstiges“ zuzuordnen.

 

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass diese Hochrechnung auf einer „dünnen“ Datenbasis beruht und somit deutliche Abweichungen dieser Hochrechnungen von der Realität – noch oben und nach unten – nicht auszuschließen sind.

 

Rückläufige Spielfrequenz?

Es gibt zahlreiche Indizien, die darauf schließen lassen, dass die organisierten Golfer heutzutage weniger Golfrunden absolvieren als in der Vergangenheit. Dies wäre auch plausibel, da der Faktor „Zeit“ (vgl. den Abschnitt „Zugangsbarriere Zeitbedarf“, golfmanager 5/17, S. 7) sowohl als Argument gegen den Golfeinstieg, als auch gegen die Golfausübung an Bedeutung gewinnt. Ergebnisse der Mitgliederbefragungen des G&CC Seddiner See aus den Jahren 2010 und 2016 dokumentieren sehr deutlich, dass der Anteil der Clubgolfer mit hoher Nutzungsintensität (mit mehr als 50 Besuchen der Golfanlage pro Jahr) mit einem Minus von 14% von 2010 zu 2016 signifikant rückläufig ist. Der Anteil der Wenig-Spieler (mit maximal 20 Besuchen der Golfanlage pro Jahr) hat sich dagegen von 11,6% (2010) auf 19,7% (2016) fast verdoppelt (vgl. Tabelle 7).

Wenn man davon ausgeht, dass ein Clubmitglied im G&CC Seddiner See – je nach Mitgliedschaftsmodell – zwischen 21 und 30 Golfrunden pro Jahr absolvieren muss, damit sich der Mitgliedsbeitrag „lohnt“, dann bedeutet das schlicht, dass hier ein nicht unerhebliches Kündigungspotenzial „schlummert“. Der allgemeine Trend, weniger zu spielen, bedeutet zwangsläufig, dass die Wahrscheinlichkeit des Ausstiegs aus einer Vollmitgliedschaft in eine andere Mitgliedschaftsform oder in das Segment des nicht-organisierten Golfs zunimmt.

 

Die Imagestudie 2016 weist eine gleichbleibende Nutzungsintensität im Vergleich zu 2013 aus. Auf die Frage: „Wie viele Stunden ihrer Freizeit verbringen Sie durchschnittlich pro Monat mit der Ausübung von Golf?“ antworteten 2013 die Golfer mit 32,2 Stunden, in 2016 waren es 31,7 Stunden (Imagestudie 2016, S. 28). Die Nicht-Golfer gaben hingegen für andere sportliche Aktivitäten in 2013 11,9 Stunden und in 2016 15,0 Stunden an – im Unterschied zu Golf eine deutliche Steigerung.

 

Gefragt nach den gespielten Runden pro Jahr, wurden bei den befragten Golfern erstaunliche Werte dokumentiert (Imagestudie 2013, S. 11 und Imagestudie 2016, S. 31; vgl. Tabelle 8). So wurde beispielsweise für 2013 eine durchschnittliche Rundenzahl von insgesamt 51 Runden pro Golfspieler ermittelt. Für 2016 erfolgte keine Angabe hierzu.

Eine Hochrechnung am Beispiel des G&CC Seddiner See zeigt, dass die Größenordnung von durchschnittlich 51 Golfrunden (9- und 18-Löcher-Runden kumuliert) pro Spieler im Jahr für die Golfanlage am Seddiner See eine tägliche Vollauslastung von 6,0 Stunden bedeutet hätte – jeden Tag, von Mitte März bis Mitte Oktober, egal, bei welchem Wetter. Platzsperrungen für Platzpflegemaßnahmen sind bei dieser Hochrechnung noch gar nicht berücksichtigt. Inwieweit das als realistisch einzuschätzen ist, mag jeder selbst beurteilen.

 

In den Mitgliederbefragungen des G&CC Seddiner See wurden in 2010 und in 2016 nicht die Anzahl der gespielten Runden, sondern die Besuchshäufigkeit der Golfanlage („Wie oft im Jahr besuchen Sie schätzungsweise unsere Golfanlage zum Spielen, Trainieren, um sich mit Freunden zu treffen usw.?“) abgefragt. Für das Jahr 2010 wurde ein Mittelwert von 41,6 Besuchen ermittelt, in 2016 waren es nur noch 38,7 Besuche (d.h. ein Rückgang der Nutzungsintensität um 7%). Diese Zahlen lassen vermuten, dass die durchschnittliche von erwachsenen Clubmitgliedern im Jahr gespielte Rundenzahl (9-Löcher-Runden + 18-Löcher-Runden, incl. Turnierrunden) wohl eher im Bereich von 30-35 Runden anzunehmen ist.

 

Die Vollmitgliedschaft – ein Zukunftsmodell?

Die Mitgliedschaft in einem Golfclub wird in der Regel mit einer Vollmitgliedschaft, d.h. einem nicht eingeschränkten Nutzungsrecht sowie – in den meisten deutschen Golfclubs – einem Jahresbeitrag von mehr als 1.000,- Euro in Verbindung gebracht. Neben der „klassischen“ Fernmitgliedschaft gibt es aber in zunehmendem Maße eine mittlerweile breite Palette an anderen Mitgliedschaftsformen, meistens mit Nutzungseinschränkungen verbunden, die entsprechend preisreduziert angeboten werden (z.B. Wochentags-Mitgliedschaften, Senioren-Mitgliedschaften, Zweitmitgliedschaften u.a.m.). Die Vollmitgliedschaft als „tragende Säule“ der Finanzierung einer Golfanlage kommt zunehmend unter Wettbewerbsdruck. Ob der Marktanteil der Vollmitgliedschaften in Deutschland rückläufig ist oder nicht, darüber gibt es erstens nur wenige und zweitens widersprüchliche Angaben.

 

Der DGV hat im Vorwort zum Jahresbericht 2016 darauf hingewiesen, dass es gelungen sei, die Mitgliederzahl zu steigern, ohne dass dabei die Zahl der Fernmitgliedschaften gewachsen ist und bezieht sich dabei auf Daten, die im Rahmen der turnusmäßigen Golfbarometer-Befragung der Golfclubs im Herbst 2016 erhoben wurden. Im Ergebnisbericht zu dieser Erhebung heißt es: „Mehr als 50% der Befragten haben am meisten Vollmitgliedschaften und Jahresmitgliedschaften verkauft“ (Ergebnisbericht DGV-Golfbarometer Herbst 2016, S. 3). Die Grafik der „verkaufte Mitgliedschaftsformen 2016“ weist für Vollmitgliedschaften einen Zuwachs gegenüber 2015 aus (Ergebnisbericht DGV-Golfbarometer Herbst 2016, S. 6). Diese Angabe bezieht sich auf Mitgliedschaften, die in 2016 an neue Clubmitglieder verkauft wurden. Inwieweit die in den Golfbarometer-Befragungen ermittelten Daten als repräsentativ für den Gesamtmarkt des organisierten Golfsports in Deutschland angesehen werden können, wird im nachfolgenden Kapitel „Das Golfbarometer – Spiegelbild des organisierten Golfmarktes?“ erörtert.

 

Im Hand-out zum PGA-Workshop am 14. März 2016 wird zwar ebenfalls angegeben, dass die Vollmitgliedschaft (noch) die am häufigsten verkaufte Mitgliedschaftsform ist. Allerdings wird hier auch angegeben, dass die Entwicklung bei Vollmitgliedschaften seit 2014 um 5,3% und seit 2006 sogar um 10,4% rückläufig ist (ebd., S. 7).

 

Auf eine eher rückläufige Entwicklung bei Vollmitgliedschaften lassen andere Daten des DGV ebenfalls schließen – zumindest für die Region Berlin-Brandenburg. Die DGV-Statistik weist für das Jahr 2016 für den Landesverband Berlin-Brandenburg 24.022 registrierte Golfspieler aus. Mit Wohnsitz in dieser Region sind beim DGV aber 27.980 Golfer gemeldet, d.h. es gibt fast 4.000 Golfer, die in Berlin und Umland beheimatet sind und eine Fernmitgliedschaft haben (Charts zur Präsentation „Die Entwicklung von „Golf in Deutschland“ beim Hearing zum Verbandstag im April 2016). Dies entspricht einem Anteil von immerhin 14,1% im Jahr 2016. Und die Tendenz ist offensichtlich steigend, denn in 2014 waren es erst 3.517 Fernmitglieder, einem Anteil von 12,7% entsprechend.

 

Der allgemeine Trend, weniger Golf zu spielen bedeutet zwangsläufig, dass die Wahrscheinlichkeit des Ausstiegs aus einer Vollmitgliedschaft in eine andere Mitgliedschaftsform oder in das Segment des nicht-organisierten Golfs eher zunimmt.

 

Die „Golfbarometer“-Umfragen – ein Spiegelbild des organisierten Golfmarktes?

In einem halbjährlichen Turnus (Frühjahr und Herbst) lässt der DGV vom IFH Institut für Handelsforschung (Köln) die Online-Befragungen zum „Golfbarometer“ durchführen und auswerten. Alle deutschen Golfanlagen werden dabei um ihre Einschätzung der aktuellen Marktsituation, ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage sowie ihrer Erwartungshaltung für die kommende Saison (bei der Frühjahrsbefragung) gebeten. Die Rückläufe der einzelnen Befragungen lagen in den letzten Jahren drei Jahren lagen zwischen 174 Teilnehmern (Frühjahrs-Umfrage 2016) und 249 Teilnehmern (Herbst-Umfrage 2016) an der jeweiligen Umfrage. Die Rücklaufquoten lagen zwischen 24% und 34%.

 

In diesem Zusammenhang stellt sich die generelle Frage, inwieweit die erhobenen Daten im Rahmen der halbjährlichen Golfbarometer-Befragungen repräsentativ für den deutschen Golfmarkt sind. Ein Blick in die Struktur der Golfanlagen, die an der letzten Online-Befragung im Frühjahr 2017 teilgenommen haben, zeigt beispielsweise, dass die neueren Golfanlagen (Gründungsjahr ab 1995) an der Grundgesamtheit aller Golfanlagen einen Anteil von 40,0% haben, in der Stichprobe aber lediglich mit 24,5% vertreten und somit ganz erheblich unterrepräsentiert sind. Im Hinblick auf die Größe der Golfanlagen ist festzustellen, dass die 18-Löcher-Anlagen in der Stichprobe leicht überrepräsentiert sind.

Generell ist bei Betrachtung der Strukturdaten der Golfbarometer-Erhebungen festzustellen, dass es einige „Ungereimtheiten“ gibt, wenn man sich die veröffentlichten Strukturdaten vom Frühjahr 2015 bis zum Frühjahr 2017 einmal etwas genauer ansieht (vgl. Tabelle 9). Außerdem stellt sich die Frage, ob sich nicht tendenziell eher die wirtschaftlich erfolgreicheren Golfanlagen an den Online-Befragungen des „Golfbarometer“ beteiligen.

Die Frage, inwieweit die in den Golfbarometer-Befragungen ermittelten Daten als repräsentativ für die Gesamtheit der deutschen Golfanlagen gelten können, ist bisher nicht geklärt. In einer Nachricht des Instituts für Handelsforschung vom 10. August 2017 heißt es hierzu: „Ob das Golfbarometer schlussendlich repräsentativ ist, oder nicht, lässt sich somit nicht abschließend beurteilen.“ Damit ist zumindest klar, dass die Ergebnisse der Golfbarometer-Befragungen nicht ohne weiteres auf den deutschen Golfmarkt insgesamt übertragen werden können. Und auch die Aussagekraft der in den Golfbarometer-Befragungen berechneten Indices ist m.E. diskussionswürdig (vgl. die folgenden zwei fiktiven Beispielrechnungen für die Indices).

 

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Zwei fiktive ­Beispiel-Rechnungen

für den Golfbarometer-Index für die Frage 1 (Beurteilung der wirtschaftlichen Lage):

 

Beispiel 1:

Beurteilung der Lage

  • besser: 40%
  • gleichbleibend: 60%
  • schlechter: 0%

 

Daraus errechnet sich ein Index von 40 (Differenz besser/schlechter). Keiner Golfanlage geht es schlechter als im Vorjahr und 40% der Golfanlagen geht es sogar besser. Insgesamt also eine sehr gute Marktlage.

 

Beispiel 2:

Beurteilung der Lage

  • besser: 70%
  • gleichbleibend: 0%
  • schlechter: 30%

 

Daraus errechnet sich ebenfalls ein Index von 40. 70% der Golfanlagen geht es zwar besser als im Vorjahr, aber fast einem Drittel aller Golfanlagen geht es schlechter. Insgesamt also sicherlich keine gute Marktlage.

 

Fazit: zwei Mal der gleiche Index 40, der aber völlig unterschiedliche Marktsituationen widerspiegelt. Das bedeutet doch aber gleichzeitig, dass ein höherer Index nicht automatisch eine bessere Marktlage o.ä. anzeigt.

 

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Austritte von Kindern und Jugendlichen

Per 30. September 2016 gab es insgesamt 51.330 Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre, die mit einer Mitgliedschaft im DGV gemeldet waren, in 2013 waren es noch 56.119. Das ist ein Minus von 8,5% in den letzten drei Jahren.

 

Im golfmanager 1/15 wurde die Altersstruktur der DGV-Austritte des Jahres 2013 dargestellt. Für Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre wurden dort 9.799 Austritte ausgewiesen. Das entspricht einer Austrittsquote von 19% (= Anteil an den Austritten 2013 insgesamt). Für das Jahr 2016 ist nur die Gesamtzahl der Austritte bekannt. Von der Annahme ausgehend, dass sich die Austrittsquoten in den drei Altersgruppen (bis 20 Jahre, 21-50 Jahre, über 51 Jahre) von 2013 zu 2016 nicht wesentlich geändert haben, würde dies für 2016 insgesamt rund 10.000 Austritte von Kindern und Jugendlichen bis 20 Jahren bedeuten (vgl. Tabelle 10).

Eine Analyse der Austritte von Kindern und Jugendlichen im G&CC Seddiner See hat im Übrigen ergeben, dass die Fluktuation bei Kinder und Jugendlichen – langfristig betrachtet – fast die 100%-Grenze erreicht. Von den 188 Kindern und Jugendlichen, die im Jahr 2001 in der Mitgliederliste verzeichnet waren, tauchten in der Mitgliederliste 2016 – also 15 Jahre später – nur noch 14 Namen auf. 93% der Kinder und Jugendlichen hatten zwischenzeitlich den Golfclub verlassen.

 

Beeinflussbarkeit des ­Austrittspotenzials

Die vorstehend erläuterten Austrittskategorien und Austrittskontingente sind in Tabelle 10 zusammengefasst. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich die in den Kategorien „Austritt wg. Kosten/Zeit“ und „Austritt wg. Sonstiges“ in der Imagestudie 2016 ermittelten Daten nur auf DGV-Vollmitgliedschaften bezogen (= 85% aller DGV-Mitglieder) und somit auf die Gesamtheit der DGV-Mitglieder hochgerechnet werden müssen, ergibt sich folgendes Bild:

  • Bei Kindern und Jugendlichen (bis 20 Jahre) ist aktuell mit jährlich rund 10.000 Austritten zu rechnen. Anteil an den jährlichen Austritte: ca. 20%,
  • Bei den Mid-Agern (21-50 Jahre) wurden 30.600 Austritte berechnet. Anteil an den jährlichen Austritte: ca. 60% und
  • bei den Senioren (Altersgruppe: über 51) 10.700 Austritte (vgl. Tabelle 10). Anteil an den jährlichen Austritte: ca. 20%.

 

Mit dieser Hochrechnung ist zumindest eine grobe Abschätzung der Größenordnungen in den einzelnen Austritts-Kategorien möglich. Die Kategorien „Kinder und Jugendliche“ sowie „gesundheitliche Gründe“ dürften dabei recht genau abschätzbar sein. Die Austritte in diesen beiden Kategorien sind darüber hinaus seitens der Golfclubs auch nicht beeinflussbar.

 

„Gesundheitliche Gründe“ dürften sich fast ausschließlich auf die Altersgruppe „über 51“ beschränken. Dass ein unter 50-jähriger aus gesundheitlichen Gründen den Golfsport aufgeben muss, kommt zwar vor, ist aber eher die Ausnahme.

 

Bei den Kategorien „Kosten/Zeit“ und „Sonstiges“ besteht die Unsicherheit im Wesentlichen – wie bereits erwähnt – in der Einschätzung der Realisierung des Kündigungspotenzials. Unabhängig davon zeigt sich allerdings, dass zwei Drittel dieser Austritte dem Motiv-Komplex „Kosten/Zeit“ zuzuordnen sind (vgl. Tabelle 6).

 

Die Austritte in der Alterskategorie der „Mid-Ager“ (21-50 Jahre) sind vermutlich im Wesentlichen den Kategorien „Kosten/Zeit“ sowie „Sonstiges“ zuzuordnen, denn dies ist die Gruppe von Golfspielern, bei denen Zeit und/oder Geld eher knapp ist und die deshalb am ehesten über einen Wechsel in das unorganisierte Golf nachdenken. Oder die den Golfsport nach wenigen Jahren wieder aufgeben, weil ihre Erwartungshaltung – in welcher Hinsicht auch immer – nicht erfüllt wurde. In der Kategorie „Sonstiges“ sind sicherlich auch temporäre Austritte (z.B. für 2-3 Jahre wg. Geburt eines Kindes) enthalten sowie eine breite Palette an Austrittsgründen, die sich aus den unterschiedlichsten individuellen Lebenssituationen ergeben. Scheidung bzw. Trennung einer Partnerschaft, finanzielle Probleme wg. Kündigung der Arbeitsstelle oder Insolvenz des Unternehmens oder dessen Sitzverlagerung usw. – alles „sonstige“ Austrittsgründe, die seitens des Golfclubs nicht beeinflussbar sind. Selbst ein Randthema wie „Auswanderung aus Deutschland“ schlägt nach einer Hochrechnung mit schätzungsweise rund 600 Austritten pro Jahr zu Buche.

 

In der Imagestudie 2016 wurden die potenziell kündigungswilligen Golfer auch nach den Motiven für die Kündigung befragt. Der mit Abstand am häufigsten genannte Grund war „zu teuer“ (43%), gefolgt von „keine Zeit“ (17%) (vgl. Tabelle 11). Das bedeutet, der Ursachenkomplex „Kosten/Zeit“ ist nicht nur eine wesentliche Zugangsbarriere zum Golfsport, sondern auch der Hauptgrund, warum ein Teil der Clubmitgliedschaften nach relativ kurzer Zeit wieder aufgegeben wird.

 

Einige Daten zu den Austritten beim G&CC Seddiner See per 31. Dezember 2015 wurden bereits vorgestellt. In Tabelle 11 wird ein Überblick über die Kündigungsgründe bei den erwachsenen Clubmitgliedern (n = 84) gegeben. In 12 Fällen war der (Haupt-)Grund nicht verlässlich bekannt und in sechs Fällen handelte es sich um Clubwechsler, so dass 66 Austritte bei der Auswertung berücksichtigt werden konnten. 38% der Austritte entfielen auf den Themenbereich „Kosten/Zeit“, 35% auf den Themenbereich „Gesundheit“ und 27% auf „Sonstiges“.

 

Im Vergleich zu den Hochrechnungen der Austrittsgründe sind die Kündigungen aus Kosten-/Zeitgründen im G&CC Seddiner See unterrepräsentiert, die Austritte aus gesundheitlichen Gründen hingegen überrepräsentiert.

 

Die Beeinflussbarkeit der Austritte „Kosten/Zeit“ wird als gering eingeschätzt, und auch die Einflussmöglichkeiten der Golfclubs auf die Kategorie „Sonstiges“ sind vermutlich überschaubar. Und selbst wenn es den Golfclubs gelingen würde, durch welche Maßnahmen auch immer, diese Kündigungsquote zu halbieren, dann würden sich die Austritte in der Kategorie „Sonstiges“ von 10.000 Austritte auf rund 5.000 Austritte jährlich reduzieren. Einerseits sicherlich ein Erfolg, aber andererseits auch keiner, der den Golfmarkt der organisierten Golfer entscheidend voranbringen würde.

 

In der Kategorie „Sonstiges“ sind vermutlich u.a. auch Golfspieler wiederzufinden, deren Erwartungen – welcher Art auch immer – nicht in Erfüllung gegangen sind. Die nicht erfüllten Erwartungen können dabei völlig unterschiedlicher Natur sein: die Erwartung an die eigene sportliche Entwicklung, die Erwartung an den Spaß-Faktor, die Erwartung an soziale und/oder geschäftliche Kontakte usw.

 

Insgesamt ist in der Gesamtbewertung der Analysen zum Thema „Austritte“ vermutlich eher nicht von einem nennenswerten Rückgang der Austritte aus DGV-Mitgliedschaften in den kommenden Jahren auszugehen. Vielmehr spricht einiges dafür, dass mit einem weiteren Anstieg zu rechnen ist, da insbesondere aus der Gruppe der Mid-Ager (21-50 Jahre) organisierte Golfer aus dem DGV in das unorganisierte Golf abwandern werden.

 

Das bei dieser Betrachtung ausgeklammerte Austrittssegment der Clubwechsler ist das Austrittssegment, das noch am ehesten vom Golfclub beeinflusst werden kann – nämlich dann, wenn eine relevante Anzahl von Austritten aufgrund von Unzufriedenheit der Clubmitglieder erfolgt. Allerdings gibt es auch Ursachen für einen Clubwechsel, die kaum zu beseitigen sind. Wenn beispielsweise sportlich erfolgreiche Golfer, insbesondere Jugendliche, die Perspektive geboten bekommen, in einem Nachbarclub in einer Bundesliga-Mannschaft zu spielen, dann wird man diese Clubmitglieder kaum binden können.

 

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die jährlichen Austritte von rund 50.000 Golfern zu 20% durch Kinder und Jugendliche erfolgen, ebenfalls rund 20% gesundheitliche Gründe hat (incl. Sterbefälle), weitere 20% in die Kategorie „Sonstiges“ fällt und die Hauptursache mit 40% dem Ursachenkomplex „Kosten/Zeit“ zuzuordnen ist (vgl. Tabelle 10).

 

Autor: Horst Schubert | golfmanager 01/2018

 

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