Die mit Spannung erwartete Erhöhung der Mitgliedsbeiträge ist beschlossen: Mit 59,85 Prozent wurde sie knapp, aber sicher deutlicher als von Vielen erwartet, angenommen.
Am 27. April votierten die Mitglieder des Deutschen Golf Verbandes (DGV), die Vertreter der deutschen Golfclubs und -anlagen, für eine Anpassung des jährlichen Mitgliedsbeitrags (pro registrierter Mitgliedschaft von Personen, die das 21. Lebensjahr vollendet haben) um 4,50 Euro auf 20,00 Euro für 2025.
„Ich freue mich außerordentlich, dass die Versammlung der Mitglieder des Deutschen Golf Verbandes entschieden hat, den Golfsport in Deutschland zukunftsfähig zu machen. Durch die Anpassung […] wird es möglich sein, auch auf kommende Herausforderungen zu reagieren und die gute Arbeit des DGV auf höchstem Niveau fortzuführen“, so DGV-Präsident Claus M. Kobold zum Abschluss des Verbandstages. Zu Beginn der Veranstaltung hatte sein Stellvertreter Achim Battermann darauf hingewiesen, dass nach auftragsgemäßer Reduzierung der Rücklagen gemäß Beschluss des Verbandstags (2023 noch rund 2,5 Mio. Euro) zur Finanzierung des laufenden Betriebs der DGV nun finanziell unter Druck stehe. Anders ausgedrückt: Die Reserven sind weitgehend aufgebraucht. Nur mit einer Erhöhung (das Wort „alternativlos“ fiel in dem Zusammenhang gleich mehrfach in Frankfurt) sei das bisherige strukturelle Defizit auszugleichen und könne auf Inflation sowie gestiegene Kosten reagiert werden. „Wir werden weiterhin sorgfältig und verantwortungsbewusst mit den Beiträgen umgehen und dafür sorgen, den Golfsport in Deutschland populärer zu machen, um Menschen für unseren Sport zu gewinnen“, so Battermann wörtlich. Hintergrund ist sicherlich auch, dass die vom DGV bereits 2018 eingebrachte Beitragserhöhung auf 18 Euro mit 63,18 %
abgelehnt wurde. Damit fehlten dem Verband in den letzten fünf Jahren insgesamt mehr als 8 Mio. Euro an seinerzeit geplanten Mitgliedsbeiträgen.
Direkt vor der Abstimmung hob Kobold die Bedeutung der Abstimmung mit den Worten „Die Zukunftsfähigkeit unseres Golfsports wird hier und heute entschieden“, noch einmal hervor. Ein Plan B – im Falle einer ablehnenden Entscheidung – wurde nicht präsentiert. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass die Anzahl der DGV-registrierten Mitgliedschaften von 2019 (642.677) bis 2023 (682.126) um fast 40.000 Golferinnen und Golfer gewachsen ist, welche dem Verband ein Einnahmeplus von knapp 600.000 Euro pro Jahr bescheren –mehr als die aktuellen Inflationsraten, aber nach Einschätzung der Verbandsspitze noch nicht genug, um die geplanten Aufgaben und Leistungen zu erbringen.
Nach dem letzten Antrag auf Beitragserhöhung 2018 wurden zahlreiche Projekte und Service-Angebote auf Einsparpotenziale hin überprüft. Teilweise wurden sie eingestellt oder vorübergehend „auf Eis“ gelegt. Sie sollen nun mit den Mehreinnahmen wieder in ähnlichem Umfang wie zuvor angeboten werden.
Mit Blick in die Zukunft sieht sich der Verband nun (wieder) gut aufgestellt und plant mit den zusätzlich etwa
2,8 Mio. Euro insbesondere:
- Den Spitzensport weiter zu fördern: Die besten deutschen Golferinnen und Golfer sollen unterstützt werden, um international erfolgreich zu sein.
- Eine Unterstützung des Amateursports: Der Breitensport soll weiter gefördert und mehr Menschen für den Golfsport begeistert werden.
- Zukunftsweisende Projekte voranzutreiben: Ziel ist es, den Sport weiterzuentwickeln und seine Attraktivität zu erhalten. Dazu gehören unter anderem die Förderung des Nachwuchses, die Beschäftigung mit Nachhaltigkeitsthemen, die Entwicklung neuer Golfangebote und die Digitalisierung des Verbandes.
Mit dieser Zielsetzung unterstreicht der Verband einmal mehr sein Selbstverständnis als Sportverband – allerdings würde sich sicherlich mancher Club (vor allem diejenigen, die als Vereine ehrenamtlich geführt werden) künftig auch mehr Unterstützung in wirtschaftlichen Fragen und insbesondere gegenüber der Politik wünschen, denn nicht zuletzt aus Brüssel drohen in Hinblick auf grüne Themen wie Wasser und Pflanzenschutzmittel drastische Einschnitte. Kritisch empfanden viele Teilnehmer die Überschussprognosen: Trotz Beitragserhöhung geht der DGV davon aus, dass bereits 2027 nur noch etwa 170.000 Euro Überschuss verbleiben. Steht dann die nächste Erhöhung an? Daher dürften die Diskussionen rund um das Thema Verbandsaufgaben und deren Finanzierung nicht beendet seien. Der GMVD hat vor dem Verbandstag in einem Statement darauf verwiesen, dass weitere Veränderungen erforderlich seien. Dies schließe explizit eine „Bündelung der Kräfte“ ein, worunter laut GMVD nicht zuletzt die Abgabe bestimmter Aufgaben an die Golffachverbände zu verstehen sei. Auch DGV-Vize Bernhard May stimmte nach dem Verbandstag in einem über LinkedIn veröffentlichten Statement diesem Ansatz zu und setzt sich im Bereich Aus- und Fortbildung für eine Zusammenarbeit mit dem Golf Management Verband Deutschland, dem Bundesverband Golfanlagen, dem Greenkeeper Verband Deutschland sowie der PGA of Germany ein – „arbeitsteilig und auf Augenhöhe“, wie May betont. Interessant auch sein Hinweis, dass, gemeinsam mit den „vielen sehr guten Mitarbeitern“ in der Geschäftsstelle nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch das Vertrauen in den Verband gestärkt werden solle.
Spannend wird sein, ob die Clubs diese Beitragserhöhung an ihre Mitglieder weitergeben oder aus den vorhandenen Beiträgen finanzieren. Nimmt man einen Jahres-Clubbeitrag von 1.500 Euro an, bedeutet die verabschiedete Erhöhung eine Schmälerung der verfügbaren Beträge für den Golfclub um gerade einmal 0,3 %.
Ausgehend von rund 800 Mitgliedern pro Golfclub ergeben sich jährliche Mehrkosten von 3.600 Euro pro Club, was ebenfalls keine Anlage in den Ruin treiben dürfte. Dennoch: Längst nicht alle Golfclubs in Deutschland erzielen gute oder sehr gute wirtschaftliche Ergebnisse, manchem Club wird daher selbst dieser Betrag
Kopfzerbrechen bereiten.
Weitere Highlights des Verbandstages
Neben der Bestätigung der Revisoren Dr. Gaby Schäfer (GC Kitzeberg) und Dirk Reinmann (Licher GC) war insbesondere das Hearing am Vortag für den ein oder anderen interessanten Vortrag gut: Neue Zahlen zur Golfmarktentwicklung, ein Blick in die „Werkstatt“ des Golf Teams Germany („Erfolgsfaktoren im Leistungssport“) sowie zu „Künstliche Intelligenz und digitale Praxis für Clubs“ (Neue Chancen, neue Risiken?) – es gab viel Interessantes zu erfahren.
Als Keynote-Speaker referierte Stefan Brause (Leiter der Stabsstelle Olympiabewerbung des DOSB) zu „Olympia in Deutschland – Wie kann der Golfsport beitragen & profitieren?“
Viele Teilnehmer bedauerten, dass einige Themen, unter anderem aus dem Grünen Bereich, der Zeitnot zum Opfer fielen. So hätten die Vorstellung der Ergebnisse einer DGV-Umfrage zur Golfplatzbewässerung mit Erläuterungen durch Andreas Klapproth (Leiter des DGV-Arbeitskreises Golfplatzbewässerung) sowie die Ausführungen zu „Inklusion und Golf mit Menschen mit Behinderung“ das Hearing mit Blick auf aktuelle operative und strategische Herausforderungen in der Clubarbeit sicher sinnvoll abgerundet. Auf Rückfrage wurde angekündigt, dass es hierzu in Kürze Online-Veranstaltungen geben werde.
Fazit
DGV-Vorstand und -Geschäftsstelle können erst einmal durchatmen. Ein Ausruhen auf der Beitragserhöhung ist sicherlich nicht angebracht: Der DGV-Verbandstag 2025 findet am 25./26. April 2025 an neuem Standort (Steigenberger Airport Hotel) statt – und sicherlich werden vor allem die Mahner und Kritiker der verabschiedeten Erhöhung dann eine erste Bilanz ziehen und bei Bedarf die Frage der Beitragshöhe erneut thematisieren.
Autor: Stefan Vogel | golfmanager 02/2024