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Rangebälle und Golfbälle als Erfolgsfaktor

Im Gespräch mit Eduard Eckrodt, Callaway Golf

Bis heute sind die Auswirkungen der Pandemie in den Lieferketten der Golfbranche spürbar. Das gilt nicht nur für Golfschläger und Bekleidung, sondern auch für die unverzichtbaren Golfbälle. Viele Clubs, die in den vergangenen Monaten Rangebälle ordern wollten, wurden mit Lieferzeiten konfrontiert, die man sonst nur aus der Automobilbranche kennt. Hintergrund ist, dass die Ballhersteller die knappen Rohmaterialien eher in ihre Premiumbälle als in die im Vergleich dazu preiswerten Rangebälle gesteckt haben. „Letztlich war es eine Kombination aus Rohstoff-Knappheit und wirtschaftlicher Ausrichtung der Unternehmen“, so Eduard Eckrodt, Regional Sales Director Central Europe bei Callaway Golf im Gespräch mit dem golfmanager. Rangebälle seien im Preis deutlich niedriger angesiedelt als Spielbälle, was sich entsprechend auf die Marge auswirke. „Die Marge bei Rängebällen ist ungefähr halb so groß wie bei anderen Bällen“, erläutert der Manager. Daher seien die Preise auch für Rangebälle nach der Pandemie deutlich höher als früher. Callaway biete weiterhin eine gute Verfügbarkeit, so Eckrodt – insgesamt seien die Bestellungen an Rangebällen höher als vor der Pandemie.

„Ob dies daran liegt, dass durch die Preissteigerungen der Mitbewerber unsere hochwertigen Bälle nun attraktiver geworden sind, entzieht sich meiner Kenntnis“, so der Europa-Vertriebschef. Im Schnitt nutzen Clubs die Bälle rund zwei Jahre, einige sogar drei Jahre. Rangebälle seien auf Langlebigkeit ausgerichtet, vor allem der Transport durch Röhren sowie das Handling in Waschautomat und Ballspender zerrten an der Schale, die gegenüber Spielbällen härter ausgelegt und zudem mit einer dickeren Lackschicht versehen werde.

 

Eine erhöhte Nachfrage nach Range­bällen durch Rangesysteme kann der Manager noch nicht feststellen. „Range­systeme nehmen in Deutschland jetzt erst Fahrt auf“, so seine Einschätzung. Sie seien jedoch ein immer wichtigerer Faktor bei der Golfergewinnung und Mitgliederbindung. Callaway kann sich hier auf reichhaltige Erfahrung im eigenen Konzern berufen, denn auch Topgolf und Toptracer gehören zum Konzern. „Unser neuer Name Topgolf Callaway Brands verdeutlicht, dass für uns beide Bereiche enorm wichtig sind – aber auch unsere Bekleidungslinien wie Jack Wolfskin und im Golfsegment Travis Matthews, die in den USA aktuell die am schnellsten wachsende Bekleidungslinie ist“, so Eckrodt. Auch wenn die Marken eigenständig arbeiteten, versuche man dennoch, wo immer möglich Synergien zu nutzen. „Wir sehen beispielsweise bei unserem gemeinsamen Kunden im Golfclub München Eichenried, dass dort eine der größten Toptracer-Anlagen Deutschlands binnen kurzer Zeit von Mitgliedern aller Altersgruppen hervorragend angenommen wurde“, erläutert der Manager. Daher wolle man im Bereich Rangesysteme die Vertriebsstrukturen für Kontinentaleuropa weiter ausbauen.

 

Ertragsquelle Golfbälle

Neben Rangebällen sind die Spielbälle wichtige Ertragsquellen für Golfanlagen. Im Weltmarkt liege Callaway inzwischen an Position zwei beim Ball­umsatz, freut sich der Manager. „Rund 46% des Ballumsatzes in Deutschland werden weiterhin oncourse generiert, der Rest offcourse“, zitiert Eckrodt aus einer Branchenauswertung. Golfbälle seien nach Schlägern die zweitstärkste Produktkategorie beim Umsatz. Da es sich zudem um einen Verbrauchsartikel handele, sei für eine kontinuierliche Nachfrage gesorgt. Das deutliche Wachstum seines Unternehmens im Ballsegment führt Eckrodt auf die Reaktion des Unternehmens auf negative Berichterstattung zurück: „Callaway sah sich 2020 durch negative Reviews seiner Bälle durch ein Golfportal (Anm. d. Red.: MyGolfSpy) zum nicht-zentriertem Ballkern gechallenged.“ So wurden 50 Mio. USD in die unternehmenseigene Ballfabrik (die frühere Spalding-Fabrik) investiert. Als einziger Ballhersteller nutze man derzeit einen 3D-Röntgen-Scanner, der von allen Seiten in den Ball hineinschaue, beschreibt er das Alleinstellungsmerkmal. So könne man vor Auslieferung sicherstellen, dass der Kern tatsächlich zentriert sei. Die zunehmende Anzahl neuer Golfball-Anbieter sieht der Manager eher gelassen. „All diese Bälle kommen von der gleichen Fabrik, Fore­most in Südkorea.“ Die Innovation liege daher eher im Marketing, eigene Forschung und Entwicklung sei bei diesen Firmen kaum anzutreffen. Anders bei Callaway: Hier könne man mit Innovationen auch immer wieder neue Käuferschichten ansprechen, bleibe aber Partner der Golfanlagen. Die Erfolge einiger Callaway-Profis auf den Profitouren habe die Nachfrage nach Bällen – auch unter den Profis – zusätzlich stimuliert. Nach Corona hofft Eckrodt auch auf steigende Umsätze bei Logobällen, da die Hersteller hierfür nun wieder mehr Bälle bereitstellten. Allerdings verweist er auf unterschiedliche Marktbedingungen in Europa: „In Schweden sind Logoprodukte von der sonst üblichen Mehrwertsteuer von 25% befreit – daher werden dort fast ausschließlich Logobälle auf den Anlagen verkauft“, berichtet der Manager.

 

Zur angekündigten neuen Ballregelung für die Profis seitens USGA und R&A gäbe es keine offizielle Stellungnahme von Callaway, so der Central Europa-Vertriebschef. Generell halte sich das Unternehmen mit der Kommentierung von Entwicklungen auf der Tour zurück, daher gäbe es auch kein offizielles Statement zu LIV Golf. Grundsätzlich würde beispielsweise auch bei den Drivern bereits mit anderen Schlägern für die Profis gearbeitet, da die dünne Schlagfläche der Amateurmodelle den hohen Schwunggeschwindigkeiten nicht lange standhalten könne. Die Ausgabe spezieller Bälle an die Profis sei über die Tourtrucks leicht zu organisieren. Ob die aktuell viel diskutierte Regelung aber tatsächlich komme, werde die Zeit zeigen – generell sieht der Manager jedoch auch andere Möglichkeiten ohne Eingriff in das Spielmaterial, um Plätze für Profis anspruchsvoller zu machen – entscheidend sei das Set-up des Platzes, so der erfahrene Manager.

 

Autor:  Michael Althoff | golfmanager 3/2023

 

 

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