GVD-Praxistage – gelungener Mix aus Theorie und Praxis
Neues GVD-Veranstaltungsformat gestartet
Bereits in der letzten Ausgabe konnten wir noch einen kleinen Kasten zum neuen GVD-Format „Praxistage“ kurz vor Druck einbinden. In diesem Magazin sollen weitere Details folgen. Warum? Weil das neue Format in meinen Augen viel Potenzial hat und den Anfragen und Wünschen der Mitglieder Rechnung trägt.
Federführend verantwortlich: Michael Kurth, GVD-Vizepräsident und Vorsitzender des GVD-Weiterbildungs-Ausschusses (WBA). Die Idee: ein neues Format auf der Anlage und im regionalen Umfeld eines Kollegen mit einem theoretischem und einem weitestgehend praktischen Part. Das Ganze ausschließlich mit den Partnern, mit denen der verantwortliche Greenkeeper im Rahmen von interessanten Projekten zusammenarbeitet.
Und, um es gleich vorwegzunehmen, Michael Kurth legte die Messlatte für künftige Veranstaltungen hoch. Entsprechend beworben, fand sich am 23./24. September die auf 50 Teilnehmer begrenzte Gruppe aus ganz Deutschland bei ihm im Mainzer Golfclub ein. Auch Marc Biber und Caroline Stenzhorn vom Deutschen Golf Verband waren erschienen, um das neue Format kennenzulernen. Fachlich begleitet wurde der Tag von Angela Dohmen (TURF Handel GmbH) – nichts wurde dem Zufall überlassen. Sogar die Brotzeit an Tag 2 war Greenkeeper-gerecht herzhaft gewählt: Rheinhessische Fleischwurst-Ringe und „Spundekäs“.
Ausflug nach Geisenheim
Der Reihe nach: Ausführlich erläuterte Michael Kurth an Tag 1, was die Angereisten erwartete und was das Neue an dieser Veranstaltungsform ist. Auch Stefan Kirstein, Geschäftsführer des Mainzer Golfclubs und Präsident des Golfmanagement-Verbandes (GMVD), fand treffende Worte zur Bedeutung der Arbeit der in der Platzpflege Beschäftigten und wünschte einen guten Verlauf der Tagung.
Mit dem Bus ging es dann zur Hochschule Geisenheim. Prof. Martin Bocksch, seit 2006 Lehrbeauftragter im Studiengang Landschaftsarchitektur, hatte sich bereiterklärt, einen Einblick in sein Schaffensgebiet zu gewähren. Beeindruckend, was er zur nebenanliegenden Villa Monrepos und dem dazugehörigen Park zu berichten wusste. Einige Eckdaten: Erbaut wurde die Villa zwischen 1860 und 1863 im Auftrag von Eduard von Lade. Dieser stammte aus einer Geisenheimer Familie und war durch seine Bankiertätigkeit und Waffengeschäfte sehr wohlhabend geworden. Hier, auf diesem Areal, wollte er seinen vielseitigen Interessen nachgehen, zu denen neben dem Obst-, Garten- und Weinbau auch die Astronomie gehörte. Die Parkanlage umfasste ursprünglich etwa sechs Hektar. Nach langen planerischen und baulichen Vorarbeiten wurde schließlich 1872 die Königlich Preußische Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim gegründet – in unmittelbarer Nähe zu von Lades Villa und der Parkanlage. Letztere wird heute auch von der Hochschule zu Forschungszwecken genutzt, wie Bocksch berichtete. Nach einer Führung durch den Park und einem Mittagessen in der Hochschulmensa, erläuterte Prof. Daniel Westerholt, Lehrstuhlinhaber für Vegetationstechnik im Landschaftsbau, in den Hochschul-eigenen Versuchshallen die aktuellen Studien im Bereich Dachbegrünungen und -entwässerung.
Weiter ging es mit dem Bus in die MEWA ARENA, seit 2006 sportliche Heimat des 1. FSV Mainz 05. Hier wusste André Kastigen (Heiler-Sportplatzbau) Interessantes zum Stadion, zum Bau und zur Pflege des Sportrasenplatzes zu berichten – übrigens kein Hybridrasen. Im alten Stadion, das anschließend angefahren wurde, und in dem heute trainiert wird und daneben auch die zweite Mannschaft spielt, erläuterte er die Unterschiede in den Boden-Aufbauten. Auf den Trainingsplätzen in unmittelbarer Nähe zum alten Stadion waren Hybridrasen- und verschiedene reine Kunstrasenplätze mit ihren Vor- und Nachteilen zu besichtigen.
Zurück nach Mainz, auf den Golfplatz
Wieder zurück im Mainzer Golfclub ging es auf den Platz und Michael Kurth erläuterte seine Beregnungsumstellung, die er unter anderem mit der Firma Stock Beregnungstechnik und Rain Bird vorgenommen hat, und stellte sich den Fragen der Kollegen. Angela Dohmen stand an einer weiteren Station für die diversen Fragen bzgl. Grüns-Pflege und Bodenuntersuchungen zur Verfügung.
Wissen vermitteln und vermittelt bekommen, macht aber auch hungrig und so fanden sich die Gäste bereitwillig zu lecker Gegrilltem auf der Driving-Range ein, einzelne schwangen sogar die bereitgestellten Golfschläger. Für mich ein Highlight: Kurths Team war auch eingeladen worden und ein besonders netter Kontakt ergab sich mit Johannes Seeberger, einem vollwertigen Kollegen mit Inclusions-Hintergrund, der wie selten zuvor erlebt und für jeden erkennbar, die Freude an seinem derzeitigen Beruf und in der Zusammenarbeit mit seinen Kollegen in Mainz vermittelte.
Theorie gab es auch
Tag 2 begann human um 8 im Pavillon des an die Golfanlage angrenzenden Aparthotels. Nach Einblicken in die Geschichte des Mainzer Golflcubs durch Stefan Kirstein und Michael Kurth, gab es einen interessanten Vortrag von Ron Richter (Terra Petra) zum Einsatz von Pflanzenkohle auf Sportanlagen, bspw. beim Divotfilling. Anton Steinbeck und Benjamin Lemme (beide Punctus) referierten anschließend über die Punctus-Vermessung einer Golfanlage mittels Drohnen sowie über die Einsatzmöglichkeiten der von ihnen vertriebenen Automower. Daran schloss sich eine generelle Diskussion über Vor- und Nachteile bzw. die bislang gemachten praktischen Erfahrungen mit dieser Technik an.
Nach einer Kaffeepause ging es nochmal nach draußen, um die verschiedenen Maschinen im Bereich autonomes Mähen und Automatisierung der Driving-Range im Live-Betrieb zu besichtigen. Hierfür standen die Experten der Firmen Weimer, Echo, Husqvarna, Kress und HEENZ robotic zur Verfügung.
Mein persönliches Fazit der zweitägigen „GVD-Praxistage“: ein sehr engagiert durchgeführtes, neues Format, das hoffentlich zu einer festen Einrichtung wird und zu dessen Erfolg neben Gastgeber Stefan Kirstein und Michael Kurth mit seinem Team auch die Referenten und Partner beigetragen haben. Ein herzlicher Dank, besonders auch an die GVD-Geschäftsstelle mit Christina Seufert und Lisa Bließen, die in die Organisation und Durchführung eingebunden waren – gerne wieder!