Login

Drei Majestäten unter sich

Familiengeschichten im Greenkeeping

Jede unserer bisherigen Geschichten aus den Greenkeeping-Familien hat­te etwas Besonderes und sehr viel Eigenes aufzuzeigen. Klar, dazu werden sie natürlich geschrieben. Unsere neue Geschichte hebt sich da wieder einmal ab, auch deshalb, weil Schreiber und Gesprächspartner diesmal, neben der grünen Arbeit auch noch viel persönliches „grünes“ Herzblut einbringen können – allerdings nur, was ihre Hobbys angeht. Das Besondere an dieser Geschichte ist: Am Niederrhein auf der Golfanlage Nieper Kuhlen in Neukirchen-Vluyn trafen sich „drei Majestäten“, heißt genauer: drei ehemalige Schützenkönige christlicher Schützenbruderschaften. Nun muss der geneigte Leser natürlich wissen, dass der Titel des Schützenkönigs einen hohen Anerkennungswert in unseren Breiten hat. So ist es nicht unüblich, einen Schützenkönig auch noch Jahre nach seiner Regentschaft mit „Majestät“ zu begrüßen. Es trafen sich also die Majestäten Theo Kother, Morris Kother und Franz Josef Ungerechts. Den Begriff „Schützenkönig“ hat wohl jeder schon einmal gehört, ganz gleich, ob er mit den Gepflogenheiten eines Schützenvereins vertraut ist oder nicht. Ein amtierende Schützenkönig ist der höchste Repräsentant seiner Bruderschaft und die Galionsfigur des jeweiligen Schützenfestes.

 

Die Entstehung des Schützen­wesens reicht in Deutschland und dem benachbarten Ausland bis weit in das Mittelalter zurück. Älteste urkundliche Erwähnungen von Schützengilden stammen aus dem Jahr 1139. Damit ist ein Vergleich mit Golf einfach nicht möglich. Diese Tradition reicht gerade mal, nach schottischem Vorbild, bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Bleiben wir bei der Familie Kother, Vater Theo war bis Ende des vergangenen Jahres Head-Greenkeeper auf der Anlage Nieper Kuhlen, Sohn Morris ist sein Nachfolger.

 

Für mich, den Schreiber, war die Anfahrt schon ein Erlebnis der besonderen Art. Zehn Minuten vor der Ankunft auf der Anlage kreuzte mein Fahrweg eine Justizvollzugsanstalt. Und in meinen Kopf kreisten die Gedanken zum anstehenden Termin nach dem Motto: „Um Gottes Willen, wo werden die beiden Greenkeeper wohl arbeiten?

Doch die Weiterfahrt beruhigte mich dann doch. Ich fuhr durch eine schöne und grüne Gegend, Wälder und Wiesen, eben echt niederrheinisch. Durch den Niepkuhlenzug, eine verlandete Altstromrinne des Rheines, die sich als sumpfige Niederung von Krefeld bis Vluyn zieht. Von hier lässt sich die Rinne bis in das Einzugsgebiet der Niers und damit letztlich bis zur Maas verfolgen.

 

Theo Kother erwartete mich bereits vor dem Clubrestaurant und wir kamen sofort ins Gespräch; natürlich redeten wir zunächst über unsere Gemeinsamkeit, das Schützenwesen.

 

Zum Greenkeeping: Theo kam 1995 auf die Anlage, als Heinz Wolters den Golfplatz baute und bis 2006 auch dessen Betreiber war, ehe er an Ingeborg Witt verkaufte. Als Landwirt brachte Theo Kother einige Berufskenntnisse mit, die er jedoch 2000 mit der Prüfung zum Geprüften Greenkeeper vervollständigte. 2006 ernannte Betreiberin Witt ihn zum Head-Greenkeeper. Stolz erzählte er, dass der Golfplatz seine grüne Handschrift trägt. Das Arbeiten war nicht einfach, liegt doch der Platz im Wasserschutzgebiet, was den Einsatz von pflegenden und helfenden Mitteln einschränkt, doch damit kam Theo klar, genau wie sein Sohn heute.

 

Morris kam 2006 als Platzarbeiter auf die Anlage und wurde fachlich von seinem Vater ausgebildet. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Sohn Schreiner, aber er hatte Zug zum grünen Bereich; und Morris, ist ein „Malocher“ wie der Vater sagt. Theo forderte aber auch: „Wenn Du hier mit einer neuen Arbeit beginnst, dann bleibst Du nicht ein Arbeitsleben lang Platzarbeiter. Ich erwarte mehr von Dir.

 

Morris Kother legte sich mächtig ins Zeug, nicht nur, um sich Vater Theo gegenüber zu beweisen, sondern, weil er seinen Traumberuf erkannt hatte. Er absolvierte 2013 an der DEULA Kempen seinen geprüften Greenkeeper und hängte 2017 auch noch den geprüften Head-Greenkeeper dran. Heute arbeitet er zur Unterstützung von Thomas Pasch als Aushilfsreferent. Übrigens: Die Praxisarbeit von Morris Kother zum Head-Greenkeeper können unsere Leser im Rasenteil dieser Ausgabe nachlesen. Eine Arbeit, die Dr. Klaus Müller-Beck sehr überzeugt hat.

 

Wer nun denkt „Vater und Sohn gemeinsam auf einer Golfanlage, kann das klappen?“, den kann man beruhigen: „Es hat geklappt!“ Zwar hat Vater Theo seinen Sohn nicht geschont, doch Morris wollte es auch nicht anders. „Arbeit ist keine Belastung für mich, und was mir Spaß macht, tue ich gerne“, erzählt er mir zum Vater-Sohn-Thema. Er sagt auch: „Greenkeeping geht nur mit Leidenschaft, da muss Herzblut bei sein.

 

Eine Einstellung, die auch sein Vater 21 Jahre lang als Antriebsmotiv auf der Golfanlage Nieper Kuhlen hatte. Er arbeitet heute noch als Aushilfskraft auf dem Platz (Heu- und Strohhandel) und hält sich mit „gut gemeinten“ Kommentaren in Richtung seines Sohn zurück: „Ich bleibe da immer im grünen Bereich. Morris weiß, was er tut, und er tut es gut.“ Ein Kompliment, das der Sohn gerne annimmt und genau darauf sein weiteres Arbeitsleben abgestellt hat.

 

Autor: Franz Josef Ungerechts | Greenkeepers Journal 02/2018

 

<< zurück