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Pflegetechnik und Gräservielfalt in Mischungs- und Sortenversuchen für unterschiedliche Rasennutzung

Ein Bericht zur Sonderschau Rasen 2017

Zehnte demopark 2017

Die Jubiläumsausgabe der demopark erzielte in der Besucherwertung Bestnoten. Einhelliges Lob ernteten die enorme Breite und der hohe Innovationsgrad des Produktangebotes, das zwischenzeitlich mehr als 50 verschiedene Segmente umfasst.

 

Entsprechend positiv fällt auch das Gesamtresümee aus: Neun von zehn Besuchern sehen ihre Erwartungen vollständig erfüllt – ein Spitzenwert, der keinesfalls alltäglich, wohl aber ein gutes Omen für die nächste demopark ist. Mit einem erstklassigen Ergebnis schloss am 13. Juni 2017 in Eisenach die zehnte demopark ihre Tore.

Zum Jubiläum einen echten Hattrick zu landen, macht uns schon ein wenig stolz“, sagte Dr. Bernd Scherer, demopark-Initiator und Geschäftsführer des Industrienetzwerks VDMA. Schließlich bewege man sich in diesem Jahr „gleich in dreifacher Hinsicht auf Spitzenniveau: Besucherqualität, Stimmung und Geschäftslage zeigen sich von ihrer besten Seite“, so Scherer. Insgesamt 36.000 Grünflächenprofis, Golfplatzexperten und Kommunalentscheider besuchten von Sonntag an Europas größte Freilandausstellung der Grünen Branche.

DRG Schirmherr bei Sonderschau Rasen

Die Experten der Deutschen Rasengesellschaft (DRG) konnten ausgewählte Schwerpunktthemen sowie aktuelle Fragen und Trends aus der Rasenpraxis in kleinen „Demovorträgen“ direkt auf der Fläche vorstellen und erläutern.

 

Zu den jeweiligen Themen wurden von den Autoren entsprechende Poster vorbereitet, die im Rasenkompetenzzelt präsentiert wurden. Für Interessenten stehen diese Informationen auf der DRG-Homepage in der Rubrik „DRG-News“ zum Download bereit. (http://www.rasengesellschaft.de/content/aktuelles/poster_praesentation.php)

In einem neuen Format wurden Techniken zur Bodenbearbeitung im Golfrasen und zur Bodenlockerung im Hausrasen im praktischen Einsatz sowie innovative Verfahren zur Bodenoptimierung durch den Moderator, Dr. Jörg Morhard, vom Institut für Agrartechnik der Uni Hohenheim, vorgestellt.

Bewertung von Rasenqualität

Ergänzend zu den Messkriterien der Qualitätssicherung für Stadionrasen, nämlich Scherfestigkeit, Narbendichte und Wasserdurchlässigkeit, zeigten die Fachleute der DRG während der demopark auch die Ermittlung von spielbestimmenden Eigenschaften, wie „Oberflächenhärte“, „Ball-Rückprall“ und „Ball-Roll-Strecke“ auf dem Fußballrasen. Vor allem die Greenkeeper der Bundesliga zeigten sich äußerst interessiert an objektiven Richtwerten zur Einschätzung der Platzqualität.

Spieleigenschaft „Ball-Rückprall-Verhalten“

Die Rasenoberfläche bildet die Grundlage für ein regelgerechtes Fußballspiel. Zur Absicherung der spieltechnischen Voraussetzungen müssen bestimmte Parameter durch den Rasen erfüllt werden. So zählen beispielsweise die Ebenflächigkeit und die Scherfestigkeit zu den herausragenden Eigenschaften, die von den Spielern erwartet werden. Mit der Einführung unterschiedlicher Hybridrasensysteme rückte auch die Oberflächenhärte von Rasenflächen in die Wahrnehmung der Spieler und in den Fokus der Greenkeeper. Zur objektiven Einschätzung der jeweiligen Belagshärte eignet sich als Messeinrichtung der „Clegghammer“ (Clegg Impact Soil Tester).

 

Mit dem fachlich auf die Anforderungen der Spieler ausgerichteten Greenkeeping bzw. mit der geeigneten Platzpflege sorgen die Verantwortlichen für die Einhaltung des entsprechenden Standards. Die regelmäßige Prüfung der Scherfestigkeit, des Deckungsgrades der Rasennarbe sowie der Wasserdurchlässigkeit der Rasentragschicht zählen bereits heute zum Qualitätsstandard der Profi-Rasenflächen.

 

Im Rahmen der praktischen Demovorträge auf der Sonderschau Rasen konnten sich die Fachbesucher auch einen Eindruck verschaffen, wie die Ermittlung der spieltechnischen Varia­blen, „Belagshärte“, „Ball-Rückprall“ und „Ball-Roll-Strecke“ mit geeigneten Geräten vorgenommen wird. Auch in diesem Jahr unterstützte, neben dem ILOS-Institut der Hochschule Osnabrück, das Labor Lehmacher & Schneider die Experten der DRG bei der Bereitstellung der messtechnischen Ausstattung. Zur Ermittlung exakter Werte für den Ball-Rückprall lassen sich die Einstellungen am Gerät so vornehmen, dass die Fallhöhe justiert wird (2,0 m ab Ballunterkante) und der vorgegebene Balldruck von 0,8 bar gewährleistet ist. Die Auslösung des Ballfalls erfolgt in der Regel per Fernbedienung und der Rückprall wird per Mikrofon und Aufzeichnung am Laptop erfasst.

Als Referenzwert wird der Rückprall des Balles auf einer Betonfläche herangezogen, dieser beträgt im Normalfall etwa 135 cm. Bei den unterschiedlichen Tagesbedingungen wurden in Eisenach Werte von 45 cm (feuchter Zustand) bis 90 cm gemessen. Gemäß FIFA-Qualitätskonzept liegen die Idealwerte des vertikalen Ball-Rückpralls für Naturrasen bei 60 bis 85 cm.

Spieleigenschaft „Ballroll-Strecke“

Für das direkte Spiel ist es wichtig, dass der Fußballspieler die Verzögerung des Balles beim Ausrollen auf der Rasenarbe einschätzen kann. Ähnlich wie beim Golfgrün spricht man vom „Speed“ des Balles.

 

Serienmessungen zur Ballroll-Strecke auf Sportrasen wurden bisher in Deutschland noch nicht durchgeführt. In Eisenach wurden Werte von 5,00 m bis 6,00 m (trockene Bedingungen) bei einer Schnitthöhe von 28 mm ermittelt. Nach FIFA-Angaben werden für idealen Naturrasen Werte von 4,0 m bis 8,0 m gemessen, wobei der niedrige Wert als „langsam“ eingestuft wird.

 

Sorteneigenschaften und Mischungspartner im Praxistest

Als besonderes Highlight der Sonderschau Rasen gelten die Rasen-Versuchsparzellen im Gelände der demopark. Für die Besucher besteht hier die Möglichkeit, die Gräser-Eigenschaften, wie Blatttextur, Blattfarbe oder Narbendichte der wichtigsten Zuchtsorten von Lolium perenne, Poa pratensis, Festuca rubra spec., Festuca ovina spec. sowie Festuca arundinacea in der Reinsaat zu vergleichen. Die Ausprägungen, der vom Bundessortenamt vergebenen Eignungsnoten, ließen sich am Beispiel der ausgeschilderten Parzellen direkt vergleichen. Derartige Vergleichssortimente stehen üblicherweise nur an den Prüfstandorten der Züchter bzw. beim Bundessortenamt dem interessierten Rasenfachmann zur Verfügung.

 

Die aktualisierte Sorten- und Eignungsübersicht in der RSM 2017 weist 14 Gräserarten/-unterarten mit insgesamt 315 vom Bundessortenamt für die Rasennutzung geprüften Gräsersorten auf. Eine Reihe von diesen neuen Sorten konnten bei der Sonderschau Rasen begutachtet werden können.

 

Die Anlage einer „Cross-Ansaat“ ist ein besonderer Mischungs-Block der Sonderschau Rasen. Hierbei werden jeweils zwei Arten mit verschiedenen Sorten getestet. Die einzelnen Sorten der Art Poa pratensis sind in Bahnen angelegt, die sich mit den Bahnen verschiedener Sorten von Lolium perenne bzw. Festuca arundinacea kreuzen. So entstehen zahlreiche Einzelparzellen mit unterschiedlichem Mischungs-Charakter. Für den Fachbesucher werden auf diese Weise Qualitätskriterien, wie Konkurrenzkraft, Farbausprägung oder Homogenität der Narbendichte unterschiedlicher Mischungspartner sichtbar gemacht.

 

RSM Regio eine Heraus­forderung für die Zukunft

Bis zum Jahre 2020 ist die Verwendung von gebietseigenen Pflanzen in der freien Natur für alle Beteiligten nach dem Bundesnaturschutzgesetz verbindlich. Neben den bestehenden Mischungen des Landschaftsrasens RSM Typ 7, wurden bereits im Jahre 2015 bei der Sonderschau Rasen die ersten Flächen mit „Regiosaatgut“ angelegt, die jetzt mit weiteren Mischungen ergänzt wurden, sodass sich die Fachbesucher bezüglich der Entwicklung der Ansaaten sowie mit einem Poster informieren konnten.

 

Als Schirmherr der Sonderschau Rasen stellt die Deutsche Rasengesellschaft e.V. die ausgestellten Poster zur Gräser-Thematik auf der website www.rasengesellschaft.de zum Download zur Verfügung.

Rasenquiz für Rasenfreaks

Für alle Rasenfachleute und Besucher der demopark 2017 bot die Deutsche Rasengesellschaft im Rasenkompetenzzelt die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Rasenquiz. Alle Teilnehmer erhielten einen attraktiven Sticker „Rasenfreak 2017“ und einen entsprechenden Aufkleber. Am letzten Messetag wurden dann die Hauptgewinner einer Jahresmitgliedschaft Deutsche Rasengesellschaft bzw. Greenkeeper Verband Deutschland ausgelost.

 

Im Forum des Rasenkompetenzzeltes beteiligten sich viele Besucher am Rasenquiz. Die Beantwortung der Fragen zu den Gräserarten erforderte von den Besuchern Know-how, sodass als Lohn die Ernennung zum „Rasenfreak 2017“ mit einem Sticker erfolgte.

 

Gewinner DRG-Jahresmitgliedschaft:

  • Fabian Ladwig, Gartenbau und -pflege, Emmendingen
  • Kamil Prokopiuk Ph.D., Plant Breeding and Acclimatization Institute, Polen

 

Gewinner GVD-Jahresmitgliedschaft:

  • Clemens Anders vom GC Bad Neuenahr

 

Die Deutsche Rasengesellschaft gratuliert allen mutigen Teilnehmern und insbesondere den Gewinnern der Jahresmitgliedschaft. Herzlich willkommen bei der Deutschen Rasengesellschaft e.V.

Fazit

Der sehr gute Pflegezustand der gesamten Rasenfläche wurde durchweg von den Besuchern gelobt. Dieses Kernstück der Sonderschau Rasen steht unter der Schirmherrschaft der DRG und wird maßgeblich von Dr. G. Lung betreut, der die Parzellenvorbereitung für die Messe mit großer Sorgfalt ausgeführt hatte, ihm gilt ein besonderer Dank der DRG! Die ständige Pflege der Rasenfläche wird vom Head-Greenkeeper des GC Eisenach, Markus Gröger, ausgeführt. Hier zeigt sich die fachliche Kompetenz des ausgebildeten Greenkeepers, der zum Messetermin die Anlage in Bestform präpariert hatte – ein großes Kompliment!

 

Das vielfältige Informationsangebot zu den aktuellen Fragen der Rasenanlage und -pflege wurde gerade von den Rasenfachleuten genutzt. In Eisenach zeigte der Rasen seine Leistungsfähigkeit sowohl bei Intensivpflege, als auch bei Extensiv-Ansaaten.

 

Die Kultur Rasen ist äußerst vielfältig und erfordert auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit eine besondere Aufmerksamkeit. Es bleibt zu hoffen, dass mit der Einrichtung der Stiftungsprofessur „Nachhaltiges Rasenmanagement“ an der Hochschule Osnabrück diesem Anspruch gerecht wird.

 

Autor: Dr. Klaus G. Müller-Beck | Rasen 03/2017

 

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