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Die wichtigen Dinge des Lebens

Rund um das zweite und dritte Major des Jahres kommen die großen Profi-Golftouren nach Kontinentaleuropa und natürlich auch nach Deutschland. Die DP World Tour war gleich mit drei Events zu Gast: von der Dutch Open Ende Mai, die nur eine gute Autostunde von der deutschen Grenze entfernt auch einige deutsche Golffans anzog, über die Porsche European Open Anfang Juni in Winsen an der Luhe, bis hin zur BMW International Open Ende Juni reichte das Angebot. Ende Juli stand im Wittelsbacher Golfclub die zweite Auflage der Big Green Egg German Challenge powered by VcG an, und auch die Ladies European Tour fand mit dem Amundi German Masters powered by VcG im Golf & Country Club Seddiner See bei Berlin wieder den Weg nach Deutschland. Höhepunkt des europäischen Turniersommers dürfte aber zweifelsohne die 150. Auflage der The Open im schottischen St. Andrews sein. Der golfmanager war bei einigen dieser Events vor Ort und Autor Michael Althoff blickt in seinem Beitrag in Ausgabe 4/22 hinter die Turnierkulissen auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser wichtigen Events.

 

Zum Amundi German Masters – als Aufhänger – erreichte uns von Redaktionsmitglied Horst Schubert nachfolgend ein Kurzbeitrag mit einem Kommentar aus der Märkischen Allgemeinen Zeitung:

 

In Zeiten, in denen sich globale und nationale Krisen nur so häufen, ist es sicherlich hilfreich, sich gelegentlich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu besinnen. Hierzu zählt zweifellos der „Betrug an der Mark“, der jetzt in einem Zeitungskommentar thematisiert wurde, s.u.

 

Danach ist nicht nur die Nennung von Berlin als Austragungsort des Golfturniers Amundi German Masters als Falschinformation zu bewerten. Auch die Bezeichnung „Metropolregion Berlin-Brandenburg“ sei zumindest „eine „Art Betrug“. Der feine Unterschied zwischen dem Straftatbestand „Betrug“ (§ 263 Strafgesetzbuch) und „eine Art Betrug“ ist versierten Juristen sicherlich geläufig.

 

Oder handelt es sich bei diesem Sachverhalt vielleicht um einen Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)? Hier dürfte insbesondere § 5 „Irreführende geschäftliche Handlungen“ im Sinne einer Irreführung des Verbrauchers von Bedeutung sein.

 

Demnach müssten sich jetzt einige Golfclubs des Golfverbandes Berlin-Brandenburg Gedanken über eine neue Namensgebung machen, z.B. der Berliner Golfclub Stolper Heide und der Berliner Golf- & Country Club Motzener See e.V., die beide nicht auf dem Berliner Stadtgebiet beheimatet sind. Auch der Märkische Golfclub Potsdam müsste umfirmieren, da er nicht in Potsdam, sondern in der Gemeinde Werder angesiedelt ist. Gleiches gilt für den Golf- und Country-Club Seddiner See, der trotz seines Namens nicht zur Gemeinde Seddiner See, sondern zur Gemeinde Michendorf gehört.

 

Erheblich subtiler in dieser Angelegenheit geht die Golfclub Bad Saarow GmbH vor, die den Berliner Bären in ihr Club-Logo integriert hat und damit zumindest unterschwellig eine Berlin-Nähe suggeriert, ohne diese expressis verbis zu benennen.

 

Fazit: In diesen geografisch und rechtlich unübersichtlichen Sachverhalt müsste wirklich mal Ordnung und Transparenz reingebracht werden – vorausgesetzt, man hat nichts Wichtigeres zu tun!

 

Autor: Horst Schubert | golfmanager 3/2022

 

Nachtrag: Der Titelsponsor des Profi-Golfturniers Amundi German Masters ist Europas größter Vermögensverwalter mit Sitz der Zentrale in Paris, wo der Ryder Cup 2018 ausgetragen wurde. Zumindest wurde Paris als Austragungsort weltweit in den Medien kommuniziert. Dazu sollte man allerdings wissen: Der Golfclub Le Golf National, in dem der Ryder Cup stattfand, liegt in der Gemeinde Guyancourt – rund 20 km südwestlich von Paris!

 

Kommentar: Betrug an der Mark

Vermutlich ist es keine Geografie-Schwäche. Sondern schlichtweg das bewusste Vorspielen falscher Tatsachen. Im Rahmen des Frauen-Profi-Golfturniers Amundi German Masters im Golf- und Country-Club Seddiner See wurde der Austragungsort immer wieder offiziell als Berlin angegeben. Zum Beispiel bei Einblendungen in den TV-Übertragungen oder bei Aussagen von Protagonisten. Dabei liegt der Golfplatz in der Gemeinde Michendorf, Potsdam-Mittelmark, mehr als 20 Kilometer muss man mit dem Auto zurücklegen, um den südwestlichen Zipfel der Bundeshauptstadt zu erreichen. Vielleicht mag es im elitären Zirkel des Golfsports imagestärker und reizvoller klingen, wenn ein Turnier im großen, weltstädtischen und luxuriösen Berlin gespielt wird. Aber da es in diesem Fall eben doch nicht dort, sondern im eher beschaulichen Nachbarbundesland stattgefunden hat, ist es eine Art Betrug, wenn allenfalls von der „Metropolregion Berlin-Brandenburg“ gesprochen wird. Denn damit wird die Mark lediglich zu einem Anhängsel degradiert und sie um Aufmerksamkeit sowie Werbung gebracht.

 

Autor: Tobias Gutsche (Märkische Allgemeine Zeitung, 03.07.2022)

© Photo Kozyr/shutterstock.com
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