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Starker Befall mit Tipula-Larven auf Golfanlagen

Insektensterben versus Tipula-Plage

Insekten spielen eine wesentliche Rolle im Ökosystem und stellen die vielfältigste Gruppe aller Lebewesen dar. Regionale und wirtsspezifische Studien belegen einen deutlichen Rückgang der Insekten, der sich sowohl auf die Gesamtmenge (Biomasse), als auch auf die Artenvielfalt bezieht. Da mag es irritieren, dass wir gleichzeitig auf landwirtschaftlichen Flächen und auch Golfanlagen immer mehr Probleme mit dem Auftreten von Tipula-Larven, Engerlingen, Eulen-Raupen und Engerlingen haben. Ein Grund hierfür sind, neben dem weitgehenden Verbot von Insektiziden, die klimatischen Veränderung der letzten Jahre – mit deutlich höheren Temperaturen und Trockenheit. Dies beschleunigt die Entwicklung der Insektenpopulationen und vermindert die Verluste aufgrund fehlender andauernder Schlecht-Wetter-Perioden im Sommer.

 

Problem Schnaken-Larven

Die größten Probleme auf den Grüns bereiten im Frühjahr und Frühsommer nach wie vor die Schnaken-Larven. Am häufigsten handelt es sich um die Wiesenschnake (Tipula paludosa), daneben  tritt auch die Gefleckte Wiesenschnake (Nephrotoma appendiculata) auf. Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass die veränderten Witterungsbedingungen dazu geführt haben, dass die Wiesenschnaken mit zwei Generationen pro Jahr auftreten. Seit einiger Zeit ist zudem die Kohlschnake (Tipula oleracea) hinzugekommen, deren Eiablage in den Zeiträumen April/Mai und August/September stattfindet.

 

Zusätzlich zum Wurzelfraß, der eine Schwächung der Grasbestände zur Folge hat,  kommt es vor allem durch Krähen, die in Schwärmen auftreten, zu schweren Folgeschäden. Da die Eiab-lage bevorzugt auf feuchten Flächen erfolgt, werden in den warmen, trockenen Sommermonaten auch besonders die, aufgrund der vorhandenen Beregnung, relativ feuchteren Grüns befallen.

Auch in diesem Frühjahr ist ein zeitgleiches Auftreten von unterschiedlichen Larvenstadien zu beobachten. Ausgehend von einem Befall mit Kohlschnaken, mit zwei Generationen, sowie Wiesenschnaken mit einer zusätzlichen Generation, kommt es inzwischen zu einer ganzjährigen starken Beeinträchtigung durch die Larven. Derzeit sind auch schon fliegende Schnaken anzutreffen und da die Paarung zeitnah erfolgt, ist mit einer erneuten Eiablage auf den Grüns zu rechnen.

 

Aufgrund der fehlenden Verfügbarkeit von Insektiziden gilt es zukünftig alternative Bekämpfungsformen zu finden. 


Schnaken-Plage auch auf Grünland

2020 kam es, vor allem in Niedersachsen, zum stärksten Befall durch Wiesenschnaken (Tipula) seit Beginn der Messungen auf Grünland. Auch für die Landwirtschaft gibt es keine zugelassenen Insektizide und neue Ansätze, wie das Ausbringen von Kalkstickstoff, haben bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Aufgrund des Starkbefalls wurde deshalb für die Anwendung auf Wiesen und Weiden eine zeitlich begrenzte, bundesweite Notfallzulassung für ein Insektizid erteilt. Bemühungen des DGV-Arbeitskreises Integrierter Pflanzenschutz und des GVD, für stark betroffene Golfanlagen über eine Notfallzulassung den Einsatz eines Insektizides auf Golfgrüns zu erwirken, wurden vom BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) abgelehnt.


Insektenpathogene -Nematoden als alternative Bekämpfungsform

Zur biologischen Kontrolle können insektenpathogene Nematoden (Fadenwürmer) als Nützlinge eingesetzt werden. Sie bewegen sich aktiv im feuchten Boden, suchen ihre Beute auf, dringen ein und infizieren die Larven mit einem Bakterium. Diese dienen nicht nur als Nahrung, sondern es findet eine Vermehrung statt. Die neu entstandene Nematoden-Generation macht sich dann wiederum erneut auf die Suche nach einem Wirt.

 

Um den Erfolg eines Nematoden-Einsatzes abzusichern, muss als erstes festgestellt werden, um welchen Schädling es sich handelt. Daneben hat die Witterung großen Einfluss und es sind einige Dinge bei der Ausbringung zu beachten:

 

Der Erfolg ist am größten, wenn sich die Larven im ersten oder zweiten Stadium ihrer Entwicklung befinden und noch wesentlich leichter zu infizieren sind. Aus diesem Grund sollte der Einsatz etwa 2 Wochen nach dem vor Ort beobachteten Flug der Schnaken und deren Eiablage erfolgen. Aufgrund der unterschiedlichen Arten und zusätzlichen Generationen ist der noch häufig angegebene Anwendungszeitpunkt (September bis Oktober) nicht immer sinnvoll. Es gilt vielmehr nach den schlüpfenden Schnaken Ausschau zu halten. In Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Fluges und den zum Behandlungszeitpunkt herrschenden Bodentemperaturen, ist dann die Nematodenart auszuwählen. Bei zu niedrigen Bodentemperaturen stellen Nematoden ihre Aktivität ein und der gewünschte Behandlungserfolg fehlt.

 

Kommt es schon im zeitigen Frühjahr zu einem starken Flug mit Eiablage, empfiehlt sich der Einsatz von Steinernema feltiae. Dieser Nematodenart reichen bereits Bodentemperaturen über 8 °C. Vertriebspartner beispielsweise:

 

  • BASF: Nemasys SF
  • E-nema: Nemaplus

 

Steinernema carpocapsae benötigt für 5-6 Stunden am Tag Bodentemperaturen über 14 °C. Deshalb empfiehlt sich der Einsatz im klassischen Zeitraum Frühsommer bis Herbst. Vertriebspartner beispielsweise:

 

  • BASF: Nemasys SC
  • E-nema: Nemastar

 

Zudem sind die detaillierten Anwendungshinweise der Hersteller bezüglich der Ausbringung zu beachten, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Die Empfehlung lautet pro m² 500.000 Nematoden auszubringen. Zu beziehen sind Nematoden in Form von deaktivierten Dauerlarven in einer Trägersubstanz, die Packungseinheiten werden für 500 und 2.000 m² angeboten. Nach Erhalt ist im Kühlschrank eine Lagerung möglich, sie sollten aber möglichst schnell verwendet werden. 

 

Hinweise zum -Ausbringungszeitpunkt:

  • Keine direkte Sonnen-einstrahlung, sowohl bei der Ausbringung, als auch mindestens 2 Stunden danach; die Behandlung sollte bei bewölktem Himmel oder abends erfolgen.
  • Der Boden sollte vor und nach der Behandlung nicht austrocknen, sondern feucht gehalten werden.

 

Anforderungen an die -Applikationstechnik: 

Die Ausbringung erfolgt mit der Pflanzenschutzspritze.

Die Aktivierung der Nematoden  erfolgt, indem das Produkt in einem Eimer mit 10 l kaltem Wasser sorgfältig vermischt wird. Die Pflanzenschutzspritze ist dann mit der Hälfte der Wassermenge zu füllen, danach wird das Nematoden-Konzentrat bei eingeschaltetem Rührwerk hinzugegeben. Um die Nematoden in Schwebe zu halten, bleibt das Rührwerk eingeschaltet. 

 

  • Flachstrahldüse mit mindestens 1,0 mm Düsenöffnung
  • Entfernung aller Filtereinsätze und Siebe und Prallkörper 
  • Pumpendruck nicht über 3 bar
  • 1.000 l/ha Wasser
  • Rührwerk einschalten

 

Nach der Ausbringung empfiehlt sich eine zusätzliche Beregnung, dies erleichtert das Eindringen in den Boden. Staunässe ist jedoch zu vermeiden. Durch den Einsatz eines Wetting Agents kann das Eindringen in den Boden optimiert werden.

 

Alternative Bekämpfungsform Silofolie

Eine andere Möglichkeit bietet der Einsatz von Silofolie. Dies ist auch eine gut geeignete Methode, mit der festgestellt  werden kann, welches Larvenstadium derzeit vorkommt.

 

Eine Abdeckung der Grüns ist zwar mit einem großen Arbeitsaufwand verbunden, zeigt aber gute Erfolge und funktioniert auch bei kühlen Temperaturen. Die Folie wird abends, mit der schwarzen Seite nach unten, auf die Grüns gelegt, die eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit aufweisen müssen. Morgens wird die Folie dann wieder entfernt, die oben aufliegenden Larven können dann durch sofortiges Mähen beseitigt werden.

Problem Erdraupen

Daneben kommt es in den letzen Jahren bundesweit verstärkt zu Problemen mit Erdraupen, den Larven der artenreichen Familie der Nachtfalter, der sogenannten Eulen.



Die dämmerungs- oder nachtaktiven Falter bekommt man nur selten zu Gesicht, die Eiablage erfolgt in der Zeit von Ende Mai bis Oktober. Nach 1-2 Wochen schlüpfen die nackten, walzenförmigen Raupen, die etwa 40-50 mm lang, grau bis grünlich gefärbt sind. Sie fressen nachts oberirdisch und verstecken sich tagsüber im Boden. Typisch sind die dadurch entstehenden sichelförmigen Fraßgänge, diese erleichtern auch das Auffinden der Raupen.

Die Art der Bekämpfung sollte in Abhängigkeit von der Befallsstärke erfolgen: 

Handelt es sich um einen geringen Befall, empfiehlt sich das Absammeln. Mit Hilfe eines Taschenmessers oder besser, mit einem Profilspaten, kann der Bereich des Fraßganges untersucht werden.

 

Kommt es zu einem Massenbefall von über 30 Raupen pro Grün und darüber hinaus zu Schäden durch Fraßfeinde (Dachs, Wildschwein), muss eine flächige Behandlung in Erwägung gezogen werden. 

 

Eine biologische Behandlung ist in der Zeit von Juni bis August durch den Einsatz von insektenparasitären Nematoden Steinernema carpocapsae möglich. Für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf dem Golfplatz ist nach §17 PfSchG das Insektizid Karate Zeon zugelassen. Die geltenden Auflagen und Anwendungsbestimmungen sind einzuhalten.

 

Autorin: Beate Licht | Greenkeepers Journal 2/2021

 

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