Login

Eulenfalter/Erdraupen und die Folgen eines Befalls (u.a. Wildschweinplage)

Best practice Greenkeeping

Auf den Golfanlagen treten bisweilen ungebetene Gäste auf. Häufig sind es Vögel (Krähen, Stare), die auf der Suche nach Nahrung die Grüns aufhacken. In der Regel sind sie auf der Suche nach den Larven der Wiesen- oder Kohlschnaken (einen eigenen Blog zu „Schäden auf Golfplätzen durch Vögel“ finden Sie HIER). Seit einiger Zeit suchen auch Dachse oder sogar Wildschweine nach eiweißreicher Nahrung auf den Grüns und verursachen erhebliche Schäden. Da stellt sich die Frage, wer zieht sie an oder nach wem suchen sie?

 

In zunehmendem Maße trifft man auf die sogenannten „Erdraupen“. Hinter der relativ unpräzisen Sammelbezeichnung Erdraupen verbergen sich die Larven der artenreichen Familie der „Nachtfalter“, der sogenannten „Eulen“ (Fam. ­Noctuidae). Seit einigen Jahren häufen sich Meldungen aus dem Ackerbau über bedeutende Schäden, wobei besonders Mais, Kartoffeln und Getreide betroffen sind.

Am häufigsten anzutreffen sind die Saateule (Agrotis segetum) und die Ypsilon­eule (Agrostis ipsilon). Da die Falter dämmerungs- oder nachtaktiv sind, bekommt man sie nur selten zu Gesicht.

 

Die entsprechenden Tiere der Familie der Eulenfalter sind unauffällig, graubraun gefärbt und unterscheiden sich nur wenig.

 

Biologie

Je nach Eulenart erfolgt die Eiablage in der Zeit von Ende Mai bis Oktober, wobei es teilweise zu zwei Generationen kommt. 1-2 Wochen nach Eiablage schlüpfen die Raupen, die insgesamt sechs Larvenstadien durchlaufen, die Überwinterung erfolgt in tieferen Bodenschichten. Bei ansteigenden Bodentemperaturen im Frühjahr wandern die Larven wieder in höhere Bodenschichten, verpuppen sich und dann schlüpft der neue Falter.

 

Die nackten, walzenförmigen Raupen sind etwa 40-50 mm lang und grau bis grünlich gefärbt. Typisch ist das spiralförmige Einrollen der Larven bei Berührung. Trockene, warme Witterung zum Zeitpunkt des Falterfluges und des Schlüpfens der Raupen begünstigen ein starkes Auftreten. Leichte, sandhaltige Böden werden bevorzugt befallen.

Schadbild

Die Raupen fressen nachts oberirdisch und verstecken sich tagsüber im Boden. Typisch sind die dadurch entstehenden sichelförmigen Fraßgänge – diese erleichtern auch das Auffinden der Larven.

 

Nachgraben in geringer Tiefe fördert die Erdraupe zu Tage, die bei Berührung das typische C-förmige Einrollen zeigt.

 

Monitoring/Prognose

In besonders stark betroffenen Gebieten empfiehlt sich die Überwachung des Falterfluges mit Hilfe von artspezifischen Pheromonfallen. Nach dreißig Tagen sollte eine genaue Beobachtung der Grünsoberfläche erfolgen.

 

Bekämpfung

Handelt es sich um einen geringen Befall, so empfiehlt sich das Absammeln. Mit Hilfe eines Taschenmessers oder besser mit einem Profilspaten kann der Bereich des Fraßganges untersucht werden.

 

Kommt es jedoch, wie zur Zeit, zu einem Massenbefall von über dreißig Larven pro Grün und darüberhinaus zu Schäden durch Fraßfeinde (Dachs, Wildschwein), muss eine Behandlung in Erwägung gezogen werden.

 

Eine biologische Behandlung ist in der Zeit von Juni bis August durch den Einsatz von insektenparasitären Nematoden möglich, z.B. Nemastar (Steinernema carpocapsae). Auf dem Golfplatz gilt für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln §17 PfSchG. Zugelassen ist für diesen Einsatz das Insektizid Karate Zeon.

Grundsätzlich stellt sich die Frage: Besteht die Gefahr von Folgeschäden (z.B. durch Vögel, Dachse oder Wildschweine) und wenn ja, wie können diese verhindert werden – hierzu würden wir gern Ihre Erfahrungen sammeln: Wer hat Erfahrungen mit Wildvergrämungsmitteln zur Wildschwein-Abwehr? Wer mit Hausmitteln wie z.B. Menschenhaar? Helfen Wildschutzzäune? Was hilft gegen den Dachs?

 

Unterscheidung Erdraupe – Tipula

Erdraupe

 

Grau bis braun, teilweise grünlich glänzende Raupe. Dunkle Kopfkapsel und Bauchfüße.

Bei Berührung C-förmiges Einrollen!

Tipula

 

Grau bis braun ohne sichtbaren Kopf. Tönnchenförmig und beinlos. Gleichmäßige Quersegmentierung. Am Hinter­ende „Teufelsfratze“.

Rollen sich nicht ein!

Autorin: Beate Licht | Greenkeepers Journal 03/2017

FEEDBACK

in chronologischer Anordnung


Wir setzen seit ca. 15 Jahren erfolgreich Raiffeisen-SUCROSAN ein! Anfang Herbst, wenn die Wildschweine Lust auf Proteine verspüren und aus dem angrenzenden Maisfeld den Golfplatz besuchen, streue ich 7,5 kg Pellets aus. Beim nächsten Besuch fressen sie dann die jene Repellens (Vergrämungsmittel), worauf ihnen laut Hersteller so übel wird, dass Sie die Anlage längere Zeit meiden! Kommen die „Schweinchen“ nach ein paar Wochen oder an Orten wieder, wo keine Pellets ausgelegt worden sind, streuen wir oft auch nur punktuell nach. Uns hat es geholfen!

 

Tim Nissen, HGK GC Jersbek | Okt. 2017


Als Vergrämungsmaßnahme gegenüber Wildschweinen setzen wir in Much seit fünf Jahren Gitterroste ein, s. Foto. Unseren Hauptplatz, die Bahnen 3, 4, 5, 6, 7, 8, 12, 17 und 18 haben wir komplett umzäunt … Kein Schwein mehr gekommen!

Auf den Bahnen 13, 14, 15 und 16 hatten wir Ende August 2017 Wildschweinschäden. Maßnahme: Blinklampen und Zaun, s. Foto. Seitdem gab es auch dort keinen „Wildschweinbesuch“ mehr!

 

Friedhelm Söntgerath, Platzwart GC Burg Overbach | Okt. 2017


Wildschweine in freier Wildbahn zu „erleben“ ist relativ selten, da sie Ihre Mahlzeiten auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und/oder beispielsweise auf Golfanlagen meist nur „nachtaktiv“ einnehmen. Wer einen Jagdschein besitzt, weiß ein Lied davon zu singen, wie schwer die Ansitzjagd auf die „Schwarzkittel“ ist. Umso mehr freuten uns die von Clubmanagerin Anja von Wangenhein und Greenkeeper Stefan Montabon zugesandten Nachtsichtaufnahmen vom GC Siegen-Olpe, die einen „Einfall“ einer ganzen Rotte zeigen.

 

Stefan Vogel, Redaktion gmgk-online.de | Okt. 2017 


Gefunden im Web: Dass mit Wildschweinen nicht zu spaßen ist, verdeutlichen unter anderem die Berichte zweier untertags randalierender „Schwarzkittel“ in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Heide. Die anpassungsfähigen Allesfresser, deren Population vor allem durch den vermehrten Anbau von Mais zunimmt, wandert derzeit auch immer wieder in besiedelte Bereiche ein. So geschehen in Heide am Freitag, den 20.10.2017, als zwei Tiere in der Innenstadt – auch in Geschäften – „unterwegs“ waren und bei Ihrer „Shoppingtour“ vier Menschen angriffen und verletzten. Eines der Tiere wurde schließlich von Einsatzkräften in einer Bank gestellt und erschossen, das zweite flüchtete.

 

Weitere Infos sowie einen Video-Clip finden Sie auf der Online-Seite der Süddeutschen Zeitung HIER

Einen weiteren Beitrag mit Clip und zahlreichen Bildern finden Sie u.a. auch auf NDR.de HIER.

 

Beate Licht, Redaktion gmgk-online.de | Okt. 2017


Probleme mit Wildschweinen hatten wir schon vor zehn Jahren. Damals hatten wir alles versucht, z.B. Menschenhaar (hatte bei uns absolut keinen Erfolg). Die Wildschweine haben einfach daneben weiter nach Nahrung gesucht. Mit Vergrämungsmitteln ging es uns ähnlich. Schließlich wussten wir uns nicht mehr zu helfen und haben den ganzen Platz mit einem permanent montierten Elektrozaun verschlossen, seitdem sind die Schweine draußen und innen war nichts mehr. Selbst offen stehende Tore haben sie bisher gemieden.

 

In unseren Fall haben sie Käferlarven gesucht, allerdings bemerkten wir, dass die Funktionsflächen nicht von Käferlarven befallen waren, sondern die unmittelbar angrenzenden Flächen ohne künstlichen Aufbau, aber mit Bewässerung! Dort war wohl die bevorzugte Eiablage. Wenn Schäden durch Vögel bemerkt werden, erfassen wir die Flächen, säen nach und wenn in den folgenden Jahren wieder Käferflug bemerkt wird, versuchen wir gegenzusteuern mit Chemie oder Nematoden. Die „Kameraden“ scheinen sehr ortsfest zu sein!

 

Erdraupen gibt es auch auf unserem Platz, es sind immer die gleichen Grüns, die stärker befallen sind. Bekämpft haben wir sie nur mechanisch, d.h. beim Mähen beobachten! Wenn man ein verdächtiges Fraßbild sieht (zwei Fehlstellen – in der Verbindung findet man meist etwas lockeren Boden), absteigen und mit einem Messer, Schraubenzieher, Schlüssel etc. dort durch die Narbe fahren, dann kommt meist eine schwarze Larve zum Vorschein, die man beseitigt. Bei regelmäßiger Anwendung ab Ende Juli ist das in unserem Fall vollkommen ausreichend. Etwas Übung ist allerdings erforderlich. Ende August ist der „Spuk“ vorbei.

 

Seit wir die Beregnungsintensität verringert haben, scheint mir der Befall abzunehmen.

 

Werner Müller, HGK Golfers Club Bad Überkingen | Dez. 2017


„Probleme mit Wildschweinen“ klingt bei uns sind zur Zeit eher untertrieben. Es ist eher eine „Plage“. Sie zerstören seit Wochen Stück für Stück unsere Fairways. Wir haben einen Jagdpächter, der für unseren Golfplatz zuständig ist. Er versucht gemeinsam mit anderen Jägern, das Problem in den Griff zu bekommen. Leider ohne Erfolg!

 

Der Platz ist komplett mit einem Elektrozaun eingezäunt. An den Wegen sind Gitterroste eingebaut. Unser Problem sind unsere großen Biotope. Dort können sie sich wunderbar verstecken und zuschlagen, wann sie wollen. Von den Jägern kaum aufzuspüren, auch nicht von ihren Hunden. Unser Jäger geht momentan einmal in der Woche mit Hunden durchs Gelände. Seit ein paar Tagen ist Ruhe. Aber wer weiß wie lange.

 

Michael Kurth, HGK Mainzer GC GmbH & Co. KG | Dez. 2017


Gefunden im Web: Nicht zuletzt wegen der von Wildschweinen übertragenen Krankheiten, auch wegen der immensen und zunehmenden Schäden in der Landwirtschaft genehmigen immer mehr Landratsämter Nachtsichtgeräte zur Bejagung bei Nacht.

Auch mit Drohnen und Wärmebildern aus der Luft wird neuerdings in Bayern versucht, die Wildschweine aufzuspüren, s. Verlinkung zum Videoclip auf br.de. Eine Dezimierung der Schweinepopulation mittels althergebrachter, aufwändiger und zeitintensive Bejagung scheint immer schwieriger. Sogar der Einsatz von sogenannten „Saufängen“ wird diskutiert – ein Fallentyp, mit dem sich ganze Rotten fangen lassen ...

 

Weitere Infos finden Sie in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks, den Video-Clip als direkte Verlinkung HIER.

 

Beate Licht, Redaktion gmgk-online.de | Jan. 2018


 

(Anm. d. Red.: Dass das in den Medien zuletzt immer wieder publizierte, verstärkte Auftreten von Wespen 2018 auch sein Gutes haben kann, berichtete Rainer Pade, der einen Schnappschuss der besonderen Art weiterleitete:)

 

Wespe schnappt sich Eulen-Larve, sensationell!

 

Rainer Pade, HGK Golfriege ETUF e.V. | 18. Aug. 2018
 


Gefunden im Web: Auf der neu gestalteten Website der Deutschen Rasengesellschaft (DRG) verweist Dr. Klaus Müller-Beck in einer Zusammenfassung auf einen Beitrag im Wochenblatt Westfalen/Lippe. In diesem berichtet der Autor Martin Hoppe von einer Vergrämungsmöglichkeit für Wildschweine durch die Ausbringung von pelletiertem elementarem Schwefel.

 

Den Online-Beitrag von Dr. Klaus Müller-Beck finden Sie HIER.

 

Beate Licht, Redaktion gmgk-online.de | Jan. 2019


Auf topagrar.com am 23.01.2019 gefunden:

 

Wildschweine mit „eigenen Waffen“ fernhalten

Forscher der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) haben eine akustische Methode entwickelt, um Wildschweine von Feldern fernzuhalten und so Schäden zu verhindern.

 

Den kompletten Beitrag zur akustischen Vergrämung finden Sie HIER.

 

Umfassend aufbereitete Hintergrundinformationen zu Wildschweinen, zu Verbreitung, Anatomie, Nahrung, Sozialstruktur, Spuren und vielem mehr finden Sie neben einem Online-Shop für Fotofallen und akustischen Vergrämungsmöglichkeiten HIER

 

Beate Licht, Redaktion gmgk-online.de | Jan. 2019