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Schafschwingel (Festuca ovina L.)

Gräserarten für die Rasennutzung

Der Name Schafschwingel (Festuca ovina L.) steht stellvertretend für eine formenreiche Sammelart, die sich in mehrere Unterarten und Varietäten untergliedert. Die in verschiedenen Literaturquellen angeführten Beschreibungen und Abgrenzungen würden im Rahmen dieser Beitragsreihe eher Verwirrung als Klarheit bringen. Daher konzentrieren sich die folgenden Ausführungen auf die für Rasenflächen in Frage kommenden Arten. Aufgrund der geringen Massebildung hat Schafschwingel für die landwirtschaftliche Nutzung keine Bedeutung. HUBBART (1973) misst ihm jedoch einen Stellenwert bei der Beweidung von Trocken- und Höhenlagen durch Schafe zu.

 

Zu den Schafschwingelarten mit einer Nutzung für Rasenflächen haben gemäß Beschreibender Sortenliste Rasengräser des Bundessortenamtes (BSA, 2021) folgende Arten eine Bedeutung:

 

  • Schafschwingel oder Gemeiner Schwingel (Festuca ovina ssp. vulgaris);
  • Raublättriger Schafschwingel (Festuca trachyphylla (Hack.) Krajina), früher: Festuca ovina duriuscula oder brevipila (Härtlicher Schwingel);
  • Haar-Schafschwingel (Festuca filiformis Pourr.); früher: Festuca ovina tenuifolia (Feinblättriger Schwingel).

Eigenschaften und Einsatzbereiche

Schafschwingel (Festuca ovina ssp. vulgaris)

Der Gemeine Schafschwingel ist ein relativ langsam wachsendes Gras mit geringen Ansprüchen an die Wasser- und Nährstoffversorgung. Natürliche Standorte sind vorwiegend trockene, sonnige Standorte, sandige Böden und Heidelandschaften. Häufiges Mähen sowie eine intensive Nährstoffzufuhr reduzieren den Anteil an Schafschwingel in der Grasnarbe.

 

Aktuell ist in der Sortenliste des Bundessortenamtes 1 Sorte beschrieben (BSA, 2021). Aufgrund seiner geringen Pflegeansprüche empfehlen die RSM Rasen die Verwendung von Festuca ovina ssp. vulgaris alternativ zu Festuca trachyphylla für Gebrauchsrasen-Trockenlagen, Gebrauchsrasen-Kräuterrasen, Semirough/Playable Rough, Hardrough, Extensive Dachbegrünung sowie in den Landschaftsrasen RSM 7.1 bis 7.3. Für diese Mischungen sind in der RSM 2 Sorten gelistet (FLL, 2022).

 

Die Spelzfrucht ist 3-5 mm lang, 0,8-1 mm breit und 0,4-0,7 mm dick. Das Stielchen ist etwa 1 mm lang, kurz behaart und am Ende verbreitert. Die gelbliche Granne ist bis 3 mm lang. Die Karyopse (Frucht) selbst ist sehr fest mit den Spelzen verwachsen. 1.000 Körner wiegen zwischen 0,5 und 1 g (= 1.000 bis 2.000 Körner pro g).

 

Raublättriger Schafschwingel (Festuca trachyphylla)

Im Gegensatz zu Festuca ovina ssp. vulgaris ist diese Art gut schnittverträglich und mäßig trittfest. Sie bildet mit ihrer feinen Blattstruktur dichte Grasnarben, die aber auch stärker verfilzen. Mit steigender Schnitthäufigkeit und Nutzung steigt auch der Anspruch an die Wasser- und Nährstoffversorgung. Einige neuere Zuchtsorten weisen auch einen besseren Grünaspekt, vor allem auch im Winter, auf.

 

Die Art findet in den bereits unter Schafschwingel aufgeführten Mischungen Verwendung. Hier wird sie aufgrund der besseren Sorten- und Saatgutverfügbarkeit häufig anstelle von Festuca ovina ssp. vulgaris eingesetzt. Derzeit kann für Regel-Saatgut-Mischungen aus einem Spektrum von 10 Sorten gewählt werden (FLL, 2022).

 

Die Spelzfrüchte von F. trachyphylla und F. ovina lassen sich optisch nur sehr schwer unterschieden. Die Frucht von F. trachyphylla ist mit 5 bis 6 mm Länge meist ein wenig größer als die von F. ovina. Die Länge der Granne, die Ausprägung des Stielchens sowie das Tausendkorngewicht sind nahezu identisch.

Aufgrund zunehmender Trockenperioden erlangt die Verwendung von Raublättrigem Schafschwingel zunehmend an Bedeutung für Gebrauchsrasen. Neue Zuchtsorten mit besserer Optik steigern die Attraktivität für die Verwendung in Hausgärten und dem öffentlichen Grün.

 

Haar-Schafschwingel (Festuca filiformis)

Diese anspruchslose Art kommt auch mit kargen Standortbedingungen und niedrigen pH-Werten zurecht. Bei häufiger Mahd, Nährstoffzufuhr und/oder Trittbelastung verliert er seine Konkurrenzkraft und wird von anderen Gräsern und Kräutern rasch verdrängt. Die Art ist ideal für extrem magere und trockene Standorte. Derzeit gibt es von Festuca filiformis keine verfügbaren Zuchtsorten. Eventuell steht für Begrünungen in der freien Landschaft Saatgut aus regionalen Herkünften zur Verfügung.

 

Die Spelzfrucht von F. filiformis ist mit einer Länge von ca. 3 mm sowie einer Breite und Dicke von etwa 0,7 mm gedrungener und deutlich kleiner als die der beiden vorgenannten Arten. Auffallend ist auch das Fehlen einer Granne.

 

Weiterführende Literatur zu Gräsern

BSPB, 2022: Turfgrass Seed 2022. British Society of Plant Breeders Limited.

BROUWER, W. u. A. STÄHLIN, 1975: Handbuch der Samenkunde. 2. Aufl. DLG-Verlag, Frankfurt.

BSA, 2021: Beschreibende Sortenliste Rasengräser 2021. Bundessortenamt, Hannover.

CONERT, H.J., 2000: Pareys Gräserbuch. Die Gräser Deutschlands bestimmen und kennen. Parey, Berlin.

ELSÄßER, M., E. KLAPP u. W. OPITZ VON BOBERFELD, 2020: Gräserbestimmungsschlüssel für die häufigsten Grünland- und Rasengräser. 7. Aufl. Ulmer, Stuttgart.

ELSÄßER, M., E. KLAPP u. W. OPITZ VON BOBERFELD, 2020: Kräuterbestimmungsschlüssel für die häufigsten Grünland- und Rasenkräuter. 5. Aufl. Ulmer, Stuttgart.

FLL, 2022: RSM Rasen 2022, Regel-Saatgut-Mischungen Rasen. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL), Bonn.

HUBBARD, C.E., 1973: Gräser. Ulmer, Stuttgart. Übersetzt von P. Boeker, Bonn.

KLAPP, E. u. W. OPITZ VON BOBERFELD, 2020: Gräserbestimmungsschlüssel für die häufigsten Grünland- und Rasengräser. 7. Aufl. Ulmer, Stuttgart.

KLAPP, E. u. W. OPITZ VON BOBERFELD, 2013: Taschenbuch der Gräser - Erkennung und Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung. 14. Aufl. Ulmer, Stuttgart.

 

Stand: Greenkeepers Journal 2/2022

 

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