Bodenuntersuchungen – ein wichtiger Baustein bei der Düngeplanung
Voraussetzung für Profi-Sportrasen und Baustein des IPS
Eine sach- und bedarfsgerechte Nährstoffversorgung, d.h. die Bereitstellung der benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge und zum richtigen Zeitpunkt, ist eine entscheidende Voraussetzung für einen belastbaren und vitalen Sportrasen und damit auch ein wichtiger Baustein des Integrierten Pflanzenschutzes (IPS). So beeinträchtigt Nährstoffmangel das Wachstum und die Regeneration der Gräser und verringert die Widerstandsfähigkeit gegenüber abiotischem und biotischem Stress. Aber auch eine Überversorgung mit Nährstoffen kann diese Widerstandsfähigkeit beeinträchtigen und es kann bei der Überversorgung mit einzelnen Nährstoffen die Aufnahme anderer Nährstoffe blockiert werden. Außerdem muss aus ökologischen Gründen eine übermäßige Nährstoffversorgung vermieden werden, da wertvolle Ressourcen verschwendet werden und durch den Austrag von Nährstoffen die Umwelt belastet wird. Auch aus ökonomischer Sicht ist eine Überversorgung nicht sinnvoll, da diese das Finanzbudget unnötig belastet.
Der Nährstoffbedarf von Rasenflächen richtet sich u.a. nach der Artenzusammensetzung, der Nutzungsintensität, der Bodenart bzw. der Bauweise, der Witterung und der Dauer der Vegetationsperiode. Entsprechende Werte werden aus der eigenen Erfahrung, aus Düngeversuchen, aus Empfehlungen von Düngemittelanbietern und der Literatur abgeleitet.
Aufgabe der Bodenuntersuchung
Jeder Pflegeverantwortliche sollte sich jedoch immer wieder die Frage stellen, ob die applizierten Düngermengen den Nährstoffbedarf decken oder ob Korrekturen notwendig sind. Der Boden kann zwar die gedüngten Nährstoffe speichern, aber je nach Bodenart und Nährstoff gibt es Unterschiede im Speicher- und Nachlieferungsvermögen. Wenn der Entzug höher als die Zufuhr ist, verarmt der Boden an Nährstoffen und auf Dauer tritt Nährstoffmangel auf. Im umgekehrten Fall kommt es zur Anreicherung von Nährstoffen und auf längere Sicht zu einer Überversorgung. Da sich per Augenschein nicht beurteilen lässt, ob Nährstoffzufuhr und Nährstoffentzug übereinstimmen, ist die regelmäßige Bodenuntersuchung ein wichtiges Hilfsmittel und ein wichtiger Bestandteil der guten fachlichen Praxis beim Düngen.
Probennahme
Je nach Bodenart sollten im Abstand von 2-4 Jahren Bodenuntersuchungen durchgeführt werden. Bei einem Boden mit guter Speicherfähigkeit ist eine Bodenuntersuchung alle 3-4 Jahre sinnvoll, bei sandigen Tragschichten mit geringer Sorptionsfähigkeit sollte diese alle 2-3 Jahre erfolgen. Dabei ist auf die Entnahme einer repräsentativen Probe aus dem durchwurzelten Bereich zu achten. Die Einstiche mit einem Probennehmer sollten auf der zu untersuchenden Fläche gleichmäßig verteilt bis zu einer Tiefe von ca. 8 cm erfolgen und daraus eine Mischprobe von ca. 250 g zur Untersuchung gegeben werden. Die Probe sollte keine Pflanzenteile und keinen Rasenfilz enthalten, bei Flächen mit Linienmarkierungen sollten keine Einstiche im Bereich der Linien erfolgen, da hier durch meistens kalkhaltige Markiermaterialien der pH-Wert beeinflusst wird.
Am sinnvollsten ist die Probennahme ausgangs des Winters vor Vegeta-tionsbeginn, da zu diesem Zeitpunkt mögliche Nährstoffverluste während des Winters berücksichtigt werden und die Düngeplanung für die neue Saison bevorsteht. Problematisch kann allerdings sein, dass die Ergebnisse erst 4-5 Wochen nach Proben-eingang zur Verfügung stehen, da die Labors in diesem Zeitraum sehr viele Proben aus der Landwirtschaft erhalten. Durch eine entsprechend frühere Probennahme (Frostfreiheit vorausgesetzt) kann hier vorgebeugt werden. Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten und die Entwicklung der Gehalte über einen längeren Zeitraum beurteilen zu können, sollten die Proben zu vergleichbaren Zeitpunkten genommen werden. Die zeitnahe Probennahme nach einer Düngung ist zu vermeiden, da durch Dünger in der Bodenprobe das Ergebnis verfälscht wird.
Bodenuntersuchung
Bei der Grunduntersuchung werden die Bodenart (per Fingerprobe), die Bodenreaktion (pH-Wert) und die pflanzenverfügbaren Gehalte der Nährstoffe Phosphor, Kalium und Mag-nesium bestimmt. Durch die Extraktion mit leichten Säuren werden die Verhältnisse im Wurzelbereich simuliert und so die pflanzenverfügbaren Anteile erfasst. Eine Bestimmung der Gesamtnährstoffgehalte durch starke Säuren würde keinerlei Sinn machen, da die Pflanzen nur einen Bruchteil dieser Nährstoffe aufnehmen könnten.
Untersuchungsmethoden
In Deutschland werden seit Jahrzehnten größtenteils die Methoden des Verbands der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) angewandt. Die VDLUFA entwickelt seit vielen Jahrzehnten Bodenuntersuchungsmethoden, gleicht diese Labormethoden mit umfangreichen Feldversuchen ab und passt diese regelmäßig an neue Erkenntnisse an. Daneben gibt es in anderen Ländern oder für andere Anwendungsbereiche abweichende Untersuchungsmethoden. Die VDLUFA-Methoden haben sich in Deutschland bewährt und liefern unter unseren Standort- und Klimaverhältnissen zuverlässige Ergebnisse. Hinzu kommt, dass die ausführenden Labors sich regelmäßigen Qualitätsprüfungen unterziehen und dass durch das sehr hohe Probenaufkommen aus dem landwirtschaftlichen Bereich im Vergleich zu Spezialuntersuchungen die Untersuchungskosten deutlich günstiger sind. Es ist zu berücksichtigen, dass nach unterschiedlichen Methoden ermittelte Werte nicht miteinander vergleichbar sind und auch nicht entsprechend umgerechnet werden können.
Bei der Untersuchung gem. der -VDLUFA-Methode werden pH-Wert und Magnesiumgehalt in einer CaCl2-Lösung und Phosphor und Kalium nach der CAL-Methode bestimmt. Generell können nur Ergebnisse miteinander verglichen werden, die nach derselben Methode ermittelt wurden. Bei akkreditierten Untersuchungslabors werden die Untersuchungsmethoden angegeben, Ergebnisse ohne Angabe der Untersuchungsmethoden sind nicht einzuordnen und daher nahezu wertlos. Bei der Beurteilung des Boden-pH-Wertes ist zu berücksichtigen, dass dieser bei Untersuchungen in deutschen Labors fast ausschließlich in einer CaCl2-Lösung bestimmt wird. Damit ist dieser Wert um ca. 0,5-1,0 niedriger als bei einer Messung in H2O, z.B. bei einer Eigenmessung mit Indikatorstreifen oder Messgerät oder bei Labormessungen in H2O.
Die Entwicklung der Bodennährstoffgehalte über einen längeren Zeitraum und der Abgleich mit den gedüngten Nährstoffmengen sind eine solide Basis für eine sachgerechte Nährstoffversorgung auf dem jeweiligen Standort. Bei einer Umstellung wäre eine Vergleichbarkeit jedoch nicht mehr gegeben. Daher empfiehlt es sich, Untersuchungen nach alternativen Methoden eine gewisse Zeit parallel durchzuführen, um diese Ergebnisse dann besser einordnen zu können. Danach kann dann entschieden werden, ob eine Umstellung sinnvoll ist.
Werte im Prüfbericht
Es muss immer darauf geachtet werden, in welcher Form und mit welcher Einheit die Bodennährstoffgehalte angegeben werden. Phosphor und Kalium werden teilweise in der Elementform d.h. als Phosphor (P) und Kalium (K), teilweise aber auch in der Oxidform, d.h. als Phosphat (P2O5) und Kaliumoxid (K2O) angegeben. Die Angabe des Magnesiumgehaltes erfolgt in den deutschen Labors fast ausschließlich als Magnesium (Mg). Um die Werte miteinander vergleichen zu können, müssen sie entsprechend umgerechnet werden (Tabellen 1 und 2).
Weiterhin ist die Bezugsgröße zu berücksichtigen. Die deutschen Labors geben die Nährstoffgehalte überwiegend in mg/100 g Boden an, international erfolgen die Angaben häufig in ppm = mg/1.000 g (= kg) Boden. Auch hier ist eine Umrechnung erforderlich:
mg/100 g Boden x 10 = ppm, Beispiel: 1 mg/100 g Boden = 10 ppm
Interpretation der Ergebnisse
Die Einordnung der ermittelten Nährstoffgehalte in Versorgungsstufen für Rasen (Tabelle 3) weicht von den Gehaltsklassen für landwirtschaftliche Kulturen ab, so dass die landwirtschaftliche Einordnung auf den Prüfberichten nicht angegeben wird.
Die Nährstoffgehalte in der mittleren Versorgungsstufe sichern eine ausreichende Versorgung der Gräser. Wenn die Nährstoffgehalte lt. Bodenuntersuchung in diesem Bereich liegen, sollten durch die Düngung die Nährstoffmengen wieder zugeführt werden, welche die Pflanzen dem Boden entziehen. Damit ist gewährleistet, dass die optimale Versorgung der Gräser erhalten bleibt. Dies bedeutet also nicht, dass bei dieser Versorgungstufe auf eine Düngung verzichtet werden kann.
Bei Abweichungen sollte durch Zu- oder Abschläge zum Bedarf das Erreichen der mittleren Versorgungsstufe angestrebt werden. Niedrige Gehaltsklassen beschreiben eine Mangelsituation, die durch über den Bedarf hinausgehende Nährstoffgaben (Bedarf plus 50%) ausgeglichen werden sollten. Bei hohen Nährstoffgehalten kann die zugeführte Nährstoffmenge reduziert werden (Bedarf minus 50%) oder bei sehr hohen Gehalten auf die Düngung des entsprechenden Nährstoffs verzichtet werden.
Die regelmäßige Untersuchung der Nährstoffgehalte in der Folgezeit zeigt dann, ob die Düngergaben den Bedarf decken und sich die Gehalte in der mittleren Versorgungsstufe befinden, oder ob eine Korrektur der Nährstoffzufuhr erforderlich ist.
Bei der Einordnung der Werte ist zu berücksichtigen, dass geringe Abweichungen im Vergleich zu vorherigen Analysen von 1-2 mg bereits auf die Probennahme und Analysenfehler im Labor zurückzuführen und nicht überbewertet werden sollten. Wichtig ist daher auch die längerfristige Entwicklung. Weiterhin sind auch Bodenart, Alter der Fläche und Pflanzenbestand zu berücksichtigen.
So wird sich z.B. der Kaliumgehalt auf sandigen, sorptionsschwachen Rasentragschichten nicht deutlich über 7-8 mg K2O/100 g Boden anheben lassen, da hier die Speicherfähigkeit für Kalium begrenzt ist. Ausreichend hohe Kaliumgaben während der Vegetationsperiode und die Verwendung von Langzeit-Kalium sind hier die Lösung. So sind auch bei einem Agrostis-dominanten oder Lolium perenne-/Poa pratensis-dominanten Pflanzenbestand Phosphatgehalte um ca. 7 mg P2O5/100 g Boden ausreichend und können so die Einwanderung von Poa annua zumindest erschweren. Die Werte der Versorgungsstufen sollten nicht als starre Grenzen, sondern als Orientierung gesehen werden. Jeder Pflegeverantwortliche kann diese an den jeweiligen Standort und die individuellen Ansprüche anpassen.
Fazit
- Die Kenntnis der Bodennährstoffgehalte ist die Voraussetzung für die Erstellung bedarfs- und standortgerechter Düngepläne.
- Je nach Bodenart sollten Bodenuntersuchungen im Abstand von 2-4 Jahren durchgeführt werden. Auf die Entnahme repräsentativer Proben ist zu achten.
- Die regelmäßige Kontrolle der Bodennährstoffgehalte und der Abgleich mit den gedüngten Nährstoffmengen optimiert die Nährstoffversorgung und vermeidet Mangel- und Überschusssituationen.
- Bei der Einordnung der Ergebnisse müssen die angewandten Prüfmethoden berücksichtigt werden, diese müssen in den Prüfberichten aufgeführt sein. Ergebnisse verschiedener Methoden sind nicht vergleichbar, hier sind Paralleluntersuchungen notwendig.
- Es muss sorgfältig geprüft werden, ob sich die Nährstoffgehalte auf die Element- oder auf die Oxidform der Nährstoffe beziehen und welche Bezugsgröße angegeben wird (mg/-
- 100 g Boden oder mg/1.000 g Boden = ppm). Bei gleichen Nährstoffgehalten unterscheiden sich die angegebenen Werte dann drastisch, z.B. bei Phosphor um den Faktor 22,9.
- Nährstoffgehalte in der mittleren Versorgungsstufe erfordern den Ausgleich der von den Pflanzen aufgenommenen Nährstoffe, in der niedrigen Versorgungsstufe sind Zuschläge erforderlich, in der hohen Versorgungsstufe Reduzierungen sinnvoll.
Autor: Dr. Rainer Albracht | Greenkeepers Journal 1/2022
- Praxistipp von Beate Licht, Leiterin DGV-Arbeitskreis IPS: Bei Bodennährstoffuntersuchungen beachten