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Steckbrief Weigelie (Weigela Thunb.)

Steckbrief - Sträucher auf Golfanlagen

Die Weigelie ist ein schön blühender Strauch (Abbildung 1), der auf Golfplätzen eher selten zu finden ist. Warum eigentlich fragt man sich, denn das Aussehen und die Eigenschaften sprechen für die Pflanzung von Weigelien auf Golfplätzen.

Als „blühende Inseln“ sind die Weigelien gut vorstellbar. Allerdings wird sie auf Plätzen mit vorwiegend einheimischen Gehölz-Arten eher deplatziert wirken.

Verwandtschaft und Herkunft

Die Weigelie gehört in die Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) – doch wer kann sich unter dieser Pflanzenfamilie etwas vorstellen? Dabei gibt es in unseren Breiten etliche Arten und vor allem Sorten, die bekannt und bei Gartenfreunden sehr beliebt sind.

Wenn einzelne Gattungen aufgezählt werden – wie Kolkwitzie, Weigelie oder Abelie, dann ist die Gruppe sofort vor dem geistigen Auge präsent. Die Kolkwitze stellten wir im Greenkeepers Journal 2/15 vor.

Der bei uns bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist wohl die Weigelie; sie ist häufig in privaten Gärten und Parkanlagen in verschiedensten Sorten anzutreffen.

Drei Weigela-Arten

Weigela florida (Bunge) A. DC.,
die Liebliche Weigelie, kommt in Korea, der Mandschurei und N-China vor. Sie wächst zu einem bis drei Meter hohen Strauch heran, hat radiäre, rosafarbene Trichterblüten mit fünf Zipfeln, die ab Mitte Mai erblühen (Abbildung 2). Die Früchte sind zweiklappige Kapseln, in denen zahlreiche kleine Samen reifen. Diese Art wird bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts wegen ihrer besonders in unseren Breiten geschätzten Eigenschaften kultiviert.

Weigela middendorfiana (Trautv. et C. A. Mey.) K. Koch,
die Gelbliche Weigelie, stammt aus Japan und zeichnet sich durch weißlich-gelbe Blüten aus, die auf der Innenseite orange gefleckt sind. Diese schöne Art ist gelegentlich in Botanischen Gärten zu finden, in privaten Gärten jedoch eher selten anzutreffen.

Weigela floribunda (Sieb. et Zucc.) K. Koch,

die Reichblütige Weigelie, stammt aus den Gebirgen Japans. Diese Art hat dunkelkarminrote Blüten mit langer schmaler Kronröhre. Auch diese Art ist selten in unseren Gärten zu finden.

Außer diesen drei gibt es etwa sieben weitere Arten, die alle in Ostasien beheimatet sind. Bei uns sind sie als Ziersträucher kaum anzutreffen, gelegentlich ist die eine oder andere Art in Botanischen Gärten zu finden.

Weigela-Sorten

Sehr verbreitet sind dagegen Sorten, wobei insbesondere Weigela florida als Ausgangsart gedient haben dürfte. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden von Züchtern in Frankreich, Holland und Deutschland neue Sorten gezüchtet. Es wird angegeben, dass etwa 170 verschiedene Sorten entstanden sind, von denen heute aber nur etwa 15 bis 20 in den Sortimenten der Baumschulen kultiviert und angeboten werden.

Die Sorten unterscheiden sich vor allem in Blütenfarbe, -reichtum und -größe. Die Farbpalette reicht von weiß über rosa bis karminrot. Bei der Auswahl der Sorte für eine Pflanzung spielt wohl vor allem der Blütenreichtum eine entscheidende Rolle. Unterschiede zwischen einzelnen Arten und Sorten gibt es zudem in der Blütezeit, manche erblühen erst, wenn die Blütezeit der ersten Blühsträucher wie Flieder, Zierkirschen oder Zieräpfel vorbei ist.

Andere Sorten blühen sehr zeitig, bereits Ende April, zusammen mit Tulpen, Narzissen und anderen Frühlingsblühern. Oftmals erfreut die Weigelie noch einmal mit einer Nachblüte vom Spätsommer bis in den Herbst.

Aussehen

Die Sträucher erreichen Höhen von zwei bis drei Metern. Die ungeteilten Blätter stehen an kurzen Stielen einander gegenüber, kreuzgegenständig wie der Botaniker sagen würde. Sie haben einen gesägten Blattrand (Abbildung 2). Die Blüten der Lieblichen Weigelie, Weigela florida, entwickeln sich in den Achseln dieser Laubblätter. Sie sind Ende April noch von den fünf schmalen Kelchblättern umgeben (Abbildung 3). 

Die Blütenblätter schließen zunächst noch eng aneinander, bevor sich die Krone öffnet. Deutlich zu sehen ist eine kurze Kronröhre, die in fünf freien ausgebreiteten Zipfeln endet. Die Blütenform ist als trichterförmig-glockig zu beschreiben. Zu sehen sind auch die fünf Staubblätter und ein Griffel mit einer kopfigen Narbe, der weit aus der Krone herausragt (Abbildung 4). Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich kleine, zweiklappige holzige Kapseln, in denen sich kleine Samen befinden.

Mit ganz ähnlicher Wuchsweise, deutlich überhängenden Zweigen und ebenfalls trichterförmig-glockigen Blüten, präsentiert sich die Sorte „Bristol Ruby“ (Abbildung 5). Die Blüten stehen ab Mitte Mai in reichblütigen Blütenständen und sind kräftig rubinrot gefärbt (Abbildung 6). Sie haben kürzere Staubblätter, einen kürzeren Griffel und eine kopfige Narbe, die nicht über die Blütenkrone hinaus ragen (Abbildung 7).


Diese Sorte ist wegen ihrer Reichblütigkeit und intensiven Farbe der Blüten bei Gartenfreunden sehr beliebt. Ganz anders sowohl in der Wuchs- als auch in der Blütenform zeigt sich ein weiterer Weigelien-Strauch (Abbildung 8).

Die Zweige stehen steil aufrecht und sind sehr reich mit Blüten besetzt. Die Knospen zeigen sich bereits Mitte April und fallen durch ihre bräunliche Farbe und weißliche Behaarung auf (Abbildungen 9 und 10).

Etwa 14 Tage später sind die Blüten bereits geöffnet. Die lange Kronröhre ist auffallend schmal und selbst bei geöffneten Blüten spreizen die Kronzipfel nicht nach außen (Abbildung 11).

Dieser Strauch gehört in die Verwandtschaft von Weigela floribunda. Durch seine sehr zeitige Blüte – Ende April – wird er von zahlreichen Insekten besucht, insbesondere Hummeln (Abbildung 12).

Anfang November setzt die Herbstfärbung bei den Weigelien ein (Abbildung 13), die etwa zwei Wochen später den gesamten Strauch im leuchtenden Gelb erstrahlen lässt.

Wenn im Herbst die Blätter abfallen, sind die Verzweigungsmuster gut zu erkennen. In diesem Stadium ist es besonders einfach, die überalterten Triebe zu sehen und heraus zu schneiden. Wird ein solcher Schnitt regelmäßig durchgeführt, dann bleiben die Sträucher in „Form“ und erfreuen durch reiche Blütenpracht.

Pflanzung und Pflege von Weigelien auf Golfplätzen

Das äußerst reiche Sortiment verschiedener Weigelien-Sorten mit unterschiedlichen Wuchsformen, Blütenformen und -farben kann für die Pflanzung auf Golfplätzen sehr empfohlen werden. Auch wenn sie in naturnahe Bestände nicht passen, so sollten Weigelien als reichblühende Schmucksträucher in die Umgebung der Clubhäuser öfter gepflanzt werden, zumal sie mit ihren geringen Ansprüchen an Boden und Lichtverhältnisse äußerst pflegeleicht sind. Durch ihre reiche Blüte wirken sie auf die Golfer wie ein Magnet und laden zum Verweilen auf der Terrasse des Clubhauses ein.

Als Pflegemaßnahme kommt lediglich ein Schnitt im Spätherbst in Betracht, bei dem die überalterten Triebe an der Strauchbasis entfernt werden.

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 1/2016