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Schneeball (Viburnum L.)

Steckbrief – Sträucher auf Golfanlagen

Schneebälle gibt es nicht nur im Winter! Die floristischen „Schneebälle“, wie sie mit deutschem Namen genannt werden, sind schöne Sträucher, aber nur wenige bilden wirklich schneeballförmige Blütenstände, wie beispielsweise unser einheimischer Viburnum (Viburnum opulus L.), der durch Züchtung als Sorte ‚Roseum‘ entstanden ist und in unseren Gärten und Parkanlagen häufig zu sehen ist. Der aus China stammende Chinesische Schneeball (Viburnum macrocephalum Fortune) ist auch bekannt für seine schneeballförmigen Blütenstände. 

 

Die Blütenstände sind unterschiedlich gestaltet, offenbar gibt es zwei ­Strategien:

 

  1. Zahlreiche Arten haben Schirmrispen, bei denen alle Blüten gleich gestaltet und fertil sind oder
  2. es gibt eine Differenzierung in sterile Randblüten mit Schaufunktion und kleine fertile Blüten im Inneren des Blütenstandes. Diese haben meistens eine tellerförmige Gestalt.

 

Der Verwandtschaftskreis ist mit etwa 120 Arten sehr groß und vielfältig. Sie kommen auf der nördlichen Halbkugel in den gemäßigten und subtropischen Zonen vor. Insbesondere Ostasien, Westasien, Europa, Nordamerika, Mittelamerika und das Atlasgebirge zählen zum Verbreitungsgebiet. Einige Arten gedeihen sogar in den Anden.

 

Es sind Sträucher, manche Arten haben immergrüne Blätter, andere werfen ihr Laub im Herbst ab und sind somit sommergrün. Bei uns gedeihen als einheimische Arten der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus L.) und der Wollige Schneeball (Viburnum lantana L.). Doch wegen ihrer schönen Blüten und Früchte werden zahlreiche Arten aus anderen Regionen, aber auch verschiedene Sorten bei uns kultiviert. Ein reiches Sortiment wird in Baumschulen angeboten und zahlreiche Vertreter sind in Gärten und Parkanlagen anzutreffen.

 

Verwandtschaft und Herkunft

Der Schneeball (Viburnum) gehört in die Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae), zu der auch Sträucher aus den Gattungen Perlmuttstrauch (Kolkwitzia), Geißblatt (Lonicera), Abelie (Abelia), Doppelschild (Dipelta) und Schneebeere (Symphoricarpus) gehören.

 

Hier können aus der Vielzahl der Arten und Sorten nur einige behandelt werden.

 

Zuerst unsere einheimischen Arten:

  • der Gewöhnliche Schneeball (V. opulus L.) mit Vorkommen in Europa, Nordafrika, Kleinasien bis Sibirien,
  • der Wollige Schneeball (V. lantana L.), kommt in Europa, Nordafrika, Kleinasien vor. In Deutschland gedeiht er von der Ebene bis ins Gebirge, in den Alpen bis 1.900 m.

 

Eine Art stammt aus dem Mittelmeer-Gebiet:

  • der Mittelmeer-Schneeball (V. tinus L.), auch Lorbeerblättriger Schneeball genannt, kommt in Südeuropa und dem gesamten Mittelmeergebiet vor.

 

Alle weiteren Arten stammen aus Asien:

  • der Duft-Schneeball (V. farreri Stearn.) aus Nordchina,
  • der Korea-Duft-Schneeball (V. carlesii Hemsl.) aus Korea,
  • der Großblumige Duftschneeball (V. x carlcephalum Burksw.) ist eine Kreuzung zwischen V. carlesii x V. macrocephalum)
  • der Japanische Schneeball (V. plicatum Thunb.), als Heimat wird China und Japan angegeben, die Art ist aber nur in Kultur bekannt. Mehrere Züchtungen dieser Art werden bei uns kultiviert, besonders beliebt sind der Japanische Etagen-Schneeball (V. plicatum ‚Mariesii‘) und der Japanische Schneeball (V. plicatum f. tomentosum Miq.)
  • der Großblatt-Schneeball (V. rhytidophyllum Hemsl.), aus Mittel- und West-China stammend, wird bei uns insbesondere in Parkanlagen kultiviert.

 

Aussehen

Der Wollige Schneeball (Viburnum lanata L.), ist ein aufrechter, reich verzweigter, buschiger Großstrauch (Abbildung 1) und erreicht eine Höhe von etwa vier Metern. Die endständigen Blütenstände sind bereits im zeitigen Frühjahr, etwa Ende März, noch im Knospenstadium zwischen zwei Laubblättern zu erkennen (Abbildung 2). Diese sind eingerollt und stark mit Drüsen besetzt. Bis Ende April haben sich die kleinen weißen Blüten, die dicht gedrängt in Vielzahl im Blütenstand stehen, geöffnet und zieren den Wolligen Schneeball (Abbildung 3). Sie haben einen intensiven Duft; sie werden von Fliegen, Käfern und Bienen besucht und bestäubt.

Bis zum Herbst entwickeln sich die Früchte, die zunächst grün (Abbildung 4), später rot und zur Reife schwarz gefärbt sind (Abbildung 5). Vögel, insbesondere Amseln, Singdrosseln und Rotkelchen schätzen die mehlig-fleischigen Früchte und verbreiten den im Inneren befindlichen harten Kern. Zu diesem Zeitpunkt, im Herbst und Winter, zeigen die Blätter eine schöne Rotfärbung, die Früchte sind tiefschwarz gefärbt und etwas eingetrocknet (Abbildung 6).

Der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus L.), wächst auch als großer Strauch (Abbildung 7), hat gelappte Blätter mit deutlichen, napfförmigen Nektardrüsen am Blattstiel. Die Blüten zeigen eine deutliche Differenzierung in sterile Randblüten mit großen weißen Blütenblättern (Abbildung 8), die der Anlockung von Bestäubern dienen, im Inneren des Blütenstandes befinden sich fruchtbare Blüten, deren Staubblätter die Krone überragen (Abbildung 9).

Die einzelnen Blüten stehen in Schirmrispen an seitlichen Achsen. Aus dem Fruchtknoten entwickeln sich nach der Befruchtung die fleischigen Früchte, die zunächst grün gefärbt sind (Abbildung 10) und sich bis Ende September leuchtend rot färben (Abbildung 11). Auch diese Früchte sind bei Vögeln sehr beliebt, sie sollen aber von Drosseln gemieden werden. Der Strauch zeigt eine schöne Herbstfärbung.

Bei der Sorte Viburnum opulus L. ‚Roseum‘, ein bis drei Meter hoch werdender Strauch (Abbildung 12), auch Garten-Schneeball genannt, sind alle Blüten im Blütenstand steril und haben große weiße Blütenblätter wie die Randblüten der Stammart. Der Blütenstand sieht wie ein kleiner Ball aus (Abbildung 13).

Seit einiger Zeit ist bei uns der Mittelmeer-Schneeball (V. tinus L.) in Gärten immer öfter zu sehen. Er bildet dichte Sträucher, die etwa zwei Meter hoch werden (Abbildung 14), mitunter wird er auch als Hecke gepflanzt. Seine Blätter sind ledrig, unterseits drüsig behaart und immergrün. Unter unseren Klimabedingungen ist er nur in günstigen Lagen, wie beispielsweise in Gegenden mit Weinbauklima winterhart. Wie bei den beiden vorgenannten Arten stehen die kleinen weißen Blüten in Schirmrispen, im Knospenstadium sind die noch geschlossenen Blüten rosa gefärbt (Abbildung 15). Wenn sie aufblühen, sind sie leuchtend weiß und ihre Staubblätter ragen aus der Blüte deutlich heraus (Abbildung 16). Besonders schön sind die Früchte, die zunächst stahl­blau gefärbt sind (Abbildung 17) und sich später schwarz färben.

Der Duft-Schneeball (V. farreri ­Stearn.) stammt aus Nordchina. Er wächst straff aufrecht und kann bis drei Meter hoch werden. Seine kleinen, rosaweißen Blüten haben im Vergleich mit den anderen Schneeball-Arten eine etwas längere Kronröhre. Sie stehen in lockeren Rispen, können sich bereits im November öffnen und verströmen einen starken Duft (Abbildung 18). Die Hauptblütezeit setzt erst im März/April ein, zu diesem Zeitpunkt treiben auch die Blätter aus.

Der Korea-Duft-Schneeball (V. carlesii Hemsl.) stammt aus Korea, wird nur etwa einen Meter hoch. Er hat rosa gefärbte Knospen und große weiße Einzelblüten, die in Schirmrispen mit nur wenigen Einzelblüten stehen (Abbildung 19). Diese Schneeball-Art wird mit dem starken, angenehmen Duft seinem deutschen Namen gerecht. Die Blätter sind graugrün, erinnern etwas an die des Wolligen Schneeballs. Der Duft-Schneeball ist nur selten in Gärten zu sehen.

Der Großblumige Duftschneeball (V. x carlcephalum Burksw.) ist eine Kreuzung zwischen V. carlesii x V. macrocephalum). Er verströmt einen bemerkenswerten Duft nach Vanille, hat rosafarbene Knospen, relativ große Blüten und einen halbkugeligen Blütenstand (Abbildung 20). Im vollerblühten Zustand sind die Blütenstände beinahe kugelförmig (Abbildung 21). Die Sträucher werden etwa zwei Meter hoch und sind reich verzweigt (Abbildung 22).

Für den Japanischen Schneeball (V. plicatum Thunb. f. tomentosum (Micq.) Rehd.) wird als Heimat China und Japan angegeben, er ist aber nur in Kultur bekannt. Dieser Schneeball erreicht eine Höhe von etwa drei Metern. Mit seinen horizontal ausgebreiteten Zweigen, die in mehreren Etagen stehen, und den flachen Blütenständen, ist er eine Zierde für jede Fläche (Abbildung 23). Die Blütenstände stehen wie Kerzen auf hohen Stielen in zwei Reihen entlang der Zweige (Abbildung 24). Die Blätter zeigen noch im vollentfalteten Zustand eine Fältelung entlang der Seitennerven – sie sind plicativ – wissenschaftlicher Name! Die flachen Blütenstände zeigen außen einen Kranz steriler Blüten mit großen Blütenblättern, die Insekten anlocken sollen. Die fertilen Blüten befinden sich im Inneren des Blütenstandes, aus ihnen entwickeln sich nach der Bestäubung die Früchte (Abbildung 25).

Der Großblatt-Schneeball, sehr treffend auch Runzelblättriger Schneeball genannt (V. rhytidophyllum Hemsl.) mit immergrünen Blättern stammt aus Mittel- und West-China. Er wird zu einer stattlichen Gestalt und kann drei bis fünf Meter hoch werden, zudem ist er frosthart, verträgt Schatten, gilt als stadtklima- und sogar als industriefest, das alles sind ideale Voraussetzungen, um unter unseren Bedingungen gut zu gedeihen. Und so ist er inzwischen an zahlreichen Stellen in unseren Städten zu sehen.

 

Die großen immergrünen Blätter haben mit tiefer liegenden Blattrippen und aufgewölbten Blattflächen eine sehr markante – runzelige – Oberfläche, die Unterseite ist braunfilzig. Bereits ab September sind am Ende der Sprossachse die jungen Blütenstände für das nächste Jahr angelegt. Sie haben eine mit Drüsen besetzte braunfilzige Oberfläche und überdauern so gut geschützt den Winter. Im Mai öffnen sich die cremeweißen Blüten; sie stehen in flachen Schirmrispen (Abbildung 26 und 27).

Bereits im August entwickeln sich die Früchte, die zunächst leuchtend rot gefärbt sind, sich jedoch im Laufe des Reifeprozesses schwarz färben (Abbildung 28). Die Fruchtstände sind wegen ihres Glanzes und der Färbung in Rot und Schwarz besonders schön im Sonnenlicht anzusehen. Im Herbst werden sie zunehmend trocken, behalten aber ihre schwarze Farbe. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits die Blütenknospen für das nächste Frühjahr angelegt. Sie sind von zahlreichen bräunlichen Drüsen, die offensichtlich als Winterschutz ausreichen, bedeckt und überdauern so den Winter in unseren Breiten (Abbildung 29), bis sie sich im Frühjahr öffnen.

Bei der Arten- und Sortenvielfalt stellt sich die Frage, was pflanze ich auf den Golfplatz?

 

Insbesondere sollen hier unsere beiden einheimischen Arten, der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus L.) und der Wollige Schneeball (Viburnum lanata L.) empfohlen werden. Sie eignen sich für Gebüsche entlang der Golfplatzgrenze, zumal sie auch an schattigen Stellen wachsen.

 

Wenn allerdings etwas „Exotischeres“ gepflanzt werden soll, dann sind der Großblumige Duftschneeball (V. x carlcephalum Burksw.) und der Japanische Schneeball (V. plicatum Thunb. f. tomentosum (Micq.) Rehd.) zu empfehlen.

 

Auf einigen Golfplätzen ist der Runzelblättrige Schneeball (V. rhytidophyllum Hemsl.) aus Ostasien bereits anzutreffen. Das ist auch verständlich, denn er hat eine „perfekte“ Statur, ist absolut winterhart und hat neben den schönen Blütenständen auch die für etliche Schneeball-Arten typische Färbung des Früchte, zunächst rot und sich später schwarz färbend.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 4/2018

 

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